Harry und Trish

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„Harry! Mach diese verdammte Tür auf! Ich schwör dir, ich trete sie ein!“, schrie ich und trommelte wie wild gegen die Holztür. „Harry!“ Der Schlüssel kratzte im Schloss und die Tür schwang auf.

Harrys Augen waren rot und ein wenig geschwollen, er grinste mich an und umarmte mich dann fest.

„Ach Trishi, warum machst du denn so einen Terror?“, fragte er und ich schob ihn von mir weg. „Lass den Scheiß. Du hast versprochen, dass du damit aufhörst.“ Ernst sah ich ihn an.

Harry schlürfte zurück zu seinem Bett und legte sich darauf. „Es tut mir gut. Ich bin total entspannt. Besser als rauchen oder Alkohol, findest du nicht?“, fragte er und hielt seinen Joint in meine Richtung.

„Nein finde ich nicht!“ Ich riss ihm das Ding aus der Hand und drückte es im Aschenbecher neben seinem Bett aus. „Das geht so nicht weiter!“

Seit ein paar Wochen konsumierte Harry regelmäßig Gras. Erst nur ein wenig und ab und zu, aber es wurde immer schlimmer. Ein Konzert, ein Radiobesuch und zwei Interviews mussten abgesagt werden, weil er dort bekifft erschienen war.

Harry machte das alles nichts aus. Vermutlich hatte er noch nicht einmal verstanden, was genau das alles für sein Leben, seine Karriere und auch für die Band bedeutete. Die Jungs hatten auch schon auf ihn eingeredet, aber er hörte nicht zu oder begriff es einfach nicht.

Schon mehrfach musste ich mir Geschichten von Harry anhören, wie er von Einhörnern erzählte, von ihm im Tütü, ich musste mit ansehen, wie er die Klobürste für seine Zahnbürste hielt, wie er das Telefon in einen Baum geworfen hatte oder das Haarband einer Puppe in seine Haare gebunden hatte.

Ich hielt es nicht mehr aus. Ich musste mit ansehen wie einer meiner besten Freunde zu Grunde ging. Mit der Band war ich befreundet, weil ich Liam schon kannte, seit wir klein waren.

Auch während und nach X-Factor blieben wir in Kontakt und meine Eltern beschlossen ein Jahr nach dem Casting nach London zu ziehen. Immer wenn die Jungs in London waren, verbrachten wir unsere gemeinsame Freizeit. Ich freundete mich mit allen an, besonders mit Harry, auch wenn Liam immer mein bester Freund blieb.

Inzwischen waren die Jungs nur in London und alles war abgesagt, bis Harry wieder der Alte war. Es wurde gesagt, dass er krank sei und eigentlich stimmte das auch. Er war süchtig nach den Drogen und ich musste dafür sorgen, dass das aufhörte.

Am nächsten Tag besuchte ich Harry wieder in seiner Wohnung. Zum Glück hatte ich einen Schlüssel. Zunächst ging ich in die Küche, räumte dreckiges Geschirr in den Spüler, sah in den Kühlschrank und räumte die Einkäufe ein, die ich dabei hatte. Sie sollten für gut fünf Tage reichen. Für Harry und mich. Denn ich hatte einen Plan.

„Harry?“, rief ich, bekam aber keine Antwort. Ich suchte ihn als erstes im Schlafzimmer und stellte fest, dass er noch schlief. Das passte mir gut.

Ich fing an die ganze Wohnung nach sämtlichen Drogen abzusuchen, sammelte auch Alkohol ein und brachte alles nach unten in den Müllcontainer.

Als ich wieder hoch kam, schloss ich die Tür hinter mir ab und versteckte den Schlüssel. Harry durfte die Wohnung nicht verlassen. Mein Gepäck stand noch im Flur, also brachte ich es ins Schlafzimmer. Anschließend weckte ich Harry.

„Was genau soll das heißen?“, schrie er mich an und wühlte in seinen Sachen, auf der Suche nach neuen Drogen. „Dass alles weg ist. Du wirst einen Entzug machen und nichts wird mich davon abhalten das mit dir durch zu ziehen.“, erklärte ich und Harry ließ sich auf sein Bett zurück fallen.

„Aber Trish! Mir geht es gut. Ich bin nicht süchtig.“, versuchte Harry mir einzureden und sah mich bittend an. „Das glaubst du doch wohl selbst nicht!“, schnaubte ich und stand auf.

„Find dich damit ab, ich mach uns was zum Mittag.“ Mit diesen Worten ging ich in die Küche und fing an einen Salat zu machen. Schon bald kam Harry mir nach.

„Trish, ich brauche deine Hilfe nicht.“, stellte Harry fest, seine Stimme war kalt. Ich drehte mich zu ihm um und sah ihn an.

