Kapitel 3.

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Lexas pov.

Mason haute mit der Faust auf den Tisch, das Geschirr klirrte während Jenna und ich zusammen zuckten. „Was ist denn los mit euch Püppchen? Warum seid ihr so still?" seine Stimme entspannte sich und somit auch wir. „Setz dich doch Schatz" sagte Jenna während sie aufstand und einen Teller für Mason zubereitete. Das Abendessen verlief erstaunlich ruhig, ich durfte aufstehen, nachdem ich aufgegessen hatte und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. Ich wollte noch vor dem Schlafen den einzigen Karton, den ich auf unserem Anhänger deponieren durfte, auspacken. Ich ließ mich auf die Matratze, die auf dem Boden lag, fallen und seufzte. Ein paar Erinnerungen in einem Pappkarton, mehr war von den letzten zwei Jahren nicht übrig geblieben. Es fiel mir wirklich nicht leicht die Fotos von Costia und Nia aufzuhängen, aber sie gehörten zu meinem Leben und gaben mir wenigstens ein bisschen das Gefühl nicht allein zu sein. Ich klebte die Fotos an die Wand und musste lachen. Ich hatte noch nie Menschen um mich, mit denen ich irgendwie Seelenverwandt war, aber bei Costia und Nia konnte ich einfach ich selbst sein. Wir hatten so unglaublich viel Spaß, gerade bei unseren abertausenden Bierpong sessions auf den illegalen Schulpartys. Wir haben einfach alle in Grund und Boden getrunken und hinterher betrunken den größten Spaß unseres Lebens gehabt. Ich strich mit meinem Finger über ihre Gesichter auf dem Foto und flüsterte „ihr fehlt mir"...

Am nächsten Morgen wurde ich mal wieder durch lautes Geschrei geweckt. Mason beschwerte sich über Jennas Frühstück, über sein verkacktes Leben, über die frischen Blumen auf dem Esstisch, er drehte einfach durch. Gefrustet ließ ich mein Kopf wieder aufs Kissen fallen. Heute sollte mein erster Arbeitstag am Pier sein und ich freute mich riesig. Eigentlich war es ganz egal, was ich tat, die Hauptsache war, dass ich nicht hier zu hause rumhängen musste. Als ich mich auf den Weg ins Bad machte, hörte ich die Haustürknallen. Nun war er weg und Jenna wieder allein. Ich hasste es. Nach einer ausgiebigen Dusche hörte ich es aus dem Schlafzimmer schluchzen. Ich wusste was mich nun erwarten würde und ich wusste, dass es mir das Herz zerriss. Alle meine guten und positiven Worte waren seit Jahren aufgebraucht, sie hörte ja doch nicht auf mich und konnte es aus unerfindlichen Gründen nicht übers Herz bringen, sich von diesem Ekel zu trennen. Wie konnte man jemanden lieben, der so grausam war? Der täglich nichts anderes als tyrannisieren konnte? Ich schüttelte den Kopf und entschied mich, Jenna mit ihren Tränen allein zu lassen. Ich ging in mein Zimmer, packte meine Tasche und machte mich auf den Weg zum Strand. Vor meiner Arbeit wollte ich definitiv noch eine Runde Meeresluft schnuppern, lesen und mein Leben genießen.

Der Strand war ähnlich leer wie beim letzten Mal, auch einige der Beachvolleyball Spieler vom letzten Mal waren wieder da. Ich machte es mir in der Nähe gemütlich, schloss für ein paar Sekunden die Augen und genoss das Rauschen der Wellen und das sanfte Kreischen der Möwen die über unsere Köpfe flogen. Als ich zur Bar hinübersah überkam mich ein leichtes Kribbeln, ich war doch ganz schön aufgeregt. Ein herber Schlag auf meinen Kopf riss mich aus meinen Gedanken. Offensichtlich traf mich der Volleyball direkt auf meinem Kopf. Ein männliches Wesen, mit dunklen Haaren kam grinsend auf mich zu gejoggt. „Ist alles okay bei dir?!" Ich nickte verlegen, während ich nach der imaginären Beule an meinem Kopf fasste. „Ja klar, kein Problem!" Gekonnt warf ich ihm den Ball zu, er bedankte sich und lief zurück zum Feld, wo der Rest der Mannschaft ausgelassen über mein Pech lachte. Ich erkannte einige Gesichter aus meiner zukünftigen Klassen wieder. Na super, das war ja mal wieder ein perfekter Einstand Lexa... Ich kramte mein Buch aus der Tasche und versuchte pseudo konzentriert einige Seiten zu lesen.

