Am Dienstag stand ich in Deutschland am Springplatz des Reitclubs. Ich hielt mich recht abseits und beobachtete, wie meine Reitlehrerin eine Theoriestunde gab. Das war jetzt nicht besonders interessant, interessanter war wem sie die Stunde gab. Marie stand ihr gegenüber. Sie nickte immer wieder, wobei ihr einzelne lange blonde Haarsträhnen ins Gesicht fielen. Sie gingen etwas weiter am Zaun lang und für mich in Hörweite. "Diesen Sprung würde ich von links anreiten und dann die Kombi etwas rechtslastiger reiten." meinte Marie und die Reitlehrerin schüttelte den Kopf. Diese Kombi musste man gerade reiten und gegen Ende schon leicht nach rechts stellen. "Nein, du musst die Sprünge gerade gestellt springen und, dann kurz vor knapp nach rechts stellen." Marie guckte etwas kritisch "Verstanden?" fragte die RL deswegen. "Soll ich ehrlich seien?" die ältere nickte. "Nicht wirklich!" "Schade, dass Luke jetzt noch in Wales ist. Der könne die das jetzt erklären!" Marie musste schlucken und biss sich auf die vollen Lippen "Ich würde eher sagen, gut das er nicht hier ist!" murmelte sie und ich spürte einen Stich in meiner Herzgegend. Das hatte weh getan zu hören. Dabei wollte ich mich gerade zu Wort melden.
Zum Glück bekam ich genau in dem Moment eine Nachricht von Mum, dass sie jetzt fahren wollte und wo ich verdammt noch mal war. Mit schnellen Schritten ging ich zum Parkplatz wo sie schon auf mich wartete.
"Was hast du so lange gemacht?" fragte sie eher beiläufig, während sie den Motor startete. Ich zuckte mit den Schulter. Es ging sie nichts an. "Hmh" war ihr einziger Kommentar. "Luke? Look at me" sagte sie mit einem Mal. Ich wandte den Kopf zu ihr "Das muss sich jetzt total bescheuert anhören, aber du siehst erwachsener aus, als vor einem Jahr" murmelte sie und lächelte mich an, dann konzentrierte sie sich wieder auf die Straße. Man konnte ihr ansehen, dass sie gerne ein paar Sachen gesagt hätte, aber nicht wusste wie. Es war komisch normalerweise sagte sie alles immer gerade raus. "Hör mal, es tut mir leid. Ich hätte vorher mit dir reden sollen, ich weiß, aber ....ich weiß nicht, wie ich dir das erklären soll...." druckste sie herum "Lass gut seien! Ich bin über die Stränge geschlagen und gut ist!" unterbrach ich sie.
Stille. Unangenehme drückende Stille. Sie atmete tief durch "Ich vermisse dich" mir lag schon eine bissige Bemerkung auf der Zunge, aber ich entschied mich für das schweigen. Sie fuhr sich einmal durch die langen dunklen Haare und meinte, dann "Bitte, sieh das neue Pferd nicht, als einem verzweifelten Entschuldigungsversuch." "Hatte ich nicht vor" murmelte ich und zog mein Handy aus meiner Jackentasche, nach dem Motto 'genug geredet!'. Ich weiß sie hasst es wenn ich das tue. "Luke leg bitte dein Handy weg!" sie klang bestimmt, aber ich ignorierte sie. "Lukas! Bitte!" sie wurde langsam wütend "Das ist genau der Grund warum ich dich nach Wales geschickt habe! Du lässt dir nie von irgendwem auch nur irgendetwas sagen!" Darauf hatte ich eigentlich nur gewartet. Es hatte wohl gut getan, das alles zu sagen denn sie redete weiter "Ich habe keine Lust mehr darauf am Wochenende nicht zu wissen wo du bist und wann du nach Hause kommst. Luke ich mache mir Sorgen!" sie klang so verzweifelt, wie selten "Ich habe keine Lust mehr in regelmäßigen Abständen, wieder einer neuen deiner Einmaligen Liebschaften zu begegnen! Ich will und kann das nicht mehr! Ich habe dich nie so erzogen! und jetzt leg endlich dein god damn mobile weg!" Ich seufze und stopfte es zurück in die Jackentasche. Ich weiß zwar nicht warum, aber okay! Wenn sie meinte! Gerne! Von da an blickte ich einfach nur schweigend aus dem Fenster.
Bis wir auf dem Gut ankamen. Sofort kam ein älterer Herr auf uns zu und fragte "Sie sind hier wegen Panter oder?" Meine Mutter nickte "Hallo erstmal. Frederik Jacobsen." stellte er sich vor. "Lena Stüwe, wir kennen uns ja schon vom Telefon und mein Sohn Lukas" Mama reichte ihm die Hand und dann gingen wir zu den Stallungen.
Der vertraute Geruch nach Pferd hing im Stall und man hörte es überall rascheln und Schnauben. An einer großen Fensterbox blieben wir stehen. "Flash's Black Panter" stellte der Züchte uns das große schwarze Pferd in der Box vor. Der Hengst spielte mit den Ohren, als er seinen Namen hörte. Der etwas rundliche Mann griff nach einem einfachen dunkel blauen Nylonhalfter auf das mit schwarzem Filzstift "Panter's" drauf geschrieben wurde, wobei der Schreiber leider das er durch ein a ersetzt hatte, also stand auf dem Halfter "Panta's". "Ich würde sagen wir gehen zum Platz. Sie suchten doch ein Springpferd oder?" er streifte Pantas oder Panter das Halfter schnell über und führte ihn, dann aus der Box.
Er war nicht besonders bemuskelt und wirkte recht widerspenstig, als sein Züchter mit ihm aus dem Stall raus wollte. Das lackschwarze Fell lag größtenteils am Köper des Hengstes und ließ ihn in der Sonne glänzen, wie einen Rohdiamanten. Seine Schritte gleichen einem Choreographierten Tanz und seine Nüstern bebten unruhig. Er wirkte allgemein sehr nervös.
Auf dem Platz buckelte der kleine kaum, dass er den Strick ab hatte los. "Wir können ihm hier leider keinen richtigen Weidegang bieten. Ist mit Hengsten ja immer etwas schwierig" erklärte uns der Züchter und fing an drei Hindernisse aufzubauen.
Mit den Worten "So min Jung, dann zeig mal was du kannst" trieb der ältere Herr den noch jungen Hengst auf die Sprünge zu. Ich dachte er würde verweigern und zur Seite ausbrechen, aber er sprang zuverlässig und genau passend ab. "Er hat Springvermögen!" hörte ich Mama sagen. Ich nickte. Ich wartete immer noch darauf, dass er verweigerte. "Probereiten?" fragte sie. "Ja" bestätigte ich knapp.
So machte ein Pferdepfleger den Rappen keine viertel Stunde später fertig, während ich mir meine Stiefel und meinen Helm holte. Ich wusste noch nicht was ich von dem Rappen halten sollte. Das erste Pferd war selten genau das eine nach dem man gesucht hatte. Seine Gänge und auch sein Sprungtalent waren jeden falls viel versprechend. Mal sehen, wie er sich unter dem Reiter verhielt. Ich schloss den Kofferaum wieder und ging zurück zum Stall, dort hielt meine Mutter die Zügel des Rappen in der Hand und war mit dem Züchter am diskutieren.
"Sie wollen wirklich ihren Sohn auf dieses Pferd setzten?" er guckte etwas schockiert. "Ja, wenn er fällt, dann fällt er und was soll ich mich auf ein Pferd setzten das er reiten soll" entgegnete sie ruhig. "Aber sagen sie nicht ich habe sie nicht gewarnt! Panter sucht sich seine Reiter aus und ich würde meine Hand für den Jungen nicht ins Feuer legen" gab er sich geschlagen und Mum drückte mir die Zügel in die Hand.
Der Hengst guckte mich misstrauisch aus seinen großen braunen Augen an, das misstrauen einander gegenüber hatten wir schon mal gemeinsam, als ich in seinen Sattel stieg. Er spielte nervös mit den Ohren und versteifte sich erst etwas, als würde er noch etwas erwarten, aber ich ließ ihm die Zügel lang und ritt ihn am langen Zügel warm. Langsam ließ er den Kopf fallen und fing an entspannt auf dem Gebiss rum zukauen. Als ich das Gefühl hatte er wäre soweit trabte ich an und ritt mehrere Schritt-Trab wechsel auf beiden Händen, schließlich stellte Herr Jacobsen zwei Sprünge auf. Jetzt konnte der kleine beweisen ob er mein neuer Sportpartner werden würde. Ich ließ ihn angaloppieren und konzentrierte mich auf den ersten Sprung. Wenn er jetzt verweigerte, würde ich es noch einmal versuchen und dann wäre klar, dass er hier bleiben würde. Ich ließ ihn etwas mehr Tempo aufbauen und fokussierte die Mitte des Sprungs an. Im nächsten Moment setzte der Rappe so zuverlässig und sicher über den Sprung, als würde er nie etwas anderes tuen, auch den zweiten Sprung meisterte er suverän. Ich kopfte ihm den Hals und parierte durch in den Trab. Die Sprünge waren zwar ein Witz, aber er hatte bewiesen, dass er springen konnte.
Ich wandte mich zum Zaun. Erst jetzt bemerkte ich die junge Frau die mit zusah. Herr Jacobsen warf mir einen anerkennenden Blick zu und meinte "Der kleine hat wohl endlich seinen Meister gefunden, nicht wahr Nicole?". Die junge Frau nickte "Ich habe ihn noch nie so ruhig erlebt, das einreiten war ein einziger Kampf, so wie jeder Versuch eines vernünftigen Springtrainings mit Reiter im Sattel. Wo wollt ihr mit ihm hin?". "Welt Cup Springen" entgegnete ich trocken. Sofort fing sie an zu lachen "Der taugt höchstens, als Freizeitpferd. Für solche Träume bräuchtest du eine Pferd, wie Schockemöhles Deister". "Ich glaube meinen Deister habe ich gefunden" entgegnete ich etwas bissig. Ich musste mir nichts von einer einfachen Bereiterin eines kleinen Züchters sagen lassen! Ich hatte 100 pro mehr Erfolge zu verzeichnen, als sie. "Damit wäre, das ja klar. Wir würden ihn gerne nehmen, wo würden sie den Preis ansetzten?" Mum schlug ins Geschäftliche um und ich begann Panter abzureiten. "5000 mehr ist Panter nicht wert. Sind sie sich wirklich sicher? Ich glaube nicht, dass er zuverlässig auf einem Turnier springt." fing der Züchter noch mal mit seinen zweifeln an.
Am Ende des Tages war ein Kaufvertrag unterschrieben und Flash's Black Panter würde spätestens nächste Woche in einer Paddockbox unseres Reitclubs stehen. Dieses Pferd war der Anfang von etwas großem, da war ich mir sicher!
DU LIEST GERADE
Welsh Kisses
Teen FictionEr ist manchmal ein ziemlicher Arsch! Das weis er auch. Sein Ego pusht er mit Siegen im Springreiten und dem ein oder anderen Mädchen, das sich eigentlich mehr von ihm erhofft hatte. Trotzdem sieht Luke es nicht ein sein Verhalten zu ändern, bis er...