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  Die Fahrt mit dem Aufzug in unser Stockwerk ist ruhig. Ich bin zu enttäuscht von Harry um mit ihm zu streiten und er ist zu wütend auf mich um mit mir zu sprechen ohne mich anzuschreien. Er hat das mit Seattle besser aufgenommen als ich erwartet hätte, aber wie kann er mich bloß vor die Wahl stellen? Er weiß wie wichtig mir Seattle ist und er hat kein Problem damit, dass ich es für ihn aufgeben würde, das tut am meisten weh. Er sagt immer er kann nicht getrennt von mir sein, dass er nicht ohne mich leben kann, und trotzdem stellt er mir ein Ultimatum und das ist einfach nicht fair.

„Wenn er mit etwas von uns verschwunden ist..", beginnt Harry.

„Es reicht."

„Ich meine ja nur."

Ich schiebe meinen Schlüssel in das Schlüsselloch und gehe für einen Moment die Möglichkeit durch, das mein Vater wirklich das getan hat was Harry gesagt hat. Eigentlich kenne ich den Mann doch gar nicht.

Die kurze Paranoia verschwindet als wir die Wohnung betreten. Der Körper meines Vaters liegt auf der Couch, sein Mund ist weit geöffnet und er schnarcht.

Wortlos geht Harry ins Schlafzimmer und ich beschließe zuerst in die Küche zu gehen. Ich brauche ein Glas Wasser und eine Minute um darüber nachzudenken, was ich als nächstes tun sollte. Das letzte was ich will ist mit Harry zu streiten, aber ich habe es sowas von satt das er immer nur an sich selbst denkt. Ich weiß, er hat sich viel verändert, es sehr hart versucht, aber ich habe ihm immer und immer wieder eine Chance gegeben und es hat immer und immer wieder dazu geführt, dass wir uns trennen. Das würde sogar Catherine Earnshaw zu viel werden. Ich weiß nicht wie lang ich meinen Kopf noch über Wasser halten kann wenn ich weiterhin für diesen Teufelskreis den wir Beziehung nennen einsetze. Von jedem neuen Problem werde ich untergetaucht.

Ich trinke noch einen Schluck Wasser, stelle das Glas in den Geschirrspüler und gehe ins Schlafzimmer. Mein Vater schnarcht immer noch. Wenn ich gerade nicht so beschäftigt wäre würde ich das lustig finden. Harry liegt auf seinem Rücken, die Arme hat er hinter seinem Kopf verschränkt und er starrt die Zimmerdecke an.

„Ich wurde vom College verwiesen", bricht er die Stille. „Falls es dich interessiert."

„Es tut mir so leid, ich hätte das schon früher Fragen sollen."

Ich habe wirklich gedacht Ken könnte ihn aus diesem Schlamassel hinausziehen.

„Du warst ja anderweitig mit Zayn beschäftigt, weißt du noch?"

Ich setze mich ans Ende des Bettes, so weit wie nur möglich von ihm weg und beiße mir auf die Zunge. Das wäre nur unnötige Verschwendung meiner Kräfte.

„Ich wollte mich nur über die Anzeige gegen dich informieren, er hat gesagt er.."

„Ich habe ihn gehört, weißt du noch?", unterbricht er mich.

„Ich habe genug von deinem Verhalten, ich weiß du bist wütend aber du musst auf hören so respektlos zu sein", sage ich langsam und hoffe, dass meine Worte bei ihm an kommen.

Für einen Moment ist er sprachlos, erholt sich aber schnell.

„Wie bitte?"

„Du hast mich schon verstanden, hör auf so mit mir zu reden."

„Ich habe das Recht ein bisschen wütend zu sein."

„Ja, hast du, aber du hast kein Recht dich wie ein Arschloch zu verhalten. Ich hatte gehofft wir könnten richtig darüber sprechen und das wie Erwachsene angehen. Zumindest einmal", sage ich.

„Was soll das jetzt heißen?" Er setzt sich auf aber ich bleibe auf Abstand.

