Der Traum

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Schreiend renne ich zu ihm.
Sehe ihn. Will ihn berühren.
Ihn sagen, dass alles wieder gut wird.
Er kann mich nicht hören.
Das kniende Wesen mit den schwarzen Flügeln blickte mir nur stumm und mit dunkelgrünen ausdruckslosen Augen starr in die Augen.
Mein Herz bleibt stehen, bis es anschließend so viel Blut wie noch nie durch meinen Körper jagen lässt.
Urplötzlich hebt er seinen Kopf und blickt mir unverwandt in die Augen.
Ich schlucke.
Er hauchte zwei kleine Wörtchen, die mir meine Glieder zum erzittern brachten.
"Rette mich!", hatte er mit seiner rauchigen Stimme gesagt.
Seine Stimme so dunkel wie die Nacht, so kalt wie die Arktis und seine Augen hatten diesen seltsamen Ausdruck.
Als ob er gerettet werden möchte, es aber aus irgendeinem Grund nicht darf oder kann.
Kurz gesagt ein gebrochener junger Mann.
Er verschwand und das letzte was ich sehe sind seine Federn, die auf mich zu fliegen.
Eine Feder strich aus versehen meine Wange und sofort erschauder ich.
Die Welt um mich herum verschwimmt und sehe mein Zimmer vor mir, das von dem schwachen Licht des Mondes beleuchtet wird.

Schon wieder!
Schon wieder hatte ich diesen eigenartigen Traum.
Jedes mal!
Seit drei Wochen geht das nun schon so!
Jedes mal sehe ich diesen Jungen vor mir.
Wie er vor mir kniet.
Wie ein gefallener Engel saß er dort mit seinem einschüchternen Blick.
Ich hatte absolut keine Ahnung, warum ich immer wieder den gleichen Mist träumte.
Müde schaute ich auf mein Handy.
"2:55", murmelte ich erschöpft.
Einschlafen konnte ich nicht mehr.
Seufzend stand ich auf und schaltete das kleine Licht neben meinem Bett ein, genau so wie den Fernseher.
Ich zog meine Knie zu mir und legte meinen Kopf drauf.
Nachdenklich blickte ich in den großen Fernseher.
Was hat das alles nur zu bedeuten?
Warum?
Dieser Traum brachte mich durch einander.
Im zwei Wochen habe ich wieder Schule und wenn das so weiter ging, weiß ich auch nicht, wie ich auch nur irgendwie Konzentration finden sollte.
Genervt stand ich auf und setzte mich auf und nahm auf meinem Balkon Platz.
Die kalte Nacht Luft tat mir gut.
Die Sterne lenkten mich zwar ab, aber dennoch musste ich immer an diesen Jungen mit den dunkelgrünen Augen denken.
Diese Augen verfolgten mich jederzeit.
Dieser einsame, leere Blick und deren Augen so alt aussahen, als ob er schon die besten Jahre seines Lebens hinter sich hatte.
Der kalte Beton ließ meinen Körper erzittern.
Ich schloss meine Augen.
Als ich sie das nächste mal öffnete, begann die Sonne gerade aufzugehen.
Stöhnend stand ich auf.
Meine Knochen knackten.
Zwar schlief ich oft auf den Betonboden ein, aber es war jedes Mal unbequem.
Plötzlich stand ein Schatten vor mir.
"Anna-Maria!", sagte meine Mutter mit verschränkten Armen. Ich hasste es, wenn sie meinen vollen Namen sagte.
"Du bist schon wieder auf dem Boden eingeschlafen!"
"Na und?", gab ich mit verschlafener Stimme zurück, "Ich habe schlecht geträumt und bin dann raus gegangen."
Seufzend ließ meine Mutter ihre Arme hängen.
"Kannst du für mich bitte in die Drogerie und anschließend in die Apotheke gehen?" "Ja klar.", seufzte ich.
Es brachte sowieso nichts nein zusagen und da es Mama in letzter Zeit sowieso nicht gut geht, helfe ich ihr wo ich nur kann.
Ein paar Stunden später lief ich mit einem Sommer Kleid durch die Stadt.
Nicht wissend, dass dieser Tag den Rest meines Lebens grundlegend verändern würde.

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