The A.M. || Part 06

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+Part 06 - Harry+

Sein Rücken versteifte sich ganz plötzlich unter meinen Fingern. Ich spürte, wie die feinen Muskeln sich an- und verspannten, sah wie seine Schultern sich strafften und sein Kieferknochen hervortrat, als würde er die Zähne heftig zusammen beißen. Drückte ich zu fest zu? Tat ich ihm weh?

Ich strich ein letztes Mal über seine Haut, ließ dann widerwillig von ihr ab. Ich hätte das noch stundenlang machen können. "Fertig."

Er nickte, drehte sich zu mir um und lächelte. "Danke. Soll ich dir auch helfen, oder kommst du alleine klar?" Das Lächeln hätte mich beinahe überzeugt, hätte ich nicht den kalten Funken in seinen Augen aufgeschnappt.

Ich runzelte die Stirn. "Alles okay?"

Er zuckte zusammen. "Was?"

"Ich hab gefragt, ob alles okay ist?" Ich hielt meine Hand gegen seine Stirn. "Du bist ziemlich blass - geht's dir nicht gut? Musst du nach Hause? Ich kann Ash bescheid sagen und dann können wir gehen, du musst dich bestimmt nur hinlegen. Du hast in letzte Zeit nicht viel geschlafen, das hab ich mitbekommen. Stehst du irgendwie unter Stress?" Gott, war das peinlich.

Ich wollte gar nicht so einen Redeschwall hervorbringen. Aber es war einfach so aus mir herausgesprudelt. Ich konnte es nicht stoppen, die Sorge in mir breitete sich mit jeder Sekunde mehr aus. Gerade eben war noch alles gut gewesen, ich hatte die Röte seiner Wangen gesehen, hatte es als Erfolg für mich verbucht. Denn wenn er so reagierte, konnte das doch nur bedeuten, dass es wegen meiner Berührungen war, oder?

Ich wusste nicht genau, was mit mir los war, aber in letzter Zeit hatte ich wieder angefangen, meine Träume zu genießen. Sie handelten nicht länger von meiner unerwiderten Liebe zu Niall, nein. Immer öfter sah ich ihn mit Zayn und immer öfter schlich sich dabei ein warmes Gefühl in meine Brust, das explodierte, sobald sich wieder die langen Arme um mich schlangen und ich mich gegen den warmen Körper des Traum-Lukes lehnen konnte.

Ich versuchte gar nicht erst zu leugnen, dass er es war, von dem ich träumte. Und ich versuchte auch nicht zu leugnen, dass es in mir kribbelte, wenn ich ihn sah, und dass ich schon das ein oder andere Mal aus einem ganz anderen Traum aufgewacht war und unter der allmorgendlichen Dusche dann selbst Hand anlegen musste. Morgens kalt duschen war einfach keine Option. Außerdem war die andere Variante auch viel angenehmer.

Und ich würde auch nicht leugnen, dass mir selbst dabei das Bild von vollen Lippen, einem Piercing, blonden Haaren und blauen Augen, die halb geschlossen waren und leicht flatterten, vor Augen schwebte. Dass ich mich an seine Bewegungen erinnerte, wie er sich unter mir gewunden hatte, sein Wimmern und der leise Schrei, als er gekommen war und sich eng um mich zusammengezogen hatte.

Vielleicht war ich gerade dabei, mich in Luke zu verlieben. Ich hoffte es. So sehr, dass es beinahe schon wehtat. Und ich hoffte, dass es dem Blonden genauso ging, dass er endlich meine Blicke bemerken würde, die ich ihm immer zuwarf, hoffte, dass Ashton wirklich nur sein bester Freund war. Manchmal benahmen die zwei sich wie ein Paar. Manchmal hockten sie gemeinsam auf der Couch wenn ich nach Hause kam, die Beine miteinander verschlungen, Ashtons Kopf auf Lukes schmaler Schulter, Lukes große Hand in den dunkelblonden Locken, ein zufriedenes Lächeln auf beiden Gesichtern.

Ich wusste, dass sie einander sehr nahe standen, ich wusste, dass Ashton verrückt nach Körperkontakt war. Aber dennoch sprudelte jedes Mal die Wut in mir hoch und verwandelte mich in einen Vulkan kurz vor dem Ausbruch.

Dasselbe war vorhin im Café passiert. Ashton hatte Luke einfach angesprungen und sich an ihn gepresst und Luke hatte ihn auf die Stirn geküsst und es hatte mich viel zu sehr an den Abschied von Niall am Flughafen erinnert und an die zerschmetternden Gefühle, die dabei in meiner Brust getobt hatten. Gott, wie sehr hatte ich Ashton in diesem Moment gehasst. Ich hätte ihn mir beinahe gegriffen und eigenhändig seinen Schädel auf eine der Tischplatten geknallt, so lange, bis verdammt noch mal die Nachricht in seinen Kopf gesickert war, dass er sich von meinem Luke fernzuhalten hatte. Wann in meinem Kopf aus einfach nur Luke 'mein Luke' geworden war, wusste ich nicht. Aber es war da und ich würde es nicht leugnen, niemals.

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