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Rahel:
Wie bestellt und nicht abgeholt stand ich auf der Straße. "Jimmy? Hallo?" rief ich und schaute mich immer wieder um. Keine Antwort, nichts. Ein Fahrradfahrer fuhr an mir vorbei und warf mir einen fragenden Blick zu, kein Wunder, denn ich stand mitten auf der Straße und drehte mich verwirrt im Kreis während ich Jimmy rief. Enttäuscht schaute ich mich noch einmal um. Was war da nur gerade passiert? Wer waren diese Männer und was wollten die von Jimmy? Warum nannten sie ihn Castiel? Und wo zur Hölle sind sie ab geblieben? Ich fuhr mir mit meinen Händen durch meine Haare und mir kamen fast die Tränen. Das war einfach zu viel für mich, warum passierte mir das alles? Ich konnte es einfach nicht verstehen. Reichte es Gott etwa nicht mich mit einer Amnesie zu bestrafen? Warum hatte ich überhaupt eine Bestrafung verdient? Eigentlich hatte ich mir eingeredet in allem immer das Gute zu sehen, eine neue Chance, denn alles passiert aus einem Grund. Während ich mir so meine Gedanken machte, hatte ich bereits mein Haus erreicht. Es war ein kleines, schickes Haus mit dunkel grünen Fenstern und einem eingezäunten Vorgarten. Ich drücke die Klinke der verschnörkelten Pforte aus Eisen herunter und schloss sie ordentlich wieder hinter mir. Der Garten war wunderschön, ohne das ich mich daran erinnern konnte mich jemals um ihn gekümmert zu haben. Wie sollte ich auch. Bienen flogen herum und landeten auf den bunten Blumen und ein angenehmer Duft lag in der Luft. Das alles sollte ein Grund zur Fröhlichkeit sein, doch meine Stimmung hob sich dadurch, zumindest heute, nicht. Ich steckte meine Hand in meine Jackentasche und suchte nach einem Schlüssel. Dem klimpern nach zu urteilen, befand er sich in der Tasche ich konnte ihn nur noch nicht ertasten. Nach wenigen Sekunden hatte ich ihn dann doch gepackt und schloss direkt die Tür auf. Ich wollte es unbedingt vermeiden draußen anfangen zu weinen, auch wenn niemand auf der Straße war. Ich bevorzugte es mich in mein Loch zurück zu ziehen und mich eingekuschelt aufs Sofa zu setzten. Nachdem ich meine Jacke beiseite gehängt hatte und die Tasche vor die Treppe gestellt hatte, schaute ich auf die Uhr. Die Uhr zeigte bereits 5 Uhr an, also hatten wir uns doch lange in der Pizzeria aufgehalten und auch der Weg hier her hatte uns einiges an Zeit gekostet. Ich machte mir große Sorgen um Jimmy. Wo er jetzt wohl steckte? Mein Kopf und mein Herz spielten verrückt, er hatte mich aufgewühlt, auch wenn das wohl kaum seine Absicht gewesen war. Sein engels gleiches Gesicht, mit seinen dunklen, etwas wuschigen, Haaren und seinen strahlend blauen Augen. Jimmys verdammt süßes Lächeln und die unsicheren Blicke zu mir herüber ließen mein Herz verrückt spielen. An Liebe auf den ersten Blick glaubte ich nicht und ich wusste nichtmal ob es gut war mich genau jetzt auf sowas einzulassen. Ich war doch erst seit kurzem wieder richtig an meinem Leben beteiligt. Eine Hand führte ich an meinen Kopf, um festzustellen das er ganz warm war. Kein Wunder, mein Gehirn musste unfassbare Anstrengungen aushalten und wahrscheinlich befand es sich in einem genauso schlechten Zustand wie ich gerade: Vollkommen erschöpft und verwirrt. Langsam schlich ich ihn die Küche um mir einen Kakao zu machen. Ich holte mir eine große Tasse und fand überraschender Weise Milch und Kakaopulver in den Schränken. Mir war es völlig egal warum ich überhaupt etwas in den Schränken hatte und warum es noch haltbar war. Als der Kakao fertig war, schnappte ich mir eine kuschelige Decke und setzte mich damit auf mein Sofa, das sehr bequem war. Den Kakao stellte ich zwischen meine Beine, die ich leicht an meinen Körper heran gezogen hatte. Schluck für Schluck trank ich den Kakao und machte mir erneut Gedanken darüber warum man genau mich für diese ganze Aktion ausgewählt hatte.

Engelsträume (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt