Kapitel 10
Clarkes pov.
Eigentlich konnte ich mit Worten nicht beschreiben wie erleichtert ich war, als ich Lexa am Strand fand. Mir schlug das Herz bis zum Hals als ich sie an der Straße nicht finden konnte und malte mir in einem Bruchteil von Sekunden das Schlimmste aus. Als ich sie am Strand entdeckt hatte, konnte ich nicht anders und musste sie fest an mich drücken. Sie wirkte ohnehin schon so zerbrechlich, aber in meinen Armen fühlte sie sich auch so an. Als wir bei mir zuhause ankamen, konnte sie sich in Ruhe duschen während ich das Nachtlager herrichtete und ihr etwas zum kühlen organisierte. Als ich fertig war, nahm ich mein Handy und schrieb meiner Mutter eine kurze Nachricht:
„Hey Mum, ich habe heute Übernachtungsbesuch. Sie hat ein heftiges, blaues Auge, sie sagt sie sei hingefallen. Ich glaube ihr nicht. Kann ich noch etwas anderes tun außer kühlen? xx Clarke"
„Hey Liebling, ist okay! Das klingt aber nicht gut, wenn du hilfe brauchst, ruf mich bitte an! Ich bringe morgen früh Arnikatabletten mit. Sei für sie da, mehr kannst du nicht tun."
„Danke Mum, bis morgen!"
Ich hörte wie Lexa das Bad verließ und in mein Zimmer kam. Ich musste schmunzeln als ich sie in meiner Boxershorts und meinem T-Shirt sah, sie sah unheimlich süß darin aus. Ich zeigte auf das Gästebett. „Mach es Dir gemütlich. Ein Icepack habe ich dir auch mitgebracht." Sie setzte sich aufs Bett und hielt sich schmerzerfüllt das Icepack ans Auge. Mein Magen zog sich zusammen, ich konnte nur erahnen wie schmerzhaft so ein blaues Auge sein musste. Lexa bedankte sich bei mir, sie wusste nicht, wie sie all das jemals wieder gut machen sollte. Ich hätte am liebsten ihre Hand genommen, die auf ihrem Oberschenkel lag, aber ich wollte sie nicht bedrängen und sah sie deshalb nur an. „Ich würde dich gerne besser kennenlernen, wenn du mich lässt, wäre das eine weitaus passende Rückvergütung." Sie lachte leicht, was meinem Herz einen kleinen Hüpfer entlockte. Sie war so sanft in allem was sie tat, ihr Gesichtsausdruck war so leicht und wenn sie lachte, konnte ich nicht anders und musste mitlachen. Während unsere Blicke sich nicht los ließen, fühlte ich, dass sich hinter diesen wunderschönen, waldgrünen Augen etwas verbarg. Ich wusste nicht was es war, aber ich wünschte mir so sehr, dass ich es bald heraus finden konnte.
„Wenn du Schmerzen hast und eine Tablette brauchst, ich habe sie auf die Kommode gelegt, direkt neben das Glas und der Flasche Wasser!" wieder lächelte sie zaghaft, ich wollte nicht, dass sie sich durch meine Fürsorge bedrängt fühlte. „Bitte versteh mich nicht falsch Lexa, ich möchte nur, dass du dich wohlfühlst und du dich hier erholen kannst. Wenn du irgendwas brauchst, sag es mir, okay?" sie nickte leicht. „Danke Clarke." Ich hatte schon viele Menschen meinen Namen sagen hören, doch bei keinem klang es so wie bei Lexa. Die Vibration ihres Handys riss mich aus meinen Gedanken, ihrem Gesichtsausdruck entnahm ich, dass es nichts gutes war. Ihr Blick war plötzlich leer. Sie starrte auf ihr Display und rührte sich nicht. „Möchtest du darüber reden?" fragte ich zögernd, doch sie schüttelte nur den Kopf. „Nein, es ist alles okay. Ich muss nur kurz bescheid sagen, dass ich heute wo anders schlafe, damit sie sich nicht sorgen müssen." Ich nickte verständnisvoll, dachte sie wirklich, ich würde ihr das einfach abkaufen? Es war doch so offensichtlich das etwas nicht stimmte. Sie tippte kurz und legte das Handy dann auf den Fußboden. Anschließend krabbelte sie unter die Bettdecke und drehte sich zu mir, das Icepack hatte sie immer noch auf ihrem Auge. „Ihr seid regelmäßig im Pier, oder?" Ich nickte. „Ja, ist unsere Lieblingsbar. Ich verbinde viele schöne und auch nicht so schöne Erinnerungen mit dem Pier, allerdings haben wir unsere Besuche eine ganze Weile ausgesetzt als ich mich von meinem Ex getrennt hatte. Ich konnte es einfach nicht mehr ertragen. Unser erstes Mal nach der Zeit war, als wir uns das erste mal dort gesehen haben." Lexa schmunzelte leicht. „Ich erinnere mich nur zu gut an diesen Abend. Vielleicht kann ich dich ja mal auf einen Cocktail einladen. Dann kann ich wenigstens etwas wieder gut machen." „Sehr gerne. Darfst du außerhalb deiner Schichten ganz normal dort Gast sein?" Wieder nickte sie. „Ja klar, die Geschäftsführung ist super. Ich bin immer noch super glücklich, dass das vor einigen Wochen so einfach geklappt hat mit der Bewerbung dort. Mary als Kollegin ist einfach toll. Sie ist witzig und ein kleines bisschen durchgeknallt. Mit solchen Menschen kann ich irgendwie am besten." Wieder musste ich grinsen. Das machte mir Hoffnung. „Warum seid ihr eigentlich umgezogen Lexa?" Ihr Blick wanderte von meinen Augen an meinem Kopf vorbei und starrten leer auf die Wand hinter mich. Nahezu tonlos sagte sie: „Weil es schon immer so war, wenn es an einem Ort gerade gut auszuhalten war..." Ich verstand nicht ganz. „Wie, ihr seid also schon öfter umgezogen?" Sie nickte. „Ohje und deine Freunde?" „Ich hab quasi keine. Ich habe eigentlich immer versucht mich mit allen gut zu verstehen, aber die wenigsten habe ich näher an mich heran gelassen. Ich wusste ja, dass Mason mich spätestens dann wieder in eine andere Stadt schleifen würde. An dem letzten Ort waren wir erstaunlich lang. Ich war verliebt und mir ging es ziemlich gut, war voller Vorfreude auf mein Abschlussjahr mit Costia, tja und nun bin ich hier." Okay. Sie stand also auf Frauen. Und sie hatte sich gerade ein bisschen geöffnet. Irgendwas in mir begann zu kribbeln. Ich räusperte mich kurz um wieder einen klaren Gedanken zu fassen... „Das... Das tut mir leid für dich. Es muss schrecklich sein sich nicht wirklich fallen lassen zu können. Ehrlich gesagt hoffe ich, dass du hier bleiben und mit uns den Abschluss machen kannst." Ich lächelte verlegen. Vermutlich dachte sie nun ich sei ein absoluter Freak, schließlich kannte ich sie nicht mal wirklich, aber irgendwas in mir sorgte dafür, dass ich mich in ihrer Gegenwart absolut wohl fühlte. Sie lächelte zurück. „Das hoffe ich auch Clarke. Eigentlich wünsche ich mir nichts sehnlicher, allerdings fürchte ich, dass die Chancen nach gestern Abend nicht sonderlich gut stehen." „Aber du hast doch nichts verbotenes getan. Wir haben einfach nur getanzt und unser Leben genossen, oder?" Sie legte das Icepack beiseite und stand auf um sich an der Kommode einen Schluck Wasser ins Glas zu füllen und eine Tablette zu nehmen. Sie trug ihre Haare nach dem Duschen offen, sie waren leicht gewellt und verteilten den Geruch meines Shampoos im Raum während sie sich bewegte. Nachdem sie die Tablette geschluckt hatte, blieb sie an der Kommode stehen und drehte ihren Kopf zu mir während sich ein Arm an dem Möbelstück abstützte. „Weißt du Clarke, normalerweise rede ich nicht über meine Familie. Sie wissen nicht das ich Arbeite und vermutlich würde ich den Rest meines Lebens in meinem Zimmer eingesperrt sein, wenn es jemals rauskäme. Es war gut, dass er uns beim Tanzen erwischt hat." Ich wollte so gern noch mehr erfahren, aber ich las in ihren Augen, dass sie noch nicht bereit war mehr zu erzählen als sie es ohnehin schon tat. Sie legte sich zurück ins Bett, mir fehlten die Worte, also sah ich sie nur an. Unerwartet griff sie nach meiner Hand, die am Bettrand lag und drückte sie sanft. Es war verrückt aber mir wurde durch diese kleinste Berührung heiß und kalt, ich konnte nicht anders und musste lächeln während ich auf unsere Hände sah, die perfekter nicht zusammenpassen konnten. „Danke Clarke." Sagte sie leise. Ich signalisierte ihr mit meinem Blick, dass ich es gerne tat und sie verstand es. „Ehrlich gesagt habe ich ganz schöne Kopfschmerzen, ich denke ich sollte jetzt schlafen!" ich nickte zustimmend. „Wenn etwas ist, ich liege gleich neben dir, einfach wecken, vielleicht musst du auch nen Eimer Wasser holen, ich hab einen ziemlich festen Schlaf!" wir mussten beide lachen. Sie löste ihre Hand von meiner und presste ihre Lippen zusammen, anschließend drehte sie sich um und bastelte sich das Icepack an ihr blaues Augen. Ich machte das Licht aus, wir sagten uns noch ein Gute Nacht und es wurde still im Zimmer. Anders als sonst, fiel ich nicht augenblicklich in einen komatösen Schlaf, sondern betrachtete die kleine Silhouette ihres Körpers neben mir. In der Schule hatte ich das Gefühl, sie wäre einfach nur ein stiller Mensch, aber fröhlich. Die Meinung änderte sich spätestens mit dem heutigen Abend. Hinter den wunderschönen, grünen Augen befand sich jede Menge Kummer und Sorge, das konnte ich spüren...
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Light me up.
FanfictionEs war das zwölfte Mal, dass ich mit meiner Pflegefamilie in eine andere Stadt gezogen bin. Der Arbeitsplatz von Mason, meinem Pflege.... vater, würde häufig seinen Standort wechseln, sagten sie. Ich denke, es hatte andere Gründe. Wir blieben überal...