Kapitel 11

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Tage und Wochen vergingen. Weihnachten und sogleich Neujahr näherten sich, jedoch war es bisher noch unklar, ob Lauren zu weihnachten nach Orkenslope durfte, weil sie noch nicht bei Mr. Dicksten ihrem Chef, darum um Erlaubnis gebeten hatte. Aber er musste doch bejahen. So ein kaltes Herz konnte er doch nicht haben.
Dick in einen Mantel, schal, Mütze und Handschuhe eingewickelt, Mrs. Hansen hatte darauf bestanden, bahnte Lauren sich den Weg durch die eisigen Schneewehen, bis sie in das alte, aber nun warme Gebäude der Company, eintrat. Sie schüttelte die dicken Schneeflocken, die sich an ihrer Kleidung festhingen, ab und ging gerade Wegs zu ihrem Schreibtisch. Cornelia tippte schon fleißig gegenüber an ihrer Schreibmaschine, bemerkte Lauren und sagte:" Hey! Schön dass du da bist! Ich habe schon auf dich gewartet. Der Chef ist heute Garnicht gut gelaunt. Schon den ganzen morgen brummt er vor sich hin." "Rede ihn besser nicht an", warnte Cornelia. "Hey Cornelia! Danke für die Warnung, aber ich muss mit ihm reden!" Antwortete Lauren. " Na dann viel Erfolg!" " Dass kann ich sehr gut gebrauchen", meinte Lauren mit klopfendem Herzen. Langsam Schritt sie zur Tür und klopfte mit zittrigen Händen an. Totenstille. Nichts War zu hören. Kein herein oder ein anderes, in den Raum einladendes Wort. Erst beim zweiten mal hörte sie ein lautes " Herein!' - Rufen und öffnete, in dem sie die klinke herunter drückte, die Tür. Ihre Augen sahen in ein grimmig aussehendes Gesicht. " was wollen sie, Miss Dicksten? Wollen Sie mich auch noch wegen einem unwichtigen Grund stören?"
Was hatte Lauren getan, dass er so grimmig war? Seine schlechte Laune musste er doch nicht an ihr auslassen, dachte Lauren. "Entschuldigen sie für die kleine Störung, aber..." " die kleine Störung? Sagen Sie schon! Ich sehe es ihnen doch schon an ihrer Nasenspitze an, dass sie etwas wollen!" Keifte Mr. Dicksten, Lauren an. Jetzt geht es aber zu weit, dachte Lauren und wollte es ihm direkt ins Gesicht sagen, blieb aber bei dem Gedanken und fragte verlegen:" Da wir ja bald Weihnachten haben, würde ich gerne nach..." Lauren hatte erneut noch nicht zu Ende gesprochen, da unterbrach er sie schon wieder:" Nein, sie dürfen nicht während den Weihnachtstagen mit dem Schiff nach Hause fahren. Von nichts kommt auch nichts. Wollen Sie denn auf den Monatslohn verzichten?" " Feiern Sie selbst nicht das Weihnachtsfest? Es ist doch das Fest der Liebe!" " Nein, ich habe nicht vor, es zu feiern und jetzt möchte ich nicht mehr gestört werden, Guten Tag! " "Guten Tag!" Sagte Lauren mit traurigen aber zugleich wütenden Ton. Guten Tag? Fragte sie sich in ihren Gedanken. Für Mr. Dicksten vielleicht, aber nicht für Lauren. Machte es ihm etwa Spaß seine Laune an andere auszulassen? Er hatte ihr die ganze Weihnachtsvorfreude mit einem Zug verdorben. Wie konnte ein Mensch nur so ein kaltes Herz haben? Dass konnte lauren nicht verstehen. Aber warum wollte er nicht Weihnachten feiern? Wie Recht hatte Cornelia, mit der Aussage gehabt, dass Mr. Dicksten heute ein dickköpfiger Brummbär War. Lauren müsste ihn einfach schon vorher gefragt haben, ob sie während der Weihnachtstage nicht zur Arbeit gehen zu müssen, vielleicht würde er dann" ja "gesagt haben. Aber nun gab es keinen Hoffnungsschimmer mehr. Mit gesenktem Blick schloss Lauren leise hinter sich die Büro Tür. Ob Mr. Dicksten vielleicht seine Meinung ändern würde? Nein, er würde fest darin bestehen, dass Lauren hier in Vancouver bleiben würde. Aber wie sollte sie jetzt Tante Rachel sagen, dass sie nicht kommen könnte? Große Fragezeichen schwebten in ihren Gedanken, die von Cornelia unterbrochen wurden: " Na? So, als ob du Glück gehabt hättest, siehst du Ja nicht aus! Aber vielleicht ändert er seine Meinung! " " Ganz bestimmt nicht! " sagte Lauren enttäuscht. " Du weißt ja nicht wie er mich im Büro angekeift hat!" " Versuche es mit Beten! Gott kannst dir in dieser Situation helfen und das Herz von Mr. Dicksten erweichen.

In Psalm 150 Vers 15 steht:
Rufe mich an, in der Not, so will ich dich erretten und du sollst mich preisen!"
Mit diesen Worten ermutigte Cornelia, Lauren wieder.

An Gott hatte Lauren noch garnicht gedacht, was ihr nun leid tat. Wie konnte sie nur vergessen Gott im Gebet zu fragen, dass er ihr helfen möge?!

Herr, ich bitte dich um Vergebung und dass du mich während der Weihnachtstage nach Hause lässt, Amen.

Ein Stoßgebet fuhr zum Himmel hinauf und Lauren fühlte sich gleich viel besser, Gott in diese Situation mit einbezogen zu haben.
Sie setzte sich an ihren Schreibtisch, wo sie ihre Sachen erst liegen lassen hatte, bevor sie in das Büro gegangen War. Diese ordnete sie bevor sie zu dem Fach ging, in dem schon die Arbeitsaufträge des heutigen Tages auf sie warteten. Lauter Artikel und Zeitungschreiben wollten gelesen werden und eine Antwort bekommen. Außerdem gab es viele Artikel zu korrigieren. Doch eines machte Lauren sprachlos. Zu Weihnachten sollte sie einen Artikel selbst verfassen, indem es darum ging was für sie die " wahre WeihnachtsFreude" wäre. Erstaunt las sie diese Aufgabe die zuletzt zu lesen War immer und immer wieder, ging aber dann zu ihrem Arbeitsplatz. " hast du auch die Aufgabe bekommen, bis nächster Woche, einen Artikel selber zu schreiben?" Fragte Cornelia, die Lauren kommen sah. " Ja! Woher weißt du das? Du etwa auch?" Beantwortete Lauren, Cornelias Frage mit einer entgegen kommenden Frage. "Ich soll darüber schreiben, was ich an Weihnachten oder in Vorweihnachtszeit mache!" " Und ich muss darüber schreiben, was für mich die wahre Weihnachtsfreude ist!" Brachte Lauren, Cornelia entgegen. " Na gut, ich muss weiter tippen. ", entschuldigte Cornelia sich vom Gespräch. " Ganz schön viele Artikel müssen verbessert werden.", fügte sie hinzu und auch Lauren machte sich an die Arbeit.

***

In der Zwischenzeit wurde das Schneetreiben immer dichter und der Wind heulte um alle Häuser der Stadt und nahm nicht eines in Schutz. Jedoch waren erstaunlich viele menschen auf den Straßen unterwegs. Sicherlich waren sie damit beschäftigt auf dem Weihnachtsmarkt, auf dem reges treiben aus dem Fenster der Company, die nicht weit entfernt stand, zu sehen War, Geschenke zu kaufen. ( lest den Satz ruhig ein zweites mal durch, um den Sinn zu verstehen!) Schon den ganzen tag hatten die beiden Freundinnen,
Cornelia und Lauren damit verbracht ihre Aufgaben zu erledigen, bis Cornelia schon einmal ging, da sie morgens schon früher gekommen War und jetzt nichts mehr zu tun hatte. So hatte Lauren auf dem Heimweg viel Raum und platz für ihre Gedanken und Gefühle und ließ ihnen freuen lauf. Am liebsten würde Sie anfangen bitterlich zu weinen, doch damit wollte sie nicht anfangen. Lauren wollte auf keinen Fall, dass Mrs. Hansen sie verweint mit Tränen in den Augen ertappen würde. Einige kleine Tränen, konnte sie dennoch einfach nicht mehr verbergen. Diese bahnten sich den Weg durch ihr Gesicht, wurden dann aber schnell mit einem Taschentuch von Lauren getrocknet.

***

An seinem Schreibtisch sitzend blickte Andrew Dicksten auf die Berge voll von Artikeln. Ihn überlastete die Arbeit von tag zu tag mehr. Und jetzt näherte sich auch noch die Weihnachtszeit, die er nicht ausstehen konnte. Weihnachten, das fest der Liebe. Von liebe War in seinem Leben bis jetzt noch keine Spur gewesen. In diesem Augenblick lies er sein leben Revue passieren. Nein, von liebe War wirklich keine Spur. Als ihn noch diese junge Frau, Ms. Dicksten heute wieder an Weihnachten erinnerte, traf ihn der Schlag. Wie sie es noch so traurig sagte. Hatte er wirklich so ein kaltes Herz? Seine schlechte laune wollte er bestimmt nicht an andere auslassen, doch heute War ein tag, bei dem er mit dem falschen Fuß aufgestanden war. Er stand auf und ging im zimmer auf und ab, schaute mit einem Blick aus dem Fenster und zurück. Hatte er nicht Mrs. Dicksten gesehen? Was War es, dass sie in ihrer Manteltasche verschwinden ließ? Ein Taschentuch? Möglich wäre es, denn ihr Gesicht sah nicht gerade glücklich aus. Und glücklich War ihr Arbeitstag auch nicht verlaufen. Vor allem als er sie angefaucht hatte, sah sie so traurig aus, doch sie hatte alles still ertragen. War ihr das Weihnachtsfest denn so wichtig? Vielleicht wäre es ihm auch so wichtig, wenn er Weihnachten mit seiner Familie gefeiert hätte. Doch Familie? Er kannte keine Familie. Seine Eltern waren schon lange tot und hatten ihn und seine kleinere Schwester zurück gelassen. Doch was War nur aus ihr geworden? Er wusste nicht mehr, wo sie War, schon seit dem, als man die beiden getrennt hatte. Ob er jemals seine Schwester finden würde? Seine Gedanken verschwanden und ein schlechtes gewissen über seine Laune und Grobheit zu anderen an dem heutigen Tagen, machte sich in seinem Inneren bemerkbar.

 LaurenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt