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  Was bisher geschah..

„Ich kann nicht glauben, dass du das tust", sagt sie als Drew die Frischhaltefolie über das neue Tattoo legt.

„Ich habe es schon getan", informiere ich sie und sie sieht besorgt aus als sie auf ihr Handy sieht.

Ich weiß nicht was ich über ihren besorgten Ausdruck denken soll, denn normalerweise ist sie diejenige die über Heirat und so Scheiße spricht, also warum sieht sie jetzt so gestresst aus? Wahrscheinlich weil Zayn hier war, dieses verdammte Arschloch. Ich weiß, dass er mein Auto auf dem verdammten Parkplatz gesehen hat, und trotzdem ist er reingekommen.

Ich hoffe Tessa macht nichts allzu großes aus diesem Tattoo, so besonders ist es nicht. Ich habe eine Menge Tattoos, dieses eine ist für sie und darüber sollte sie sich freuen. Ich freue mich darüber.

„Wo zur Hölle sind Steph und Tristan?" Ich sehe aus den Fenstern aber nirgendwo sehe ich Steph's rote Haare.

„Wir können los gehen und sie suchen?", schlägt Tessa vor nachdem ich Drew bezahle und ihm verspreche, mir beim nächsten Mal den ganzen Rücken zu tätowieren.

Fast schlage ich ihm die Zähne aus als er vorschlägt Tessas Arm zu tätowieren oder ihren Bauchnabel zu piercen.

„Ich denke mit einer gepiercten Nase würde ich cool aussehen", lächelt sie als wir hinausgehen.

Ich lache bei dem Gedanken und lege meinen Arm um ihre Taille als ein bärtiger Mann an uns vorbei stolpert. Seine Jeans und seine Schuhe sind dreckig und sein dicker Sweater ist Nass. Dem Geruch nach ist es Wodka.

Tessa bleibt stehen und der Mann tut dasselbe. Sanft ziehe ich sie nach. Wenn dieser betrunkene Obdachlose denkt das er ihr noch irgendwie näher kommt, dann werde ich..

„Dad?", sagt sie so tief das es fast nur ein flüstern ist und ich sehe verwirrt zu wie ihr sämtliche Farbe aus dem Gesicht weicht.


......

  Tessa's P.O.V.

„Dad?" Dieser Mann da vor mir kann unmöglich mein Vater sein, egal wie bekannt mir diese braunen Augen die mich da gerade ansehen, vorkommen.

„Tessie?" Seine Stimme ist tiefer als ich sie in Erinnerung habe.

Harry dreht sich zu mir, sein Blick springt von mir zu meinem Vater.

Mein Vater.

Hier, in dieser Gegend mit schmutzigen Klamotten auf seinem Rücken.

„Tessie? Bist das wirklich du?", fragt er.

Ich bin wie versteinert. Ich finde keine Worte für diesen betrunkenen Mann der wie mein Vater aussieht.

„Tessa.." Harry versucht eine Reaktion von mir zu bekommen.

Ich gehe einen Schritt nach vorne und er lächelt. Sein brauner Bart ist ein wenig ergraut, sein Lächeln ist nicht mehr so weiß und sauber wie früher..wie ist er nur hier gelandet? All meine Hoffnungen, dass mein Vater sein Leben so geändert hat wie Ken sind zerstört und es tut mir mehr weh als es sollte.

„Ja, ich bin's", sagt jemand und ich brauche einen Moment bis ich bemerke, dass ich das gesagt habe.

„Ich kann es nicht glauben! Da bist du! Ich versuche dich seit Monaten zu finden!" Er kommt auf mich zu und Umarmt mich.

Widerwillig lässt Harry meine Hand los, sodass ich den fremden umarmen kann.

„Ich war die ganze Zeit hier", sage ich leise.

„Ist das Noah? Er hat sich aber sehr verändert." Er dreht sich zu Harry.

„Nein, das ist Harry", sage ich ihm.

