Kapitel 12

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Kapitel 12

Lexas pov

„Darf ich reinkommen?" ich nickte. Clarke setzte sich auf den Stuhl neben meinem Bett, stellte ihre Tasche auf den Boden, aber behielt ihren Jacke an. Sie sah auf die Verbände an meinen Armen, ihr Blick wanderte zwischen meinen Augen und meiner Hand hin und her, ich sagte gar nichts und beobachtete ihr Gesicht. Ohne ein Wort zu sagen, nahm sie meine Hand in ihre. Sie nahm sie ganz vorsichtig und streichelte sanft über meine Finger. „Lexa... Was ist passiert?!" Ihr Blick war eindringlich, ich hatte das Gefühl sie konnte direkt in meine Seele sehen und bekam angst, dass mein Geheimnis durch ihren Blick nicht mehr sicher war. Ich sah instinktiv weg und biss mir auf die Unterlippe. Es vergingen gefühlte Minuten, bis ich eine leise, kalte Antwort rausbekam: „Ich bin Schlafgewandelt und die Treppe runtergefallen, that's it." Ihr Blick versuchte meinen zu fangen und es fiel mir unglaublich schwer mich nicht in ihren Augen zu verlieren. Ich durfte nichts sagen, es würde nicht nur meiner Familie Probleme bereiten, sondern mich vermutlich auch in eine Wohneinrichtung bringen. Ich war so kurz davor, auf meinen eigenen Beinen zu stehen, mein eigenes Leben zu leben, ich wollte es einfach nicht riskieren nur um meiner Seele etwas Luft zu verschaffen und etwas los zu werden, was mich schon mein Leben lang begleitete und das auch noch bei einer Person die ich kaum kannte. Clarkes Hand hielt meine immer noch fest, sie fühlte sich warm und zart an, ich bemerkte gar nicht wie ich meinen Blick darauf verlor. Erst als Clarke anfing zu sprechen, konnte ich nicht anders und musste ihr wieder in die Augen sehen. „Lexa... Ich möchte nur das du weißt, dass du mir alles erzählen kannst. Alles! Egal was es ist, okay? Du kannst mich immer anrufen, jederzeit." Ich nickte mit einem leichten Lächeln. „Ich weiß zwar immer noch nicht, womit ich deine Aufmerksamkeit verdient habe, aber danke Clarke. Das ist sehr lieb von dir. Ich denke ich sollte jetzt noch ein bisschen schlafen." Clarke nickte verständnisvoll, drückte meine Hand sanft und stand auf. „Gute Besserung..." sagte sie heiser, während sie zur Tür ging und schließlich das Zimmer verließ. Ich merkte wie der Kloß in meinem Hals größer wurde und es mir schwerer fiel meine Emotionen zurück zu halten. Tränen stiegen auf und überschwemmten schließlich meine Augen. Ich bemerkte, dass die Schmerzen in meinem Kopf stärker wurden und auch der Rest meines Körpers meldete sich mit der Erinnerung an die letzte Nacht. Ich griff nach dem Knopf und klingelte bei den Schwestern um mehr Schmerzmittel zu bekommen und gleichzeitig bat ich um etwas Schlafmittel um mein Gedankenkarussell auszuschalten. Es gelang auch recht schnell und meine Sinne begleiteten mich in einen traumlosen Schlaf.

Clarkes pov.

Ich konnte nicht beschreiben, wie sehr mich der Anblick von Lexa in diesem weißen Krankenhausbett getroffen hatte. Tief in mir drin spürte ich, dass etwas nicht stimmte. In ihren Augen erkannte ich soviel Leid, ich wünschte mir nichts sehnlicher als ihr helfen zu können. Ich setzte mich vor ihre Zimmertür auf den Flur und wartete drauf, dass meine Mum aus dem OP kam. Ich hatte nicht das Bedürfnis allein zu Hause zu sein und fühlte mich in Lexas Nähe gerade wohler. Als ich mich gerade in meinen Gedanken verlor, holte mich die Stimme meiner Mutter wieder auf den kalten Krankenhausflur zurück. "Clarke, ist alles okay?" Ich nickte, stand auf und fiel meiner Mutter um den Hals. Sie umarmte mich fest. „Kleines beruhig dich, Lexa wird es bald besser gehen!" Ich schüttelte den Kopf. „Mum, ich glaube ihr nicht. Wie absurd ist es denn so die Treppe hinunter zu fallen, dass man einen Bilderrahmen zerschmettert und sich gleichzeitig sämtliche Scherben in den Körper rammt? Das geht doch nicht?" Meine Mutter nahm mein Gesicht in ihre Hände und streichelte mir sanft über meine Wange. „Ich weiß, dass du dir immer Sorgen machst und das ist dir auch wirklich sehr hoch anzurechnen Clarke, aber ich denke in diesem Fall solltest du nicht überinterpretieren. Ich habe ihre Eltern kennengelernt und die beiden sind wirklich sehr vernünftig und nett, da wird nichts negatives versteckt sein Clarke. Aber überzeug dich doch selbst, die beiden wollten gleich noch einmal wieder kommen." Ich nickte wortlos. Ich wusste nicht ob es richtig ist, sich mit fremden Eltern einer neu gewonnenen Freundin zu unterhalten, ohne dass sie etwas davon wusste. Allerdings war meine Neugier viel zu groß. Ich setzte mich also wieder vor Lexas Tür, schaltete meinen Ipod an und lauschte der Musik eine ganze Weile und starrte dem flimmernden Korridor entgegen. Der Geruch von Desinfektionsmittel kroch in meine Nase und ich fragte mich mal wieder, wie meine Mutter das den Rest ihres Lebens aushalten konnte. Es war unerträglich. Das Licht war so kalt, dass mir beinahe die Augäpfel einfroren. Schemenhaft, zeichnete sich am Ende des Korridors eine große männliche Gestalt ab, die mir mit bestimmten Schritten näher kam. Ich stand auf, zog mein Oberteil zurecht und versuchte so freundlich wie nur möglich zu schauen, allerdings schien meine Skepsis zu siegen. Der Mann bleib vor mir stehen, Sekunden kamen mir wir Stunden vor. Es war der Mann, der mich und Lexa an unserem letzten Abend im Pier auseinander riss. Sein Blick musterte mich eindringlich, ich wäre am liebsten im Erdboden versunken. Ich räusperte mich kurz, setzte mein charmantestes Lächeln auf und streckte ihm meine Hand entgegen. „Hi, ich bin Clarke, eine Freundin von Lexa." Seine Körperhaltung entspannte sich zusehends. „Schön dich kennen zu lernen Clarke, geht ihr in die selbe Klasse?!" Ich nickte und war über den Wandel in seinem Gesicht überrascht. Er räusperte sich kurz und begann zu sprechen. „Lexa hat dir sicher von ihrem Problem berichtet. Das Schlafwandeln beginnt immer dann, wenn sie Schwierigkeiten hat, sich in einer neuen Stadt ein zu gewöhnen. Ich hoffe wir müssen nicht wieder zurück ziehen, das wäre für meinen Job wirklich schlecht. Allerdings möchte ich wirklich nur das Beste für mein Kind." Ich schluckte. Mein Gedanken Karussell begann sich zu drehen und ich konnte nicht anders und gab mich dem Strudel hin. Ich begann mich zu schämen, für jeden bösen Gedanken, für jede Interpretation. Mein Bauchgefühl hatte sich noch nie so getäuscht. Dieser Mann war ein fürsorglicher Vater und kein Monster für welches ich ihn gehalten hatte.

Er öffnete die Tür zu Lexas Zimmer und ich konnte in dem Spalt sehen, dass sie immer noch schlief. Er ging hinein und signalisierte mir, dass ich ihm folgen sollte. Still setzten wir uns auf die Stühle neben Lexas Bett. Ich stellte ein weiteres mal fest, wie zerbrechlich sie wirkte. Ich spürte wie sich die Welle der Emotionen mit einem tosenden Geräusch in meinem Kopf anbahnte und mir Tränen in die Augen trieb. Ich wusste nicht wieso, aber es machte einfach alles keinen Sinn für mich. Ich schluckte die Tränen hinunter, ich wollte keine Schwäche zeigen, nicht vor einem Fremden. „Ich bin übrigens Mason." Flüsterte er. Nachdem er sich also bei mir vorgestellt hatte, erzählte er mir über die Emotionsgeladene Lexa, die häufig impulsiv und laut war, sich schlecht anpassen konnte und die Realität nicht ernst nahm. Sie war ein Träumer und hatte sich bis zuletzt nicht mit dem Lebensstil dieser Familie arrangieren können. Mir war es unangenehm, dass er so offen über sie sprach ohne das sie wirklich anwesend war. Ich war verlegen und entschied mich, diese sonderbare Zirkusveranstaltung vorzeitig zu verlassen. Also stand ich auf, verabschiedete mich mit einem festen Händedruck und verließ das Zimmer. Ich entwirrte meine Kopfhörer und schaltete meinen Ipod an. Ich brauchte dringend frische Luft, so viel war klar.

Lexas pov.

Mein Gehör vernahm Geräusche, mein Körper wollte bei der bekannten Stimme die Flucht ergreifen, aber das Schlafmittel betäubte mich. Ich konnte mich nicht regen, ich war sogar zu schwach um meine Augen zu öffnen. Ich befahl meinem Unterbewusstsein ruhe zu bewahren. Es war Mason der dort sprach, die Worte klangen wirr, ich musste mich mit aller Kraft konzentrieren seinen Sätzen zu folgen und als mir dies gelang, bereute ich es schon wieder. Mason log mit einer so ekelhaften, bestimmten Art das mir schlechte wurde obwohl ich nicht mal richtig wach war. Ich hoffte insgeheim, dass ich alles vergessen hatte, wenn ich richtig wach werden würde. „Ich habe total die Zeit vergessen, sorry... Ich ähm... Muss los. Sorry und schöne Grüße an Lexa, wenn sie wieder wach wird". Die leise, kratzige Stimme verursachte bei mir eine Gänsehaut. Ich spürte, dass es ihr unangenehm war und ich wollte sie so gern beruhigen und ihr sagen, dass dieses verdammte Dreckschwein lügt sobald er den Mund öffnete, aber ich konnte nicht. Ihr süßer Geruch flog mir in die Nase und bereitete mir ein warmes Gefühl in der Brust. Sie war mir so vertraut obwohl wir uns so fremd waren. Oh Clarke, wenn du doch nur wüsstest...



AN

Meine lieben Leser, ich wollte mich an dieser Stelle nochmal für eure Treue bedanken und für das Feedback auf den letzten Beitrag! Ich hoffe, es geht euch inzwischen etwas besser. Ich bin ehrlich, ich werde diesen Wandel in der Geschichte von The100 nie richtig verdauen können, wir wussten alle, dass es irgendwann passieren wird, aber an dieser Stelle hatte ich einfach nicht damit gerechnet. Ich habe etwas gebraucht um mich wieder ein zu grooven, aber ich habe es geschafft. Zwar ist dieses Kapitel ein kürzeres, aber der Grundstein für einige Weitere :) Habt eine angenehme Woche und bis zum nächsten, sehr zeitnahem Update. So viel kann ich euch versprechen!

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