Clarkes pov.

„Das ist sie doch oder?" fragte ich Raven verwundert. Sie nickte „Ja, hat wohl was zu verbergen die Lady, mit schwarzer Jeanshose am Strand. Niedlich!" Raven lachte und widmete ihre Aufmerksamkeit wieder den Jungs. Ich beobachtete sie noch etwas, wunderschöne lange, lockige, braune Haare und eine starke Ausstrahlung und irgendwie umgab sie eine geheimnisvolle Aura die mich ziemlich fesselte. Es war gar nicht meine Art fremde Menschen anzustarren, schon gar keine Frauen, aber sie war irgendwie anders. Als sie gestern in unserem Klassenraum stand, musste ich mein Pokerface aufsetzen. Meine gesamte Klasse erwartete offensichtlich von mir, dass ich unseren Neuankömmling gebührend begrüßte. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich diesen Ruf weg bekommen habe, aber ich mochte es, dass alle zu mir aufsahen und ich so etwas wie eine Anführerin war. Ich sah nochmal zu ihr rüber, als sie sich gerade eine Haarsträhne hinters Ohr strich. Sie war wirklich wunderschön, so viel war sicher. „ich geh ein bisschen Zeichnen Mädels, ist doch okay oder?" fragte ich Octavia und Raven, beide nickten nur und waren weiter auf das Spiel der Jungs konzentriert. Für Octavia war die Situation mit ihrem Bruder besonders schwer, sie hasste ihn für das, was er mir angetan hat und stand irgendwie immer zwischen den Stühlen. Wir waren so eine große Truppe, ich hatte ihr fest versprochen, dass sich daran auch nichts ändern wird. Es tat trotzdem weh ihn zu sehen, seine Blicke zu spüren und dabei stark zu bleiben. Ich ging ein paar Schritte von der Gruppe weg und setzte mich in die Düne. Immer wenn mir alles zu viel wurde nahm ich mir meinen Zeichenblock und einen Bleistift und ließ meine Hände alleine machen. Mein Blick wanderte nach Links, mein inneres Auge machte ein Foto und meine Hände entwickelten es. Die Komposition aus dem rauschenden Meer, dem Pier und einer schönen, einsamen Frau war einfach erstklassig, ich konnte gar nicht anders. Zeichnen war das einzige Talent welches ich besaß, ich hatte es von meinem Vater geerbt und ich war ihm sehr dankbar dafür. Eigentlich war ich ihm immer nah wenn ich einen Stift in der Hand hielt. Dadurch das meine Mum sich in Arbeit ertränkte war ich mit meiner Trauer häufig allein, Octavia und Raven versuchten natürlich mich aufzuheitern und mich auf andere Gedanken zu bringen, aber wirklich empfänglich für Momente der Trauer waren sie nicht. Bellamy war der einzige der mich verstand, aber ich schwor mir, dass er diese Seite von mir, nie wieder zu Gesicht bekommen sollte. Ich zeichnete und zeichnete und bemerkte gar nicht, wie sich mein Bild wie von selbst vollendete. Ich seufzte und entschied mich, die negativen Gedanken für heute zurück in ihre Schublade zu stecken.

„Sorry Leute, ich muss nochmal in die Stadt, ich brauche noch ein neues Outfit für heute Abend!" Raven und Octavia schlossen sich mir an, so dass die Jungs allein weiter spielten. Ein letzter, unauffälliger Blick zu der unbekannten Schönen und wir verließen den Strand Richtung Stadt und shoppten wie die Wahnsinnigen. Ich liebte es ausgelassen mit meinen Mädels zu lachen und insgeheim ganz gespannt zu sein, was ein weiterer Partyabend mit sich bringen würde. Eigentlich gingen wir wöchentlich auf Partys, seit dem ich mich von Bellamy getrennt hatte sogar gefühlt noch viel mehr. Octavia bemühte sich unparteiisch zu sein und wählte die Partys so, dass wir nicht zwangsläufig auf Bellamy stießen und dafür war ich ihr auch sehr dankbar.

Wie immer machten wir uns bei mir fertig und tranken den ersten Sekt zum einstimmen. „Auf einen schönen Abend" sagte Raven..

Lexas pov.

Gegen frühen Nachmittag machte ich mich auf den kurzen Fußweg zum Pier. Mary wartete schon auf mich und begrüßte mich herzlich. Sie gab mir mein Arbeitsoutfit, zeigte mir den Personalbereich in dem ich mich umziehen konnte und anschließend wurde ich dem Team vorgestellt. Mein Aufregung verschwand eigentlich augenblicklich, es waren alle super nett und hilfsbereit, keine gemeinen Zicken im Team, manchmal lief es tatsächlich auch für mich rund. Ich half zunächst dem Barkeeper beim vorbereiten des Obsts, wir viertelten oder halbierten alles Mögliche, ich war schnell, was ihn sehr überraschte. „Ich koche viel mit meiner... Pflegemutter." Erklärte ich ihm, woraufhin er grinste und verstehend nickte. Als ich mit den Vorbereitungen fertig war, nahm Mary mich mit in einen Lagerraum, wir bepackten uns mit Decken und platzierten diese anschließend in den Loungebereich draußen. Die Bar war wirklich ein Traum und ich freute mich so sehr, dass ich hier einen scheinbar echt netten Job gefunden hatte. Langsam aber sicher füllte sich die Räumlichkeit und ich begann mit Mary mit meiner Kellnertätigkeit, es dauerte nicht lang und ich war wieder drin. Immer recht freundlich und auf mein Gedächtnis war auch Verlass. Die Liveband war klasse, ich musste mich zurückhalten nicht mit auf die kleine Tanzfläche zu stürmen. Mary und ich hatten trotzdem unseren Spaß, wenn wir uns an der Bar trafen um die Cocktails zu holen, tanzten wir miteinander und lachten und es war einfach herrlich ausgelassene Stimmung. Mary bat mich Tisch Nummer 5 zu übernehmen während sie kurz auf die Toilette verschwand, ich ging um die Ecke und sah die Volleyballtruppe, die wohlgleich auch einen Teil meiner neuen Klasse ausmachte. Mit gemischten Gefühlen ging ich an den Tisch, die Stimmung war auch hier sehr ausgelassen und alle waren bereits leicht angetrunken. „Was darf's denn für euch noch sein?" fragte ich höflich in die Runde. Die blonde Frau, die zu meiner Rechten saß, sprang auf und legte mir unerwartet einen Arm um die Schulter. Ich biss auf meine Unterlippe und wusste nicht wie ich reagieren sollte, ich versuchte locker zu bleiben. Bleib locker Lexa! „Kann man dich einmal zum mitnehmen haben bitte?" lachte sie mir in mein Ohr. Ich spürte ihren Atem in meinem Gesicht und roch eine Mischung aus Ananas, Sahne und Alkohol. Ich versuchte mich höflich aus ihrem Griff zu lösen, aber sie ließ mich nicht. Ich drehte meinen Kopf in ihrer Richtung und sah ihre tiefblauen Augen, sie erinnerten mich an meine Vorstellung vom Meer, was wollte sie bloß von mir? „Clarke, lass gut sein!" sagte eine Andere aus der Runde und zog die Blondine von mir weg. Instinktiv zog ich mein Shirt gerade, strich meine imaginäre Haarsträhne hinters Ohr und lächelte weiter freundlich in die Runde und nahm die Bestellung auf. Als ich zurück zur Bar ging, spürte ich Blicke in meinem Rücken. „Was war denn das?" Fragte Mary mich lachend.. Ich winkte ab und sagte „Zu viel Alkohol vermutlich, die Gute wird morgen sicher Kopfschmerzen haben". Während ich die abgeräumten Gläser in die Spülanlage stellte, konnte ich nicht anders und sah zu Tisch Nummer 5 rüber, die Blondine sah mich immer noch an und lächelte als sie meinen Blick bemerkte, ich lächelte zurück, schüttelte dann kurz meinen Kopf und konzentrierte mich wieder auf die Arbeit. Für Hirngespenster war nun wirklich keine Zeit.



AN

Ich hoffe ihr findet gefallen an der Story und freue mich total über Feedback. :)



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