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  Tessa's P.O.V.

Als ich bei meinem Auto ankomme wünsche ich mir, ich wäre bei Harry im Bett geblieben, aber ich habe einfach zu viel zu tun. Ich muss die Frau wegen dem Apartment in Seattle anrufen, ich muss noch ein paar Dinge für den Trip mit Harry und seiner Familie besorgen und am wichtigsten – ich muss einen klaren Kopf wegen der Seattle-Sache bekommen. Das Harry mir angeboten hat mich zu heiraten hat mich fast umgehauen, aber ich weiß, dass er es morgen schon nicht mehr wissen wird. Ich versuche verzweifelt nicht zu viel in seine Worte hinein zu interpretieren, aber das geht viel schwerer als ich erwartet habe.

Ich werde dich heiraten wenn du dich für mich entscheidest.

Als er das gesagt hat war ich überrascht. Nun ja, eher geschockt. Er schien so ruhig zu sein, seine Stimme war so neutral, so als würde er sagen er habe Hunger. Aber ich weiß es besser. Ich weiß er hat zu viel getrunken und das er verzweifelt war. Der Alkohol und sein Versuch mich von Seattle fernzuhalten sind die einzige Sicherheit hinter seinem Angebot. Und trotzdem kann ich nicht aufhören daran zu denen. Armselig, ich weiß, aber das ist mir egal.

Als ich bei Target ankomme habe ich die Frau, ich glaube sie heißt Sandra, immer noch nicht angerufen um mit ihr über das Apartment zu sprechen. Es ist nett, nicht so groß wie mein Apartment mit Harry, aber es ist nett genug und ich kann es mir leisten dort alleine zu wohnen. Es hat keine Bücherregale als Wände, und eine Ziegelwand, die ich so sehr liebe, gibt es dort auch nicht, aber ich werde mich schon daran gewöhnen.

Ich verspreche mir sie anzurufen sobald ich hier fertig bin. Ich bin bereit dafür. Für Seattle. Ich bin bereit diesen Schritt in meine Zukunft zu gehen. Darauf warte ich schon so lange ich denken kann.

Mein Einkaufskorb ist mir irgendwelchen Sachen gefüllt die ich eigentlich gar nicht für den Trip, sondern fürs Apartment brauche. Tabs für den Geschirrspüler, Zahnpasta eine neue Bratpfanne. Warum kaufe ich das überhaupt wenn ich doch wegziehe? Ich stelle die Bratpfanne wieder zurück, genauso wie die bunten Socken die ich aus irgendeinem Grund genommen habe. Wenn Harry nicht mitkommt werde ich von ganz von vorne beginnen. Das heißt neues Geschirr, alles neu. Ich bin froh das das Apartment möbliert ist, das ist eine riesen Erleichterung und somit muss ich eine Sache weniger tun.

Nachdem ich bei Target war, weiß ich nicht wirklich was ich mit mir anfangen soll. Ich will nicht zurück ins Apartment zu Harry und meinem Vater, aber ich kann nirgendwo anders hin. Ich werde die nächsten drei Tage mit Liam, Ken und Karen verbringen also will ich sie jetzt nicht belästigen in dem ich zu ihnen fahre. Ich brauche wirklich Freunde. Oder zumindest eine Freundin. Ich könnte Kimberly anrufen aber wahrscheinlich ist sie damit beschäftigt ihren Umzug und die Hochzeit zu planen. Die glückliche. Nicht wegen der Hochzeit, sondern weil Christian mit ihr nach Seattle geht. Nagut, es ist sein Unternehmen, aber ehrlich, wenn man sieht wie er sie ansieht weiß man sofort, dass er ihr überallhin folgen würde.

Während ich in meiner Telefonliste nach Sandra's Namen suche, tippe ich fast den Namen von Steph an. Ich frage mich was sie gerade macht? Harry würde wahrscheinlich den Verstand verlieren wenn ich sie anrufe und sie frage ob sie abhängen will. Aber er ist nicht in der Position mir zu sagen was ich tun darf. Er ist komplett betrunken. Und das mitten am Tag.

Ich beschließe sie einfach anzurufen.

„Tessa! Was geht?", fragt sie laut und versucht die Geräusche im Hintergrund zu übertönen.

„Nichts, ich sitze am Parkplatz von Target."

„Oh, also hast du's lustig?", lacht sie.

„Nicht wirklich. Was machst du?"

„Nichts, gehe gerade zum Lunch mit einer Freundin."

„Oh, okay. Naja, ruf mich später an oder so", sage ich.

„Wir können uns dort treffen wenn du möchtest, wir gehen zu Applebee's, das beim Campus." Applebee's erinnert mich an Zayn aber das Essen dort war unglaublich und ich habe heute noch nichts gegessen.

„Okay ich komme. Bist du dir sicher, dass das okay ist?", frage ich.

„Ja! Beweg deinen Arsch hier her. Wir sind ungefähr in 15 Minuten dort." Ich höre wie im Hintergrund eine Autotür geschlossen wird.

Auf dem Weg zum Campus rufe ich Sandra an und hinterlasse ihr eine Nachricht mit der Bitte um einen Rückruf. Ich war ziemlich erleichtert als nicht sie sondern ihr Anrufbeantwortet ans Telefon gegangen ist.

Als ich bei Applebee's ankomme ist es dort überfüllt und ich suche den Raum nach Steph's roten Haaren ab.

„Wie viele?", fragt die Kellnerin mich mit einem freundlichen Lächeln.

„Drei , denke ich?" Steph hat gesagt sie ist mit einer Freundin unterwegs, also denke ich, dass es nur eine Person ist.

„Ich kann euch auch in eine Nische setzen falls ihr mehr seid", lächelt das Mädchen und nimmt sich die Speisekarten die hinter ihr stehen.

Ich folge ihr in die Nische hinten im Restaurant und warte bis Steph kommt. Ich sehe auf mein Handy um zu sehen ob Harry sich gemeldet hat, hat er aber nicht. Wahrscheinlich schläft er. Als ich aufsehe steigt mir sofort Adrenalin ins Blut als ich pinke Haare sehe.

Harry's P.O.V.

„Wo ist sie hin?", fragt Richard als ich in die Küche gehe.

„Keine Ahnung eigentlich, wahrscheinlich zum Supermarkt." Ich öffne den Schrank auf der Suche nach etwa essbaren. Irgendetwas muss den Alkohol aufsaugen der durch meinen Körper fließt.

„Sie ist so wütend auf uns", antwortet er.

„Ja, ist sie." Ich muss lächeln. Sie ist süß wenn sie wütend ist.

Das ist nicht lustig..naja, es ist lustig, aber das sollte es nicht sein.

„Hat sie dich verflucht?"

„Offensichtlich nicht. Du bist in meiner Küche und isst meine Cornflakes." Ich schüttle die leere Schachtel und er lächelt.

„Ich denke du hast Recht."

„Ja, das habe ich immer", antworte ich.

Das könnte nicht mehr von der Wahrheit entfernt sein.

„Ziemlich scheiße für dich das du auftauchst wenn sie doch in weniger als einer Woche umzieht." Ich stelle eine Tupperware Schüssel in die Mikrowelle. Ich habe keine Ahnung was da eigentlich drinnen ist, aber ich bin am Verhungern und zu betrunken um zu kochen. Und Tessa ist ja nicht hier.

Was zur Hölle werde ich tun wenn sie mich verlässt?

„Ja, ich bin nur froh, dass Seattle nicht so weit weg ist."

„England schon."

„Sie wird nicht nach England gehen", sagt er mir.

„Woher willst du das wissen? Du kennst sie seit, wie lange, zwei Tagen?" Das nervige Piepen der Mikrowelle unterbricht uns.

„Aber ich kenne Carol und sie würde nicht nach England gehen."

„Tessa ist nicht ihre Mutter und ich bin nicht du." Er ist wieder genauso nervig wie gestern.

„Okay", zuckt er mit den Schultern.

Tessa's P.O.V.

Molly.

Ich bete, dass sie nicht mit Steph hier ist, doch dann taucht hinter ihr wirklich Steph auf. Ich versinke in die Couch.

„Hey Tessa" Steph setzt sich gegenüber von mir hin und rückt hinüber damit ihre Freundin sich neben sie setzen kann.

Warum sollte sie mich zum Lunch mit ihr und Molly einladen?

„Lange nicht gesehen", sagt Molly zu mir.

Ich weiß nicht was ich sagen soll, zu keinem von beiden. Ich will aufstehen und weggehen, aber stattdessen lächle ich halb und sage „Ja".

Hast du schon bestellt?", fragt Steph und ignoriert die Tatsache, dass sie meine Erzfeindin mitgebracht hat.

„Nein." Ich greife in meine Tasche und ziehe mein Handy hinaus.

„Kein Grund gleich Daddy anzurufen, ich werde nicht beißen", grinst Molly.

„Ich wollte Harry nicht anrufen", sage ich ihr. Ich wollte ihm schreiben, das ist ein großer Unterschied.

„Aber klar doch", lacht sie.

„Hör auf, du hast gesagt du würdest nett sein", sagt Steph schnippisch.

„Warum bist du überhaupt hier?", frage ich das Mädchen das ich mehr als alles andere verachte.

„Ich bin hungrig", sagt sie schulterzuckend.

„Ich sollte einfach gehen." Ich schnappe mir mein Sweatshirt und stehe auf.

„Nein, bleib! Bitte, du ziehst um und dann werde ich dich nicht mehr sehen", schmollt Steph.

„Was?"

„Du haust doch in ein paar Tagen ab, oder?"

„Wer hat dir das gesagt?"

Molly und Steph sehen sich an bevor Steph antwortet. „Zayn denke ich, aber das ist doch egal. Ich dachte du würdest es mir sagen."

„Wollte ich ja, es ist nur..es passiert gerade so viel." Ich würde es ihr ja erklären wenn Molly nicht hier wäre.

„Ich wünschte du hättest es mir erzählt, ich war deine erste Freundin hier." Sie schmollt und ich bin dankbar als der Kellner zu unserem Tisch kommt um unsere Bestellung aufzunehmen.

Während Steph und Molly ihre Getränke bestellen schreibe ich Harry eine Nachricht.

Du schläfst wahrscheinlich aber ich bin mit Steph beim Lunch und sie hat Molly mitgebracht :/ Ich sende die Nachricht und sehe wieder auf.

„Freust du dich schon aufs umziehen? Was werden du und Harry tun?", fragt Steph.

Ich zucke mit den Schultern und sehe mich im Raum um. Ich werde auf keinen Fall vor der Tochter des Teufels über meine Beziehung sprechen.

„Du kannst ruhig reden, vertrau mir, dein Arsch langweiliges Leben interessiert mich nicht die Bohne", sagt Molly verachtend und trinkt aus ihrem Glas.

„Dir vertrauen?", lache ich und mein Handy vibriert.

Komm nach Hause

Ich weiß nicht was ich zu hören erwartet habe, aber ich bin enttäuscht von seinem Rat. Oder eher von dem nicht vorhandenen Rat.

Nein, ich habe Hunger

„Hör mal, du und Harry seid ja ganz süß und so, aber eure Beziehung ist mir mittlerweile scheiß egal. Ich muss mich jetzt um meine eigene Beziehung kümmern", informiert Molly mich.

„Schön für dich." Der Idiot, wer auch immer es sein mag, tut mir leid.

„Wann werden wir diesen Mysteriösen Typen kennenlernen?", fragt Steph ihre Freundin.

„Keine Ahnung, jetzt noch nicht."

„Wie auch immer, also, wie wütend bist du auf Zayn weil er versucht Harry ins Gefängnis zu bringen?", fragt Molly und ich spucke fast mein Wasser wieder aus.

„Ich versuche das zu verhindern." Die Vorstellung davon wie Harry in einer Gefängniszelle lässt das Blut in meinen Adern gefrieren.

„Viel Glück dabei, da gibt's nichts zu tun. Außer du willst mit Zayn ficken", grinst sie und tippt mit ihren Neongrünen Fingernägeln gegen den Tisch.

„Das ist keine Option", brumme ich.

Es ist etwas zum Essen zu Hause. Wirklich, komm nach Hause bevor etwas passiert und ich dich nicht retten kann.

Mich retten? Wovor? Molly und Steph? Steph ist meine Freundin und ich habe schon einmal bewiesen das ich es mit Molly aufnehmen kann und ich würde nicht zögern das nochmal zu tun. Sie ist nervig und ich kann sie nicht leiden, aber ich habe keine Angst mehr vor ihr so wie früher.

An seiner perversen Nachricht erkenne ich, dass er immer noch betrunken ist.

Das ist mein Ernst, verschwinde von dort schreibt er als ich nicht antworte.

Ich stecke mein Handy in meine Tasche und richte meine Aufmerksamkeit wieder zu ihnen.

„Hast du doch schon mal getan, wo ist denn da jetzt der Unterschied?", fragt Molly.

„Wie bitte?"

„Hey, ich verurteile dich nicht. Ich habe auch mit Harry und Zayn gefickt", ruft sie in mein Gedächtnis.

Ich bin so frustriert das ich schreien möchte. „Ich habe nicht mit Zayn geschlafen", presse ich zwischen meinen aufeinander gedrückten hervor.

„Klar." Sie verdreht ihre Augen und Steph funkelt sie wütend an.

„Das ist nur ein Gerücht", sagt Steph zu ihr.

„Mhmm.."

„Hat das jemand gesagt? Das ich mit Zayn geschlafen habe?", frage ich die beiden.

„Nein", antwortet Steph bevor Molly etwas sagen kann.

„Genug über Zayn geredet, ich will etwas von Seattle wissen. Kommt Harry mit dir mit?"

„Ja", lüge ich.

Ich will nicht zugeben, dass Harry sich weigert mit mir nach Seattle zu kommen. Ganz besonders nicht vor Molly.

„Also wird dann keiner mehr von euch hier sein? Das wird so seltsam werden", sagt Steph.

Es wird so seltsam sein auf einem neuen Campus zu beginnen nach allem was ich hier durchgemacht habe. Aber genau das brauche ich. Einen Neustart. Alles hier an diesem Ort erinnert mich an den Betrug und an die falschen Freundschaften.

„Wir sollten dieses Wochenende etwas tun, so zum letzten Mal", schlägt Steph vor.

„Nein, keine Party", stöhne ich.

„Keine Party, nur unsere Gruppe. Lass uns mal ehrlich sein, wir werden uns wahrscheinlich nie wieder sehen und Harry sollte zumindest ein letztes Mal mit seinen alten Freunden abhängen", sagt Steph.

„Ich werde nicht kommen, keine Sorge." Molly verdreht ihre Augen.

Unser Essen kommt aber ich habe den Appetit verloren. Erzählen die Leute wirklich herum, dass ich mit Zayn geschlafen habe? Hat Harry dieses angebliche Gerücht schon gehört? Wird Zayn wirklich dafür sorgen, dass Harry ins Gefängnis kommt? Mein Kopf tut weh.

„Sprich mit Harry und gib mir Bescheid, wir könnten ja zu irgendwem nach Hause gehen und einfach abhängen. Vielleicht sogar bei Tristan oder Niall, so kommen keine anderen Leute vorbei", sagt Steph.

„Ich weiß nicht ob ihm diese Idee so gefallen wird.." Mein Blick wandert zu meinem Handybildschirm. Drei verpasste Anrufe.

Geh an dein Handy ran.

Ich komme nach dem Essen nach Hause, beruhige dich. Trinke Wasser.

„Das sollte sie ihm aber, wir sind schon lange mit ihm befreundet. Schon bevor du gekommen bist und ihn ruiniert hast", sagt Molly zu mir.

„Ich habe ihn nicht ruiniert."

„Doch hast du. Er ist jetzt so anders, er ruft seine Freunde nicht mal mehr an."

„Seine Freunde", schnaube ich. „Niemand von euch ruft ihn an, der einzige der sich noch bei ihm meldet ist Niall", sage ich. Ich erinnere mich daran Niall's Namen in Harry's Anruferliste gesehen zu haben.

„Aber nur weil wir wissen..", sagt Molly aber Steph wirft ihre Arme in die Luft.

„Genug, oh Gott", stöhnt sie und reibt sich ihre Schläfen.

„Ich werde mir mein Essen einpacken lassen, das war eine schlechte Idee", sage ich Steph.

Ich weiß sowieso nicht was sie sich dabei gedacht hat Molly mitzubringen. Sie hätte mich zumindest warnen können.

„Tut mir leid, ich dachte ihr würdet euch jetzt vertragen da sie nicht mehr versucht mit Harry zu ficken." Steph sieht zu Molly.

„Wir vertragen uns besser als je zuvor", sagt Molly.

Ich möchte ihr in ihr schmutzig lachendes Gesicht schlagen.

Steph's Handy unterbricht meine gewaltsamen Gedanken. „Das ist Harry, er ruft mich an." Sie hält ihr Handy hoch damit ich es sehen kann.

„Ich habe ihm nicht zurückgeschrieben. Ich rufe ihn in einer Minute an", sage ich zu ihr und sie ignoriert den Anruf.

„Gott, was ist er für ein Stalker?" Molly beißt von einem Pommes ab.

Ich beiße mir auf die Zunge und frage den Kellner, ob er mein Essen einpacken könnte. Ich hab es kaum angerührt, aber ich möchte hier keinen Aufstand veranstalten.

„Bitte denk über Samstag nach, wir können ja auch einfach etwas essen anstatt eine Party zu machen", bietet Steph an.

„Bitte?" Sie schenkt mir ihr schönstes Lächeln.

„Ich werde sehen was ich tun kann, aber wir sind bis Samstag Früh nicht in der Stadt."

„Du kannst dir die Zeit aussuchen."

„Ich gebe dir Bescheid", sage ich zu ihr und Zahle meine Rechnung.

Ich mag die Vorstellung davon nicht, aber auf eine Art hat sie ja Recht, wir werden keinen von denen je wieder sehen. Harry geht irgendwo hin, vielleicht nicht nach Seattle, aber da er vom Campus verwiesen wurde, wird er nicht hier bleiben und er sollte seine alten Freunde ein letztes Mal sehen.

„Er ruft schon wieder an", sagt Steph zu mir und versteckt nicht wie lustig sie das findet.

„Sag ihm, dass ich unterwegs bin." Ich stehe auf und gehe zur Türe.

Als ich mich wieder umdrehe sprechen Steph und Molly. Steph's Handy liegt vor ihnen auf dem Tisch.

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