Kapitel 14

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Kapitel 14

Clarkes pov

Dieser Partyabend sollte mein Leben für immer verändern. Ich wusste schon vorher, dass Lexa etwas besonderes war, allerdings konnte ich in dieser kurzen Zeit nie wirklich begreifen wieso das so war. Ich war schon oft verliebt, aber bei Lexa war es irgendwie anders. Sie war so stark und gleichzeitig so zerbrelich. Sie strahlte so viel geheimnisvollen Tatentdrang aus und zog mich dabei einfach total in ihren Bann. Als sie mir am Abend von ihren Zukunftsplänen erzählte, hatte ich das Bedürfnis sie ganz fest zu halten und nie wieder los zu lassen. Ich wollte mir einfach nicht vorstellen, dass sie in kurzer Zeit so plötzlich wieder weg wäre, wie sie gekommen war. Ich wollte sie nicht verlieren, nicht bevor ich sie überhaupt hatte. Wir kamen uns nur langsam näher auch wenn ich immer das Gefühl hatte, einen tiefen Draht zu ihr zu haben. Sie öffnete sich nur sehr langsam. Für mich war das absolut in Ordnung, allerdings überkam mich desöfteren das Gefühl, dass sie sich selbst unter Druck setzte um mir nicht vor den Kopf zu stoßen. Ich wollte nicht, dass sie ihre Grenzen übersteigt, obwohl sie noch nicht so weit war und das signalisierte ich ihr öfter. Jedoch hatte das Feuer Lexa und mich näher zusammengebracht als ich es mir jemals hätte erträumen können. Wir haben an diesem Abend so deutlich gespürt, dass wir uns aufeinander verlassen können, obwohl wir uns kaum kannten. Es machte mich wirklich glücklich, auch wenn zarte Spuren des Zweifelns mit sich brachte. Ich fragte mich immer wieder, was sie für mich empfand, versuchte jeden ihrer Blicke zu lesen oder ihre Äußerungen zu deuten nur um am Ende doch wieder alles anzuzweifeln. Raven, die sich inzwischen auch mit Lexa angefreundet hatte, äußerte immer wieder, dass sie das Gefühl hatte Lexas Handlungen wären pure Dankbarkeit. Ich verstand, genau so wenig wie Raven, wofür sie mir dankbar sein sollte, aber es war vermutlich so eine innere Eingebung: Dankbarkeit als Treibstoff für ihr Handeln.

Ich hatte mir seit einiger Zeit angewöhnt, Lexa während ihrer Arbeitszeiten im Pier zu besuchen. Ich setzte mich an die Bar, lernte, schrieb Bewerbungen, sah aus dem Fenster oder ihr einfach nur beim arbeiten zu. Es war kostbare Zeit für mich. Der Rest der Clique konnte nicht verstehen, weshalb ich wie besessen wirkte, aber das mussten sie auch nicht. Es fühlte sich für mich so verdammt richtig an und genau das war auch der Grund weshalb ich es genau so lebte. Das Leben war einfach viel zu kurz um ausschließlich anderen zu gefallen. Lexas Vorgesetzte, Mary, freute sich über meine Anwesenheit. Sie erwähnte einige Male leise, dass Lexa gelöster und offener wirkte, wenn ich in der Nähe war. „Hey Clarke, hast du kein Zuhause heute?!" ich spürte eine mir sehr bekannte Hand auf meiner Schulter. Als ich mich umdrehte sah ich Lexa, die gerade dabei war ihre Schürze umzubinden. „Es ist Samstag, meine Mutter ist wie jeden Tag arbeiten und ich hab keine Lust auf allein sein. Außerdem hat Mary mir gerade von dem Strandkonzert nächsten Freitag erzählt und dass du nicht arbeiten musst. Kommst du mit?" Ein Hauch von einem Lächeln huschte über ihr Gesicht, allerdings verstummte ihre Geste schnell. „Es ist ein Freitag Clarke. Du weißt doch, wöchentliche Familienmeetings und Pflichtfilmeabend." „Lexa, du hast vergessen, dass am Freitag ein gaaanz wichtiger Termin in der Schule ist wo du unbedingt hin musst." Mischte Mary sich ein doch Lexa schüttelte den Kopf. „Ihr kennt meinen Pflegevater nicht. Im Zweifel kommt er mich dort suchen und dann... Sorry Clarke, ich würde wirklich gerne mit dir gehen aber ich kann nicht!" ihre Stimme klang gebrochen, trotzdem ging sie gewohnt professionell zu neuen Gästen und bediente sie mit ihrem schönsten Fake-lächeln welches sie besaß. Nachdem ich Mason im Krankenhaus kennengelernt habe, klang ihre Freitagsausrede für mich irgendwie immer ein bisschen an den Haaren herbei gezogen. Es war schwer für mich den Wahrheitsgehalt zu erkennen, weil ich einfach kaum etwas von ihr wusste.

Aus dem Augenwinkel sah ich wie eine große blonde Lady das Pier betrat. „LEXA???" Ich drehte mich unauffällig um und beobachtete das Geschehen aus der Ferne. Lexa sah zunächst verwundert auf, steckte ihren Notizblock in ihre Gürteltasche und rannte mit einem riesigen Lächeln im Gesicht Richtung Eingang, wo sie der Blondine um den Hals fiel. Ich versuchte krampfhaft zu verstehen, was die beiden dort zu besprechen hatten oder wer die unbekannte Fremde war, aber ich konnte nichts verstehen. „Wer ist das denn?" fragte Mary mich verwundert, als sie aus der Küche kam. Ich zuckte emotionslos mit den Schultern. Wer konnte das sein? Eine verloren gegangene Schwester? Eine heimliche Geliebte? So innbrünstig wie die zwei sich in den Armen lagen, konnte es jedenfalls keine einfache bekannte sein. Ich schüttelte den Kopf und erschrak mich vor meinen eigenen, gehässigen Gedanken. Ich versuchte so unauffällig wie möglich nochmal hinzusehen, drehte mich aber schnell wieder zu meinem Glas als ich sah, dass die beiden Hand in Hand zur Bar kamen. „Clarke? Ich möchte dir jemanden vorstellen." – Oh dear Lord, möchte ich überhaupt wissen wen du mir vorstellst?- Gott sei Dank, konnte man meine Gedanken nicht hören, aber offenbar, sprach mein Gesichtsausdruck Bände denn ich verspürte einen leichten, unauffälligen stoß von Mary in meiner Rippengegend und lächelte aufgesetzt und streckte mechanisch meine Hand aus: „Hi ich bin Clarke, wer bist du?" Oh super Clarke, mit diesem Ton lernt man keine Leute kennen, man vergrault sie eher. „Hey, ich bin Costia." Sagte sie sanft. Ihre Augen waren ähnlich blau wie meine, ihre Haare lang und glatt. „Costia wusste nicht, dass ich hier in Newport wohne und ist ganz durch Zufall durch ein Praktikum hier. Ist das nicht genial?" Ich lächelte standhaft weiter. „Ja, ganz großartig." Costia. Lexas Ex. Sie hatte nicht viel erzählt, aber das was sie erzählte hatte sich tief in meinem Kopf eingeprägt. Ich bemerkte Lexas unsicheren Blick zu Costia. „Und was für ein Praktikum machst du hier?" fragte ich so höflich es nur ging. „Meine Eltern arbeiten beide mit einigen Bands zusammen, wenn die Schule in ein paar Monaten endet wollen sie mich gern für ein Jahr dabei haben. Ich war mir eine ganze Zeit sehr unsicher, deshalb einen Monat Praktikum, viele verschiedene Städte. Die Band die wir derzeit supporten spielt am Freitag ein Strandkonzert." Oh wie wunderbar, sicher schaffte es nun Lexa doch irgendwie zu diesem Konzerte zu kommen. Ich wusste nicht, woher diese bösen Gedanken kamen, wollte mir auch nicht eingestehen eifersüchtig zu sein, aber ja, ich war eifersüchtig! Ich wollte nicht, dass das irgendjemand mitbekam. „Oh, verdammt. Ganz vergessen, ich muss noch zu Rave. Wir sehen uns dann Montag Lexa." Ich stand auf, legte das Geld für meine Coke auf den Tresen, winkte Mary zu und ging. Ich spürte die Blicke in meinem Rücken und drehte mich nicht um. Ich marschierte einfach raus. Ich hatte das Gefühl ich wusste gar nichts über Lexa. Sie hatte nur kurz mal beiläufig ihre Freunde erwähnt allerdings nie, dass niemand wusste wo sie war? Wieso sollte das ein Geheimnis sein? Ich hatte so viele Fragen und wusste einfach nicht wohin mit meinen Gedanken. Ich rief Raven an, erzählte er ihr von der Geschichte und hoffte auf Verständnis, sie versuchte mich allerdings zu beruhigen. „Clarke, sie ist dir keine Rechenschaft schuldig. Du weißt, dass sie sehr sparsam mit ihren Lebensinformationen umgeht. Außerdem, wieso zur Hölle fragst du sie nicht einfach wenn es dich so brennend interessiert?" „Weil sie arbeitet? Und diese bi...Blondine gerade bei ihr ist?" Raven lachte. „Oh man Griffin, du bist so verknallt, ich wusste gar nicht, dass du das noch kannst?" „Ich bin nicht verknallt Raven. Ich habe nur keine Lust, irgendein Lückenbüßer zu sein. REIN Freundschaftlich." Der Lautsprecher drohte zu platzen, Raven schien jedenfalls direkt reingeprustet zu haben. „Du spinnst! Spring am besten mal kurz ins Meer, krieg einen klaren Kopf und morgen früh treffen wir uns zum Brunch im Pier, okay? 10 Uhr?" „Mhm. Danke Raven."

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