Es ist unsere einzige Chance

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"Wo hast du eigentlich den Wagen her, Zayn?" fragt Liam interessiert und bricht somit die bedrückende Stille, die während der gesamten Fahrt herrschte. Es war unerträglich. Vor Nervosität schwitze ich am ganzen Körper. Echt eklig.

"Geliehen" Zayn zuckt mit den Schulter und dreht sich von uns weg, so dass wir sein Gescht nicht mehr sehen können. Schade eigentlich. Er ist hübsch. Louis fängt an zu Lachen. Niall steigt mit ein, genau wie Harry und auch Liam muss breit Grinsen. Der Blonde Punk stupst mich mit dem Ellenbogen in die Seite. Mir ist jedoch nicht zum Lachen zu Mute. 

Wir halten an. Ich gucke mich stutzend um. Wir sind gar nicht am Flughafen, sondern mindestens drei Meilen davon entfernt!

"Ich dachte, du würdest dich vielleicht lieber erstmal umziehen, bevor wir da antanzen?!" erklärt Zayn ruhig. Ich ziehe erst verwundert eine Augenbraue nach oben, doch dann fällt mir ein, dass ich ja noch notgedrungen Harrys Klamotten trage.

'Oh' forme ich einfach mit dem Mund, steige aus dem Wagen und durchwühle meine Tasche im Kofferraum, bis ich endlich mein cremé-farbenes Kleid finde. Ich gucke mich um und ziehe mir dann Harrys Oberteil über den Kopf. 

"Nice, welche Körbchengröße hast du denn, Süße?" ertönt es plötzlich von vorne im Auto. Geschockt und etwas verärgert werfe ich Killerblicke dorthin. Louis grinst aber nur schamlos und leckt sich vergnügt über die Lippen. 

Ich streife schnell das Kleid über meinen Körper und schlüpfe dann aus Harrys Boxershorts. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich weder Schuhe noch Socken trage. Nachdenklich krame ich in der Tasche herum und ziehe ein Paar Sandalen aus hellbraunem Leder hervor, schmeiße sie unachtsam auf den Boden und schlüpfe hinein.

"Wir können" murmel ich, als ich mich wieder auf meinen Sitz fallen lasse. Niall legt einen Arm um mich und grinst mich neckend an. Ich verdrehe gespielt genervt die Augen und schließe die Autotür. Augenblicklich fährt Zayn los und wir werden alle in die Sitze gepresst.

Als wir am Flughafen ankommen, parkt Zayn den Wagen einfach an irgendeiner Ecke. Wir steigen aus, nehmen alles, was wir dabei haben und gehen rein. Da keiner von uns auch nur einen Plan davon hat, was Harry jetzt genau vor hat, bleiben wir einfach stehen und lassen ihn die ganze Sache regeln. Mit unserem zusammen geschmissenen Geld bezahlt er sechs Tickets.

"Also..wo gehts denn hin?" frage ich zögerlich. Harry sieht mir tief in die Augen, ernst und ohne jegliches Gefühl. Trotzdem fährt er sich einmal mit der Hand durch die wirren Locken.

"Deutschland. Ruf deinen Dad an und sag ihm, dass er ein paar Zelte im Garten aufschlagen soll!"

Ich reiße erschrocken meine Augen auf. Ich glaube, ich habe mich verhört! Das kann doch nicht sein beschissener Ernst sein! Meinen Dad anrufen? Bei ihm wohnen? NIEMALS.

"Nein" erwidere ich entschloss. Um diesem einen Wort mehr Macht und Ausdruck zu verleihen, verschrenke ich die Arme vor der Brust. 

"Wir müssen soweit weg wie möglich. Du hast einen Vater in einem anderen Land, das weit genug weg liegt. Das ist unsere einzige Möglichkeit..vorerst" bemerkt Harry gelassen. Ich schüttle den Kopf.

"Hast du mir eigentlich zugehört, Styles? Am ersten Schultag? Du weißt, wie mein Dad drauf ist! Ich werde ihn also nicht anrufen und ihn fragen, ob wir da bleiben können!" keife ich den Jungen mit den glänzenden grünen Augen vor mir an.

"Was ist denn mit deinem Dad?" fragt Liam irritiert, jedoch ignoriere ich ihn. Vielleicht erkläre ich es ihm später. Vielleicht.

"Gut! Dann gib mir dein Handy. Ich werde anrufen" sagt Harry laut. Seine Stimme klingt ziemlich ruhig, aber man sieht ihm an, dass er innerlich kocht. 'Ich bin nicht wie die anderen Schlampen an der Schule! Mit mir kannst du nicht einfach machen, was du willst! Ich bin nicht deine Marionette!' kreische ich ihn in Gedanken an.

"Du bist doch bescheuert! Du hast sie nicht mehr alle! NIE-MALS!" brülle ich los. Einige Leute hier drehen sich in unsere Richtung und werfen mir vielsagende Blicke zu. 'Unerhört' oder 'Warum schreit die Göre so rum?!' oder 'Ist sie krank?!' scheinen sie zu fragen. Heiße Tränen steigen in mir auf. Bitte..nicht weinen!

"Meggie..Es ist unsere einzige Chance! Wir bleiben nur so lange, wie nötig..wir passen auf dich auf! Er wird dir nicht weh tun" verspricht Harry. Sein Blick und seine Stimme werden weicher. Er hebt die Hand, als wolle er über meine Wange streichen, aber er tut es nicht. Er lässt die Hand wieder fallen.

"Niemand wird dir wehtun, Kleine" Liams Stimme erklingt tief und bestimmt hinter mir. Er schlingt sanft seine Arme um mich. Ich muss ihn nicht ansehen, um zu wissen, dass er Harry einen vernichtenden Blick zuwirft.

"Ok" flüstere ich fast atemlos. Harry zieht erstaunt eine Braue nach oben.

"Ok?" fragt er verunsichert. Ich nicke. Im Augenwinkel erkenne ich Niall, der in meiner Handtasche herumwühlt. Als er mein rosanes Huawei - Ascend P6 wohlbemerkt - findet, hält er es mir entgegen. Ich wende meinen Kopf und starre das Ding an. Mit zitternder Hand greife ich danach, entsperre den Bildschirm und wähle die Nummer meines Vaters.

Rock me » h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt