Die Göttin der Geheimnisse || The Avengers 1 [Band 2]

Kapitel 2

4th May, 2012

Spät in der Nacht wartete ich unten an der Straße. Kurz zuvor hatte ich eine Nachricht erhalten - man benötigte mich jetzt schon. Ich trug eine Handtasche unter meinem Arm und ließ meinen Blick immer wieder umherschweifen. Entnervt blickte auf die Uhr meines Handys. Sie wollten schon vor fünfzehn Minuten hier sein. Das Wort »Pünktlichkeit« scheinen sie nicht zu kennen, dachte ich ungeduldig.
Da erblickte ich ein schwarzes Auto, welches auf mich zufuhr und plötzlich vor mir stehen blieb. Die dunkle Autoscheibe wurde hinuntergelassen und ich erkannte einen Mann mit dunklen Haare.
»Sie schon wieder«, bemerkte ich, stieg aber ein.
»Auch schön, Sie wiederzusehen«, begrüßte mich Agent Phil Coulson lächelnd. Er startete den Motor und fuhr los. »Tut mir leid wegen der Verspätung, aber wir haben vor Kurzem noch ein wichtiges Objekt in die Finger bekommen.«
»Objekt?«, wiederholte ich verwundert.
»Sie werden ihn schon sobald zu Gesicht bekommen.«
»Also das Objekt ist ein Mensch?«
»Nein.« Der Agent schien nicht weiter auf das Gespräch eingehen zu wollen und so blickte ich weiterhin verwundert hinaus. New Yorks Hochhäuser und Menschen zogen an mir vorbei. Auch wenn ich mich schon lange unter ihnen befand, war mir diese Welt noch immer etwas fremd.
Agent Coulson brachte mich zu einer Landebahn und dort stiegen wir in einen wartenden Helikopter. Noch immer hatte ich keine Ahnung, was S.H.I.E.L.D. mit mir vor hatte, und ich vertraute ihnen nicht. Nach dem, was sie mit Thor gemacht hatten, schien mir diese Organisation nicht wirklich vertrauensvoll; egal, ob sie gegen das Böse ankämpfte oder nicht.
Wir flogen über das Meer und bald flog der Helikopter höher. Vor uns tauchte eine riesige schwarze Plattform auf - ein riesiges Schiff in der Luft.
»Was ist das?«, fragte ich Agent Coulson misstrauisch.
»Das gehört S.H.I.E.L.D.«, antwortete der Mann.
»Danach habe ich nicht gefragt.«
»Das ist unser flugfähiger Flugzeugträger Helicarrier. Er ist total ungefährlich und überaus sicher«, gab der Agent nun zurück.
»Nichts ist sicher«, meinte ich nur und blickte finster nach draußen.
Der Helikopter landete langsam auf dem Helicarrier. Die Rotorblätter drehten sich, während Agent Coulson und ich ausstiegen, und unsere Kleidung zerrte an unserem Körper aufgrund des starken Windes.
»Wenn Sie mir bitte folgen würden, Miss Wilson«, sagte Coulson und lief voran.
Ich lief ihm hinterher und als wir einen Raum mit vielen Computern und Menschen betraten, kam mir sogleich eine Frau mit braunen hochgesteckten Haaren entgegen. »Sie werden bereits erwartet«, sagte sie. Sie bedeutete mir, ihr zu folgen. »Ich bin Agent Maria Hill.«
»Meinen Namen kennen Sie ja bereits«, gab ich mit ernster Miene zurück.
Agent Hill nickte. »Sie sind hier nicht unbekannt.«
Sie führte mich eine Treppe hinauf auf ein Plateau, in wessen Mitte ein großer Tisch stand. Ein blondhaariger Mann saß an diesem, den rechten Arm locker auf die Platte gelegt. Er hatte zuvor gesprochen, schwieg aber, als er mich sah.
Ein anderer mit längeren blonden Haaren, die ihm bis zur Schulter gingen, stand mit verschränkten Armen daneben. Er wandte sich mir zu und seine Augen weiteten, als er mich erkannte.
»Du hast dich nicht verändert«, sagte ich kühl und verschränkte ebenso die Arme vor der Brust.
»Du auch nicht«, meinte Thor nur.
»Ihr kennt euch?«, fragte eine Frau mit kurzen gewellten roten Haaren überrascht, die ebenfalls am Tisch saß.
»Viel besser als manch andere«, gab Thor tonlos zurück.
Ein weiterer Mann in einem lilafarbenen Hemd, schwarzen Haaren und einer Brille warf dem Donnergott einen verwunderten Blick zu, schwieg jedoch.
»Thor, wie ist sein Plan?«, sprach der blonde Mann in der blauen Uniform weiter, als ob nichts gewesen wäre.
»Er hat eine Armee, die Chitauri. Sie sind weder aus Asgard, noch aus einer anderen Welt, die wir kennen. Er will sie gegen euer Volk in die Schlacht führen. Sie erobern für ihn die Erde. Ich vermute als Gegenleistung für den Tesserakt.«
»Eine Armee ... Aus dem Weltall«, wiederholte der Blonde.
»Dann errichtet er ein neues Portal.« Der schwarzhaarige Mann nahm sich die Brille ab. »Dazu braucht er Erik Selvig.«
»Erik?« Verwundert sah ich ihn an. »Was ist mit ihm?«
»Das geht dich nichts an«, sagte Thor und blickte zu mir. »Halt dich da raus.«
»Ich glaube kaum, dass das notwendig ist, Thor«, meinte nun die Frau. »Sie ist im Auftrag von S.H.I.E.L.D. Hier.«
Thor warf mir einen wütenden Blick zu, dann wandte er sich wieder an den Schwarzhaarigen. »Selvig?«
»Er ist ein Astrophysiker.«
»Er ist ein Freund.«
»Loki hat ihn mit irgendeinem Bann belegt. Genauso wie einen von uns«, meinte die Frau.
»Loki?« Meine Verwunderung wurde immer größer. »Worum geht es hier eigentlich? Und was hat Loki damit zu tun?«
Alle warfen mir einen kurzen Blick zu, antworteten aber nicht.
»Warum hat Loki sich fangen lassen?« Der Blaue sah Thor ernst an. »Von hier kann er keine Armee führen.«
»Wir sollten uns nicht zu sehr auf Loki konzentrieren. Dafür ist sie da.« Der schwarzhaarige Mann deutete auf mich. »Der Typ tickt nicht richtig. Man riecht förmlich, dass er wahnsinnig ist.«
»Hüte deine Zunge!«, herrschte Thor den Mann an. »Loki mag irrsinnig sein, aber er ist aus Asgard und er ist mein Bruder.«
»Er hat achtzig Menschen in zwei Tagen getötet«, warf die Frau ein.
»Er wurde adoptiert.«
»Ich glaube, es geht um etwas Technisches.« Der Schwarzhaarige sah die anderen an. »Iridium. Wofür brauchen die Iridium?«
»Das ist ein Stabilisator«, erklang auf einmal eine Stimme und ich wandte mich um. Ein weiterer Mann, der einen leuchtenden blauen Kreis im Brustbereich trug, mit ebenso schwarzen Haaren und einem Bart betrat mit Agent Coulson den Raum. Sie tauschten noch knappe Worte miteinander, dann kam er zu mir und streckte mir seine Hand entgegen. »Tony Stark. Auch bekannt als Iron Man.«
Ich ergriff die Hand und schüttelte sie. »Enna Wilson.«
»Damit das Portal nicht in sich zusammen stürzt«, sprach Tony Stark weiter und wandte sich an die anderen. »Wie bei S.H.I.E.L.D. Außerdem kann das Portal so weit und so lange offen stehen, wie es will.« Er schritt herüber zu zwei Monitoren.
»Miss Wilson?« Ich wirbelte herum und blickte zu Phil Coulson. »Ich bringe Sie vorerst auf ein Zimmer. Alles Weitere wird dann geklärt.« Ich nickte, warf Thor noch einen letzten Blick zu und folgte dem Mann.