Dein Gott

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Eine klitzkleine Bemerkung Voraus: Ich schreibe Castiels Spitzname genauso wie Metatron, ergo "Cass". Also bitte keine Bemerkung in den Kommies diesbezüglich ^.^ Carry on!

Dean ging zum siebten oder achten mal an diesem Abend zum Kühlschrank in dem schäbigen Motelzimmer, um sich eine Dose Bier zu holen, vielleicht ist er auch schon viel öfter aufgestanden, um sich Nachschub zu holen. Irgendwann ist er einfach ausgestiegen. Er hatte viel zu kompensieren und zu vergessen. Bobby war verschwunden, Sammy und er gingen getrennte Wege und dazu hatte er seit Ewigkeiten nichts mehr von Cass gehört.

Er stellte die Dose neben den Laptop, mit dem er nach einem neuen Job suchte und lies sich dann auf dem Stuhl nieder.

Hier ein Mord, da ein Selbstmord, ein Mann, der seine Frau fast zu Tode geprügelt hat; nichts, was auf die Aktivität von irgendetwas Übernatürlichem hindeuten könnte.

Seufzend klappte er den Laptop zu und leerte das Bier in einem Zug. Wäre der kleine Tisch nicht an der Wand gestanden, wäre sicherlich schon eine Dose oder der Pizzakarton hinunter gefallen.

Bei den Gedanken an einen Pizzaboten musste er grinsen. Cas und die "Lehrstunden" vom Pizzaboten eines 08/15 Pornos.

Der Alkohol zeigte doch seine Wirkung. Er konnte sowohl über dieses Vorkommnis wieder lachen als auch kaum mehr geradeaus schauen. Wobei letzteres nicht gerade sein Ziel war.

Er ging Richtung Bett, stolperte mit einem leisen, aber energischen "Fuck!" über seine eigenen Füße und ließ sich voll bekleidet auf das Bett fallen. Umständlich versuchte er, sich die Schuhe auszuziehen, ohne sie aufmachen zu müssen, sondern nur indem er mit einem Fuß solange auf die Ferse des Schuhs am anderen Fuß rumschob, bis dieser auf den Boden fiel. Für den anderen Schuh war er schon zu voll und schlief bäuchlings ein.

Rennen. Nicht umdrehen; nur rennen. Gegenwehr war sinnlos, wie seine klaffenden Wunden am Rücken bezeugen konnten.

Was ist das? Was lässt sich weder durch Salz, Eisen, Silber, Weihwasser, Reinigungsmittel, Blut eines Toten, heiligem Feuer, Teufelsfallen oder einer Kugel seines ganz speziellen Colts töten oder verlangsamen? Sollte er Essig versuchen? Aber sein Leben war doch keine Doctor Who Folge und er hatte es nicht mit Slitheen zu tun. Dass er sogar jetzt noch an so etwas denken konnte, verwunderte ihn. Wie lässt sich das töten, was ihn da verfolgt?

Als hätte jemand seine Gedanken gelesen, donnerte es:

"Du kannst es nicht töten, Dean. Du kannst nicht töten, was nicht real ist. Es ist nur in Deinem Kopf. Ganz tief in Deinem kleinen kranken Hirn"

Dean rannte immer noch. Immer weiter, immer schneller und doch schien ihn diese Stimme einzuholen.

Schweißgebadet wachte er auf. Nachdem er sich halbwegs aufgerichtet hatte, bemerkte er, dass sich sein zweiter Schuh nicht mehr an seinem Fuß befand. Vielleicht hatte er ihn letzte Nacht trotzdem ausziehen können und erinnert sich nur nicht mehr daran.

Er ging in den küchenähnlichen Bereich des Motelzimmers. Naja, es war keine Küche, aber es gab einen kleinen Kühlschrank, in den man Getränke stellen konnte. Und Bier gilt doch als Flüssignahrung, oder?

Er nahm einen großen Schluck aus der Flasche billigen Vodka und schlurfte ins Bad, wo er sich die Zähne putzte.

Als er vom Waschbecken aufsah und in den Spiegel blickte, wurden ihm die Ausmaße der letzten Nacht erst wirklich bewusst. Er hatte dunkle Augenringe und seine Augen waren tief in ihre Höhlen eingefallen.

Mit diesem Aussehen und seinem Gang hätte er sofort eine Rolle bei The Walking Dead gehabt.

Er ging zurück in das Zimmer und klappte den Laptop auf. Dort sah er kurz in die rechte untere Ecke und klappte ihn dann wieder zu.

7:34 Uhr

Er hatte also nur knapp etwas über 3 Stunden geschlafen. Vielleicht würde ihn eine Dusche aufwecken und wieder Schwung geben.

Er dachte über seinen Traum nach. Was meinte diese Stimme damit? Wenn dieses Ding, das ihn verfolgt hatte, nicht mal in seinem Traum real gewesen sein sollte, was war es dann? Von wem war diese Stimme? Was war los?

Nach sieben Minuten kam er wieder heraus, trocknete sich die Haare und zog sich an. Er warf noch einmal einen Blick in den Spiegel. Wenigstens sah er jetzt etwas besser aus. Immer noch übermüdet und erledigt, aber inzwischen in einem erträglichen Ausmaß.

"Du kannst mir nicht entkommen"

Schon wieder. Panisch drehte sich Dean um die eigene Achse und sah sich im Bad um. Er konnte die Quelle dieser Stimme nicht ausfindig machen.

"Netter Versuch, Dean", war die gespielt gutmütige Antwort darauf.

"Wer bist Du?"

"Oh ich? Du kannst mich nennen wie Du willst. Manche nennen mich Zeus, andere Jupiter, manchmal werde ich auch Odin oder Allah genannt. Aber Du solltest mich unter dem Namen Gott kennen."

"Sicher. Ich steh in einem Bad in einem Motelzimmer mitten im Nirgendwo und halte einen Plausch mit Gott"

"Du zweifelst. Das mochte ich schon immer an Dir. Du hinterfragst alles. Ich beweise es Dir"

Mit diesen plötzlich eintretenden und kaum zu ertragenden Kopfschmerzen hatte er nicht gerechnet. Dazu kam noch ein schrilles, hohes Fiepen. Sein Schädel fühlte sich an, als hätte man einen Geisteskranken mit einem Presslufthammer dort freigelassen. Er hörte die lauten und verzweifelten Schreie der Seelen derer, die er nicht retten konnte.

Dean musste sich abstützen. Als hätte dieser Terror nicht schon gereicht, spielten sich Bilder in wahnsinnig schneller Abfolge in seinem Kopf ab.

Sammy mit dämonenhaften Augen. Bobby mit herausgerissenen Eingeweiden, seine Mutter, wie sie an der Decke verbrennt, Castiel, wie sein eigenes Engelsschwert in seiner Brust steckt und sein gebrochener Blick gen Himmel geht.

Dean brach zusammen. Er kniete auf dem Boden; seine Hände verkrallten sich in seinen Haaren. Er erweckte den Anschein, tollwütig geworden zu sein.

Engel Der Vernichtung (Supernatural FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt