One Shot 12

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Ein Tropfen, zart, zerbrechlich, verwundbar, klein. Und doch so kraftvoll, spürbar. Sei es als Regen oder als Träne, kein Tropfen geht unbemerkt vorbei, und wenn es nur ein kleiner Grashalm ist, der davon gegossen wird. So wie das Gras, auf das die Tränen eines traurigen, einsamen Jungen tropften. Leise, fast nicht hörbare Schluchzer ertönten öfter, schüttelten den kleinen, kurvigen Körper immer wieder heftig durch. Er hatte sich klein zusammen gerollt, das Gesicht in das Gras gepresst, die Tränen fielen auf die dünnen, schwachen Halme, rannen daran herab und versickerten in der Erde. Eine große, alte Eiche warf ihre Schatten auf ihn, kleine, bunte Blätter fielen im sanften Herbstwind herab, neben und auf ihn. Ein dreckiger, kaputter Fußball lag keine drei Meter neben ihm, zerstochen, fast gänzlich platt. Als die Tränen langsam versiegten rappelte sich der junge Mann auf, nahm den Fußball, auf ihm unter all dem Schmutz nur undeutlich die Unterschrift seines Lieblingsspielers zu erkennen. Er wischte darüber, versuchte den Dreck wegzubekommen. Doch selbst wenn er das geschafft hätte, wäre da noch immer das Loch in der Unterschrift. Er schniefte, wischte sich wütend mit den Händen unter den Augen lang, versuchte, seine Tränen zu trocknen. Die Herbstsonne schien auf ihn herab, wärmte ihn wenigstens von außen etwas, wenn das innere schon kalt und taub war. Mit kleinen, humpelnden Schritten lief er langsam nach Hause, in der Hoffnung, dass seine Mutter und ihr neuer Mann nicht da wären. Sie würden nur wieder Fragen stellen, die er nicht beantworten würde können. Oder wollen. Er schlich sich in das kleine, ruhige Reihenhaus, in sein Zimmer, seine Hände umklammerten den Rest seines Fußballs verzweifelt. In seinem Zimmer angekommen warf er den Ball in eine Ecke, schloss das Zimmer hinter sich ab und warf sich dann auf das Bett, der Dreck und das Blut, das aus seiner Platzwunde an seiner Lippe und Stirn tropfte, sowie aus seinem aufgeschürften Knie, waren ihm egal, es interessierte ihn nicht, dass seine Bettwäsche verdreckte, wahrscheinlich nie weder frei von Blut sein würde. Selbs wenn es seine Lieblingsbettwäsche war, er machte sich in diesem Moment keine Gedanken darüber, lag einfach nur darauf und weinte leise schluchzend vor sich hin. Warum immer er? Was hatte er getan? Nur weil er ein wenig anders war? Er freute sich so sehr darauf, wenn er erst einmal hier weg konnte, einen Neuanfang starten konnte. Er würde seine Familie vermissen, natürlich, doch er hielt es hier einfach nicht mehr aus.

In den folgenden Jahren wurde es nicht besser, er wurde immer und immer wieder zum Außenseiter, seine Freunde hielten sich in Grenzen, waren fast nicht existent. Doch er hatte gelernt damit umzugehen, hatte gelernt sich davor zu schützen, es nicht an sich heran zu lassen. Er hatte gelernt, seine Gefühle außen vor zu lassen, sich nicht verletzen zu lassen. Das war es jedenfalls, was er sich und den wenigen Freunden die er hatte, einredete. Doch in Wirklichkeit traf jeder Spruch, jede Beleidigung ihn tief im Inneren, verletzte ihn noch mehr. Doch er hob den Kopf, straffte die Schultern und fuhr fort mit dem, was er gerade tat. Er gab sich stark, ließ nicht zu, dass er zusammenbrach, egal ob er alleine oder unter Leuten war. Es war für ihn keine Option, in keinem Fall. Er war stark, er würde das schaffen. Und eine Zeit lang sah es auch so aus. Er war stark, ließ alles so wenig wie möglich an ihn heran. Doch auch bei ihm kam die Zeit, in der er nicht mehr konnte. Die Zeit, in der er zusammenbrach. Und diese Zeit konnte er nicht selbst bestimmen oder beeinflussen. Es würde einfach passieren, dann, wenn es zu viel werden würde.

Und es wurde zu viel als er bei einem einfachen Einkaufsbummel von seinen Peinigern aus seiner alten Schule erkannt und nieder gemacht wurde. Seine - scheinbar - kalt, unbeeindruckte Reaktion verärgerte sie umso mehr und so kam es, dass er sich in einer viel zu bekannten Situation wieder fand. Nur ohne Fußball und einige Jahre älter. Er lag da, im Dreck, das Gesicht Blut und Dreck verschmiert, sein Atem ging rasselnd, keuchend. Die Tritte in die Brust waren doch härter als man gedacht hätte, sie raubten ihm den Atem. Auf seinen Händen und Knien stützte er sich auf dem Boden ab, sein Kopf hing nach unten, er schnappte nach Luft, verzweifelt. Die ersten Tränen liefen aus seinen Augen, über seine Wangen, seine Nase, tropften von dort oder von seinem Kinn auf den kalten, nassen Boden. Leise Schluchzer entwichen seinen Lippen, wurden mehr, genau wie seine Tränen, die mehr und mehr aus seinen Augen liefen. Sein Körper wurde leicht durch geschüttelt, die Schluchzer liefen durch ihn, ließen seine Gliedmaßen erbeben. Und irgendwann weinte er nicht nur wegen des Schmerzes, der ihm gerade zugefügt worden war, sondern wegen jeder Beleidigung, jeden Spruchs, der ihm irgendwann mal an den Kopf geworfen wurde. Jede einzelne Sache, die er in den letzten Jahren nicht an sich heran gelassen hatte, brach aus ihm heraus. Als sich eine große, dünne, starke Hand auf seine Schulter legte, zuckte er zusammen, sah mit großen Augen zu dem Lockenkopf, der ihn besorgt ansah. „Hey, kann ich dir helfen?" Er schniefte, setzte sich langsam richtig hin, schüttelte den Kopf. „Nein. Das kann keiner." Seine Stimme war fast nicht zu hören, im Grunde ein Hauch. Langsam kniete der junge Mann sich neben ihn, musterte ihn besorgt. „Ich bin mir sicher dass kann jemand. Lass es mich versuchen." Mit großen, blauen Augen sah er zu ihm auf, konnte seinen Worten keinen Glauben schenken. Ihm war nicht zu helfen, doch er sah ihn einfach an, hoffte, dass er Recht hatte. Er wollte ihm Glauben schenken, so sehr. Er wollte jemanden finden, der ihm half. Er wollte jemanden finden, der ihm wirklich die Kraft gab, all die Sprüche und Beleidigungen zu ertragen und Schwäche zuzulassen. Ein leises Schniefen entwich ihm, er sah aus nassen Augen zu dem Lockenkopf, rappelte sich auf und wischte sich die Tränen weg. „Danke." Er sah ihn dankbar an, holte tief Luft und wimmerte dabei leise auf. Sein Brustkorb tat ihm weh, er presse eine Hand auf seine Rippen, schloss die Augen. Eine Hand schloss sich sanft um seine Schulter, ein Daumen strich beruhigend über sein Schulterblatt. „Kommen Sie, ich arbeite hier in der Nähe, ich kümmere mich um Sie." Er murmelte nur, doch seine Aussage ließ keine Widerrede zu und Louis war zu fertig, um sich wirklich zu wehren. Also ging er mit dem Lockenkopf mit, der ihn den ganzen Weg über stützte und mit ihm redete, ihn ein wenig von den Schmerzen ablenkte. An einer kleinen Bäckerei angekommen stoppten sie und Harry brachte ihn in das Hinterzimmer, setzte ihn dort auf einen Stuhl und verarztete ihn. Währenddessen redete er mit ihm, heiterte ihn auf. Louis verbrachte einige Zeit bei dem Lockenkopf, selbst als er mit ihm fertig war. Er beobachtete ihn beim Backen, probierte einige seiner kleinen Leckereien und wurde von Stunde zu Stunde die er bei Harry, wie sich der Lockenkopf bei ihm vorgestellt hatte, glücklicher, aufgeschlossener und frecher. Er wurde wieder mehr er. Und als er einige Stunden später mit einem Lächeln auf den Lippen nach Hause ging war für ihn klar, er musste ihn wieder sehen.

Und aus diesem Grund kam er am nächsten Morgen wieder in die kleine Bäckerei, in der Hoffnung, Harry wieder zu sehen. Als er eintrat klingelte die kleine Glocke über der Tür, kündigte allen im Inneren an, das jemand kam. Nervös auf seiner Unterlippe beißend lief er zur Theke, lächelte leicht. Eine ältere, lieb lächelnde Frau sah ihn neugierig an. „Hallo junger Mann. Wie kann ich Ihnen helfen?" Er erwiderte ihr Lächeln sofort, entspannte sich. „Ich.. ich wollte eigentlich zu Harry, er hat mir gestern geholfen und ich wollte mich bedanken." Schüchtern sah er sie an, seine Wangen färbten sich leicht rot. Sie strahlte auf einmal noch breiter, ihre Augen funkelten. „Ah, du bist das! Er ist hinten, er hat den ganzen Morgen von nichts anderem geredet, geh doch einfach nach hinten." Sie lächelte ihn breit an, während er mit roten Wangen nach hinten verschwand. Er folgte dem leisen Summen, das er im Zimmer vernahm und fand so auch Harry. Er hatte eine geblümte Schürze an, seine langen Locken waren in einem Dutt hochgebunden und Mehl war auf seiner Schürze und in seinem Gesicht und in seinen Haaren verteilt, während ein sanftes, schon fast liebevolles Lächeln auf seinen Lippen lag. Louis lächelte breit, er würde gerne einfach nur hier stehen und ihn beobachten, aber das zu erklären würde schwierig werden. Also räusperte er sich leicht, was den vertieften Bäcker zusammen zucken und herum wirbeln ließ. Ein anfangs überraschter, geschockter Blick wandelte sich sofort in ein strahlendes Lächeln. „Louis! Hallo, schön dass du da bist, wie geht es dir denn?" Leise kichernd grinste Louis ihn an. „Deswegen bin ich ja da, ich wollte dir danken und sagen, dass es mir jetzt viel besser geht." Er lächelte breit. „Das freut mich zu hören Lou. Willst du einen Muffin?" Grinsend hielt er ihm das Gebäck hin, welches Louis dankend annahm. Er setzte sich auf die Theke in einem Eck und unterhielt sich mit Harry, während er den Muffin aß.

Und heute, 3 Jahre später, fand er sich an der selben Stelle wieder, ein Muffin in der Hand, Harry beim backen und beide lachten und redeten miteinander. Der einzige Unterschied? Harry kam immer wieder zu Louis, drückte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen, der mehr oder weniger unschuldig war. Denn nur kurze Zeit nach diesem zweiten Treffen kamen sie zusammen und waren seit drei Jahren ein glückliches Paar. Und das war auch der Grund, warm Louis in genau diesem Moment auf etwas hartes in seinem Muffin biss. Stirn runzelnd sah er auf den Muffin und nahm das harte Stück aus seinem Mund. Und während er das tat, ging vor ihm sein Freund auf die Knie. Denn was damals mit einem Zusammenbruch und unheimlichen Schmerzen anfing, sollte für die Ewigkeit halten. Und Harry wollte ganz sicher gehen, dass es wirklich für die Ewigkeit war. Denn er liebte Louis, von ganzem Herzen. Und seine Liebe wuchs jeden Tag, jeden Morgen an dem er mit ihm zusammen wach wurde und den Tag startete, wurde ihm klar, dass er ihn noch mehr liebte. Und so würde es für immer bleiben, da war er sich ganz sicher. Deshalb sah er in diesem Moment mit einem Lächeln zu Louis hoch, der den Ring, der in dem Muffin steckte,in der Hand hielt. „Louis, ich liebe dich aus ganzem Herzen. Dich, deinen Charakter und alles an dir. Ich liebe dein Lachen, deine Augen, deine Lippen, deine Hände, deinen kleinen Bauch, deine Beine, deine Haare, einfach alles an dir. Und ich bin jeden Morgen den ich neben dir aufwachen darf unendlich glücklich. Und ich wünsche mir, dass wir zusammen, für immer s glücklich sind. Daher frage ich dich, willst du, Louis William Tomlinson, mir die Ehre erweisen und mein Mann werden?" Louis standen Tränen in den Augen, die glücklich funkelten, ein breites Lächeln lag auf seinen Lippen, während er wild nickte. „Ja, ja natürlich, oh Gott.." Er fiel seinem jetzt Verlobten um den Hals, ein paar Tränen liefen aus seinen Augen, während er ihn fest an sich drückte. Sie hatten ein langes, glückliches Leben vor sich, dass sie zusammen genießen würden.

Larry Stylinson One Shots IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt