Eine lange Nacht

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Ben bringt mich ins Wohnzimmer und sagt ich solle mich setzen. Ich höre, dass er etwas in der Küche macht, kurz darauf kommt er mit zwei dampfenden Bechern wieder, heiße Schokolade, das kann ich jetzt echt gebrauchen. Er setzt sich neben mich und reicht mir eine Tasse. Ich nehme sie dankend und kuschele mich tief in Bens Arme. Meine Augenlider werden immer schwerer, ich bin so müde. Im Halbschlaf murmele ich noch ein Danke, doch ich bin mir nicht sicher ob es Ben überhaupt gehört hat.

Ich spüre die Wärme der Sonne auf meinem Gesicht, vorsichtig öffne ich die Augen Stück für Stück wegen der Helligkeit. Kurz brauche ich um mich zu orientieren wo ich bin. Bens Zimmer. Kurz darauf kommt auch schon Ben hereinspaziert. „Na, endlich ausgeschlafen?" Ich schaue auf seinen Wecker und stelle erschrocken fest, dass es tatsächlich schon halb eins ist. „Wobei du letzte Nacht auch nicht gerade viel geschlafen hast, und ja schon auf dem Sofa eingeschlafen bist", meint er und gibt mir dann einen Kuss auf den Scheitel. „Ich dachte mir in meinem Bett ist es bequemer. Übrigens, deine Eltern haben angerufen, du musst deine Sachen noch packen, sie fahren die nächsten drei Tage schonmal in euer neues Haus. Wenn du willst komme ich mit und helfe dir." Ich bin total überfordert, wieder kommt alles in mir hoch.

Bens POV

>>Nachts<<
Sie sitzt da auf der Couch und weint still vor sich in. Ich reiche ihr die dampfende Tasse und setze mich neben sie und schließe sie in meine Arme. Ich merke wie sie in mein T-Shirt weint und es langsam nass wird. Sie ist in meinen Armen eingeschlafen. Ich nehme sie im Brautstil in die Arme und trage sie nach oben. Auf dem Weg nach oben kuschelt sie sich noch enger an meine Brust. Und es versetzt mir einen Stich im Herzen sie so am Boden zu sehen. Ich verstehe nicht, warum alles so kommen musste. Warum müssen ihre Eltern jetzt umziehen? Es reicht doch, dass sie uns schon unseren USA Traum zerstört haben, und jetzt wollen sie uns auch noch ganz auseinander bringen, aber das werde ich nicht zulassen. Ich lege Mira vorsichtig auf mein Bett, immerhin ist sie jetzt eingeschlafen. Vorsichtig ziehe ich ihr ihre Jacke und ihre Schuhe aus, dann ziehe ich selbst meine Schuhe aus. Vorsichtig lege ich mich zu ihr um sie nicht zu wecken, doch an Schlaf brauch ich nicht zu denken. Ich kann das jetzt einfach nicht, ich habe das Gefühl ich würde sie alleine lassen, und davor habe ich Angst. Ich weiß sie braucht mich jetzt, und ich habe die traurige Vermutung, dass sie sich wieder ritzen würde wäre ich nicht hier, um sie aufzuhalten. Wenn sie so friedlich daliegt und schläft, könnte man nicht meinen dass sie sich selbst so schlimme Dinge antun kann. Ihr Gesicht sieht so entspannt aus, die weichen Gesichtszüge. Vorsichtig fahre ich mit meinem Finger ihren Wangenknochen nach, bis zu ihren Lippen, streiche sanft darüber und gebe ihr einen federleichten Kuss. Wie sie so vor mir liegt. Man könnte meinen sie sei ein Engel. Ihr blonden Haare liegen wie ein Fächer um ihren Kopf, ihre Haut ist sehr hell und sie hat lauter kleine Sommersprossen auf ihrer Nase und über die Wangen verteilt. Ich sage ja, wie ein Engel. Ich streiche ihr durch ihre samtigen Haare und sauge ihren bezaubernden Blumenduft ein.

Ihr denkt jetzt wahrscheinlich ich bin total das Weichei, aber glaubt mir, ein Mädchen das ihr über alles liebt, verändert euch und gewisse andere Erfahrungen auch. Ich war mal ein Bad Boy und zwar einer der üblen Sorte. Aber egal jetzt. Auf jeden Fall hat Mira mich auch verändert. Und ich liebe sie, ich würde einfach alles für sie tun.

