Kapitel 12

2.1K 62 3
                                    

„Kayahan!", kreische ich und kralle mich an den Sitz.
Noch rechtzeitig bremst er stark, ich werde nach vorne geschleudert, scharf ziehen wir die Luft ein. Das Auto fährt einfach weiter. Mein Atem ist flach und meine Augen weit aufgerissen. Ich bete zu Gott, dass wir noch am Leben sind.

Er atmet ein und aus und fährt schon weiter, wir kommen Zuhause an und laufen still nebeneinander die Treppen hinauf.

Bereite sofort das Essen vor, während Kayahan die Spülmaschine ausräumt.
Wir bereden nur paar Sachen und unser Abend verläuft sehr still. Hängt wohl davon, dass wir fast einen Unfall heraus haben.
Wir sind immer noch in der Schockstarre.

Am nächsten Tag ist Kayahan schon aus dem Haus, ich hole seinen Laptop zu mir und melde mich bei meinem E- Mail an.
Mir kommen sofort vier Absagen wegen den Jobs, in Nürnberg, entgegen.
Ich kopiere meinen Abschlusszeugnis und schreibe Bewerbungen an viele Firmen in Köln.
Nachdem ich sie abgeschickt habe, putze ich die ganze Wohnung und bereite das Essen vor.

Was wohl Elmas und Cem tun, nachdem ich verschwunden bin?
Ob sie nach mir gesucht haben oder ob sie froh waren mich nie wieder zu sehen?

Ich seufze, gehe mir durch die Haare.

|Vergangenheit|

Langsam öffne ich meine Augen und schließe sie schnell wegen dem grellen Licht.

Mein Körper fühlt sich so erschöpft an, ich wollte einfach nur schlafen und nie wieder aufwachen.
Plötzlich wird die Tür geöffnet.

„Ach du bist schon wach, wie geht es dir Nefes?"
„Mein Bauch schmerzt", krächze ich.

Sie macht ein schmerzvolles Gesicht und sieht mir verzweifelt in den Augen.
„Nefes, ich muss dir etwas sagen aber versprich mir, nicht traurig zu sein"

Ich nicke und beobachtet die Schwester auf Schritt und Tritt.
Sie hebt mein Krankenhaushemd hoch und ich sehe einen Verband um meinen Bauch. Die Krankenschwester entfernt es. Meine Augen füllen sich und tropfen nacheinander auf das Hemd.

„Ich- Ich will das nicht haben!"
„Nefes", haucht sie.
Ich kreische und schlage wild um mich herum, bis ich ein stechen in meinem Arm wahr nehme und mich langsam beruhige.

|Gegenwart|

Das Klingeln der Tür nimmt mich aus meinen Gedanken, ich stehe auf und öffne sie. Vatan steht grinsend vor mir und umarmt mich, was ich erwiderte.
Er läuft rein und setzt sich hin.

„Nefes, ich habe Hunger.", „Dann mach dir was zum Essen!"
„Aber deins' schmeckt besser!", mault er wie ein kleines Kind.

Ich verschränke genervt meine Arme und forde ihn mit meinen Blicken in die Küche.
Er seufzt genervt, steht auf und latscht hin.

Er isst etwas und ich ziehe mich während dessen an.
Meine Haare kämme ich gründlich durch und lasse sie auf meine Schulter fallen.

„Nefes lass uns raus!", schreit er aus der Küche.
Ich schlendere zu ihm und bejahe es, wir ziehen unsere Schuhen an und laufen nach draußen.

Der warme Wind prallt mir ins Gesicht, sowie die warmen Sonnenstrahlen.
Wir steigen in Vatan's Mercedes und fahren auch schon los.

„Wohin fahren wir?", „In die Stadt"
Ich nicke und er sucht sich ein passendes Lied aus und lässt sie abspielen.

„Schreibe nicht zurück, auch wenn das Häkchen blau ist
Hundertfünfzig Kilo Fame machen Mädchen traurig
Sie sagt, sie findet Sportwagen geil
Bitch, ich passe nicht mal in ein' Sportwagen rein
Trink ma' ein, zwei Champagner-Flaschen auf mich", ertönt das Lied in meinen Ohren. Als wir ankommen, steigen wir aus und laufen zusammen in die Stadt, als wir um die Ecke biegen, stehen vor uns ein Horden voller Jungs.
„Komm lass uns zu denen"
Ich nicke nur, am Liebsten würde ich nach Hause rennen.

|Wenn Hass regiert|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt