Keine Sorge, er lebt noch.

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Er flüstert es nur und ich bin mir nicht sicher, ob er es wirklich gesagt hat. Er dreht seinen Kopf so, dass er mich angucken kann. Für einen kurzen Augenblick flackert etwas in seinen leuchtenden Augen auf; jedoch weiß ich es nicht zu deuten. Harry scheint zu bemerken, dass ich ihn anstarre und grinst jetzt wieder auf eine schaurige Art, bei der es mir kalt den Rücken runterläuft.

"Eigentlich bin ich bloß hier um dir zu sagen, dass ich dich morgen Abend abhole!" er setzt sich auf.

"Wie bitte, was? Warum willst du mich abholen?" erwiedere ich noch etwas durcheinander.

"Tanja schmeißt morgen eine fette Party, weil sie 18 wird. Und du wirst mich begleiten." Es war keine Frage. Harry hatte schon entschieden das ich mit ihm gehe. Aber das will ich nicht.

"Nein danke, ich steh nicht so auf Pa.." setze ich an, werde aber unterbrochen.

"Glaubst du echt es interessiert mich, ob du willst oder nicht? Ha, oh man Meghan du bist ja so naiv!" Ich zucke zusammen, weil ich nicht damit gerechnet habe, dass er so laut redet. Er schreit schon fast. Er steht auf und geht rüber zur Zimmertür. Er reißt sie auf und bleibt noch kürz im Türrahmen stehen. Er dreht sich um und fährt leiser fort:

"Wir sehen uns morgen. Schlaf schön, Baby." Er fängt an zu lachen, schließt die Tür hinter sich und haut ab.

Ich bleibe starr sitzen und warte ab, bis ich ein vertrautes Motorengeräusch höre. Wie er gelacht hat. So, als wüsste er etwas, das ich nicht weiß. So, ich weiß auch nicht. Gruselig, vielleicht.

~

Ich sitze in der Küche und unterhalte mich mit meiner Mum und Tom. Von Harry´s Besuch gestern habe ich nicht erzählt. Und ich habe es auch nicht vor. Sie würden sich nur unnötig Sorgen machen. Also meine Mum jedenfalls. Tom würde wahrscheinlich wieder so ausrasten wie gestern. 

Ich habe Harry heute den ganzen Tag lang nicht in der Schule gesehen. Er war nicht da. 'Besser so! Dann kommt dieser Typ auch nicht auf die Idee, mich heute Abend wirklich noch zu dieser Party zu schleppen.´ denke ich und will es eigentlich dabei belassen. Mein Handy leuchtet auf; eine neue SMS. Ich öffne sie.

Von: Unbekannt

Hi Süße. Bin um 21:00 Uhr da. Zieh was heißes an.

H

´H? Oh nein. Das ist Harry! Woher hat dieser Verrückte bitteschön meine Nummer?´

"Meggie? Alles in Ordnung? Du wirkst etwas...ich weiß nicht ganz...aufgelöst!?" sagt meine Mutter. Was soll ich ihr denn jetzt sagen? Es gibt ja nur 2 Varianten.

1. Was? Ach nein, Mum, alles gut. Es ist nur ein Junge aus der Schule. Er möchte heute Abend mit mir auf eine Party gehen. Darf ich denn?

2. Das ist so ein verrückter Stalker aus meiner Schule! Er hat irgendwie meine Nummer und meint ich soll mir was heißes Anziehen! Er meint, er kommt mich heute Abend abholen und ich hätte keine Wahl!

'Na super..' denke ich und entscheide mich für Variante 1.

"Oh Meggie! Aber natürlich darfst du. Was für eine Frage. Es freut mich das du so schnell Anschluss gefunden hast! Komm wir gehen gleich mal gucken, was du anziehst! Und dann gehst du duschen...ich mach dir dann die Haare! Ja, und das Make-up! Du wirst umwerfend aussehen! Meine kleine Tochter hat ihr 1.Date! Sie wird erwachsen!" freut sich meine Mum. Wenn sie bloß wüsste...

Frisch geduscht, in einem kurzen roten Kleid, schwarzen High Heels und bewaffnet mit meiner Clutch, betrachte ich mich im Spiegel. Meine Mum hatte mir die Haare zu einem seitlichen französischen Zopf geflochten und mir Smokey Eyes verpasst. Meine Augen kommen richtig gut zur Geltung und meine dunkelrot geschminkten Lippen fallen besonders auf. Ich sehe echt toll aus. ´Schade das ich ausgerechnet jetzt so gut aussehe. Harry ist das Alles gar nicht wert. Wieso gehe ich überhaupt mit ihm mit? Ich hätte mich für Variante 2 entscheiden sollen...´

Es klingelt und Tom ruft von unten, dass ich runter kommen soll, da mein "Date" da ist. Während ich die Treppen runter laufe, lasse ich mir extrem viel Zeit. Ich will nicht sofort mit Harry gehen. Als ich um die Ecke zur Haustür biege, sehe ich das meine Mum und Harry sich unterhalten. Sie scheint ihn zu mögen. Sie lacht viel. ´Das ist also seine Masche, huh!?' 

"Hey.." murmel ich und quetsche mich an meiner Mum vorbei.

"Wow, Respekt Mrs. Hennings sie haben eine unglaublich schöne Tochter!" schwärmt Harry und ich hätte ihn am liebsten gewürgt. Aber für meine Mum spiele ich das Theater mit. Ich schenke Harry ein dankendes Lächeln und nehme seine Hand.

"Wollen wir los?" frage ich mit meinem süßesten Tonfall, den ich hinbekomme ohne mich übergeben zu müssen.

Harry grinst nur, nickt meiner Mum zur Verabschiedung kurz zu und zieht mich mit sich. Wir sind schon einige Minuten unterwegs und haben noch nicht miteinander geredet. Ich habe nichts dagegen. Er lässt meine Hand endlich los, nachdem ich ein paar tausendmal versucht habe, sie zu befreien. Das tut er aber bloß um seinen Arm um meine Hüfte zu schlingen. ich will gerade protestieren, als er mir plötzlich die andere Hand auf den Mund drückt und mich in eine kleine Seitengasse drückt. Ich schreie, jedoch werden meine Hilferufe von seiner Hand erstickt. Er drückt mich gegen die kalte Hauswand und lehnt sich so dicht wie nur möglich an mich ran. Man könnte meinen wir sind ein- und dieselbe Person. Harry platziert einige heiße Küsse auf mein Dekollete´ und presst seinen Körper immer fester gegen meinen. Ich zitter. Ich kann mich nicht wehren. Ich kann nur dastehen und es über mich ergehen lassen. Aber das will ich nicht.

Harry küsst sich einen Weg über mein Schlüsselbein, über den Hals, bis rein in den Nacken. Ich schreie noch lauter, als vorher. Doch es hilft mir immer noch niemand. Er fängt an seine Hüften gegen meine zu reiben und stöhnt in die Küsse hinein. Ich fange an zu weinen. 

"LASS DAS MÄDCHEN IN RUHE! GEH WEG VON IHR!" höre ich eine tiefe Stimme schreien, tiefer als die von Harry. ´Hilfe! Ich bekomme Hilfe!´ schießt es durch meinen Kopf und ich weine noch mehr. Auch aus Erleichterung. Harry löst sich von mir und geht auf die Gestalt zu, die mich eben verteidigt hat. Ich höre ein dunkles Knurren aus Harry´s Kehle hervortreten.

"Was willst du hier, Payne? Dem Mädchen geht es gut, du brauchst dich nicht um sie zu Sorgen. Stimmt´s Meghan?" Harry neigt seinen Kopf in meine Richtung. Ich weiß ich sollte jetzt nicken und sagen, dass alles in bester Ordnung sei. Aber das kann ich nicht. Denn es wäre gelogen.

"Hilf mir, bitte.." flehe ich und werfe diesem "Payne" einen ängstlichen Blick zu. Er versteht. Noch bevor Harry etwas erwiedern kann, trifft ihn die Faust meines Retters mitten in den Magen. Harry krümmt sich vor Schmerzen. Da kommt eine weitere Faust auf ihn zu und trifft ihn dieses Mal hart ins Gesicht. Harry geht zu Boden. "Payne" geht auf ihn zu und lässt noch einige Male seine Faust in Harry´s Gesicht fallen. 

Er dreht sich um und kommt langsam auf mich zu. Ich wiederrum starre Harry an. Sein Körper liegt blutend auf dem leicht nassen Boden. Er bewegt sich nicht. "Payne" scheint meinen Blick zu bemerken.

"Keine Sorge, er lebt noch. Ich bin übrigens Liam. Liam Payne." Ich gucke Liam an. Er hat wunderschöne braune Augen und Haare. ´Liam also...´

"Wo-woher kennst du Harry?" frage ich. Nicht, weil es mich wirklich interessiert. Nein, aber ich will und muss mich jetzt irgendwie ablenken.

"Nicht so wichtig. Ich bring dich jetzt erstmal nach Hause, Meghan. Okey? Du kannst mir vertrauen. Ich werde dich nicht anfassen oder sonst etwas!" sagt Liam und ich glaube ihm. Ich nicke  einfach bloß.

"Also, wo wohnst du?"

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