"Jade! Komm, Jade wach auf!". Mühsam öffne ich meine Augen. Dann schrecke ich hoch. Wo bin ich? Vor mir steht das Mädchen von der Tür. "Du musst mitkommen! Schnell!", fleht sie. "Dad und Grandpa sind noch draußen...der Zirkel bekämpft sich gegenseitig! Wir müssen dich hier weg kriegen!". Ich reibe meine Augen. Wir sind in meinem alten Schlafzimmer. "Was ist passiert?", hauche ich, meine Stimme ist weg. Das Mädchen reicht mir ihre Hand. "Du wurdest ohnmächtig und dann hat Grandpas Gruppe uns angegriffen. Dad meinte ich müsste dich hier wegschaffen. Du scheinst es also wert zu sein.", erzählt sie und schaut meine Wunde an. "Alles in Ordnung? Wahrscheinlich nicht, aber hoffentlich bist du stark genug, um aus dieser Zwangssituation zu kommen.". Meine Wunde hat aufgehört zu bluten, aber der Schmerz ist unerträglich. Hier ist nämlich kein Kai der mir helfen könnte. "Ich schaffe das schon.", murmele ich und atme tief ein und aus. "Wie sollen wir hier eigentlich rauskommen. Ich kenne das Haus in und auswendig, und der einzige Ausgang ist von einem mordlustigen Zirkel belagert.". Ein leiser Anflug eines Lächelns huscht über ihr Gesicht. "Es ist eine lange Zeit vergangen. Das Haus hat sich verändert, Jade.". Noch während sie das sagt öffnet sie vorsichtig die Tür und schaut langsam raus. Dann macht sie eine Handbewegung damit ich ihr folge. Draußen halten wir kurz inne. Es sind Zaubersprüche zu hören. Ich höre Schreie. Und das alles nur wegen mir. Das Mädchen zieht mich am Ärmel. "Beeil dich.", flüstert sie und zeigt auf das Fenster. "Was?", entfährt es mir. Ich kann aus einem Fenster klettern, solange ich nicht falle. Aber ich sehe hier kein Seil. Und mit der Stichwunde, würde ich einen solchen Lärm wegen des Schmerzes beim Aufprall machen und sie herlocken. Da kann ich sofort vorne raus laufen, ohne mir noch ein Bein zu brechen. Sie verdreht ihre Augen. "Verhüllungszauber.", murmelt sie und sagt einen kleinen Spruch auf. Auf einmal steht ein stabilwirkendes Gerüst am Fenster. Mit keiner Möglichkeit zum Fall. "Ich bin nicht dumm. Selbst wenn es das Gerüst nicht geben würde, hätten wir einen der anderen vielen Wege genommen.". Ich trete langsam zum Fenster und öffne es lautlos. Zusammen klettern wir runter. Wo auch immer wir sind...ich habe es noch nie gesehen. Es ist wie ein kleiner Hinterhof, durchflutet von Licht. Es ist wunderschön. Der Rsen funkelt in der Sonne. Vielleicht haben meine Eltern es geheim gehalten. Als Zufluchtsort. Aber wie sind sie dann hergekommen? "Ich habe das noch nie gesehen. Auch nicht durch das Fenster.", flüstere ich. "Steckt alles hinter dem Verhüllungszauber. Erst wenn du unten angekommen bist siehst du es. Und wenn du oben bist, spielt dir dein Gehirn einen kleinen Streich, eine Illusion von nichts. Aber das ist unwichtig. Komm jetzt! Wir sind noch immer in Reichweite.".
Ich kann nicht sagen durch wieviele Straßen wir gehetzt sind, ohne einer Menschenseele zu begegnen, aber das ist auch besser so. Was würde der süße Typ aus meinem Kurs wohl sagen, wenn ich mit einer Stichwunde durch die Stadt laufe und ihm begegne? Wir biegen gerade an einer Ecke ab, als ich plötzlich gegen eine erschrocken Frau laufe. "Mom!", ruft meine Begleiterin und wirft sich ihr um den Hals. "Cassandra!". Es ist Lira. Sie lassen sich los und Kais Geisel sieht mich an. "Jade? Was zum Teufel machst du...-?". Das Mädchen, dessen Name sich als Cassandra entpuppt beruhigt Lira. "Ist schon okay, sie führt nichts im Schilde. Wir müssen sie aber in Sicherheit bringen. Grandpa...es ist wieder außer Kontrolle geraten. Er möchte sie umbringen und Dad möchte sie schützen.". Ihre Stimme bebt vor Angst. "Wird das jemals wieder normal?". Lira seufzt, schaut mich misstrauisch an und umarmt Cassandra. "Dein Dad wird Grandpa die Sache mit Chloé nicht verzeihen können.". Ich zucke zusammen. Chloé. "Ich auch nicht", flüstere ich.
Wir sitzen in einem Auto, das höchstwahrscheinlich "ausgeborgt" ist, und fahren wo auch immer hin. Cassandra sitzt schweigend auf dem Rücksitz. "Lira...", fange ich an doch sie unterbricht mich. "Wenn du dich entschuldigen willst...ich bin die letzte auf der Liste. Und ich glaube...ich glaube dass ich dir bereits verziehen habe. Du warst unschuldig, aber deine Eltern wollten irgendjemanden haben, dem sie alles in die Schuhe schieben konnte. Deine kleine Panne mit deinem Bruder kam ihnen nur Recht. In der Geschichte sind sie die wahren, unmenschlichen Monster. Sie haben dich zerstört und deswegen... stehe ich eigentlich gar nicht auf der Entschuldigungsliste.", sagt sie und ich schaue sie überrascht an. "Danke. Aber eigentlich wollte ich fragen, ob du weißt wer dich festgehalten hat? Kannst du dich an ihn erinnern?", frage ich. Sie fängt an zu Lachen bevor sie verstummt und nachdenklich auf die Straße schaut. "Ehrlich gesagt...da ist nichts, ich weiß nur noch wie ich bewusstlos wurde, und dann bin ich irgendwann aufgewacht, lag irgendwo in der Gasse und bin geflüchtet. Aber woher weißt du davon?", fragt sie. "Dein Entführer hat Dad gedroht. Du hast wahrscheinlich gar nichts mitbekommen. Ich glaube es war ein Ablenkungsmanöver von Grandpa.", wirft Cassandra ein. Und ich nicke zustimmend.
Als wir in der Nähe von Kais Apartment vorbeifahren bitte ich Lira, dass sie mich rauslässt. Dann danke ich ihnen und entschuldige mich nochmals. "Sag Theo dass ich das nicht wollte. ", sage ich noch und schlage die Tür zu. Sie fahren weg und ich laufe zu Kais Wohnung. Hoffentlich ist er da. Nach dem dritten Klingeln geht die Tür auf und Kai sieht mich genervt an, bis er die Wunde sieht. "Was haben sie gemacht? Ich werde sie umbringen!", knurrt er und will schon aus der Tür stürmen doch ich halte ihn zurück. "Stopp! Das waren sie nicht! Das war nicht Theo. Das war Dad.", stelle ich klar und ziehe ihn wieder rein. "Theo hat mir zugehört...und Dad leider auch. Es hätte fast geklappt, fast hätte ich ihnen zeigen können dass ich anders bin. Und dann kam Dad und hat mich mit dem Messer abgestochen. Meine Nichte hat mich in Haus gebracht während der Zirkel begonnen hat sich zu duellieren. Sie bekämpfen sich, nur wegen mir. Dabei bin ich an allem Schuld.". Flehend starre ich ihn an. "Bleib bitte hier, Kai.". Er nickt und murnelt:"Ich bin da. Ich bin da.".
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Sociopaths~Kai Ff UNTERBROCHEN
FanfictionLyana war 19 Jahre lang in einer Gefängniswelt. Als sie es eigenhändig zurückschafft schwört sie sich Rache. Doch ein gewisser Hexer namens Kai kommt ihr dazwischen.