Ich schaue auf die Uhr. In leuchtenden Ziffern zeigt mir mein Wecker 03:34. Na toll das kann ja noch eine lange Nacht werden...

Ich muss gähnen, mein Körper fühlt sich übermüdet an, als hätte ich seit Jahren nicht geschlafen. Und trotzdem, auch wenn ich es noch so sehr wollte, ich könnte nicht schlafen, es geht einfach nicht! Wieder sehe ich Mira neben mir an. Ich lege einen Arm um ihre schmale Taille und ziehe sie ein klein wenig näher zu mir. Ich verstecke meine Nase in ihren Haaren und atme erneut ihren blumigen Duft ein. Es ist wie ein Rausch, davon könnte ich nie genug kriegen, einfach unglaublich. Sie dreht sich leicht in meinen Armen und nun liegt ihr ein Lächeln auf den Lippen. Muss wohl ein schöner Traum sein. Auf jeden Fall steht ihr das Lächeln deutlich besser als die Tränen, aber egal wie, die ist das schönste Mädchen das ich je gesehen habe. Ich könnte sie stundenlang betrachten und mir würde nicht langweilig werden. Wieder dreht sich Mira ein wenig in meinen Armen und dabei schieben sich ihre Ärmel leicht zurück. Mir stockt der Atem. Man kann ein paar ihrer Narben sehen. Ich greife sachte nach dem Ärmel und schiebe ihn weiter zurück. Erneut meine ich keine Luft mehr zu bekommen. Ihre beiden Unterarme sind über und über mit Narben voll. Das sieht aus als hätte sie sich nicht nur einmal in der fünften Klasse geritzt. Ich streiche über die neuere Wunde. Sie ist kaum noch von den älteren zu unterscheiden, noch ein wenig röter aber ansonsten schon fast eine Narbe, wie sie unzählige auf ihren Unterarmen hat. Ich schaue sie besorgt an. Eigentlich dachte ich, ich kenne sie, doch jetzt bin ich mir nicht mehr sichern. Da muss doch mehr in ihrer Vergangenheit gewesen sein...

Erneut schaue ich auf den Wecker. 3:59. Ich fasse es nicht, geht denn diese Nacht nie zu Ende?!?!

Ich glaube ich werde noch kirre... Egal was ich denke, am Ende kommen nur immer mehr und mehr Fragen zustande, auf die ich keine Antwort finde. Warum wollen ihre Eltern nicht, dass wir gemeinsam in die USA gehen? Was ist in Miras Vergangenheit gewesen, dass sie so etwas tut? Hat sie das auch noch getan während wir zusammen waren? Hätte ich es merken müssen und ihr helfen können? Bin ich vielleicht sogar schuld?

Letztendlich bin ich wohl doch noch in einen unruhigen Schlaf gefallen. Denn als ich wieder aufwache, liege ich total verknotet mit Mira im Bett. Ich befreie mich, sogar ohne sie zu wecken und gehe schnell ins Badezimmer Zähne putzen. Ich höre das Telefon klingeln und springe schnell nach unten, dass Mira nicht aufwacht. Als ich wieder komme ist Mira auch wach. „Na, endlich ausgeschlafen? Wobei du letzte Nacht auch nicht gerade viel geschlafen hast", und ich auch nicht, füge ich in Gedanken hinzu, „und ja schon auf dem Sofa eingeschlafen bist", meine ich und gebe ihr dann einen Kuss auf den Scheitel. „Ich dachte mir in meinem Bett ist es bequemer. Übrigens, deine Eltern haben angerufen, du musst deine Sachen noch packen, sie fahren die nächsten drei Tage schonmal in euer neues Haus. Wenn du willst komme ich mit und helfe dir." Sie sieht total überfordert aus.... aber ich konnte es ihr ja auch nicht verschwiegen...

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So da ist endlich der vierte Teil 🙈
ich hoffe er gefällt euch und ich würde mich natürlich über Feedback und Votes freuen. Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber ich brauch v.a. immer etwas länger mit den Titeln *grins* Maki3007 , weißt ja was ich mein ^^

Wer bin ich? #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt