Kapitel 6

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Ich schlage meine Augen blitzschnell auf. Wo bin ich? Es ist hell um mich herum aber dann gewöhnen sich meine Augen an das Licht und ich erkenne das Wohnzimmer in dem gestern den halben Tag verbracht hatte. Schnell stütze ich mich auf und sehe mich um. Mein Blick fällt auf Kai der grinsend in der Küche steht und irgendetwas in der Pfanne macht. "Wieso bin ich hier?", krächze ich und starre ihn wütend an. Kai verdreht sein Augen. "Ich hatte ein bisschen Mitleid als ich dich vor meiner Tür gefunden habe. Du hast da so...wie ein kleines mitleidiges Wesen gekauert. Ich habe erst 10 Minuten mit dir gesprochen bis ich gemerkt habe dass du gar nicht wach warst. Naja, und dann habe ich dich reingetragen. ", sagt er und strahlt mich sarkastisch an. "Bitte schön.". "Aha.", murmele ich und stehe auf. Mir wird schwindelig und ich falle ein bisschen auf Seite. Aber bevor ich komplett auf dem Boden liege, spüre ich wie mich eine Hand festhält. "Alles in Ordnung?". Stumm nicke ich.

Wir sitzen am Esstisch und essen etwas , dass wie ein Spiegelei aussieht. Einigermaßen. "Warum?", frage ich plötzlich in die Stille hinein. Kai sieht mich fragend an. "Warum hast du mich reingeholt? Zuerst hast du gesagt, dass ich gehen soll und dann lässt du nicht zu, dass ich im Treppenhaus übernachte.". Er presst sein Lippen zusammen und zieht scharf die Luft ein. "Also...ich hab gestern nochmal über das gesagt, dass du Liv erzählt. Von deiner Familie. Und ich fand es ein kleines bisschen traurig. Deswegen habe ich mir einen kleinen Plan überlegt.". Ich sehe ihn überrascht an. "Einen Plan?". Er nickt, räumt schnell das Geschirr weg und setzt sich wieder zu mir. " Durch den Mord an deinem Zirkel hast du ihnen gezeigt, dass du gefährlich bist. Und...man darf einer gefährlichen Person niemals....?", fragt er erwartungsvoll. "Trauen.", beende ich den Satz. "Genau. Du musst ihnen also zeigen dass du nicht mehr gefährlich bist. Du musst ihr Vertrauen gewinnen.". "Wie?", flüstere ich. Er grinst. "Naja, die einfachste Variante ist, jemanden aus Lebensgefahr zu retten. Oder einen Geisel zu befreien, dem der Tod droht. Am besten gibst du dich selbst in Lebensgefahr, um diesen jemand zu retten, damit sie sehen, dass du es ernst meinst.". Ich lache laut auf. "Heutzutage ist auch jeder in Gefangenschaft! So jemanden findet man nicht leicht. Außer...", ich stoppe und beginne zu lächeln. "Ich halte jemanden als Geisel, der zufällig in deinem Zirkel ist.", sagt er. Nickend stehe ich auf nur um wieder zurückzusinken. "Selbst wenn ich jemandem das Leben rette", seufze ich." Ich hab zu viele getötet. Sie werden mir nicht blind vertrauen und vergeben was ich getan habe.". Kai schüttelt seinen Kopf."Du kannst micht ändern was geschehen ist, aber kannst entscheiden wer du in ihren Augen sein willst.". Ich sehe traurig auf den Boden. "Glaubst du das klappt?". Er zuckt seine Schultern. "Das Wichtigste ist, dass sie erkennen, dass du nicht mehr die Alte bist. Sie müssen dich nicht mögen, aber die Mordversuche an dir sollten aufhören.". Ich lächele schwach. "Wolltest du mir das gestern Nacht sagen?". "Nope", erwidert er und steht auf. "Lass uns einen Geisel finden!".

Schlussendlich hatten wir uns für eine alte Freundin von Chloé entschieden. Sie ist nicht auf Dads Seite, was entweder gut oder schlecht ist."Du tötest sie nicht.", rede ich auf Kai ein." Du verletzt sie nicht, und du erwähnst deinen Namen nicht.". Er grinst. "Du hälst mich für echt dämlich, oder Jade? Lass uns Lira Bayley finden! Wie ist eigentlich dein Nachname?". Ich stöhne und kneife meine Aigen zusammen. "Seit wann sind wir so persönlich? Kannst du mich nicht einfach fragen, welche Schuhgröße ich habe, oder soetwas banales? Es ist Coano. Frag mich nicht woher das kommt! Ich glaube zwar dass mein Großvater aus irgendeinem Land in Südamerika kommt, ich kann aber auch komplett falsch liegen.".

Zitternd stehe ich in der Straße. Das Haus steht am linken Ende. "Hast du Angst?", fragt Kai der neben mir steht. "Ja.", flüstere ich und starre auf die dunklen Fenster des Hauses in dem meine Kindheit verbracht habe. "Du schaffst das. Lira ist bewusstlos und angekettet, du bist bereit und dein Zirkel hilflos. Nichts steht dir im Weg.", sagt er auf eine Weise, die mich überrascht. Dann laufe ich vorsichtig los, bleibe aber nach ein paar Schritten stehen weil Kais Stimme ertönt. "Ich habe dich gestern zu mir reingeholt, weil mir etwas an dir liegt. Ich hätte dich tatsächlich niemals in meinem Treppenhaus übernachten lassen.", sagt er leise und lächelt. Mein Blick kann kaum ungläubiger aussehen, doch dann lächele ich zurück. "Pass auf dich auf.".

Ich stehe vor der Tür. Ein letzter Blick zu Kai. Doch er ist nicht mehr zu sehen. Ich seufze und klingele. Zehn Sekunden später öffnet mir eine Jugendliche die Tür. Sie sieht irgendjemandem ähnlich, ich weiß nur nicht wem. Ihre Augen sind rot umrandet. "Hallo?", ertönt ihre leise Stimme. "Ähm...", stottere ich. "Wohnt hier ein Theodor Coano?". Sie nickt und dreht sich kurz nachhinten. "Dad! Ist jemand für dich.", schreit sie mit Mühe. Dann lächelt sie mich kurz an und verschwindet hinter der Tür. Fröstelnd warte ich an der Tür, es ist kalt hier. Dann höre ich hektische Schritte. Aufeinmal steht ein Mann vor mir. Theo. Ich merke nicht dass ich das laut ausgesprochen habe bis er nickt. "Ja das bin ich. Und sie sind?", sagt er mit einem gehetzten Blick. Er erkennt mich nicht. Soll ich es ihm sagen? Vielleicht lässt er mich dann nicht rein aber wenn ich es ihm erst drinnen offenbare wird er mich angreifen und ich werde mich nicht schützen können. "Jade.", flüstere ich. "Deine Schwester. Traurig dass du...mich nicht erkennst.". Er blickt mich an als hätte ihn ein Blitz getroffen. "Motus.", ruft er, doch ich murmele im gleichen Moment einen Magie-Abwringungszauber. Hat mir damals meine Cousine beigebracht. Hilflos steht er mir gegenüber. "Was willst du hier?". In seiner Stimme steckt Abscheu. Bedauernd starre ich ihn an. "Nur reden.". Er schweigt und so spreche ich weiter um Koversation zu betreiben. "Das war eben deine Tochter, nicht wahr? Wer ist die Mutter?", frage ich. Er schüttelt verzweifelt seinen Kopf. "Lira. Lira ist auch meine Frau. Und sie wurde entführt. Irgendjemand hält sie fest, und droht mit ihrem Tod. Wir müssten sie eigentlich suchen aber...es wurde uns verboten.". Entsetzen durchzuckt mich. Wenn ich das gewusst hätte... "Vielleicht kann ich helfen. Ich habe eine Ahnung wo sie...-". Ich werde unterbrochen. Fast direkt an meiner Wunde, die übrigens noch nicht verheilt ist, sticht ein Holzpfahl in mich und ich falle stöhnend auf die Seite. Dad und eine Truppe Hexen stehen am Eingang. Sie haben einen Verhüllungszauber genutzt um den Überraschungsmoment auszukosten. Theo schreit auf. "Sie wollte mir gerade etwas über Lira sagen! Warum hast du das gemacht?". Vorwurf glitzert in seinen Augen. Dad lacht nur bitter. "Sie hat mehr angerichtet als sie wieder hinbiegen kann. Sie muss ein für alle Mal sterben.". Sein Blick fällt auf mich. Ich versuche mich kriechend weg zu bewegen, und spüre wie Massen an Blut aus mir rausfließen. "Ich habe mich geändert! Bitte, Dad!", flüstere ich bevor mir Schwarz vor den Augen wird.

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Sociopaths~Kai Ff UNTERBROCHENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt