Prolog

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„Was?", kreische ich und reiße meine Augen auf, einer von uns beiden würde hier niemals lebend raus kommen.
„Es tut mir leid, dass du leiden musstest."
Sie spricht es so locker aus, als wäre es ihr gleichgültig. Es ist ihr egal.
Schließlich bin ich es.

„Dein verdammter ernst?", „Schrei meine Mutter nicht an!", mischt sich nun der Sohn von ihr ein.
„Halt du dich daraus! Ich musste wegen dieser Schlange, seit meiner Kindheit, leiden! Ich wurde geschlagen, Tag und Nacht! Ich musste Sachen machen, die ich verabscheute und nicht du!", brülle ich meine große Liebe an.

Ich ekele mich bei diesem Gedanke, hätte ich es von Anfang an gewusst, hätte ich zu hundert Prozent etwas dagegen unternommen. Leider war alles zu spät und nichts konnte rückgängig gemacht werden.

Ich atme sehr schnell ein und aus vor Wut, dazu muss ich mich verdammt nochmal zusammen reißen um ihr nicht eine zu klatschen.

Vor mir stand meine Stiefmutter, die mir mein Leben zur Hölle gemacht hatte und es immer noch macht.
Meine Kindheit wurde wegen ihr zerstört.
Dann flüchtet sie auch noch mit meinen Brüdern und ließ mich alleine.

„Sag mir eins", flüstere ich, „Ist er wirklich mein Stiefbruder?"
Ich sehe ihr nicht in die Augen, ich schaue zu ihm. Seine schwarzen Augen lassen mich in den Loch fallen. In den Loch, indem ich öfters fiel wegen ihm, doch liebte ihn wie am ersten Tag als ich ihn traf.
Die Augen sind das Spiegelbild der Seele.

Seine Augen glänzen und ich konnte so viele Gefühle in ihnen sehen, die überhaupt nicht aufzählen könnte, so viele waren es.
Mein Herz erwärmt sich und meine Knien werden weich, mein Herz fing das Flattern an und meine Atemzüge werden schneller und flacher.

Ich liebte ihn.
Ich könnte mich jeden Tag erneut in ihn verlieben.
Er ist ein Traum.

„Ja", ihre Stimme klingt selbstbewusst, hart und rücksichtslos. So war sie nunmal, das war sie schon immer. Durch nur die zwei Buchstaben wurde mir mein Leben zur Hölle gemacht. Er war meine letzte Hoffnung auf dieses Leben gewesen, doch dies wurde mir auch genommen.
Ich nicke nur, ich war verloren. Und das für immer.

Letztes Mal schaue ich ihm in die Augen und verschwinde aus diesem Haus.
Diesmal werde ich nicht so leicht aus dem schwarzen Loch heraus kriechen können.
Meine Psyche ist an der Grenze, meine Seele macht das nicht mehr mit.
Die salzigen Tränen tropfen nacheinander auf mein Oberteil, hinterlassen kalte Spuren zurück.

Ich laufe die Straße entlang, spüre seine Schritte hinter mir, und jetzt, und jetzt hält er mich am Arm fest und dreht mich zu sich.

Er.
Er- für den ich den Ring trage.
Er- mein Verlobter.
Er- für den ich alles opfern würde.
Mein Atem verschnellert sich und meine Fingern fangen das Zittern an.
Genieße es, es werden die letzten Berührungen sein.

„Was wirst du jetzt machen?"
Ich zucke mit den Schultern und schaue weg. Ich war verloren.
„Nefes!"
Er knirscht mit den Zähnen und drückt meinen Arm zusammen.
„Willst du unsere Liebe einfach so hin schmeißen, als wäre es nur ein Stück Dreck?", brüllt er mich an, es schmerzt.

„Sag mir verdammt, was kann ich noch dagegen tun?", die Tränen werden immer mehr, ich schlage ihm auf die Brust und schluchze.

„Wir sind Geschwister", flüstere ich, „Da gibt es nichts mehr zum Retten.", „Stiefgeschwister. Du weißt, dass sie das nur so sagt, um uns auseinander zu bringen!"
Ich seufze und schaue zu ihm hoch.
„Wir sollten getrennte Wege gehen."

Er weiß, dass ich Recht habe. Verzweifelt seufzt er, geht sich durch die Haare. Sehe an seinem Ringfinger unseren Verlobungsring.
Es macht mich glücklich, schenkt mir ein Funken Hoffnung.
„Ich will zum letzten Mal die drei Wörter hören."

Er hebt meinen Kopf hoch und schaut mir in die Augen.
Er ist wunderschön.

„Ich liebe dich.", flüstere ich und schaue ihm in die Augen. Seine schwarzen Augen fangen das Leuchten an.
Versuche ihn so zum allerletzten Mal in den Erinnerungen zu behalten.

„Ich lebe nur für dich, Atem. Vergiss das nicht"
Spüre die ersten Regentropfen auf meiner Kopfhaut.
Der Abschied naht.

„Bis der Tod uns scheidet."
Unser Spruch.
Ich ertrinke in meinen Tränen, schreie um Hilfe doch niemand reicht mir seine Hand.

Ich schluchze, er hat Tränen in den wundervollen Augen.
Spüre meinen Herzschlag nicht mehr. Ich sterbe.

Ich weiß, wenn ich nicht gehen würde, wird er mit mir sterben.

Er soll leben, sich in dieser Welt wohl fühlen.
Er soll nicht wie ich enden, als eine Kranke, die nichts auf die Reihe kriegt.
Jeden Schicksalsschlag auf dem Boden liegt und immer ein Stückchen mehr stirbt.

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Bitte liest erst die ganze Geschichte durch und bildet bitte erst am Ende eure Meinung.
Danke.

18.01.2016
Atsizim_

|Wenn Hass regiert|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt