Er steht da, Kopf leicht zur Seite geneigt und schaut mir in die Augen. Was soll ich ihm antworten? Na, am besten die Wahrheit sagen, aber ich schaffe es nicht. Ich bin wie eine Statue, regungslos. Mein Herz rast.
Mich wundert es wieso er nicht die Polizei angerufen hat. Und wieso bin ich eigentlich diejenige, die so viel Angst hat? Ich bin die Verbrecherin. Er sollte sich fürchten. Aber so bin ich und das war ich schon seitdem ich denken kann. Meine Freunde nannten mich auch immer Angsthase und spielten mir Streiche. Zum Beispiel versteckte sich ein Junge aus meiner Klasse in meinem Schließfach und als ich die Bücher rausholen wollte, sprang er raus. Alles was sich bis zu diesem Zeitpunkt in meinen Händen befand, war wortwörtlich in der ganzen Schule verteilt. Gott sei Dank kriegte ich keinen Herzinfarkt. Alle lachten, außer ich.
"Also? Was zur Hölle machen sie hier? Soweit ich weiß, ist es mein Haus." , der Mann macht einen Schritt nach vorne, was mein Herz noch schneller schlagen lässt. Ich bin mir sicher er kann es hören und wenn ich mich nicht sofort beruhige, springt es gleich aus meiner Brust.
"Ich, also...es ist so", meine Augen füllen sich mit Tränen. Das hast du jetzt davon Deborah. War ne echt super Idee. "Ja? Los, sagen sie schon.", okay jetzt schaffst du es aber. "Also ich hatte so...s-so hunger, ich bin... ich weiß nicht, es tut mir leid. Ich habe kein Geld. I-ich wollte nichts klauen, außer essen, ich schwöre es Ihnen. Tut mir so so... oh mein Gott es tut mir leid", ich setze mich hin, ich weiß ich sollte einfach so schnell wie möglichst verschwinden, aber ich habe keine Kraft.
"Wie bitte?", er staunt und es wundert mich ehrlich gesagt auch nicht. "Ja ich weiß blöd, wenn sie erlauben gehe ich.", ich will gerade aufstehen doch dann sagt er: "Nein, setzen sie sich bitte nochmal. Bitte", ich tue was er sagt, wenigstens das. Er nimmt zwei Gläser, schenkt Orangensaft rein und setzt sich auf den Stuhl neben mir. "Also erstmal, beruhigen sie sich bitte, ich tue ihnen nichts und ich werde auch nicht die Polizei rufen.", ich nicke und nehme einen Schluck von dem Orangensaft. "Ehm... könnten sie mir vielleicht nochmal erzählen was passierte und warum sie hier sind?", ich gucke ihn an und atme tief ein. Ja, ich werde es ihm erzählen. Er scheint vertrauenswürdig zu sein und wenn dies sein Wille ist, werde ich das für ihn tun, als Entschuldigung. "Gut also...hmm wie soll ich anfangen." - "Na am besten von Anfang", er lacht auf. Seine Lache ist so ehrlich und steckt mich sofort an. "Ja, das ist wirklich sehr sinnvoll. Also alles fing an, als meine Mutter uns verlassen hat, mich und meinen Vater. Mein Vater hat sich so verhalten, als ob ich gar nicht existierte, er kam spät nachhause und kaufte nur selten ein. Als meine Oma das erfuhr, sagte sie ich würde bei ihr einziehen. Sie hat sich wirklich um mich gesorgt. Sie war ein Engel auf Erden. mein Schutzengel.", ich musste lächeln "Doch vor ein paar Monaten starb sie und da fing mein Albtraum an. Nachdem ich für ihre Beerdigung bezahlt habe, hatte ich kein Geld und landete auf der Straße. Und nun bin ich hier. Wieso genau? Weil ich fast verhungerte und mir dann diese dumme Idee kam, als ich sah, dass sie wegfahren. Ich wollte mich nochmal entschuldigen. Sie werden mich nie wieder sehen.", er nimmt meine Hand und spricht "Ich bin ihnen nicht böse, ich weiß nicht was ich in so einer Situation tun würde.", er ist wirklich ein netter Kerl.
"Wie heißt du eigentlich?"- "Ich?"- "Nein, die Frau hinter dir.", sagt er und kichert. Ok, das war aber auch wirklich eine bescheuerte Frage. "Ich bin Deborah."- "Sehr schöner Name, ich bin Harry", wieso um Himmels Willen werde ich denn jetzt rot? "Auch schön. Ich sollte jetzt wirklich gehen",ja gehen sollte ich wirklich, aber wohin? Als hätte er meine Gedanken gelesen fragt er: "Und wohin willst gehen?", ich schaue ins Glas mit der orangenen Flüssigkeit und drehe es in meinen Händen. "Irgendwo", ich versuche zu lächeln, doch mir fällt es schwer. "Willst du vielleicht für ein paar Tage hier bleiben? Vielleicht könnten wir einen Heim für dich suchen.", er ist lieb, viel zu lieb und ich möchte es nicht ausnutzen. "Nein, danke. Ich werde es schon irgendwie überleben.", er scheint ein bisschen enttäuscht zu sein. "Wirklich nicht?" - "Wirklich.", ich stehe auf, stelle mein Glas und nehme meine Tasche in die Hand. "Wie du möchtest, für mich wäre es kein Problem. Aber dann nimm wenigstens was zu essen mit, ich habe genug. Vielleicht willst du auch ein neues Shirt oder möchtest du hier duschen?" - "Nein, nein." - "Doch, doch. Hier nimm die Brötchen mit und diese Äpfel auch, ich esse die eh nie. Brauchst du eine Tüte?", bevor ich überhaupt was sagen kann, nimmt er meine Tasche und packt Essen und sogar zwei Shirts rein, ich schaue ihm nur zu. "Ach weißt du? Ich hab noch was.", er rennt nach oben und kommt dann mit einem kleinen Gegenstand wieder. "Nimm das bitte.", ich nehme es in die Hand und gucke es mir genau an. Es ist ein Handy, ein iPhone."Nein! Bitte hör auf, ich habe es nicht verdient.", er zieht eine Augenbraue nach oben, "Mach kein Drama Debbie, ich benutze es sowieso nicht. Da ist 20 Pfund drauf, ruf mich an, wenn du Hilfe brauchst", ich will nicht undankbar klingen, also erwähne ich nicht, dass ich keine Möglichkeit habe dieses Gerät aufzuladen. Ich stecke es in meine Tasche. "Harry?", fang ich an "Ja?" - "Du wirst mich vielleicht für eine Idiotin halten, aber... darf ich dich umarmen? Ich stinke nicht!", sage ich zum Spaß schnell hinterher, aber es entspricht der Wahrheit. Wie schon gesagt nutze ich immer öffentliche Toiletten. Harry nimmt aber den letzten Satz sehr Ernst auf "Deborah, auch wenn du streng riechen würdest , würde ich dich umarmen. Ich weiß, dass du bisschen Nähe brauchst. Also komm her", er öffnet seine Arme und sobald ich in der Nähe bin, drückt er mich fest an sich, als hätte er mich nie loslassen wollen. Nach gefüllten 2 Minuten lösen wir uns voneinander. "Soll ich dich irgendwo bringen? Schläfst du... in bestimmten Plätzen?", ich weiß, dass es ihm unangenehm ist so eine Frage zu stellen. "Ist es weit von hier bis zum Stadtzentrum?" - "Nein, außerdem wollte ich sowieso dahin.", er nimmt meine Tasche und geht in die Richtung der Eingangstür, ich hinterher.
Schon bald sitzen wir im Auto und fahren los. Ich genieße die Stille und lasse mir nochmal alles durch den Kopf gehen. Das was war wirklich was komplett neues für mich.
"Oh, ich liebe diesen Song!", höre ich von der Seite und das Radio wird sofort lauter gestellt. Nun lauschen wir beide der Musik, doch ungefähr ab dem Refrain fängt Harry an mitzusingen. Meine Augen weiten sich automatisch, er hat wirklich eine super Stimme. "Bist du ein Sänger?", diese Frage löst bei ihm einen Lachkrampf aus. "Ich?" - "Nein Harry, der Mann hinter dir", sage ich und pruste los. "Ach Debbie. Ja ich bin ein Sänger... unter der Dusche", er zwinkert mir zu, was mich noch lauter lachen lässt.
"So, da wären wir.", wir halten an. "Und wo gehst du jetzt hin?", fragt er. "Die Subway.", antworte ich und steige aus dem Auto, er bleibt sitzen. "Und du?" - "Ich treffe mich in einer halben Stunde mit einem Kumpel. Eigentlich sollten wir uns früher treffen, aber er hat einen Anruf von seinem Arbeitsgeber gekriegt und musste was erledigen.", ach so, deshalb ist er davor losgefahren.
"Na dann, viel Spaß. Ciao" - "Ciao bella, ich hoffe wir sehen uns irgendwann wieder.", ein Lächeln macht sich auf meinem Gesicht breit.
Ich gehe Richtung Subway und lasse mir noch einmal alles durch den Kopf gehen. Unglaublich.
Harry ist echt 'n Cuter, oder? Wer shippt die beiden? Ich schon!*meldet sich*
xoxo just_sapa
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Das Licht am Ende des Tunnels
FanfictionDeborah's Leben war nicht immer so schwer, wie jetzt. Durch die Geschehnisse in ihrer Vergangenheit, landet sie auf der Straße. Eines Tages begeht sie eine Straftat und trifft sie auf den jungen, gut aussehenden Harry. Dieser ist von dem Mädchen be...