Der Alkoholgeruch der aus seinem Mund kommt muss der Grund sein warum er die beiden verwechselt. Sie sehen sich überhaupt nicht ähnlich, niemand würde denken Harry wäre Noah.

„Wer ist er?" Unbequem lässt mein Vater seinen Arm um meine Schulter liegen und Harry sieht so aus als würde er gleich explodieren. Nicht unbedingt weil er wütend ist, sondern weil er so aussieht als wüsste er nicht was er sagen oder tun sollte.

Da sind wir ja schon zwei..

„Er ist mein..Harry ist mein.."

„Freund, Ich bin ihr fester Freund", beendet er den Satz für mich.

Die Augenbrauen des Mannes gehen hoch und er betrachtet Harrys Erscheinungsbild. Wird er wie meine Mutter sein?

„Schön dich kennen zu lernen Harry, ich bin Richard." Er streckt seine schmutzige Hand zu Harry aus.

„Ehm..ja, auch schön dich kennen zu lernen." Harry ist das alles sichtlich unangenehm.

„Was macht ihr beide hier?"

Ich nutze diese Gelegenheit um von ihm wegzugehen und mich wieder neben Harry zu stellen. Sein Verhalten ändert sich sofort und er zieht mich an seine Seite.

„Harry hat sich tätowieren lassen", antworte ich wahrheitsgemäß.

Mein Verstand kann all das was gerade passiert gar nicht verarbeiten.

„Ich habe auch ein paar Tattoos."

„Hast du?", staune ich.

Bilder von meinem Vater der Kaffee trinkt bevor er das Haus zur Arbeit verlässt, füllen meinen Kopf. Er hat nie so ausgesehen, er hat nie so gesprochen, und ganz bestimmt hat er keine Tattoos.

„Ja, mein Freund Tom macht die." Er zieht den Ärmel seines Sweatshirts hoch und es kommt etwas, das aussieht wie ein Totenkopf, zum Vorschein.

Es sieht nicht so aus als würde es zu ihm gehören, aber als ich ihn mir genauer ansehe merke ich, dass es doch zu ihm passt.

„Oh." Das ist so peinlich, dieser Mann ist mein Vater. Der Mann der meine Mutter und mich alleine gelassen hat steht vor mir, betrunken, und ich weiß nicht was ich tun soll.

Ein Teil von mir freut sich, aber nur ein kleiner Teil den ich Moment gar nicht bemerke. Seitdem meine Mutter gesagt hat, mein Vater wäre wieder in der Nähe hatte ich gehofft ihn zu treffen. Ich weiß, es ist dumm, sehr dumm, aber irgendwie scheint es ihm jetzt besser zu gehen als früher. Er ist betrunken und wahrscheinlich obdachlos aber ich habe ihn mehr vermisst als mir klar war, und vielleicht hatte er in letzter Zeit auch einfach nur eine schwere Zeit? Ich habe nicht das Recht ihn zu verurteilen, ich weiß nichts über diesen Mann.

Als ich mich auf der Straße umsehe bin ich überrascht, dass alles so weiterläuft wie immer. Ich hätte schwören können die Zeit wäre stehengeblieben als mein Vater an uns vorbeigestolpert ist.

„Wo wohnst du?", frage ich ihn.

Harrys verteidigender Blick liegt auf meinem Vater, er beobachtet ihn als wäre er ein gefährliches Raubtier.

„Ich schlafe zurzeit auf der Couch von ein paar Freunden." Er wischt sich mit seinem Ärmel über die Stirn.

„Oh."

„Ich habe bei Bolthouse gearbeitet, die haben mich aber rausgeschmissen", erzählt er mir.

Vage kann ich mich daran erinnern den Namen Bolthouse ein paar Mal gehört zu haben, ich glaube es ist eine Fabrik oder so.

„Was hast du so gemacht? Wie lange ist es her..fünf Jahre?"

„Nein, es waren Neun."

„Neun Jahre? Es tut mir leid Tessie", lallt er.

