The A.M. || Part 03

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+Part 03 - Harry+

Mein neuer Job war ... nun, nicht gerade das Gelbe vom Ei, aber eben auch nicht totaler Mist. Ich hatte leider nicht die Chance, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten, wie ich es mir gewünscht hatte. Na ja, zumindest nicht auf die Art und Weise, wie ich es in England gekonnt hatte. Hier bekam ich aber mehr Geld im Monat und hatte genauso viel zu tun.

Ich hatte mir einen Job in einem kleinen Strandcafé ergattert, kellnerte nun von Montag bis Freitag in wöchentlich unterschiedlichen Schichten. Mal in den Mittags- und frühen Nachmittagsstunden, mal am Abend und vielleicht auch mal in der Nacht, denn das Café hatte ebenso eine Bar. Am Wochenende hatte ich frei bekommen, was mir ganz gut gefiel.

Nun, da ich einen Job hatte, fehlte mir nur noch eins: ein eigenes Dach über dem Kopf. Denn in dem kleinen Hotel ließ es sich kaum noch länger aushalten und außerdem war es ziemlich weit weg von meiner Arbeit, zu weit im Inland. Und da ich schon seit etwas länger als einem Monat mit zwei warmen Duschen wöchentlich und einer alten Couch mit metallenen Sprungfedern auskommen musste, hatte ich so langsam wirklich die Schnauze voll. Und mein Rücken erst! Ich konnte mich schon gar nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal ohne Schmerzen in den Schulterblättern oder im Nackenbereich aufgewacht war.

Die Frage war: Wo bekam ich eine anständige Wohnung her, die sich von meinem Gehalt bezahlen ließ, möglichst in Strandnähe lag und die ich sofort beziehen konnte? Denn ich würde garantiert nicht noch einen Monat warten, das machte mein Rücken nicht länger mit. Traurig, dass ich das schon sagen muss, wenn ich noch zwanzig Jahre jung bin.

Ich lachte leise über mich selbst und ging weiter sie Strandpromenade entlang, kam gerade von meinem zweiten Meeting mit meiner neuen Chefin, Amelia Robinson, die eine warmherzige, leicht rundliche Mittdreißigerin war. Sie hatte mich mit Freuden in dem Café ihres Vaters eingestellt, dessen Führung hauptsächlich sie selbst übernahm. Ihr Vater saß meistens hinten in einem kleinen, abgeschotteten Büro und kümmerte sich um die Finanzangelegenheiten, wie mir Amy, wie ich sie nennen sollte, verraten hatte.

In meiner Rechten hielt ich meine Kontoauszüge, auf denen nun mein erstes Monatsgehalt zu sehen war, und den Schichtplan der gesamten Kollegschaft für den kompletten nächsten Monat, auf dem meine eigenen Schichten mit einem orangefarbenen Textmarker markiert waren. Nächste Woche hatte ich Montags und Dienstags Frühschicht, was hieß, dass ich halb neun antanzen musste, und Mittwochs bis Freitags Spätschicht, beginnend um vier, für den Schichtwechsel musste ich aber mindestens eine halbe Stunde eher da sein.

Im Grunde genommen waren das doch alles sehr humane Zeiten. Zumal ich sowieso jeden Morgen um sieben aus dem Bett und unter die Dusche stolperte. Das hatte ich während meiner Schulzeit jahrelang jeden verflixten Tag getan - diese Macke wurde ich einfach nicht mehr los. Da konnte ich tun und lassen, was ich wollte. Selbst wenn ich sechs Uhr morgens ins Bett ging, ich hatte es tatsächlich schon mal ausprobiert, war ich eine Stunde später wieder wach und wälzte mich im Bett herum, bis es mir zu viel wurde und ich die Dusche wählte. Aber eigentlich hatte das ja auch seine guten Seiten. Schließlich verpennte ich so nicht den halben Tag wie gewisse andere Personen, die ja angeblich 'perfekt' waren.

Ich schüttelte den Kopf. So sollte ich nicht über Zayn denken. Und schon gar nicht, wenn er doch eigentlich ein so etwas wie ein Freund geworden war, nachdem ich abgehauen und ihm dann immer öfter geschrieben hatte. Das Schreiben hatte mittlerweile wieder abgenommen, die Jungs bekamen von mir einen wöchentlichen Report via SMS und jeden Monat, oder jeden zweiten, einen Skypeanruf. Mit Niall schrieb ich fast gar nicht, was daran lag, dass ich ihn endlich vergessen musste.

Und plötzlich machte es klick in meinem Kopf und nicht Nialls Bild schwebte mir vor Augen, sondern ein anderer Kerl mit blonden Haaren und blauen Augen, der jedoch einen Lippenpiercing hatte, von dem ich ganz genau wusste, wie wunderbar kühl er sich an meine Unterlippe schmiegte. Gottverdammt, worüber denkst du nach, Styles?!

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