Fürst Elean Theo von Vesil war noch nicht nach Hause gekehrt, da machte sich Prinz Tavan bereits auf den Weg. Er reiste alleine und ließ niemanden an seinen Gedanken Teil haben. Er bat um eine Audienz beim König und blieb hartnäckig, bis er schließlich zu ihm durchgelassen wurde. Der König schien verwundert, den jungen Fürsten zu sehen. Doch schnell wich seine Verwunderung einer gewissen Belustigung, gepaart mit Abneigung und Frust. Tavan fiel auf die Knie. »Eure Hoheit«, brachte er schweren Atems hervor. Sein Herz schlug so schnell, dass sich der Thronsaal drehte. »Ich bin wegen Eurer Tochter gekommen. Prinzessin Elana.«
»Ist das so?« König Eloras Kahn von Numeru richtete sich in seinem Thron auf. Seine schwarzen Haare waren lang und seidig, seine grünbraunen Augen funkelten. Mit seinen harten und strengen Gesichtszügen, strahlte er eine große Autorität aus und Tavan musste mehrmals seine Furcht hinunter schlucken, bevor er weiter sprechen konnte. »Ich möchte um die Hand Eurer Tochter anhalten, Eure Hoheit. Ich liebe sie, sie ist die schönste Gestalt unter dem Himmel. Ich würde mein Leben für sie geben, ich bitte Euch ... «
Der König gab ein knurrendes Geräusch von sich und sprang von seinem Thron. »Ihr wagt es tatsächlich, um ihre Hand anzuhalten, nachdem Ihr sie als Leibeigene habt dienen lassen?!«
»Ich bereue aus tiefsten Herzen, was geschehen ist, Hoheit. Ich möchte meine Fehler wieder gut machen, an ihrer Seite.«
»Ihr könnt froh sein, dass ich euch nicht hängen lasse!«, donnerte der König. Er hatte drohend die Hand erhoben. Die Zornesröte stand in seinem Gesicht. »Meine Tochter ist schwerkrank, nie im Leben würde ich sie in Eure Hände geben, Prinz Tavan . Allein Eurem Vater, meinem treuen Freund, und dass Ihr Euch der Reue bekennt, ist die Tatsache zu verdanken, dass ich so gnädig bin. Auspeitschen hätte ich Euch lassen sollen. Dienen hättet Ihr sollen unter den Küchenjungen.« Er ließ die Hand wieder sinken und gab seinen Wachen ein kurzes Zeichen. »Bringt ihn in den Kerker. Sein Vater soll ihn holen, wenn er morgen früh abreist. Vielleicht klärt die kühle Luft dort unten seinen Verstand!« Die Wachen packten Tavan unter den Armen. »Eure Hoheit!«, rief er.
»Noch ein Widerwort und ich lasse Euch auspeitschen.«
Die Wachen brachten ihn weg. Tavan schwieg, doch in ihm kochte es. Zorn und Verzweiflung wechselten sich ab und erschufen ein Feuer, dass Tavan zu Boden zwängte. Er saß auf dem kühlen Boden seiner Zelle und spürte nichts außer einem scharfen, heißen Schmerz. Er musste sie wiedersehen. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, sie alleine zu lassen. Er wollte mehr. Er wollte sie ...
Tavan verlor das Gefühl für die Zeit. Er kniete einfach nur da und starrte die graue, schmutzige Wand an. Es roch entsetzlich nach Fäkalien. Die Insassen der Zellen pissten und kackten überall hin, die Eimer, die man ihnen gegeben hatte, quollen über. Man hatte ihn in einen Käfig gesperrt wie einen Verbrecher. Tavan fühlte sich wie ein armer Bettler. Verloren in einer Welt, die ihm nichts bot und nur nehmen konnte.
»Tavan.« Ein leises Flüstern ließ ihn aus seiner Starre fahren. Er umklammerte das Gitter.
»Prinzessin Elana!«
»Seit leise«, ermahnte sie ihn. »Ich kann Euch hier nicht rausholen, doch ich wollte Euch, zumindest noch einmal wieder sehen.« Tränen traten in ihre Augen.
»Bitte weint nicht.« Tavan streckte seine Hand durch das Gitter und wischte ihr die Tränen von der Wange. Etwas löste sich in ihm und ein Teil von ihm erwachte, der alles tun würde, damit Elana aufhörte zu weinen. Dieser Teil in ihm war groß und mächtig. Er breitete sich aus wie Gift, ein herrliches Gift. Entschlossenheit. Für einen Moment war er losgelöst von aller Angst und jeglicher Zurückhaltung. »Ich hole Euch hier raus, Prinzessin. Ich werde Euren Wunsch erfüllen. Bei Sonnenaufgang wird mein Vater mich hier rausholen, aber ich werde nicht nach Vesil zurückreiten. Ich befreie Euch. Wenn das Euer Wunsch ist, mit mir frei zu sein, dann verspreche ich, bei meiner Ehre, bei meinem Namen, bei allem, was ich bin und sein werde, ich werde ihn erfüllen.«
Elana lächelte. Sie lächelte und doch weinte sie. Sie wirkte nicht überrascht, aber erleichtert. Ihre Anwesenheit machte alles so viel schöner. Selbst die Feuer der Hölle wären zu singenden Flammen eines wunderbaren Liedes geworden, wenn sie nur da war. »Ich erwarte Euch im Hinterhof«, sagte sie leise und drückte ihm ein Stück Papier in die Hand. Dann verschwand sie auf leisen Füßen. Tavan schaute ihr eine ganze Weile nach. Was hatte er gerade getan? Er hatte ihr ein Versprechen gegeben, ein Versprechen, das er ihr niemals hätte geben dürfen. Was er vorhatte, war eine Entführung. Nein! Was sie vorhatten, war Hochverrat! Tavan wurde schlecht. Es gab kein Zurück mehr. Ein Versprechen war ein Versprechen. Aber was war mit dem Versprechen, welches er dem Land gegeben hatte und seine Verpflichtung gegenüber seinem Vater und ganz Vesil? Wenn er mit Elana fortging, konnte er nicht mehr zurückkommen. Das war ihm schmerzlich bewusst. Er rammte seine Faust gegen die Wand. Verflucht, was hatte er getan? Schmerz durchzog seine Hand, wanderte in seinen Arm. Es fühlte sich gut an. Tavan fühlte sich lebendig. Pure Energie strömte durch seinen Körper. Was hatte er getan? Er hatte sich befreit. Was würde er jetzt machen? Geh auf eine Reise, die mehr ist, als alles vorherige in deinem Leben! Der Philosoph sprach seine Worte in einem Duett mit dem Teil, der erwacht war und für Elana alles tun würde. Es war die Liebe, die schrie, und das Leben, die Lebendigkeit. Tavan wurde ruhig. Ganz ruhig. Hatte er nicht schon längst eine Entscheidung getroffen? Er setzte sich auf die kalte Pritsche und hielt das Papier in das Licht einer Fackel, die außerhalb seiner Zelle hing. Es war eine Zeichnung. Eine Karte, die ihm den Weg vom Kerker bis zum Hinterhof des Schlosses zeigte. Tavan lächelte und steckte das Papier ein. Elana musste geahnt haben, dass er sich für sie entschied. Oder wusste sie es gar? Sie war wirklich ein sonderbares Mädchen. Fast als wäre sie nicht von dieser Welt. Tavan lehnte sich gegen die kalte Mauer und wartete.
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Diener des Himmels
RomanceTavan ist auf der Suche nach mehr, bis er ihr das erste Mal in die Augen sieht - einer jungen Sklavin mit ungebrochenen Augen. Von da an, verändert sich alles. »Verlangt Ihr nicht nach mir?« Sie kam noch näher. Ihr Atem streifte seine Wangen. Ihre...