Der Spitzname bricht mir das Herz. So hat er mich früher immer genannt. Zu der Zeit in der er mich auf seine Schultern gesetzt hat und mit mir durch den kleinen Garten gelaufen ist, in der Zeit bevor er verschwunden ist. Ich weiß nicht was ich tun soll. Ich will weinen weil ich ihn so lange nicht mehr gesehen habe, ich will lachen weil ich ihn ausgerechnet hier treffe und ich will ihn anschreien weil er mich verlassen hat. Es verwirrt mich ihn so zu sehen. Ich habe ihn als betrunkener in Erinnerung, aber er war ein aggressiver betrunkener damals. Da her er nicht gelächelt, mir seine Tattoos gezeigt und meinem Freund die Hand geschüttelt. Er trinkt immer noch, ja, aber vielleicht ist er netter geworden.

„Ich denke wir sollten gehen", sagt Harry und sieht meinen Vater an.

„Es tut mir wirklich leid, es war nicht alles meine Schuld. Deine Mutter..du weißt wie sie ist", verteidigt er sich.

„Bitte Theresa, gib mir eine Chance", bittet der Mann.

„Tessa..", warnt Harry mich.

„Gib uns eine Sekunde", sage ich zu meinem Vater.

Ich schnappe mir Harrys Arm und gehe ein paar Schritte zur Seite.

„Was zur Hölle tust du da? Du willst doch nicht wirklich..", beginnt er.

„Harry, das ist mein Dad."

„Er ist ein fucking betrunkener Obdachloser."

Tränen steigen mir wegen Harrys wahren aber harschen Worten in die Augen.

„Ich habe ihn seit neun Jahren nicht mehr gesehen."

„Genau, weil er dich verlassen hat."

„Ich will nur wissen was er zu sagen hat."

„Das ist Zeitverschwendung Tessa."

„Ist mir egal, ich will ihm zuhören."

„Er wird nicht zu uns nach Hause kommen."

„Wenn er das will dann kann er es. Es ist auch mein zu Hause", sage ich schnippisch.

„Du zeihst doch nicht wirklich in Erwägung ihn mit uns nach Hause zu nehmen, oder?"

„Nicht um dort zu wohnen oder so, nur für heute Abend. Wir könnten gemeinsam Abend essen", biete ich an.

„Abendessen? Tessa, er ist ein beschissener obdachloser Alkoholiker der dich seit zehn Jahren nicht mehr gesehen hat und du denkst darüber nach mit ihm zu Abend zu essen?"

„Harry, er ist mein Vater und mit meiner Mutter habe ich keinen Kontakt mehr."

„Das heißt nicht, dass du Kontakt mit ihm haben musst. Das wird nicht gut enden Tess, du bist zu nett zu allen, erst recht zu denen die es nicht verdienen."

„Das ist wichtig für mich", sage ich ihm und sein Blick wird sanfter.

„Verdammt Tessa, das wird nicht gut Enden." Er zieht frustriert an seinen Haaren.

„Du weißt nicht was passieren wird Harry", flüstere ich und sehe zu meinem Vater.

Ich weiß, dass Harry vielleicht recht hat, aber ich schulde es mir selbst diesen Mann kennen zu lernen, oder zumindest zuzuhören was er zu sagen hat.

„Willst du mit uns mitkommen und Abendessen?" Meine Stimme zittert.

„Wirklich?", fragt er hoffnungsvoll.

„Ja."

„Okay! Ja, okay!", lächelt er und für einen Moment sieht er so aus wie der Mann an den ich mich erinnere.

Harry sagt kein Wort als wir auf das Auto zugehen. Ich weiß, dass er wütend auf mich ist weil ich meinen Vater eingeladen habe, und ich verstehe auch warum, aber er versteht nicht. Sein Vater hat sich zum guten geändert,. Ist es so schlimm, dass ich mir die gleiche Veränderung für meinen Vater wünsche?

„Er ist ein beschissener obdachloser Alkoholiker." Harry's Worte füllen meinen Kopf.

„Ist das deiner? Das ist ein Carpi oder? Ein Modell aus den späten 70ern?", fragt mein Vater als wir auf das Auto zugehen.

„Yep", sagt Harry und setzt sich auf den Fahrersitz.

Mein Vater sagt nichts auf Harrys kurze Antwort und ich bin froh darüber. Der Radio ist viel zu leise, Harry und ich greifen gleichzeitig nach dem Lautstärkeregler in der Hoffnung, dass die Musik die unangenehme Stille überdeckt.

„Woah, hier wohnt ihr?", staunt mein Vater vom Rücksitz.

„Ja, wir sind vor ein paar Monaten eingezogen", antworte ich.

Harrys Blick bringt meine Wangen zum erröten und ich lächle ihn an, in der Hoffnung ihn zu beruhigen und es scheint zu funktionieren. Die Aufzugfahrt ist genauso peinlich wie die Autofahrt. Ich überlege ob es eine gute Idee war ihn hier her einzuladen, aber jetzt ist es zu spät.

Harry schließt die Türe auf und geht hinein ohne sich umzudrehen. Sofort geht er ins Schlafzimmer.

„Ich bin gleich wieder da", sage ich meinem Vater.

Als ich das Schlafzimmer betrete sitzt Harry auf dem Bett und zieht seine Stiefel aus. Er sieht zur Türe und deutet mir ich soll sie schließen.

„Ich weiß du bist wütend auf mich", sage ich leise und gehe zu ihm.

„Bin ich."

„Sei's nicht." Ich nehme sein Gesicht zwischen meine Hände und streichle mit meinen Daumen über seine Wangen.

Seine Augen schließen sich bei meiner sanften Berührung und seine Arme schlingen sich um meine Taille.

„Er wird dich verletzen, ich will nur versuchen das zu verhindern", verspricht er.

„Er kann mich nicht verletzen, was sollte er schon tun können? Wie lange habe ich ihn jetzt nicht gesehen?"

„Wahrscheinlich sitzt er da draußen und steckt sich irgendwelche Sachen ein", schnaubt Harry und ich muss kichern.

„Das ist nicht lustig Tessa."

Ich seufze und hebe sein Kinn sodass er mich ansieht. „Kannst du bitte versuchen netter zu sein und das positiv zu sehen? Das ist schon verwirrend genug."

„Ich versuche nur dich zu beschützen."

„Das brauchst du nicht, er ist mein Dad."

„Er ist nicht dein Dad.."

„Bitte?" Ich fahre mit meinem Daumen über seine Lippen und sein Ausdruck wird weicher.

„Na gut, lass uns Abendessen mit ihm. Wer weiß wann er das letzte Mal etwas gegessen hat das nicht aus einer Mülltonne kommt", seufzt er.

Mein Lächeln verschwindet und meine Lippe beginnt zu zittern. Ich hoffe Harry hat es nicht gesehen, aber Harry sieht alles.

„Es tut mir Leid, nicht weinen."

„Ich meine, alles was ich gesagt habe, habe ich auch so gemeint, aber ich werde versuchen kein Arschloch zu sein." Er steht auf und drückt seine Lippen auf meine.

„Lass uns den Bettler füttern gehen", höre ich ihn leise sagen als wir das Schlafzimmer verlassen.

Der Mann im Wohnzimmer sieht fehl am Platz aus. Er sieht sich unsere Bücher an.

„Ich mache das Abendessen, ihr könnt fernsehen?", schlage ich vor.

„Kann ich helfen?"

„Uhm, okay", lächle ich halb und mein Vater folgt mir in die Küche.

Harry bleibt im Wohnzimmer.

„Ich kann nicht glauben, dass du erwachsen bist und alleine lebst", sagt mein Vater.

Ich gehe zum Kühlschrank um Tomaten rauszunehmen und um meine zerstreuten Gedanken etwas zu ordnen.

„Ich bin am College, auf der WSU, und Harry auch." Über die bevorstehende Verweisung spreche ich nicht.

„Wirklich? WSU? Wow." Er setzt sich zum Tisch und ich muss mich davon abhalten ihm zu sagen, dass er sich seine Hände waschen soll.

Fast erzähle ich ihm von Seattle und der aufregenden neuen Richtung die mein Leben annimmt, aber ich muss es erst Harry erzählen. Das Auftauchen meines Vaters ist eine neue Kurve auf meiner Straße. Ich weiß nicht wie viele Probleme ich noch aushalten kann bevor alles über mir einstürzt.

„Ich wünschte ich wäre dagewesen und hätte miterlebt wie all das passiert ist. Ich wusste schon immer, dass du etwas aus dir machen würdest."

„Du warst aber nicht da.." Sobald die Worte aus meinem Mund kommen plagt mich die Schuld, aber ich würde sie nicht zurücknehmen.

„Ich weiß, aber ich bin jetzt da und kann es wieder gutmachen." Sein Versprechen gibt mir die Hoffnung, dass er vielleicht doch nicht so böse ist. Vielleicht braucht er einfach nur Hilfe um mit dem Trinken aufzuhören.

„Ähm..", ich weiß gar nicht wie ich ihn danach fragen soll. „Trinkst du immer noch?"

„Ja.." Er sieht auf seine Füße.

„Aber nicht mehr so viel. Ich weiß, das sieht gerade anders aus, aber die letzten paar Monate sind hart für mich gewesen, das ist alles."

Harry erscheint im Türrahmen der Küche und ich weiß, dass er sich sehr anstrengt nichts zu sagen. Ich hoffe er schafft es.

„Ich habe deine Mom ein paar Mal gesehen."

„Hast du?"

„Ja, sie wollte mir nicht sagen wo du bist. Sie sieht sehr gut aus", lobt er.

„Was ist passiert..zwischen euch beiden?" Während ich auf eine Antwort warte lege ich die Hähnchenbrust in eine Auflaufform und gieße Öl darüber.

„Wir haben einfach nicht zusammengepasst, sie wollte immer mehr als ich ihr geben konnte, du weißt wie sie sein kann." Oh ja, das weiß ich.

„Warum hast du nie angerufen?"

„Das habe ich. Ich habe immer angerufen. Ich habe dir zu jedem Geburtstag Geschenke geschickt. Das hat sie dir nie gesagt, oder?"

„Nein."

„Nun ja, es stimmt, ich habe es getan. Ich hatte dich die ganze Zeit so vermisst. Ich kann es gar nicht glauben das du jetzt vor mir stehst." Seine Augen leuchten und seine Stimme zittert als er aufsteht und auf mich zukommt.

Harry betritt die Küche und stellt sich zwischen meinen Vater und mich und zum ersten Mal bin ich froh über sein einschreiten. Ich weiß nicht was ich von all dem halten soll. Ich muss einen Abstand zwischen diesem Mann und mir lassen.

„Ich weiß, dass du mir nicht verzeihen kannst", sagt er und schluchzt dabei fast. Mein Herz bricht.

„So ist es nicht, ich brauche einfach nur ein bisschen Zeit. Ich kenne dich ja nicht mal", sage ich ihm und er nickt.

„Ich weiß, ich weiß." Er setzt sich wieder zum Tisch und ich mache das Abendessen fertig.

Harry's P.O.V.

Tessa's Scheiß Samen Spender verschlingt zwei ganze Teller bevor er kurz innehält und Wasser trinkt. Ich bin mir sicher er war am Verhungern, weil er ja auf der Straße lebt und so. Nicht das ich kein Mitleide habe mit den Menschen denen einfach etwas unglückliches passiert und sie plötzlich alles verlieren und auf der Straße leben, aber dieser Mann hier ist ein Alkoholiker und daher habe ich mit ihm kein Mitleid. Nicht mal ne Sekunde lang.

„Du bist eine ziemlich gute Köchin, Tessie", lobt er sie.

Ich muss schreien wenn er sie nochmal so nennt.

„Danke", lächelt sie.

Ich sehe, dass sie ihm diese Scheiße abkauft. Seine Lieben Worte heilen die Wunden die er verursacht hat, als er sie einfach verlassen hat als sie noch ein Kind war.

„Das ist mein Ernst, vielleicht kannst du mir ja mal beibringen wie du das machst."

Und wo willst du das kochen? In deiner nicht existierenden Küche?

„Klar." Sie steht auf um ihren Teller wegzuräumen und nimmt meinen gleich mit.

„Ich gehe unter die Dusche, und ich muss noch ein bisschen Wäsche waschen heute Abend, es ist schon ziemlich spät", sagt sie zu uns.

„Ich werde dann gehen, vielen Dank für das Abendessen", sagt Richard.

„Nein, du kannst..du kannst über Nacht bleiben wenn du möchtest. Wir können dich morgen früh zurück..nach Hause bringen", stottert sie, unsicher welches Wort sie benutzen soll.

Ich mag diese Scheiße überhaupt nicht.

„Das wäre großartig", sagt er und rubbelt über seine Arme.

Wahrscheinlich Entzugserscheinungen. Verdammter Idiot.

„Ihr zwei kommt alleine zurecht?", fragt Tessa und ihr Dad lacht.

„Ja, ich will ihn sowieso kennenlernen", lächelt er.

Oh nein, willst du nicht.

Sie runzelt die Stirn als sie sieht wie ich dreinschaue und verschwindet ins Badezimmer, lässt uns alleine in der Küche.

„Also Harry, wo hast du meine Tessa kennen gelernt?", fragt er.

Ich höre wie sie die Türe schließt und warte bis ich das Wasser der Dusche höre bevor ich antworte.

„Harry?", wiederholt er.

„Lass mich eines klarstellen", sage ich und lehne mich über den Tisch. „Sie ist nicht deine Tessa, sie ist meine und ich weiß was du vorhast, also glaube nicht auch nur für eine Sekunde, dass du mich täuschen kannst", drohe ich ihm und er sieht verdutzt aus.

„Ich habe gar nichts vor, ich.."

„Was willst du? Geld?"

„Was? Nein, natürlich will ich kein Geld. Ich will eine Beziehung zu meiner Tochter."

„Du hattest neun Jahre lang Zeit dafür", keife ich und stelle mir vor wie ich meine Hände um seinen Hals schlinge.

„Ich habe Fehler gemacht und die werde ich wieder gut machen."

„Du bist betrunken. Du sitzt gerade in meiner Küche und bist fucking betrunken. Ich habe keine Sympathie für einen Mann der seine Familie verlässt und selbst nach neun Jahren seine Probleme nicht geregelt hat."

„Ich weiß, dass du das nur gut meinst und es macht mich glücklich zu sehen wie du versuchst sie zu verteidigen, aber ich werde das nicht vermasseln. Ich will sie nur kennenlernen. Und dich auch."

Ich bleibe still, versuche meine Gedanken zu ordnen.

„Du bist viel netter wenn sie in der Nähe ist", sagt er leise.

„Du bist kein so guter Schauspieler wenn sie nicht in der Nähe ist", feuere ich zurück.

„Du hast all das Recht der Welt mir nicht zu vertrauen, aber ihr zu liebe, gib mir eine Chance."

„Wenn du ihr irgendwie wehtust, bist du tot." Ich sollte etwas empfinden während ich Tessa's Vater drohe, aber ich fühle nur die Wut und das Misstrauen.

„Ich werde sie nicht verletzen", verspricht er.

Ich verdrehe meine Augen und trinke einen Schluck Wasser aus meinem Glas.

„Weißt du, eigentlich hätte dieses Gespräch umgekehrt ablaufen sollen", versucht er zu scherzen.

Ich ignoriere ihn und gehe ins Schlafzimmer bevor Tessa aus der Dusche steigt und mein Gespräch mit ihrem Vater mitbekommt.

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