„Doch Harry, die brauchst du. Du brauchst Hilfe. Merkst du nicht, wie sehr du abgerutscht bist? Merkst du eigentlich, wie weh du den Jungs tust? Wie du alles kaputt machst, was ihr euch in den letzten drei Jahren aufgebaut habt? Nein, du merkst es nicht!

Du bist so anders geworden. Die Drogen haben die verändert, aber ich will den alten Harry wieder und auch die Jungs wollen das. Bitte lass mich dir einfach helfen. Bitte!“, flehte ich und spürte schon mein paar Tränen aufsteigen.

„Verdammt ich will deine Hilfe nicht!“, schrie der Lockenkopf und sah mich wütend an. „Harry…bitte. Tu es für mich. Bitte! Ich würde es nicht ertragen dich zu verlieren.“ Eine Träne rollte über meine Wange und ich vergrub mein Gesicht in den Händen.

„Trish…nicht weinen. Ich kann dich nicht weinen sehen.“, flüsterte Harry und umarmte mich. Sanft wiegte er mich hin und her. „Komm schon, hör auf.“, wisperte er und ich schlang meine Arme um seine Mitte.

„Vielleicht…vielleicht hast du Recht. Weißt du…das ist gerade wohl das erste Mal seit Wochen, dass ich klar denken kann. Ich hab den Drang mich wieder zu zudröhnen. Aber ich will nicht alles zerstören. Ich will das nicht. Ich will dich nicht verlieren.“

Vorsichtig löste ich mich von ihm. „Versprichst du es mir?“, fragte ich leise und er nickte. „Du musst mir aber versprechen mir zu helfen. Ohne dich schaffe ich es nicht.“ „Versprochen.“, flüsterte ich und lehnte meine an ihn, vergrub mein Gesicht wieder in seinem Shirt.

Seine Hand strich über meinen Rücken und ich lächelte. Der erste Schritt war getan.

Am Abend saßen wir auf der Couch, aßen Pizza und sahen einen Film. Ich konnte sehen, wie stark Harrys Hände zitterten und er schwitzte. „Geht es dir gut?“, fragte ich besorgt, er zuckte mit den Schultern, schüttelte den Kopf, nickte, zuckte wieder mit den Schultern.

„Ich weiß es nicht.“, gab er dann zu und sah mich Hilfe suchend an. „Trish, ich kann das nicht.“, jammerte er und stellte seinen Teller auf den Tisch. Ich nahm seine Hände in meine und sah ihn an.

„Harry. Hör mir zu. Du hast mir was versprochen, schon vergessen? Du hast mir versprochen, dass du aufhörst. Und ich hab dir versprochen, dass ich dir dabei helfen werde.“ Ich sah ihm tief in die Augen.

„Trish…ich…“ „Scht, du kannst das. Ich weiß das.“, wisperte ich und Harry legte seinen Kopf in meinen Schoß, zog seine Knie an seine Brust. „Aber es tut so weh.“, jammerte er und ich strich eine verschwitzte Haarsträhne aus seiner Stirn.

„Du kannst das. Ich bin bei dir.“ Ich verschränkte unsere Finger zusammen und er drückte dankbar meine Hand. „Trish…ich…scheiße man, ich brauch dich!“ Sein Gesicht verzog sich vor Schmerzen und er klammerte sich an meiner Hand fest.

„Ich brauche dich genauso. Harry…du bist mir echt wichtig.“ „Küss mich.“, verlangte er plötzlich und sah mich bittend an. „Bitte…tu es einfach.“, flehte er und ich tat, worum er mich gebeten hatte. Mein Kopf senkte sich und dann berührten sich unsere Lippen.

Meine Hand ließ ich in seine Locken gleiten, während er den Kuss sanft erwiderte. Ich genoss den kurzen Moment, bevor ich den Kuss löste und ihn ansah. Seine grünen Augen glänzten.

„Ich darf dich nicht verlieren. Ich muss es schaffen, wenn ich dich verliere, dann geh ich kaputt. Ich liebe dich, verdammt.“ Sein Griff um meine Hand verstärkte sich.

„Harry…ich verspreche dir, du schaffst das. Ich will dich auch nicht verlieren. Ich liebe dich auch.“, antwortete ich leise und küsste ihn noch einmal kurz.

„Wir schaffen das zusammen. Wir sind ein Team.“, murmelte ich an seine Lippen. „Wir sind mehr als das. Wir sind ein Paar. Das sind wir doch, oder?“ Lächelnd sah ich ihn an und strich ihm noch einmal die Haare aus dem Gesicht.

„Das sind wir.“, bestätigte ich und lehnte meine Stirn an seine. Ich wusste, dass er es schaffen würde. Ich glaubte fest an ihn. Mein Harry konnte alles schaffen, wenn er es nur wollte. Genau dafür liebte ich ihn.

Wunschkonzert [One Direction OS; BoyxBoy, BoyxGirl] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt