Tag 1

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Samstag. Der Tag in der Woche an dem man sich erstens, von der Party am Freitag erholen kann und sich zweitens auf die Party am Abend vorbereiten sollte. Aber ab heute sehen meine Samstage anders aus.

Um fünf klingelte mein Handy. Ich stand unter starken Kopfschmerzen auf, das wilde Feiern von gestern zahlte es mir in Form eines heftigen Katers heim. Doch das ist mir im Moment scheiß egal, denn ich hatte verdammt nochmal einen Job. Er war meine einzige Möglichkeit, um endgültig von zu Hause weg zu kommen.

Als ich im Treppenhaus mein Spiegelbild in einem der Fenster sehe, bin ich sichtlich stolz auf mich, keine Augenringe, keine Knutschflecken oder ähnliches sind mehr zu erkennen. Ich sehe aus wie eine dieser perfekten Gymnasiastinnen, die jeden Abend um halb sechs in ihren Betten liegen, um ihren Schönheitsschlaf voll und ganz aus zu kosten.

Auch meine Chefin schien zumindest einiger Maßen überrascht, dass ich pünktlich und gepflegt war.

Meine erste Aufgabe, war die leichteste an diesem Tag: das Frühstück. Durch mein Praktikum, hatte ich bereits Erfahrung darin, wusste wo was stand und wo es hingehörte. Meine Freude darüber wie leicht es war Geld zu verdienen, verebbt als man mir das Penthouse übergab. "Wie bitte, das sind nur noch zwei Stunden, das Ding ist riesig, das werde ich nicht schaffen." Ein Arm legte sich um meine Schultern. "Na, dann werde ich dieser wunderschönen Lady wohl zur Hand gehen müssen."

Ich runzelte die Stirn, wer um Himmels Willen ist dieser Kerl? "Tim, und du?" Er hielt mir seine Hand entgegen. Unschlüssig ob ich einem Tim, wirklich meinen Namen verraten sollte, blickte ich ihn einfach nur an. "Sie sind ja immer noch hier in zwei Stunden kommen die Gäste und sie haben nicht vor mit der Arbeit zu beginnen," ertönte die Stimme meiner Chefin hinter mir.

"Verena," sagte ich und gab diesem Tim meine Hand. Ich brauche diesen verdammten Job und egal welchen beschissenen Namen mein Helfer auch hatte ich brauchte ihn, zumindest für zwei Stunden.

Tim war (wie erwartet) ein Langweiler, er war nett, ohne Frage, aber er redete ununterbrochen. Und somit war ich extrem erleichtert als er nach einer Stunde verkündete, er müsse jetzt wieder in die Küche, wo er nämlich eigentlich angestellt war. Zum Abschied zog er mich in eine Umarmung und ich versteifte mich, ich kannte diesen Typen nicht und genau genommen wollte ich das genauso wenig, wie irgendwelchen körperlichen Kontakt zu ihm.

Das Zimmertelefon klingelte. "Ja?" Die Stimme meiner Chefin klang durch das Telefon leicht verzerrt: "Ich hoffe für Sie, dass Sie fertig sind. Und verschwinden Sie unverzüglich, sie sind schon auf dem Weg."

So schnell ich konnte platzierte ich zwei Schokoladenpralinen auf den Kopfkissen und rannte zu meinem Putzwagen. Zum Tür abschließen reichte die Zeit leider nicht mehr, denn ich vernahm bereits Tims unangenehme Stimme: "Ihr Zimmer wird Ihnen, bestimmt gefallen, der Ausblick ist wundervoll und..." Ich verflüchtigte mich rasch in den nächsten Gang, damit ich ihnen nicht in begegnen musste.

Als ich hörte wie sich die Tür zum Penthouse, hinter mir wieder öffnete blickte ich kurz zurück. Unsere neuen Gäste waren anscheinend nicht nur reich bis zum Abwinken sondern auch noch groß, beide überragten Tim, der in der Tür stehen geblieben war, um mindestens einen Kopf.

Nachdem ich meinen Wagen losgeworden war, lief ich in der Lobby unten, direkt meiner Chefin in die Arme. Sie führte eine sehr hitzige Diskussion und hielt mich schweigend, vom Weitergehen ab. "Das kann nicht Ihr Ernst sein, vergessen Sie es. Wir bekommen von Ihnen die Gage und einen weiteren Entschädigungsbeitrag. Auf wiedersehen!"

"Verena, Sie können doch singen, oder?" "Nein, tut mir leid." "Lassen Sie Ihre falsche Bescheidenheit bei Seite. Sie werden sich sofort in den Speisesaal begeben und dort mit Tim, für den heutigen Abend proben." Ungläubig starre ich sie an: "Bis heute Abend, das schaffe ich im Leben nicht." "Ich glaube Sie haben mich nicht richtig verstanden. Sie gehen unverzüglich zu Tim und heute Abend will ich einen einwandfreien Auftritt sehen, oder sie können Ihre Anstellung hier vergessen. Ach und, wenn der Auftritt ein Erfolg wird lässt sich das vielleicht auch finanziell entlohnen." Sie setzt ein gekünsteltes Lächeln auf und rauschte an mir vorbei in ihr Büro.

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