'Ich wollte nie etwas haben, dessen Verlust ich nicht verkraften könnte.'
Medina P.O.V
Im Bus war es noch immer komplett still, niemand traute sich ein Wort zu sagen. Ich wagte einen Blick zu Konrad, dieser hatte jedoch seinen Kopf gesenkt. Die Stille war unerträglich, ich fühlte mich schrecklich. Mir war bewusst, dass ich Benjamin verletzt hatte, und das tat mir unglaublich leid. Doch ich musste es ihm einfach sagen, ich konnte es nicht länger für mich behalten.
Das Geräusch zuschlagender Autotüren ließ uns alle aus unserer nachdenklichen Gedanken aufschrecken.
"Sie ist hier", hauchte ich.
Ich hatte mich null auf diese Situation vorbereitet. Aufeinmal war ich nicht mehr bereit dazu, sie zu treffen. Nicht in dem Gewissen, dass sie erst heute Benjamin so unglaublich nah war. Bei dem Gedanken stieg wieder dieses ungute Gefühl in mir hoch, was ich jedoch verdrängte. Gott, warum interessierte mich das überhaupt. Ich liebte doch Konrad, oder?
Nein, ich konnte das jetzt nicht. Ich könnte ihr einfach nicht ins Gesicht schauen.
"Ich kann das nicht", flüsterte ich eher zu mir selber und rannte ins Schlafzimmer. An der geschlossenen Tür ließ ich mich runtergleiten. Warum machte mich das so fertig? Sie war meine Schwester und sie hatte eben mit Benjamin geschlafen, na und? Er war frei, er konnte tun was er wollte. Und außerdem wusste er nicht, dass Malia meine Schwester war. Doch ich konnte mich damit einfach nicht abfinden.
Es klopfte an der Tür, doch darauf ging ich nicht ein.
"Medina", es war Timur.
Doch ich wollte ihn nicht sehen, ich wollte nicht mit ihm reden.
"Lass mich bitte kurz in Ruhe."
Ich rappelte mich auf und schleichte zu Benjamins Koje. Dort kuschelte ich mich in sein Kissen und sog seinen Duft ein. Meine Augen geschlossen dachte ich nach. Sein Duft roch so unglaublich gut und ließ mich lächeln. Meine Hand fand den Weg unter sein Kissen wo ich etwas ertasten konnte, was ich hervorzog. Es waren Bilder, Bilder von mir und ihm. Bilder vom Tag meines ersten Tages hier, und Bilder vom Krankenhaus. Er hatte sie alle ausgedruckt, erst da fiel mir auf, wie glücklich ich aussah. Wie glücklich wir beide waren. Es waren die unterschiedlichsten Bilder, schöne, aber auch total lustige Bilder. Ein Bild sah ich besonders lange an. Wir hatten es an meinem ersten Tag hier gemacht. Ich war gerade dabei, meine Sachen einzuräumen, als Benjamin mich überraschend von hinten umarmte. Er hatte mich überrascht, weswegen ich zu ihm sah, genau in diesem Moment hatte er das Foto aufgenommen. Man konnte mich leicht lachen sehen, und Benny hatte sein wunderschönes Grinsen auf. Dieses Bild war wunderschön. Ich kuschelte mich tiefer in sein Kissen, und wischte mir meine Tränen weg. Mir fiel auf, wie sehr er mir eigentlich fehlte, und wie sehr ich das alles bereute. Was er wohl gerade tat? Meine Sorgen bereiteten sich aus und ich hatte Angst, er würde irgendeine Scheiße tun. Sofort sprang ich aus dem Bett, ich musste ihn unbedingt finden.
Ich riss die Tür zum Wohnbereich auf und sofort fiel mir meine Schwester in den Blick die mich fassungslos anstarrte. Mist, sie hatte ich komplett vergessen. Auch ich blieb wie erstarrt stehen. Die Ähnlichkeit zwischen uns war wirklich verwirrend. Malia liefen Tränen über ihr Gesicht, und auch ich konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich hatte gedacht, ich würde Wut, Eifersucht und Schmerz fühlen, wenn ich sie sah. Doch dem war nicht so, ich empfand pure Erleichterung, Freude und Glück. Wir beide rannten uns in die Arme und hielten uns so fest wie wir konnten. Meine Tränen liefen ununterbrochen und auch ihr ging es so. Es war unglaublich. Ich löste mich irgendwann von ihr und blickte ihr ins Gesicht.
"Es tut mir so leid, aber ich muss Benjamin finden. Ich beeile mich, okay?"
"Ja natürlich, finde ihn", sie lächelte.
Ich umarmte sie nochmal fest und rannte dann hinaus.
Wo könnte er nur sein? Ich lief erstmal bisschen auf dem Platz herum, als ich in die Nähe der Halle kam, tönte Musik daraus und ich konnte Benjamins Stimme leise wahrnehmen.
Ich öffnete die Tür zur Halle, und tatsächlich, er stand dort auf der Bühne und sang, gerade Verflossene Liebe.
"Sag mir nun, ist das wirklich das Ende, verdammt?
Haende verkrampft
bibbernd und zitternd dann Grenzen erkannt
Letzten Endes verband uns nichts
Warnung verfehlt
Mir beide Beine gebrochen, um dich in Arme zu nehmen
Nun in die Ferne verbannt
waere doch so gerne der Mann
der die Sonne dir schenkt
Habe mich schon an Sternen verbrannt
und bin Dreck an der Seite der Strasse
nichts geht
Was nützt mein Herz, wenn deins nicht mitschlägt
mitgeht, mitlebt, mitleidet, mitbebt?
und ich liebe diesen Blick, wenn du tanzt
Wollte den Walzer mit dir
doch habe die Schritte verkackt
In der Mitte der Nacht
erwacht, vergieße die Tränen
Wenn Liebe blind macht, will ich nie wieder sehen
Will ich nie wieder gehen, fuck it
Will nie wieder stehen, will nie wieder so was empfinden
und auf Knien vor dir fleh'n
nein", er sang selten mit so viel Gefühl und so wunderschön.
Als ich merkte, dass er den Refrain ausließ, sang ich ihn: "If it's not
what you're made of
you're not what I'm looking for
You were willing
but unable
to give me any more
There's no way
you're changing
'cause some things will just never be mine
You're not in love this time
but it's alright."
Er schien erst sichtlich erschrocken, doch dann übernahm er den zweiten Part von G.M.C.
"Was kann ich tun? Verdammt
mir sind die Haende gebunden
Ich wollte so vieles sagen, doch habâ die Grenzen gefunden
Verbrenn' mir die Zunge an Saetzen
deshalb schreib' ich dir
leide ich hier und blute mit jeder Zeile von mir
Ich schaue jeden Tag zur Wand
sehâ wie die Bilder verbleichen
will drueber streicheln
kann es nicht, ohne die Finger zu schneiden."
Ich stellte mich zu ihm auf die Bühne, nachdem ich mir auch ein Mikrofon geholt hatte, und sah ihm zu.
"Du nahmst mir alles weg und hofftest
ich erkennst diese Zeichen
Hab alles losgelassen, nur um nach deinen Haenden zu greifen
Ich wollt' nicht sehen, wie du leidest
Musste die Blicke vermeiden
Gleite sanft mit der Feder,
doch hab keine Tinte zum schreiben
Das Blatt war leer
verdammt, es war ein Grund zum Ritzen
Wollt' mich befreiân
doch die Klinge war zu stumpf zum Schlitzen
Wenn meine Welt aus Glas waer'
glaube mir, wuerd' ich mit Steinen werfen
nur um zu sehen wie sie zerbricht zu ânem Haufen Scherben
Ich wollt' sie suchen
sammeln, wieder zusammensetzen
doch ich wollt' mir nie mehr an den Scherben
meine Hand verletzten, nein."
Ich setzte das Mikrofon an meinen Mund, und sang dieses mal jedoch die Bridge mit: "Like I predicted, I will sink before I swim
'cause these are the waters that I'm in."
Nun war er derjenige der mich beobachtete.
"If it's not
what you're made of
you're not what I'm looking for
You were willing
but unable
to give me any more
There's no way
you're changing
'cause some things will just never be mine
You're not in love this time
but it's alright."
Als ich zum Outro kam, setzte er sein Mikrofon ebenfalls an und wir sangen es gemeinsam.
"If it's not
what you're made of
you're not what I'm looking for
You were willing
but unable
to give me any more
There's no way
you're changing
'cause some things will just never be mine
You're not in love this time
but it's alright."
Wir verstummten, sahen uns einfach nur an.
"Es tut mir so leid, Benjamin."
Doch er schüttelte nur mit dem Kopf und öffnete seine Arme. Ich lächelte und kuschelte mich an ihn, seine Arme schlossen sich um mich.
"Ich hatte überreagiert, dass ist mir bewusst geworden. Konrad ist ein toller Typ, und du bist ein tolles Mädchen. Er hat dich verdient, ich wünsche euch viel Glück, meine Kleine."
Ich umarmte ihn fester. "Danke, Ben. Ich hab dich immernoch lieb."
Benjamin lachte leicht. "Ich dich auch."
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Der Sinn des Lebens ist leben{Casper FF}
Fanfiction~Doch immer wieder murmelte er: "Kein Puls, kein Puls." Ich ging vor ihr in die Knie und näherte mich ihrem Gesicht. Sie war schon so eiskalt. Meine Hände umfassten ihren Hinterkopf, leicht zitternd atmete ich ein und aus, bevor ich meine Lippen auf...