Kapitel 4

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Angekommen.

Die Straßen sind so lebendig, aber so tot. Ich sehe tausende Lichter, tausende Gesichter, jedoch keiner von den Menschen lebt, sie sind alle auf die überteuren Smartphones konzentriert, sie verstecken sich dort.

Ich gehe an einem Hotel vorbei, hätte ich nur Geld. Weiter, ich sehe den Eingang zu der Londoner Subway. Mein neues zuhause? Etwas besseres finde ich ja eh nicht. Ich gehe die Treppen runter und höre mir einen sehr bekannten Klang. Und nein, damit eine ich nicht den Geräusch der anhaltenden Bahn.

Ein Mann, bisschen älter als ich, spielt auf seiner schon etwas kaputten Gitarre, trotzdem klingt es toll. Ich bleibe stehen. Er spielt eins meiner und meiner Omas Lieblingslieder, I will survive von Gloria Gaynor. Ich erinnere mich noch daran wie meine Oma immer das Radio sehr laut gestellt hat und wir beim Kochen zu den Melodien getanzt haben. Automatisch fange ich an meinen Kopf zum Rhythmus zu bewegen und der Mann lächelt mich an. Plötzlich fragt er mich ob ich vielleicht Lust hätte mitzumachen. Zuerst schüttle ich meinen Kopf doch er gibt nicht auf. Ich gucke ihn belustigt an und fange leise an zu singen. Doch mit der Zeit werde ich immer lauter und eine Menge von Menschen versammelt sich um uns herum. Als das Lied zu Ende ist kriegen wir eine riesen Applaus.

Gerade als ich weg will, greift der Mann nach meiner Hand. "Ohne dich hätte ich nie im Leben so viel verdient, die Hälfte gehört dir" , er öffnet meine Hand und legt darauf paar Münzen und drei zerknüllte 5 Pfund Scheine. "Ich kann es nicht annehmen, das ist ihr Geld!" , ich will dieses Geld wirklich nicht, dieser Mann braucht es genau so dringend wie ich. "Wie schon gesagt, du hast ne Menge dazu beigetragen also nimm es. Ich meine es Ernst." , er drückt meine Hand zu und geht langsam weg. Ich schaffe es noch "Danke" hinterher zu schreien. Er dreht sich um, lächelt und verschwindet dann in der Bahn.

Okay. Die letzten zwei Tage waren wirklich etwas anders. Ich habe zwei liebe Personen und einen alten Trottel kennengelernt. Außerdem bin ich hier gelandet. Tja was mir wohl noch im Laufe der Zeit passiert?

Ich nähere mich einer leeren Bank, die heute als mein Bett dienen wird. Ich setze mich hin. Von Minute zur Minute werde ich immer müder.

Ich spüre wie mich jemand am Ärmel schüttelt, ich will noch nicht aufwachen. Aber ich muss, ich kann diese Person nicht einfach so ignorieren. Also mache ich es.

Vor mir sehe ich eine elegante Dame mit roten High heels, schwarzer Hose, schwarzem Shirt schwarzem Blazer, einem Dutt und einem etwas angeekeltem Gesichtsausdruck. Ich brauche nicht lange zu warten, bis ich sie sprechen höre. "Was machen sie denn hier, es ist doch kein Hotel. Hier laufen Menschen vorbei. Schämen sie sich eigentlich nicht?" , sie verschränkt ihre Arme, wie eine kleine Zicke.

Ich weiß nicht wieso, aber ich fange an zu lachen, was die Frau natürlich noch wütender macht. Jedoch ehe sie was sagen kann fange ich mit einem ruhigen Ton an, sie zum Verstand zu bringen. "Denken sie wirklich ich bin hier, weil ich es will? Denken sie ich finde es lustig auf einer Bank zu schlafen? Bevor sie je in ihrem Leben anfangen wieder zu urteilen, sollten sie sich es erstmal genau überlegen. Ich erzähle ihnen gerne wieso ich hier bin." ,"Aber...", fängt sie an, doch ich lasse sie nicht ausspreche "Nein, ich habe Ihnen zugehört, jetzt hören sie mir auch zu. Ich wurde von meinen Eltern im Stich gelassen, was genau passierte, brauchen sie nicht zu wissen. Jedenfalls war meine Oma die einzige die mir immer beiseite stand. Doch wie sie wissen, leben Menschen nicht ewig. Sie verstarb vor ein paar Monaten und ich wollte ihr nur das zurückgeben, was sie mir damals schenkte. Also bezahlte ich mit dem ganzen Geld ihre Beerdigung und blieb ohne Haus, ganz pleite." , ich merkte nicht, dass ich währenddessen anfing zu weinen. Mit meiner Hand wischte ich die Träne weg, die gerade an meiner Wange hinunterfloss.

Jetzt wurde die Frau sprachlos. Sie stand da und sagte nichts, bis ihre Bahn kam und sie schnell flüchtete. Bestimmt fuhr sie jetzt zu ihrem warmen, stylischem Haus wo ihr Mann auf sie mit dem Abendessen wartete.

Lange konnte ich nicht einschlafen, weil ich über die Menschheit nachgedacht habe. Wie kann es sein, dass die Menschen so unterschiedlich sind? Zu einem gibt es Menschen mit Herz wie meine Oma, Gemma und der Mann mit der Gitarre. Zum anderen aber auch das komplette Gegenteil wie beispielsweise die Zicke von gerade eben. Wie kann es sein, dass wir alle unter verschiedenen Umständen leben? Wieso können wir nicht alle im Luxus leben? Wieso haben manche kleinen Kinder mit lebensgefährlichen Krankheiten zu kämpfen, während andere Kinder auf Hawaii rumliegen und sich mit tropischen Früchten vollstopfen?

Das werde ich nie verstehen. Die Gerechtigkeit wird es nie geben. Und das macht mich traurig. Denn womit haben die einen etwas besseres als die anderen verdient? Wir sind alle Menschen, die zur Welt kommen um zu lernen was Leben ist und zu leben.

Doch manche leben nicht, sie überleben nur.

Zu welcher Kategorie gehöre ich? Zu den Glücklichen oder den Traurigen? Mir geht es zwar nicht gut aber ich bin auch nicht sterbenskrank.

Aber wer hat eigentlich gesagt, dass man krank sein muss, um sich schlecht zu fühlen?

Ich schaue auf die Uhr. 6 Uhr. Ich habe echt nicht bemerkt, dass es schon so früh ist. Gleich werden Menschen mit Aktentaschen an mir vorbei rasen, weil sie nicht zu spät zur Arbeit kommen wollen. Gleich werde ich den Geruch vom frischen Kaffee riechen, den jeder zweiter in der Hand hält. Gleich wird es endlich lebendig.Minuten vergehen und es passiert genau das, was ich dachte.

Aus meiner Hosentasche hole ich paar Münzen raus und gehe zum Bäcker, um mir auch einen heißen Becher voller dieser schwarzen Flüssigkeit zu holen. Es schmeckt einfach köstlich.

Ein Spaziergang mit dem Kaffee an so einem schönen Morgen wäre doch auch nicht schlecht, oder?

An dem Eingang von einem super teuren Laden, entdecke ich eine Frau mit zwei Kindern. Sie bettelt nach Geld, doch keiner scheint es zu sehen, oder- was sehr wahrscheinlich ist- sie tun nur so. Diese Frau tut mir so sehr leid, aber vorallem auch die kleinen Mädchen, die sich an ihre Mutter rankuscheln.

Ich beschließe auch etwas gutes zu tun. Ich hole mein 'verdientes' Geld raus und gebe es ihr. Sie bedankt sich für die 20 Pfund. Mit einem gutem Gewissen setze ich meinen Spaziergang fort.

Oben habe ich ein Video verlinkt, wie sich dieses Lied ungefähr anhören könnte. :) Schon sehr bald kommt Harry zum Einsatz also seid gespannt :D !

xoxo just_sapa

Das Licht am Ende des TunnelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt