The A.M. || Part 07

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+Part 07 - Harry+

Wir saßen auf der Bank. Nebeneinander. Unsere Oberschenkel berührten sich, unsere Schultern ebenso. Und doch starrten wir beide gerade aus und nicht einander in die Augen. Ich wollte in seine Augen sehen, traute mich aber nicht, den Kopf zu drehen, hatte Angst davor, dass er nicht zurückblicken würde.

"Du bist also verliebt." Sagte er plötzlich. Er hat das ganze Gespräch gehört.

Ich nickte, denn das jetzt noch zu leugnen war sowieso sinnlos. "Ja."

"In", er machte ein lange Pause, ich sah ihn schlucken, "in ... mich?"

"Ja." Meine Wangen fühlten sich warm an.

"Oh."

"Hmm."

Wir sahen weiter geradeaus. Aber irgendwann hielt ich die Stille nicht mehr aus. "Luke", ich drehte mich nun doch zu ihm, "wenn dir das unangenehm ist, du dich bedrängt fühlst oder irgendwas, sag's mir. Ich ... ich kann ausziehen bei euch, ich kann mir eine andere kleine Wohnung suchen oder notfalls auch wieder in einem Hotel bleiben. Und wenn du nicht willst, dass ich überhaupt hier bin, also hier in Sydney, dann kann ich auch meine Taschen packen und zurück nach England gehen. Das wäre kein Problem. Mit meinem Gehalt kann ich mir das Flugticket leisten, ich kann morgen weg sein, wenn du willst."

Er sah mich nicht an, hörte mir aber zu. Und dann lachte er. Erst leise und schwach, dann immer lauter, bis er schließlich den Nacken in den Kopf legte und auf der Sitzfläche weit nach vorn rutschte. Er lachte und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Wollte, dass er endlich etwas sagte, egal was. Egal, ob es ein "Hau schon ab" oder ein "Komm in meine Arme" war. Obwohl mir natürlich Letzteres eindeutig lieber wäre.

Ich beobachtete ihn. Beobachtete, wie seine Augen sich eng zusammenkniffen, wie sich kleine Fältchen in den Augenwinkeln bildeten, wie seine Nase sich rümpfte und wie sein Lippenpiercing hin und her ruckelte, wie die Haut seiner Lippen sich dehnte, wie die Sonne dem allen einen goldenen Schimmer gab und wie wunderschön er aussah. Sah den langen, schlanken Hals und den Adamsapfel, der auf und ab hüpfte, die kleine Kuhle zwischen seinen Schlüsselbeinen, seine langen Arme mit den weichen Muskeln, die sich um seinen Bauch legten. Die langen Beine, so schmal, und seine Knie, die leicht rot waren. Ließ das Lachen wie Musik in meinen Ohren widerhallen, wollte es nie vergessen, diesen Moment, so ungewissenhaft er auch sein mochte, nie vergessen.

Es stimmte nicht, was ich gesagt hatte. Ich war nicht nur verliebt in ihn. Es war schon so viel mehr geworden, so viel mehr, als es bei Niall je gewesen war. Bei Niall hatte ich nie dieses übersprudelnde Gefühl von lauter Glück in der Brust gehabt. Bei Niall hatte nie meine Kopfhaut gekribbelt, weil ich vor Aufregung beinahe platzte. Bei Niall hatten meine Fingerspitzen noch nie vor Elektrizität gezuckt, nur weil ich seine Haut berührte. Aber bei Luke war alles so ... anders. Und neu. Und aufregend und ich wollte ihn so sehr, dass es wehtat, aber auf eine gute Art und Weise. Es zog und zerrte in meinem Inneren in seine Richtung und ich wollte nichts lieber als nachgeben und in dem Gefühl baden, aber solange er mich noch keine Antwort gegeben hatte, konnte ich nichts tun. Saß da wir erstarrt und war dazu verdammt, ihn nur anzusehen und nicht zu berühren.

Und dann lehnte er sich zu mir, ließ den Kopf auf meine Schulter fallen und schloss die Augen. "Wir sind schon zwei ziemliche Dummköpfe, meinst du nicht auch?"

Ich wusste nicht, was er meinte. "Wie meinst du das?"

Er rückte noch näher an mich heran, ich hieß seine Wärme willkommen, musste aber endlich wissen, was das bedeutete. Er drehte den Kopf, lehnte sein Kinn so auf meine Schulter, dass er mich ansehen konnte. "Hast du's wirklich nicht bemerkt? War es nicht total offensichtlich? Ash hat gesagt, ich hätte es nicht offensichtlicher machen können."

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