11. VERBOTENE KÜSSE

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Wilde Küsse miteinander austauschend, lagen wir mehr oder weniger auf dem Lehrerpult; sein starker und dennoch zierlicher Körper auf meinem kleinen, der teilweise sogar fast gebrechlich wirkte. Wir waren so dicht beieinander, dass ich für einen Augenblick beinahe Atemnot bekommen hätte.

Ich wusste nicht, wie mir geschah; alles in meinem Inneren begann zu pochen. Ein Feuer entzündete sich in meinem Körper, in meinen Lippen. Verdammt, wo war das Mädchen hin verschwunden, dass die Liebe nicht so wirklich ausstehen konnte? Irgendwie war sie auf einmal wie vom Erdboden verschluckt; fast so, als hätte sie nie existiert. Und das, obwohl ich noch nicht einmal von wahrer Liebe sprechen konnte, schließlich kannte ich Louis kaum... und er war nach wie vor mein Lehrer.

Moment, über was für einen Mist dachte ich gerade während dieses himmlischen Kusses eigentlich nach? Ich sollte meinen ersten richtigen Kuss doch genießen!

Vor dieser unüberlegten Aktion hatte Louis die Klassenzimmertür zugesperrt. Das, was wir hier taten, war alles andere als legal und wenn uns jemand erwischt hätte, wäre Polen offen gewesen. Dem Anschein nach schien uns diese Tatsache jedoch beiden reichlich egal zu sein, denn keiner unternahm etwas dagegen oder stoppte den anderen. Seine weichen Lippen schienen perfekt zu den meinen zu passen; diese zu ergänzen. Ich wollte, um ehrlich zu sein auch gar nicht, dass er mit dem aufhörte, was er gerade tat.

"Louis, ich wiederhole mich nur ungern, aber das ist keine so gute Idee", wandte ich letztendlich doch noch ein und versuchte ihm dabei nicht in die Augen zu sehen, da ich sonst vermutlich wieder schwach geworden wäre.

Schlussendlich musste einer von uns beiden doch die verantwortungsbewusste Person sein.

"Wieso denn nicht?", hakte er nach und blickte mich unsicher an. Verblüfft beobachtete ich seine Gesichtszüge. Wusste er denn nicht einmal mehr, dass er eine Freundin hatte? Und außerdem war er derjenige von uns beiden, der volljährig und noch dazu Lehrer von Beruf war.

"Sie heißt übrigens Eleanor."

Konnte der Kerl jetzt etwa auch noch Gedanken lesen? Meine Miene wurde sichtlich immer verwirrter; Unsicherheit mischte sich nach kurzer Zeit auch noch dazu.

"Ja, kann ich. Ist gar nicht so schwer, erst recht nicht, wenn du alles laut aussprichst", lachte er amüsiert, der raue Ton in seinem Hals machte mich nervös.

Wieso passierten mir andauernd so peinliche Sachen und das ausgerechnet auch noch in seiner Anwesenheit? Meine Art und die Missgeschicke, die mein Leben momentan nur allzu gut ausschmückten, gingen mir langsam aber sicher auf den Keks.

Mein Gedankengang wurde von Louis unterbrochen, welcher mich ohne Vorwarnung erneut küsste. Dieser Kuss bestand, im Gegensatz zu dem vorherigen, aus einer Mischung von Lust und Zärtlichkeit. 

Aus einem Kuss wurden schlussendlich mehrere Küsse, die er quer über meinen Hals verteilte. An einer Stelle fing er sogar an zu saugen, weswegen ich ihm die Hand auf die Brust legte und ihn sanft ein Stück von mir wegdrückte.

"Das kannst du nun wirklich nicht tun", wandte ich ein und sah ihn mit großen Augen an, während in meinem Körper sämtliche Hormone, die es konnten, verrücktspielten. Wieso wirkte er auf mich so anziehend? Immerhin handelte es sich hier um einen Lehrer... meinen Lehrer.

Verdammt, in was für eine Situation hatte ich mich nun schon wieder hineingeritten...

Er hätte mir um ein Haar einen Knutschfleck mitten auf dem Hals platziert, wenn ich ihn nicht davon abgehalten hätte. In meinem Inneren breitete sich ein ungutes Gefühl aus, welches sich jedoch wieder legte, als sich unsere Augen miteinander verbanden und er sich zögerlich auf seine Unterlippe biss.

Ein Ziehen in meinem Bauch signalisierte mir, dass es an der Zeit war den Blickkontakt zu unterbrechen und so schnell wie möglich von hier zu verschwinden. Stattdessen leckte ich mir über die Lippen, ehe ich Louis wieder zu mir herunterzog und erneut einen Kuss mit ihm austauschte.

Plötzlich klopfte es an der Tür, dann wurde die Klinke heruntergedrückt.

Wir sprangen wie von der Tarantel gestochen auseinander und ich setzte mich an den Tisch, begann in irgendeinem beliebigen Schulbuch zu blättern. Louis sperrte die Tür, die er glücklicherweise zuvor verriegelt hatte, in Windeseile auf. Ein braunhaariges Mädchen, ungefähr in Louis' Alter, kam herein. Sie küsste ihn auf den Mund, erst dann bemerkte sie mich. Das war dann wohl Eleanor.

"Ich dachte, du hast schon frei?", fragte sie und hob misstrauisch die Augenbrauen ein Stück an, was sie aussehen ließ wie ein wild gewordenes Eichhörnchen mit buschigen Augenbrauen. Moment, hatten Eichhörnchen überhaupt Augenbrauen?

"Ja... ähm ... Se - Ms. Stone muss Nachsitzen und heute bin ich mit der Aufsicht dran", stammelte mein Lehrer.

Schwer schluckend streckte ich mich und gähnte einmal Herzhaft, um meine angebliche Langeweile zum Ausdruck zu bringen.

"Wieso war die Tür denn abgeschlossen?", fragte die wunderschöne Brünette mit einem misstrauischen Blick. Sie war ein wenig größer als ich, ihre Augen schimmerten kaum merklich; ich erkannte Eifersucht.

Meine Güte stellte sie viele Fragen. Wieso konnte sie nicht einfach mit Louis' unkreativer, noch dazu ungläubiger Ausrede glücklich werden und auf einer rosafarbenen Wolke aus dem Raum schweben?

Zu gerne hätte ich meine Lippen wieder auf Louis' gepresst.

Ach du lieber Herr Gesangsverein, nun ging ja selbst mein Wille mit mir durch.

"Wir wollten jegliche Art von Ablenkung von dem Lernstoff, den ich ihr grade beigebracht habe, vermeiden", plapperte der Kerl munter drauf weiter. Zur Überzeugung hielt ich das Mathebuch hoch, doch dies war, wie sich herausstellte eine sehr, sehr schlechte Idee gewesen.

"Du unterrichtest doch gar keine Mathematik?"

Und wieder die Eich - äh, Augenbrauen.

"Ich habe ihr bei grundlegenden Formeln geholfen." Wow, diese Ausrede hatte mich ja sogar noch weitaus mehr beeindruckt, als diese davor.

"Aha."

Sie musterte mich schon wieder misstrauisch.

"Ich... ähm geh dann mal. Nachsitzen kann ich auch wann anders", verabschiedete ich mich und packte meine Tasche. Ohne auch nur ein weiteres Wort zu verlieren, verschwand ich eilig aus dem Klassenzimmer. Das nervöse, vielleicht auch etwas übermütige Kichern konnte ich nicht wirklich unterdrücken; am liebsten hätte ich mir für meinen Spruch auf die Schulter getätschelt.

Im Erdgeschoss wäre ich fast mit Nesrin und Zayn zusammengestoßen.

"Wo warst du denn heute früh? Und wieso bist du knallrot?", fing sie auch schon an mich zu löchern.

Zayn musterte mich aufmerksam. Ich gab jedoch keine Antwort auf die gestellte Frage und berührte stattdessen verträumt und auch etwas verlegen meine Lippen. Das Geschehen von gerade eben würde ich niemals wieder vergessen können. Der Kuss mit Louis war das mit Abstand beste Ereignis meines bisherigen, mickrigen Lebens gewesen.

Leider konnte ich es aber auch nicht mehr rückgängig machen. Okay, was hieß da leider.

Eines war mir jedoch klar: Ohne Schwierigkeiten würde ich aus dieser Sache nicht herauskommen. Trotzdem hinderte mich diese Feststellung keinesfalls daran, wie ein hysterisches Weib zu kichern und auf Wolke sieben zu schweben.

IT IS WHAT IT IS » LOUIS TOMLINSONWo Geschichten leben. Entdecke jetzt