Kapitel 15

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Sicht: Legolas
"Legolas, was habt ihr gemacht? Ihr seid ja noch nasser als vorhin.", stellte Mithrandir fest und sah mich fragend an. Alle Blicke waren auf mich gerichtet, doch ich schwieg. "Wolltest du baden gehen oder bist du in den Fluss gefallen?", fragte Beren neugierig. "Keines von beiden.", antwortete ich knapp und stellte mich vor Ilari und Keldan. Dann öffnete ich meine Hand, in der die Kette war. Die Augen von den Beiden wurden groß. Mithrandir schmunzelte. Und ehe ich mich versah, erdrückten mich schon zwei Kinder. "Danke, Legolas.", sagten beide. Ich lächelte nur. Die Beiden lösten sich wieder von mir und ich übergab Ilari die Kette. Der sah zu seinem Bruder. Dieser nahm sie und legte sie seinem Bruder um. "Pass gut auf.", sagte Keldan und Ilari nickte lächelnd. Alle setzten sich zurück ans Feuer, wickelten sich in eine der beiden Decken, eine war wohl von Mithrandir, und aßen weiter. Ich gesellte mich zu dem Zauberer und er reichte mir ein Lembas. Ich nahm es dankend an und aß. "Ich übernehme die erste Wache.", sagte er beiläufig zu mir. Ich wollte gerade zum Sprechen ansetzten, doch er kam mir zuvor: "Auch ihr braucht mal Ruhe und eine Pause. Vergesst nicht, ihr müsst euch um die Kinder kümmern." Ich seufzte kaum merklich und nickte dann. "Ihr solltet auch bei den Kindern am Feuer schlafen, damit ihr trocknen könnt.", fügte er hinzu, da er wusste, dass ich lieber auf Bäumen schlief oder zumindest bei ihnen. "Na gut. Aber ihr wisst doch, Elben können nicht krank werden.", sagte ich und sah gespannt ins Feuer. Ruhe und eine Pause konnte ich echt gebrauchen. Kinder zu belustigen, war anstrengender, als gegen eine Horde Orks kämpfen. "Ich weiß, aber es tut euch und euer Kleidung trotzdem gut. Und die Kinder beruhigt es bestimmt, wenn ihr Lebensretter bei ihnen schläft.", sagte Mithrandir. Ich brummte.
"Gute Nacht.", kam es irgendwann von den Kindern und ich sah auf. Die Kinder machten es sich gerade unter den Decken bequem. "Schlaft gut.", sagten ich und Mithrandir. "Ach, was mir gerade einfällt. Soll ich mich um eure Kopfwunde kümmern oder bleibt die?", fragte Mithrandir und sah auf einen Punkt an meinem Haaransatz. Schnell fuhr ich mit meiner Hand an die Stelle und wieder zurück.
An meiner Hand klebte Blut. Ich starrte es an. "Das habe ich ja überhaupt nicht bemerkt.", murmelte ich verwundert. Mithrandir beäugte mich. "Ich glaube ihr solltet anfangen härter zu trainieren. Ich schwächelt.", meinte der Zauberer und behandelte die neue Wunde. "Ich glaub ihr habt Recht.", sagte ich seufzend und sah in den Himmel, dann legte ich mich schlafen.

