Gedanken VI

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Mein Blick ruht auf Alex.

Er sitzt mir gegenüber. Die Farbe an seinem blauen Rollstuhl splittert.

Unsere Mütter unterhalten sich. Meistens über uns.

Alex starrt mich an. Ich starre zurück.

Alex öffnet seinen Mund, als ob er etwas sagen will.

Als ob er etwas sagen könnte.


Krank.

Wir sind beide krank.

Krank, anders, besonders.

Besonders, weil wir nicht normal sind.

Nicht normal, weil wir nicht wie die anderen sind.

Nicht wie die anderen, weil wir besonders sind.

Besonders, besonders, besonders.

Ich bin besonders.


Ich war schon immer besonders.

Doch erst seit letztem Jahr bin ich so besonders, wie ich es jetzt bin.

Alex war schon immer so.

Er ist besonders geboren.

Als Besonderling,

als Sonderling.


Alex Mutter erscheint in meinem Blickfeld.

Ihre eingefallenen Wangen leuchten Rot.

Auch meine Mutter malt sich ihre Wangen rot an.

Um sich Leben einzuflößen sagt sie immer und lacht.

Doch es ist kein Spaß.

Ihre Stimme zittert beim Lachen.

Denn bleiben ihre Wangen weiß, sieht sie aus wie eine Leiche.


Bringe ich sie um?

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