Spürst du das?

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Es ist mit Abstand der beste Kuss, den ich je bekommen habe. Aber was heißt der beste Kuss, es sind tausende in einem, so lange küsst er mich.

Er zieht mich ein Stück näher an sich und bereitwillig lehne ich meinen Körper gegen seinen.

So etwas ist mir in meinem ganzen Leben nicht passiert. Nein, nicht, dass ich noch ungeküsst gewesen wäre, das wäre ja völliger Bullshit.

Nein, noch nie in meinem Leben habe ich mich so gefühlt. Sein Kuss ist wie eine Befreiung von all meinen Lasten, wie als würden alle meine Wünsche auf einmal in Erfüllung gehen.

Seine Hände liegen um meine Taille und er hält mich ganz fest, während seine Lippen weiterhin meine Sinne in den Wahnsinn treiben.

Und erst jetzt wird mir bewusst, wie groß das Verlangen meinerseits, nach diesem Kuss gewesen war. Wie ich ihn beobachtet hatte, wie ich versucht hatte seine Gedanken zu lesen, als er mich nach dem Angriff ins Hotel getragen hatte. Wie sehr ich mir gewünscht hatte, heute früh neben ihm liegen zu bleiben und bei ihm zu sein, wenn er das erste mal die Augen öffnet.

All diese Erinnerungen versuche ich ihm in diesem Kuss zu erklären. Ich versuche alles, um ihm zu zeigen wie sehr ich ihn liebe und er küsst mich so unglaublich, dass ich mir einbilde, er erwidere meine Gefühle.

Bis seine Hände auf meinen Wunden landen und ich zusammen zucke.

Ich schnappe nach Luft, um nicht auf zu schreien. Er sieht mich an: "Sorry."

"Ist nicht so schlimm, hab mich nur erschrocken."

Er scheint es mir nicht abzukaufen, zu Recht. Aber trotzdem nimmt er meine Hand und zieht mich in eine Umarmung.

Mein Kopf ruht auf seiner Brust. Ich spüre wie er atmet und die Wärme, die er ausstrahlt.

"Verena, ich liebe dich," flüstert er irgendwo über meinem Kopf.

Ich schweige einen Moment und genieße dieses umhauende Gefühl, welches diese einfachen Worte in mir auslösen.

"Bill, du kennst mich doch gar nicht. Du weißt nicht wie ich bin, was ich gerne tue, wie ich lebe oder welche Macken ich habe."

Ich spüre wie sein Brustkorb sich hebt und wieder senkt.

"Wie kannst du mich lieben?"

Er scheint einen Moment darüber nach zu denken, dann beugt er sich zu mir runter und küsst mich. Nur ganz zart und für einen viel zu kurzen Kuss, schickt er eine Welle in meinem Körper los.

"Spürst du das?"

Er grinst mich an. Er weiß ganz genau, wie ich mich fühle.

"Vielleicht weiß ich all diese Dinge nicht über dich. Ich weiß auch nicht woher dieses Gefühl kommt, aber ich weiß, dass es Liebe ist."

Jetzt muss ich auch grinsen. Gott ist das kitschig! Aber ja, er hat Recht, ich muss nichts über ihn wissen, um dieses Gefühl für ihn zu haben.

Wir stehen eine Weile so dar. Ich merke wie die kalte Nachtluft über meine Arme streicht, genauso sanft und vorsichtig wie Bills Finger über meine Hand in seiner streichen.

"Bill?"

Ich höre ihn leise über mir antworten.

"Ich liebe dich auch."

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