[Dяедмs] I|I [10]
"Du weißt, du hast ihn alleine gelassen?" Mike schwieg einen Moment. "Du weißt, er ist selbst gegangen." Ein leises Flackern lag in meinen jadegrünen Augen, da, wo keine Tränen meine sicht verschleierten. "Was wollte er schon bei dir?" Ich stieß ihm gegen die Brust, mit überraschender Kraft. "Werden wir nun sensibel?" Der sonst so ruhigen Anouk stand ein Ausdruck tiefer Zerrissenheit ins Gesicht geschrieben. "WIR werden nicht sensibel. ICH werde sensibel. Denn so etwas wie Gefühle ist dir fremd." "Hör mal, Mädchen, das hier ist keine Seifenoper. Das hier ist die Apokalypse! Der finale Zusammenbruch!" Ich wandte sich ab, und sah hinaus aufs Land. Dort, wo einst Kinder im Gras spielten, lagen nun Leichensäcke. "Mädchen." So nannte er also seine Verlobte. Ich begann, zynisch und leise zu klatschen. "Du hast es geschafft. Du bist einer von ihnen. Das hier, das alles," sie wies mit einer schweifenden Bewegung um sich, "..das könnte alles aus einem schlechten Film stammen." "Warte." Mike wirkte plötzlich konzentriert und ernst. "...wer?" "Was ist?" Fragte Ich, und mein Hass verschwand augenblicklich. "Bitte sag mir, dass dieser Idiot nicht unser Idiot ist..." Na toll. Er hatte den Verstand verloren. Entgültig. Doch in diesem Moment fiel mir eine kleine Gestalt ins Auge. "Oh. Ja, das ist unser Idiot." Ich stützte den Kopf auf die Arme. "Wer auch sonst?" Der "Idiot" war Phil. Er stand auf einem Kliff, die Arme ausgebreitet. "Was er wohl vorhat?" Mike warf mir einen abschätzenden Blick zu. "Nun," säuselte ich, "ich denke, wir müssen uns verabschieden." In diesem Moment flutete eine selten gesehene Verzweiflung Mike's eben noch so fröhliches Lächeln. Er würde springen. Eine merkwürdige Stille, welche zwischen Schrecken und Einem sarkastischen Wohlbefinden lag, breitete sich aus. In der ferne vernahm ich die kreischenden Rufe von Krähen. Offensichtlich hatte die kleine Gestalt am Horizont uns nicht bemerkt, ebensowenig dass wir ihm gefolgt waren. "Es ist okay, dich zu verabschieden." flüsterte ich, und klopfte Mike sachte auf die Schulter, welcher neben mir zusammengesunken war. Offensichtlich war ihm Phil nicht so unsymphatisch wie vermutet. "Es ist seine Entscheidung." Mike wollte etwas sagen, doch es ging in leisem Schluchzen unter. Ich dachte, das Wort "Vergebung" gehört zu haben. Schlussendlich richtete er sich auf, sein Gesicht war vom Weinen verquollen. "Hey, du da oben!" rief er, mehr oder weniger improvisiert. Keine Reaktion. "Ich weiß nicht ob du mich hörst. Ist auch nicht nötig." seine Stimme brach ab, doch er fasste sich ein Herz. "Leb wohl alter Freund!" seine letzten Worte hallten in schwachem Schluchzen durchs Tal. "Ich hoffe, du findest da Oben jemanden."
Die Gestalt reagierte kaum, und ließ sich scheinbar unendlich langsam fallen. Letzlich verschwanden ihre Konturen hinter mondlichtgetränkten Hügeln.
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[Dяедмs]
AdventureJede Story hat ihr Happy End. Jede Story hat ihre wunderbaren, idyllischen Momente. Nun, meine auch? Worin liegt der Sinn, wenn alles um einen in Schutt und Asche liegt? Wenn das Monument der Menscheit sich sprichwörtlich in Rauch auflöst? Dяедмs...