"Legolas.", sagte jemand über mir. Ich wachte auf und sah Mithrandir entgegen. "Ihr könnt jetzt die Wache über nehmen.", sagte er. Ich nickte und setzte mich auf. Mithrandir legte sich schlafen. Ich sah ins Feuer und achtete auf Geräusche.
Irgendwann regte sich etwas bei den Kindern. Ich sah auf und sah, dass Beren wach geworden ist. Sie sah sich um, dann stand sie vorsichtig auf, um die anderen nicht zu wecken und gesellte sich zu mir. Ich schwieg und sah wieder ins Feuer. "Von wo kommst du?", fragte Beren. Ich ließ mir Zeit mit der Antwort.
"Ich komme aus Eryn Galen, aber du müsstest es unter dem Namen Düsterwald kennen.", sagte ich dann. Meine Stimme war leicht betrübt, bei dem Gedanken, dass der Wald mal so schön, gesund und fröhlich war, doch jetzt krank wurde. Sie sah mich an. "Ihr mögt den Namen 'Düsterwald' nicht, oder?", fragte sie ruhig und einfühlsam. Ich war leicht verwundert. Das mutige, aber voreilige und vorlaute Mädchen, dass Späße liebte, war ganz ruhig, bedacht und auch nachdenklich geworden. Sie hatte mich sogar mit 'Ihr' angesprochen. "Nein, ich mag ihn wirklich nicht. Eryn Galen heißt Grünwald. Und genauso so war meine Heimat auch. Grün, farbenfroh und nicht düster, was ihm den heutigen Namen gegeben hat. Die Bäume waren gesund und fröhlich. Jetzt werden sie krank und sterben. Riesenspinnen dringen immer weiter vor und nehmen uns Land und Gut. Immer mehr Orks greifen an. Kurz gesagt, dem Wald geht es schlecht.", erklärte ich ihr. Das Mädchen sah mich erstaunt und auch ein wenig mitleidig an. "Das hört sich schrecklich an.", sagte sie dann. Ich nickte. "Aber wir Tawarwaith schaffen das.", sagte ich dann aufmunternd und mehr zu mir als zu Beren. "Tarwar was?", fragte sie. "Tarwarwaith. So heißen wir Waldelben aus dem Waldlandreich.", erklärte ich. Mein Blick war immer noch aufs Feuer gerichtet. Wir beide schwiegen.
"Ehm... Legolas. Darf ich Euch was fragen?", fragte sie leise und ein wenig schüchtern. "Immer doch. Ich kann nicht nur jede Frage beantworten.", sagte ich. Das Mädchen zögerte und ich sah zu ihr. "Wenn wir in Thal sind und ihr dann weiter zieht, darf...", fing sie an und stockte. Dann holte sie tief Luft und sah mir in die Augen. "Darf ich Euch dann begleiten?", beendete sie dann ihren Satz. Ich schwieg und senkte den Blick. Ich konnte sie nicht mitnehmen. Nicht zu den Zwergen und Vater wäre auch nicht begeistert gewesen, wenn sie mich in den Palast begleitete. "Es tut mir leid, aber das geht nicht.", sagte ich und fragte mich, warum es mir so schwer fiel. War es, weil ich die Vorfreude und die Hoffnung auf kommende Abenteuer und Ende des Straßenkindleben in ihren Augen sah?
Wahrscheinlich. Ich kannte die Vorfreude. Immer wenn ich endlich aus dem Palast kam, hatte ich diese. Ich liebte es jedes mal, wenn ich mit auf Patrouille gehen konnte, doch das wurde immer seltener. Andere Arbeit, die mich auf das Königleben vorbereitet, nahm immer mehr meine Zeit in Anspruch.
Beren schwieg. Ihr Blick war getrübt. Ich seufzte und sah wieder ins Feuer. "Du solltest wieder schlafen gehen.", sagte ich dann. Sie nickte und ging wieder zu ihrem Schlafplatz. Ich sah in den Himmel. "Wann werden die Sterne wieder leuchten?", murmelte ich betrübt vor mich hin.

Bei den ersten Sonnenstrahlen wachte Mithrandir auf und kam zu mir. "Au vaer (* Guten Morgen).", grüßte er mich. "Au vaer, Mellon nin.", erwiderte ich den Gruß. Ohne ein Wort zu verlieren oder uns absprechen zu müssen packten wir zusammen und machten Frühstück. Dann weckte wir die Kinder. "Guten Morgen.", grüßten diese verschlafen und rieben sich die Augen. Wir aßen zusammen, dann ging ich wieder die Trinkbeutel auffüllen. Keldan begleitete mich. Mithrandir löschte das Feuer und der Rest der Kinder packten den Rest vom Frühstück und die Decken weg.
Ich ging in die Hocke und füllte die Beutel. "Wie lange werden wir noch reisen?", fragte Keldan und blieb sicherheitshalber vom Flussufer entfernt. "Nicht mehr lange, dann seid ihr Zuhause.", beantwortete ich seine Frage und stand auf. "Wie lange?", hakte der Junge nach. Ich seufzte. Menschen, besonders Kinder, stellten immer so viele Fragen. "So lange wie wir brauchen.", sagte ich nur und lief zurück zum Lager. Keldan folgte mir. "Das heißt?", fragte er wieder. "Ein bis drei Tage. Es kann aber auch länger dauern, wenn wir einen Umweg gehen müssen.", sagte ich und ging zu Hamish. Einen Beutel befestigte ich an ihm. Den anderen gab ich dem Zauberer. Dann stieg ich auf und wir zogen weiter.

Hey,
Ich hab eine Frage: Heißt der Düsterwald eigentlich Eryn Galen oder Eryn Lasgalen?
Ich würde mich auf eine Antwort freuen.

I phin ú-bain idh reniar ben-râd (Legolas Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt