Sieg und Niederlage

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Ich greife nach meinem Getränk und nehme einen kräftigen Schluck. Das ist bestimmt schon das fünfte Bier, dass Ole mir ausgeben musste, da ich mein ganzes Geld gestern für die Pillen ausgegeben habe.

Jetzt wo ich Zeit zum Verschnaufen habe, bemerke ich erst was für grauenvolle Schmerzen ebendieses in meiner Magengegend verursacht. Erschöpft lasse ich mich an der Wand runter rutschen.

Irgendwann kommt Liam zu mir. "Ver, alles in Ordnung?"

Mir ist so schlecht, dass ich nur leise antworte: "Mir ist nur ein wenig schlecht."

Ich habe nicht den Eindruck, dass er mich durch die laute Musik verstanden hat, aber er setzt sich zu mir auf den Boden neben mich.

"Du bist aber eben auf der Tanzfläche auch richtig abgegangen. So befreit habe ich dich lange nicht mehr gesehen. Liegt es daran, dass du deinen Job wieder hast oder hat es was mit den Typen auf der Terrasse zu tun?"

Eine gute Frage. Aber ich habe so schlimme Kopfschmerzen, dass ich nicht mehr antworte und nur einfach meinen Kopf auf seine Schulter fallen lasse.

"Sag mal was drinkst du dan eigentlich?"

Seine Stimme kommt mir unglaublich laut vor. Worauf will er hinaus?

Mein Blick fällt langsam auf meinen halb leeren Becher. Mein Bier. Es ist fast leuchtend blau. Jemand muss mir etwas rein geschüttet haben.

Aber um mir darum Sorgen zu machen bin ich einfach zu fertig. Dort auf dem Boden neben Liam schlafe ich ein. Bis ich durch meinen Würgreiz aufwache. Gerade noch rechtzeitig schaffe ich es aufs Klo wo ich mich ordentlich übergebe. Allerings kommt nicht viel raus, da ich ja auch nichts zu mir genommen habe.

Meine Magenschmerzen werden durch die Kotzerei nur noch schlimmer und ich habe auch das Gefühl, dass mein Shirt nass ist.

Auf Fritzi gestützt komme ich früh morgens in Noras Wohnung an. Benommen merke ich wie mir erneut übel wird, allerdings schaffe ich es diesesmal nicht ins Bad.

Völlig fertig lasse ich mich auf meine Matratze fallen.

"Verena!"

Ich schrecke auf, mein Blick fällt auf meinene Wecker. Es ist noch vor sechs, was ist los? Aber nach einigen benommenen Sekunden, sticht mir ein beißender Geruch in die Nase.

Ich weiß, warum Nora so panisch reagiert hat.

"Nora, echt ich weiß was du jetzt denktst. Es tut mir echt leid. Ich werde das sofort weg machen."

Fassungslos starrt Nora mich an. Wankend und etwas schwindelig begebe ich mich ins Bad. Noch während ich die Scheiße von gestern beseitige, spricht Nora das befürchtete aus.

"Verena, ich will das du heute Abend hier raus bist."

"Bitte, du weißt, dass ich niergendwo anders hin kann. Nur noch einige Nächte. Das kommt auch nie wieder vor."

Aber Nora bleibt hart. "Es ist nicht nur die Sache hier. Ständig kommst du mitten in der Nacht völlig zugedröhnt nach hause. Schmeißt deine Sachen hier ab, pennst hier und bist bis zum nächsten Abend nicht hier."

"Nora. Bitte. Wo sollte ich denn sonst hin?"

"Nein. Veri, es tut mir echt leid, aber pack jetzt deine Sachen zusammen."

Damit verlässt sie ihre Wohnung. Sauer und völlig kraftlos packe ich meine Sachen zusammen.

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