„Das soll heißen, dass ich dachte, dass wir nach sechs Monaten hin und her vielleicht ein Problem lösen können, ohne dass jemand von uns beiden verschwindet oder irgendetwas zerstört."

„Sechs Monate?" Soll ich ihm helfen seinen Mund zu schließen?

„Ja, sechs Monate. Naja, sechs Monate lang kennen wir uns schon."

„Ich habe nicht bemerkt, dass das schon so lange her ist."

„So ist es aber."

„So lange kommt es mir noch gar nicht vor.."

„Ist das ein Problem für dich? Liegt es daran das wir uns schon zu lange kennen?"

„Nein Tessa, es ist nur komisch wenn ich darüber nachdenke. Ich hatte noch nie eine richtige Beziehung, also sind sechs Monate eine ganz schön lange Zeit."

„Wir sind ja nicht die ganze Zeit zusammen gewesen, einen Großteil der Zeit haben wir damit verbracht uns zu streiten und zu ignorieren", erinnere ich ihn.

„Wie lange warst du mit Noah zusammen?" Seine Frage überrascht mich. Wir hatten ein paar Gespräche über meine Beziehung mit Noah, aber die dauerten normalerweise nicht länger als fünf Minuten und wurden nur wegen Harry's Eifersucht beendet.

„Wir waren beste Freunde seitdem ich denken kann, aber wir haben erst in der High-School angefangen uns richtig zu treffen und zusammen zu sein. Ich denke wir waren schon länger zusammen, aber wir haben es einfach nicht bemerkt." Ich sehe Harry vorsichtig an, warte auf eine Reaktion von ihm.

Als ich über ihn spreche beginne ich Noah zu vermissen. Nicht auf eine romantische Art sondern auf die Art wie man seine Familie vermisst wenn man sie lange nicht gesehen hat. Ich frage mich wie es mit Rebecca läuft? Sind die beiden immer noch zusammen?

„Oh." Er legt seine Hände in seinen Schoß und ich will sie in meine nehmen.

„Habt ihr gestritten?"

„Manchmal. Wir haben darüber gestritten was wir uns ansehen oder wenn ich ihn mal zu spät abgeholt habe."

„Also nicht so wie wir streiten?" Er sieht nicht von seinen Händen weg.

„Ich denke nicht, dass irgendjemand so streitet wie wir", lächle ich als versuch ihn aufzuheitern.

„Was hast du sonst so getan? Mit ihm, meine ich." Harry sitzt wie ein kleines Kind auf dem Bett, er hat große Augen und seine Hände zittern.

„Wir haben wirklich nicht viel gemacht außer gelernt und hunderte von Filmen geschaut. Wir waren eher mehr wie beste Freunde denke ich."

„Du hast ihn geliebt", sagt das Kind zu mir.

„Nicht so wie ich dich liebe", sage ich ihm wieder.

„Würdest du für ihn Seattle aufgeben?"

Also deswegen sprechen wir über Noah. Harry's geringe Selbstachtung hat wieder mal seinen Gedankenstrang übernommen und lenkt ihn an den Ort an dem er sich selbst mit jemandem vergleicht von dem er meint, dass ich genau so jemanden brauche.

„Nein."

„Warum nicht?"

„Weil ich mich überhaupt nicht entscheiden müssen sollte und er schon immer von meinen Plänen und Träumen Bescheid wusste, also müsste ich nicht wählen."

„Ich habe nichts in Seattle", seufzt er.

„Mich. Du hättest mich."

„Das ist nicht genug."

Oh.

Ich drehe mich von ihm weg.

„Ich weiß das ist abgefucked, aber es ist wahr. Ich habe nichts dort, und du hast dort deinen neuen Job und du wirst neue Freunde finden."

„Du würdest auch einen neuen Job haben, und wir würden zusammen neue Freunde finden."

„Die Leute die du als deine Freunde aussuchst würden nicht die Leute sein die ich als meine Freunde aussuchen würde."

„Das kannst du nicht sagen. Ich bin mit Steph befreundet."

„Nur weil ihr ins selbe Zimmer gesteckt worden seid. Ich will dort nicht hinziehen Tessa, ganz besonders jetzt nicht. Und ich wurde gerade verwiesen. Es ergibt mehr Sinn für mich wenn ich einfach nach England zurück gehe und meinen Abschluss dort zu Ende bringe."

„Es sollte nicht nur darum gehen was für dich Sinn ergibt."

„Wenn man bedenkt, dass du dir mal wieder hinter meinem Rücken ein Treffen mit Zayn ausgemacht hast, hast du kein Recht Ansprüche zu stellen."

„Wirklich? Denn du und ich haben noch nicht mal beschlossen ob wir wieder richtig zusammen sind. Ich habe zugstimmt wieder hier einzuziehen und du hast zugestimmt mich besser zu behandeln. Du hast ihn hinter meinemRücken verprügelt, wegen dem bist du jetzt auch vom College verwiesen worden. Wenn hier jemand keine Ansprüche stellen darf, dann bist das du." Ich stehe auf und gehe durchs Schlafzimmer.

„Du hast das vor mir geheim gehalten! Du hast geplant wegzuziehen und hast es mir nicht gesagt!" Er hebt seine Stimme.

„Ich weiß! Es tut mir leid, aber anstatt sich darüber zu streiten wer die meisten Fehler gemacht hat könnten wir doch versuchen einen Kompromiss zu finden."

„Du..", er verstummt und steht auf. „Du.."

„Was?", dränge ich ihn.

„Keine Ahnung. Ich kann nicht mal mehr klar denken weil ich so wütend auf dich bin."

„Tut mir leid, dass du es so rausgefunden hast, aber ich wusste nicht wie ich es dir sagen sollte."

„Sag, dass du nicht gehen wirst."

„Das kann ich nicht."

„Tessa."

„Ich werde diese Entscheidung jetzt nicht treffen. Das sollte ich nicht tun müssen."

„Wann dann? Ich werde hier nicht warten.."

„Was wirst du denn tun? Verschwinden? Was ist mit I never wish to be parted with you from this day on?"

"Wirklich? Du sprichst das jetzt an? Denkst du nicht du hättest mir von Seattle erzählen sollen bevor ich mir ein fucking Tattoo für dich machen lasse? Die Ironie zieht nicht an mir vorbei." Er kommt näher zu mir, fordert mich heraus.

„Ich wollte ja!"

„Hast du aber nicht."

„Wie oft willst du das noch erwähnen? Wir können das den ganzen Tag hin und her spielen, aber ich habe wirklich keine Kraft dafür. Ich bin darüber hinweg", sage ich.

„Darüber hinweg? Du bist darüber hinweg?", lacht er halb.

„Ja, darüber hinweg." Es stimmt. Ich bin darüber hinweg mit ihm über Seattle zu streiten. Es ist erdrückend und frustrierend.

Er schnappt sich ein schwarzes Sweatshirt aus der Kommode und zieht es sich über den Kopf bevor er sich seine Stiegen anzieht.

„Wo gehst du hin?", frage ich ihn.

„Fort von hier", schnauft er.

„Harry, du musst nicht gehen", rufe ich ihm nach als er die Türe öffnet.

Er ignoriert mich.

Wenn mein Vater nicht im Wohnzimmer wäre, würde ich ihm nachlaufen und ihn zwingen zu bleiben, aber ich habe es satt ihm andauern nachzulaufen.

Harry's P.O.V.

„Soll ich dich irgendwo hinführen?", frage ich Tessa's Dad.

Er ist wach, sitzt auf der Couch und hat die Arme vor seiner Brust verschränkt.

„Uhm ja, wenn das denn okay ist?", fragt er mich.

Die Vorstellung ihn irgendwo hinzuführen begeistert mich nicht, aber ich will ihn nicht alleine hier mit ihr lassen.

„Ja", antworte ich schnell

„Okay, ich verabschiede mich nur schnell von ihr." Er sieht zu unserem Schlafzimmer.

„Gut, ich warte im Auto", sage ich ihm und verlasse das Apartment.

Ich habe keine Ahnung wo ich überhaupt hinfahre, aber ich weiß, dass es nicht gut für uns beide wäre, wenn ich bleiben würde. Ich weiß, ich darf ihr nicht all die Schuld geben, aber es ist leichter es an ihr auszulassen. Ich starre den Ausgang unseres Gebäudes an und warte auf Richard. Wenn er nicht bald kommt lass ich seinen Arsch hier. Aber das würde mir nichts bringen, denn dann wäre er alleine mit ihr.

Endlich kommt er raus und zieht die Ärmel seines Shirts weiter hinunter. Ich hätte erwartet das er meine Klamotten trägt die Tessa ihm gegeben hat, aber er tut es nicht. Er trägt wieder seine alte, schmutzige Kleidung.

Als er die Beifahrertür öffnet drehe ich den Radio lauter in der Hoffnung, dass das eine Unterhaltung vermeidet.

„Ich soll dir ausrichten du sollst vorsichtig sein", sagt er und legt den Sicherheitsgurt na.

Ich nicke leicht und fahre auf die Straße.

Wahrscheinlich verwirrt sie die Vorstellung davon, dass ich ihren Vater nach Hause führe. Nun ja, nicht wirklich nach Hause.

„Wie war dein Meeting heute?"

„Im Ernst?" Ich hebe meine Augenbraue.

„Wollte nur fragen, ich bin froh, dass sie mit dir mitgekommen ist."

„Okay.."

„Sie scheint ihrer Mutter sehr ähnlich zu sein."

„Zum Teufel ist sie das, sie hat überhauptkeine Ähnlichkeit mit dieser Frau." Will er, dass ich ihn auf dem Highway aus meinem Wagen werfe?

„Ich meine natürlich nur die guten Eigenschaften", lacht er." Sie ist sehr Willensstark, genau wie Carol. Sie will das was sie will, aber Tessie ist viel lieber, sanfter."

Und dieser Tessie Bullshit geht wieder los.

„Ich habe euch beide streiten gehört, das hat mich aufgeweckt."

„Tut uns leid, dass wir dich während deines Mittagsschläfchens auf unserer Couch aufgeweckt haben." Ich verdrehe meine Augen und er kichert.

„Ich verstehe schon Mann, du bist wütend auf die Welt. Das war ich auch, zur Hölle, ich bin es immer noch, aber wenn du jemanden findest der deine Launen erträgt, dann musst du nicht mehr so wütend sein."

Achso, und was denkst du soll ich tun wenn deine Tochter diejenige ist die mich so wütend macht?

„Hör mal, ich gebe zu du bist nicht so übel wie ich es mir vorgestellt habe, aber ich habe dich nicht um Rat gefragt, also verschwende nicht deine Zeit indem du mir einen gibst."

„Ich gebe dir keinen Rat, ich spreche aus Erfahrung. Ich würde es hassen wenn ihr beide euch trennen würdet.

Wir trennen uns nicht, Trottel, ich versuche nur das zu bekommen was ich will. Ich will mit ihr zusammen sein, und das werde ich auch, sie muss einfach nur nachgeben und mit mir mitkommen. Ich bin mehr als nur angepisst weil sie Zayn da wieder mit reingezogen hat, egal was ihre Gründe dafür waren.

„Du kennst mich nicht mal, und sie auch nicht. Warum beschäftigt dich das?" Ich drehe den verdammten Radio ab.

„Wie ich weiß, dass du gut für sie bist."

„Ach ja?", schnaufe ich.

Zum Glück kommen wir dem Stadtteil in dem er wohnt immer näher.

„Ja, das weiß ich."

Ich würde das nie zugeben, aber es ist eigentlich ziemlich schön zu hören wie jemand sagt, dass ich gut für sie bin. Auch wenn es nur von ihrem betrunkenen Arschloch-Vater kommt, damit gebe ich mich zufrieden.

„Wirst du sie wieder sehen?", frage ich. „Und wo genau soll ich dich eigentlich absetzen?"

„Lass mich einfach bei dem Shop aussteigen bei dem wir uns gestern getroffen haben, den Rest des Weges finde ich alleine."

Toll.

„Und ja, ich hoffe ich werde sie wieder sehen. Ich muss eine Menge wieder gut machen."

„Ja, musst du", stimme ich zu.

Der Parkplatz vom Shop ist leer und es ist noch nicht mal ein Uhr mittags.

„Kannst du mich ans Ende der Straße fahren?"

Ich nicke und fahre an dem Shop vorbei. Das einzige was sich am Ende der Straße befindet ist eine Bar und eine Wäscherei.

„Danke fürs fahren."

„Jep."

„Willst du mit reinkommen?", fragt Richard und zeigt zu der kleinen Bar.

Mit Tessa's Obdachlosem, Alkoholiker-Vater etwas zu trinken hört sich vielleicht nicht ganz intelligent an. Wie auch immer, ich bin schließlich nicht für meine guten Entscheidungen bekannt.

„Scheiß drauf", murmle ich und stelle den Motor ab und folge ihm hinein.

In der Bar ist es dunkel und es riecht nach Schimmel und Whiskey. Ich folge ihm zu dem kleinen Tresen und setze mich auf einen Stuhl, lasse aber einen Stuhl zwischen uns frei.

„Wie kannst du es dir leisten Alkoholiker zu sein wenn du nicht arbeitest?", frage ich ihn als eine Frau mittleren Alters auf uns zukommt. Ihre Klamotten sehen so aus als würden sie ihrer Teenager-Tochter gehören.

„Ich putze hier ab und zu, also trinke ich gratis." In seiner Stimme kann ich hören das er sich dafür schämt.

„Warum bleibst du dann nicht einfach nüchtern?"

Die Frau schiebt ihm ein kleines Glas mit brauner Flüssigkeit und Eiswürfeln zu.

„Und für dich?" Ihre Stimme ist sogar noch tiefer als meine.

„Dasselbe Tessa's Stimme warnt mich ich solle das nicht tun. Ich verdränge die Stimme. Verdränge sie.

„Keine Ahnung, ich habe es immer und immer wieder versucht. Ich hoffe jetzt wird es mir leichter fallen wenn ich meine Tochter öfter sehen kann." Er starrt sein Glas an, sein Blick ist verschleiert, und für einen Moment sehe ich meine Augen in seinen. Seine Augen erinnern mich an meine.

Ich nicke, gebe mir nicht mal die Mühe ihm irgendetwas Dummes zu sagen. Ich schlinge meine Finger um das Glas. Es ist kalt und ich heiße das bekannte brennen vom Scotch willkommen als ich meinen Kopf nach hinten lege, das Glas in einem Schluck austrinke und es dann auf den Tresen krachen lasse. Ich verlange noch einen.

Tessa's P.O.V.

„Ich weiß nicht wo er hingefahren ist, aber er hat zuerst meinen Vater irgendwo abgesetzt", sage ich Liam am Telefon.

„Deinen Dad?"

Ich habe Liam noch nichts von der Rückkehr meines Vaters erzählt.

„Ja, wir sind uns gestern zufällig über den Weg gelaufen bei einem Tattoo-Shop in einem schlechten Viertel."

„Wie ist er? Was hat er gesagt?"

„Er ist.." Ich weiß nicht warum aber es ist mir peinlich Liam von meinem Vater zu erzählen. Ich weiß, er würde mich nie verurteilen, aber ich mache mir trotzdem Sorgen.

„Ist er immer noch.."

„Ja, ist er. Er war betrunken als wir ihn getroffen haben, aber wir haben ihn mitgenommen und er hat hier bei uns übernachtet."

„Harry hat das zugelassen?"

„Er hatte nichts zu sagen, das hier ist auch mein Apartment", sage ich schnippisch. „Tut mir leid, ich habe es nur satt, dass Harry denkt er kann alles kontrollieren."

„Soll ich den Rest der Kurse auslassen und zu dir kommen?", fragt er.

„Nein, ich bin nur dramatisch", seufze ich und sehe mich im Schlafzimmer um.

„Ich denke ich komme zum Campus, ich könnte es immer noch zum letzten Kurs schaffen." Ich könnte gerade wirklich etwas Yoga gebrauchen. Und Kaffee.

„Professor Soto hat nach dir gefragt und Ken hat gesagt, er hätte ein Empfehlungsschreiben für Harry geschrieben. Was hat das zu bedeuten?" Ich höre Liam zu als ich mir meine Yoga-Klamotten anziehe. Es scheint unnötig zu sein für einen Kurs zum Campus zu fahren aber ich will nicht hier herumsitzen und auf Harry warten.

„Hat er? Keine Ahnung, er hat mir schon mal angeboten ihm zu helfen, aber ich hätte nicht gedacht das er es ernst meint. Ich denke er mag ihn einfach oder so?"

„Ihn mögen? Harry mögen?", lacht Liam und ich muss mitlachen.

Als ich mir meine Haare zu einem Pferdeschwanz binde fällt mein Handy ins Waschbecken. Ich fluche und halte es schnell wieder an mein Ohr. Liam sagt gerade er würde vor seinem nächsten Kurs in die Bibliothek gehen. Ich lege auf und beginne Harry zu schreiben wo ich bin, überlege es mir aber anders und schalte die Tastensperre ein.

Er wird über diese ganze Seattle Sache hinweg kommen, dass muss er einfach.

Als ich am Campus ankomme ist der Wind mal wieder stärker geworden und der Himmel hat eine hässliche Graue Farbe. Ich habe noch 30 Minuten bis mein Yoga-Kurs anfängt und die Bibliothek ist am anderen Ende des Blocks, also geht es sich nicht mehr aus das ich dorthin gehe. Ich beschließe einfach mit Professor Soto zu reden und warte vor dem Raum in dem er gerade unterrichtet.

Sein Kurs sollte jede Minute..meine Gedanken werden von den Schülern unterbrochen die aus den Räumen stürmen. Ich hebe meine Tasche auf meine Schulter und dränge mich durch die Menge in den Raum. Der Professor steht mit dem Rücken zu mir als er sich seine Lederjacke anzieht.

„Ms. Young", begrüßt er mich lächelnd.

„Hi."

„Was führt Sie hier her? Brauchen Sie das Thema des heutigen Kurses den Sie verpasst haben?"

„Nein, Liam hat mir das Thema schon genannt. Ich bin gekommen um dir zu danken."

„Für was?"

„Das du das Empfehlungsschreiben für Harry geschrieben hast. Ich weiß, er war nicht mal annähernd nett zu dir, also bin ich dir wirklich sehr dankbar."

„Ach, nicht der Rede wert, wirklich. Jeder verdient eine gute schulische Ausbildung, auch eifersüchtige Freunde", lacht er.

„Ja", lächle ich.

„Außerdem hatte Zayn es ja auch wirklich verdient."

Was?

„Was meinst du?"

Er blinzelt ein paar Mal bevor er spricht. „Nichts, ich..ich bin mir sicher Harry hatte einen guten Grund, das ist alles. Ich sollte jetzt gehen ich habe ein Meeting, danke fürs vorbeikommen. Wir sehen uns am Mittwoch."

„Ich werde am Mittwoch nicht da sein, ich verreise."

„Na dann, viel Spaß. Wir sehen uns wenn du wieder zurück bist." Schnell geht er weg und lässt mich verwirrt zurück.

Zwei Tage nachdem ich von dem Trip mit Harrys Familie zurückkomme werde ich nach Seattle gehen, was bedeutet, dass heute mein letzter Tag am Campus ist. Schnell gehe ich zum Athletik-Gebäude.

AFTER loveWhere stories live. Discover now