Unendlich viele Lichter belendeten mich. Unendliche Gefühle verfolgten mich. Ein Stein nach dem anderen, der mich zum Stolpern brachte. Eine Wand nach der anderen die ich überwand. Einen Menschen nach dem anderen den ich nicht hereinließ. Eine Erinnerung nach der anderen an die ich mich erinnerte. Ich schreckte hoch. Und starrte an eine weiße Wand an der bunte kleine Bildchen hingen. Ich schaute nach links. Ein Tropf war in meinen Arm gestochen worden und ich spürte, wie er in meinen Körper floss. Ich schaute an mir herunter. Ich trug meine eigenen Kleider, mit den vielen kleinen Löchern. Ich hob mein Shirt an und zog die Luft ein. Überall hatten sich kleine Bläschen gebildet und es sah aus als hätte ich übergroße Windpocken am ganzen Körper. Ich ließ mein Shirt fallen und schaute auf den Tisch neben mir. Ein Glas Wasser stand darauf und ich griff danach. Ich zog gierig die Flüssigkeit ein und als ich das Glas wieder abstellte kam ein Polizist herein. Ich kannte ihn, konnte mich aber nicht erinnern woher. Der Polizist lächelte: „Vielleicht weißt du nicht mehr ganz wer ich bin und was genau passiert ist, aber meine erste Frage wäre nach deinem Gesundheitsstand, wie geht es dir, Lorena?" Ich schaute ihn bei meinem richtigen Namen an und sagte: „Mir geht es gut. Was ist mit mir passiert?" Der Polizist zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben mein Bett. Er schaute mich aus braunen Augen an: „Du und viele andere hatten ein kleinen Unfall, oben auf dem Mountain Hill." Wirklich, so hieß der Berg? Der Polizist ignorierte meine Gedanken. „Eine Rakete hat in die Menschenmenge gezielt und ist in deiner Reichweite hochgegangen. Du musst dir aber keine Sorgen machen, deine Füße sind okay und die Bläschen werden nach einiger Zeit auch wieder verschwinden, du wirst vielleicht ein paar Narben bekommen, aber du lebst." Ich schaute meine Füße an. Dann schloss ich meine Augen. Alles war verraucht und dunkel. Dann spürte ich ein Gewicht auf meinen Füßen. Ich riss die Augen auf. „Die Frau! Was ist mit ihr?" Der Polizist sah mich an: „Du erinnerst dich langsam. Das ist gut. Der Frau geht es gut, sie ist bei Bewusstsein." Ich nickte. Dann erinnerte mich an den Tag davor. An Jo, an Marc und an Logan. Logan. Ich riss die Augen auf und stand blitzschnell auf. Der Polizist fing mich ab, bei dem Versuch an ihm vorbei zu stürmen: „Ganz langsam. Beruhige dich!" Ich rüttelte an ihm: „Logan! Der Junge?!" Der Polizist schaute skeptisch, nickte dann aber: „Kannst du dich daran erinnern, wie du vor dem Junge zusammengebrochen bist?" Meine Augen schossen überall entlang, aber diese Stelle erschien nicht. Ich schüttelte hysterisch den Kopf: „Nein, ich kann mich nicht erinnern! Wo ist er?" Der Polizist schien leicht überfordert: „Ich glaube im OP, in den du im Moment ganz sicher nicht gehen kannst." Mein Herz verkrampfte sich. Mein Körper wurde schlaff und ich stützte mich auf dem Polizisten ab. Er führte mich zum Bett und half mir mich hinzulegen. Ich schaute an die Decke. Alles meine Schuld. Ich hätte ihn mit herunter reißen können. Ich zitterte und ich hörte den Polizisten fragen, ob er nicht jemanden holen sollte. Ich schüttelte den Kopf und fragte nach meinen Eltern. Der Polizist schaute mich an: „Sie sind noch nicht verständigt worden. Du kannst sie jederzeit anrufen." Er zeigte auf ein kleines Telefon im Raum. Ich nickte und bedankte mich, als er ging. Ich schaute lange das Telefon an. Ich beschloss ihnen nicht Bescheid zu geben. Ich wollte sie nicht um mich haben. Nicht gerade. Ich zitterte noch mehr und zog meine Bettdecke über den Kopf. Ich rollte mich wieder zusammen und dachte nach. Dann schlug ich die Decke zurück und griff nach dem Telefon. Ich wählte gerade eine Nummer, da hörte ich etwas durch die Tür schrillen. Ich schaute zur Tür und sah wie Jo hereinkam. Ich sprang auf und umarmte sie. Sie umarmte kräftig zurück: „Meine Scheiße, Lorry, was jagst du mir für einen Schrecken ein?" Ihr Gesicht war unverletzt, ihre Beine, die in einer Hotpan steckten hatten ab und zu ein paar Bläschen. Ich atmete auf und lächelte sie an: „Dir geht es gut?" Sie nickte und umarmte mich nochmal. Ich schaute über ihre Schulter und stockte. Hinter Jo stand Logan. Er hatte einen Verband um die Hand, war aber sonst unverletzt. Ich schubste Jo beiseite und rannte auf Logan zu. Ich schmiss mich in seine Arme. Er taumelte ein paar Schritte zurück, schlang seine Arme aber um mich. Ich drückte mich an ihn und flüsterte in sein Ohr: „Oh mein Gott! Geht es dir gut? Ich hab dich doch gesehen, du lagst auf dem Boden." Logan strich mir wieder sanft über den Rücken: „Ich lag auf dem Boden, aber du hast mich nicht gesehen. Du bist in Ohnmacht gefallen, als du einen Typen gesehen hast, der zufällig auch Converse trägt. Süß, dass du für mich fällst." Ich lachte glücklich und drückte ihn an mich. „Lorry, es tut mir so leid, dass ich nicht auf dich aufgepasst habe. Du bist hingefallen oder?" Ich nickte und schüttelte den Kopf, erklärte und erzählte ihm alles. Ich klammerte mich noch immer an ihm fest und er hielt mich oben. Er setzte mich ab und strich mir übers Haar: „Versprich mir, dass du meine Hand halten wirst." Ich lächelte ihn an und nahm seine Hand. Ich wusste, dass ich mich so nicht benehmen sollte, aber mein Herz pochte wie verrückt und ich fühlte mich vollkommen lebendig. Jemand räusperte sich. Ich schaute an Logan vorbei und sah Marc an. Seine Wange war schwer verbrannt, was man sogar noch trotz des Verbandes sehen konnte. Ich schlug meine Hand vor den Mund und lief auf ihn zu. Ich umarmte ihn und sagte laut: „Es tut mir so leid, Marci. Es tut mir so leid." Er schmiegte sich an mich und ich spürte seinen Körper beben. Ich war unglaublich froh und stolz, dass ich für ihn da sein durfte. Dass ich diejenige war, die ihn hielt und die ihm beruhigende Worte zuflüsterte. Im Moment war ich vollkommen seine Schwester, was unglaublich gut tat und gleichzeitig in meinem Herzen schmerzte, als ob es mir jemand herausriss.
Über Votes und Kommentare würde ich mich sehr freuen:) Dankeschöön! AMY xxx
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Broken Boy meets Broken Girl
Romance~His love roared louder than her demons.~ Die sechszehnjährige Lorena Miles mutiert nach dem Tod ihrer Mutter zum leblosen Etwas, ohne jegliche Gefühle. Sie versteckt sich vor ihrem Leben und vor allem vor sich selbst. In ihrem Leben läuft nichts s...