"Okay."

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Ich schluckte die Tränen herunter und unterdrückte die Gefühle die aufzusteigen drohten. Ich raffte meine Schultern zurück und trat in den Aufzug. Ich lief aus dem Krankenhaus und ignorierte den heftigen Regen, der mich durchnässte. Ich schaute zurück und mit einem Schlag war wieder dieses Verlangen nach Schmerz so groß. Mal wieder verlor ich einen der Menschen die mich am meisten verstanden. Ich fror fürchterlich und ein paar Fahrer hielten an und boten mir an mich mitzunehmen. Ich schüttelte nur jedes Mal den stumm den Kopf und lief weiter. Ich ging in einen Souvenirladen und hoffte ein anständiges Taschenmesser zu finden, doch als die Kassiererin meine Narben sah, verlangte sie, dass ich den Laden verlassen sollte. Ich schlürfte in den Park und setzte mich auf meine Bank. Ich schlang meine Arme um mich und für einen Moment dachte ich daran mich zu töten. Doch ich konnte nicht. Meine Hände zitterten heftig und meine Lippen waren blau. Da stand plötzlich jemand vor mir. Ich sah vorsichtig auf und blickte in haselnussbraune warme Augen. Sein herzförmiges Lächeln kam mir bekannt vor. Ich krächzte: „Jason?" Er nickte und setzte sich neben mich. Ich schaute ihn verdutzt an und fragte dann: „Was machst du hier?" Er zuckte mit den Schultern: „Ich war grad unterwegs, als ich dich gesehen habe." Das beantwortete nicht meine Frage, aber er schien nicht daran interessiert zu sein, mich aufzuklären. Ich schaute auf den Boden. Plötzlich legte sich eine warme weiche Jacke über meine Schultern. Ich zuckte zusammen und Jason nahm seine Hände sanft weg. Ich sah ihn an. Er hatte nur noch ein Sweatshirt an und das wurde langsam nässer und nässer. Ich fragte: „Was sollte das?" Er schaute mich nicht an: „Deine Lippen sind blau." Ich schaute ihn genau an und er lächelte, schüttelte den Kopf und sagte: „ Schau nicht so, nur weil du nicht willst, dass ich mit dir abhänge, heißt das noch lange nicht, dass ich aufgebe. Ich kann auch neben dir sitzen, ohne dass du mich beachtest." Mein Herz zog sich ein klein wenig zusammen. Ich schüttelte es frei, stand auf und sagte zu ihm herunter: „Okay." Ich gab ihm seine Jacke und lief los. Ich hörte sein Lachen und einer meiner Mundwinkel zog sich leicht nach oben. Vielleicht war Jason ganz okay. Die letzten hundert Meter rannte ich zu unserem Anwesen. Ich schloss die Tür auf und hörte schon von weitem das Gelächter aus der Küche. Ich lief ganz normal durch die Küche, blieb dann aber stehen und schaute meinen Dad, meine Schwester und Audrey an. Das Gelächter verstummte und alle schauten mich an. Mein Dad musterte mich kühl und ich schaute ihn kalt an. Dann fragte ich an alle gerichtet: „Ihr wusstet es?" Abbs schaute verlegen auf den Boden und mein Dad seufzte: „Lorena, du wärst psychisch total abgestürzt." Ich schaute ihn fassungslos: „Und wann hattet ihr vor, es mir zu sagen?" Schulterzucken. Ich zischte: „Glück für euch, dass er erst in drei Monaten geht." Mein Dad schaute mich nicht an. „Dad?" Er wischte ein paar Krümel vom Tresen. Ich fragte lauter: „Dad?" Er räusperte sich: „Ehrlich gesagt, geht er schon in drei Wochen... Er muss sich noch eine Wohnung suchen und er will die Ferien dort verbringen." Ich starrte starr aus dem Fenster. Dann sagte ich laut: „Schön, dass ich so ein großer Teil meiner Familie bin." Ich wollte gehen, als Abbigal leise etwas sagte: „Du willst doch gar kein Teil sein." Meine Dad schlug sie leicht gegen die Arm: „Sei still, Abbs!" Ich ging aus dem Zimmer und lief in das meines Bruders. Es war ordentlich, aber überall lagen Papiere mit Zeichnungen, Malereien und Bildern herum. Ich hob ein paar hoch und legte einen Stapel auf sein Bett. Er konnte wie ich ziemlich gut zeichnen. Okay, er konnte besser als jeder andere zeichnen. Wenn er zeichnete, wurden die Figuren auf seinen Bildern lebendig, die Farben hüllten dich ein und die Emotionen überfluteten dich. Ich schnaubte und schüttelte die Erinnerungen an meine eigenen vielen Zeichenstunden ab. Ich hob hier und da ein paar T-Shirts hoch und legte sie zusammen. Marcs T-Shirts waren ausschließlich blau. Er hatte keine einziges in einer anderen Farbe. Ich wusste nicht warum, denn er wollte damit auch nicht herausrücken und irgendwann hatte ich das Interesse verloren. Ich nahm den Bilderrahmen auf seinem Nachtisch hoch. Mom blickte mich aus ihren weichen Augen an. Sie strahlte in die Kamera und der Wind blies ihr die Haare ins Gesicht. Ich fuhr darüber, als ob ich sie dann sehen und fühlen konnte, doch wie erwartet kam nichts. Ich stellte den Bilderrahmen wieder weg, ging zur Türschwelle, schaute mich noch einmal um, knipste dann das Licht aus und schloss die Tür.

Über Votes und Kommentare würde ich mich sehr freuen! Danke! AMY xxx

Broken Boy meets Broken GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt