Henker

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Ansehen

Im Mittelalter galten Henker als 'unrein' und 'unehrlich'und genossen damit das gleiche Ansehen wie Gaukler, Juden, andersgläubige Fremde aber auch wie Hebammen, Bader, Müller, Schäfer, Leinweber und Töpfer. Diese Menschen wurden im täglichen Leben geächtet und diffamiert. Sie durften kein städtisches Amt ausüben, keinen Grund erwerben und wurden nicht in Zünfte aufgenommen. Ferner waren sie nur beschränkt geschäftsfähig. Diese soziale Position wurde auch auf die Kinder übertragen, somit vererbte sich die Diffamierung von einer Generation zur nächsten.

Aufgaben

Neben den Hinrichtungen hatte der Henker noch weitere Aufgaben zu erfüllen, die kein 'ehrlicher' Mann erledigen wollte. Dazu zählten Folterungen, die Säuberung der Kloaken, das Vergraben verendeten Viehs auf dem Schindanger, die Zurschaustellung von Delinquenten an den Pranger und die Aufsicht über die Prostituierten.

Auftreten in der Öffentlichkeit

Das Amt des Henkers galt als umehrbar. Dementsprechend groß war die Diffamierung des Henkers. Im römischen Reich musste der Henker außerhalb der Stadt wohnen, welche er nur mit einer Sondergenehmigung betreten durfte. Innerhalb der Stadt musste er alle 'ehrlichen' Leute mit einer Glocke vor sich warnen.

Der Henker galt als ehr- und rechtlos. Wer ihn berührte, galt selber als entehrt.

Im Mittelalter hauste der Henker in einem Verschlag in der Stadtmauer und musste in der Öffentlichkeit auffällige Kleidung tragen.

Ein Wirtshaus durfte ein Henker nur betreten, wenn keiner der dort Anwesenden etwas dagegen hatte. Dort besaß er einen eigenen Platz, auf den sonst niemand saß und einen eigenen Krug, aus dem sonst niemand trank.

Sein Platz in der Kirche war ganz hinten, weit ab von den anderen. Häufig verweigerte ihm der Priester die Kommunion.

Berufswahl

Es fand sich kaum jemand, der freiwillig dazu bereit war, diesen blutigen Beruf auszuüben. Deshalb wurden anfangs nur solche Leute zum Scharfrichter ernannt, die dazu gezwungen werden konnten. Im römischen Reich waren das hauptsächlich Sklaven und Legionäre.

Im Mittelalter vererbte sich der Beruf von dem Vater auf den Sohn. Kinder von Henkern konnten ihrerseits auch nur Henker werden, andere Berufe standen ihnen nicht offen.

Frauen

Die Hinrichtung von Frauen bereitete vielen Henkern besondere Probleme. Denn Henker waren in der Regel keine geborenen Sadisten oder Mörder, sondern vielmehr ganz normale Menschen, die aufgrund ihrer Herkunft gezwungen waren, diesen Beruf auszuüben. Da niemand zum Töten geboren wird, besteht bei den meisten Menschen eine angeborene Tötungshemmung. Diese musste von den Henkern überwunden werden, was ihnen bei Frauen besonders schwerfiel.

Für die betroffenen Frauen bedeutete dies oftmals zusätzliche Pein, da die Hinrichtung aufgrund der Hemmung häufig stümperhaft vollzogen wurde. Im Falle der Maria Stuart musste der Henker dreimalig zuschlagen, bis die Königin starb.

Glücksbringer

So sehr er tagsüber geschmäht wurde, um so mehr wurde er des Nachts geehrt. Denn der Henker galt als ein Heilkundiger und Magier, der das Glück beschwören könne. Im Schutze der Dunkelheit kamen Menschen zu ihm, um sich Tränke brauen zu lassen oder um seinen Rat einzuholen.

Heilkräfte

Bis ins vorige Jahrhundert hinein schrieb der Volksglaube dem Blut von Enthaupteten Heilkräfte zu. Deshalb drängten sich stets Menschenmassen um das Schafott, um das Blut aufzufangen. Blutgetränkte Tücher von zwei enthaupteten Mördern wurden noch 1864 von den Henkersknechten für zwei Taler das Stück an die Menge verkauft.

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