3.Strophe: Von Königen und Festungen

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Die Reise nach Ostagar verlief erstaunlicherweise sehr ereignislos. Duncan war ein stiller Reisegefährte, erzählte nur, wenn Lyra ihn etwas fragte. Der war jedoch auch nicht wirklich zum Reden zumute. Gedanken quälten sie. War es wirklich richtig gewesen, Jowan zu verraten? Er hatte ihr vertraut. Aber... Er hatte sie auch belogen. Er hatte ihr verschwiegen, dass er Blutmagier war, dass die Tatsache, dass er besänftigt werden sollte auch damit zu tun hatte. Auf Duncans Fragen hin, ob es ihr gut ging, lächelte die junge Elfenmagierin nur – sie wollte nicht zeigen, dass diese Entscheidung ihr doch zu schaffen machte. Obwohl sie durchaus das Gefühl hatte, dass der Wächter das wusste, aber akzeptierte, dass sie nicht reden wollte.

Nach einer Woche strammen Reitens hatten sie Ostagar erreicht. Lyras Blick wurde gefangen von hohen Mauern und erstaunlichen Gebäuden, so dass sie erschrocken zusammenzuckte, als sie eine helle Männerstimme ungewohnt fröhlich begrüßte. "Duncan! Schön dass ihr es doch pünktlich geschafft habt. Ich hatte schon Sorge ihr würdet nicht mehr rechtzeitig eintreffen." Duncan verneigte sich. Lyra betrachtete den Mann in der goldenen Rüstung. Schulterlange, blonde Haare waren leicht nach hinten zurückgebunden, ein Dreitagebart umrahmte das markante Gesicht und die hellen, braunen Augen glänzten voller Erwartung. Die goldene Rüstung sah in ihren Augen ein wenig übertrieben aus, jedoch strich sie diesen Gedanken sofort wieder, als sie die Begrüßung des Wächters vernahm. "König Cailan!" Die Augenbraue des Königs schoss nach oben und ein verschmitztes Grinsen umspielte seine Lippen, was dafür sorgte, dass er Lyra auf Anhieb sympathisch war. "Eine königliche Begrüßung? Das ist absolut unnötig, alter Freund. Immerhin werden wir Seite an Seite in der Schlacht stehen." Sein Blick wanderte zu Lyra. "Darf ich euch vorstellen?" begann ihr neuer Mentor, doch Cailan winkte direkt ab. "Lasst die Förmlichkeiten, Duncan. Ihr seid der neueste Rekrut der Wächter, oder? Lasst mich euch willkommen heißen. Wir brauchen jeden einzelnen von euch." Überrascht von der Freundlichkeit des Königs senkte Lyra den Kopf und verkniff sich eine dumme Bemerkung. "Mein Name ist Lyra, euer Majestät. Ich fühle mich geehrt." Ein fröhliches Lachen war die Antwort, und ein warmes Lächeln lag auf den Lippen des Königs. "Ihr kommt aus dem Zirkel der Magi. Das ist gut." Die Elfin nickte nur. Dann wandte sich Cailan wieder Duncan zu. "Nun werde ich doch noch den großen Duncan an meiner Seite haben. Prächtig." Lyra runzelte die Stirn und sah Duncan an, der im Gegensatz zu seinem Gegenüber besorgt schien. "Euer Onkel lässt euch Grüße bestellen und euch ausrichten, dass die Truppen aus Redcliff in einer Woche hier sein könnten." Der König winkte ab. "Pah! Eamon möchte auch seinen Teil vom Ruhm. Wir werden siegen." Leise räusperte sich die Elfin und sprach schüchtern aus, was sie dachte. "Das klingt als wärt ihr euch des Sieges sicher, euer Majestät." Der kicherte fröhlich und zwinkerte dem Kommandanten der Wächter zu. "Einige würden sagen, zu sicher, oder Duncan?" Dann schüttelte er den Kopf. "Ich bin mir gar nicht sicher ob das hier wirklich eine Verderbnis ist. Wir haben die Horde schon mehrfach geschlagen." Duncan seufzte leise. "Nun, ich muss mich verabschieden. Loghain will mich wieder mit langweiligen Strategien nerven."

Irritiert blickte die junge Elfin hinter Cailan her. Er war anders, als sie sich den König vorgestellt hatte. "Was der König gesagt hat, ist wahr." Duncan bedeutete ihr, ihm zu folgen. "Du wirkst dennoch nicht wirklich beruhigt." Der Wächterkommandant seufzte auf. "Wir Wächter können die dunkle Brut spüren. Daher wissen wir auch, dass es sich wirklich um eine Verderbnis handelt, auch wenn sich der Erzdämon noch nicht gezeigt hat. Und ich kann den König ja nicht bitten nur meinem Gefühl zu vertrauen." Lyra lachte leise. "Wieso nicht? Ich meine, er hat im Gegensatz zu vielen Anderen eine sehr hohe Meinung von den Wächtern. Oder ist er so ein Dummkopf?" Duncan schüttelte den Kopf und kicherte. "Nun, nein, eigentlich nicht. Dennoch... Bevor die Leute ihn nicht sehen, weigern sie sich an den Erzdämon zu glauben. Es ist schwer zu beschreiben, dass wir Wächter ihn spüren." Lyra folgte ihm, betrachtete die hohen Mauern um sich herum, die die Wege säumten denen sie folgten. Diese Festung hatte schon bessere Tage gesehen.. "Wir sollten schnell mit dem Ritual fortfahren." Lyra seufzte, als ihr Magen sich meldete. "Es wäre nett vorher etwas Warmes zu essen." Ein Kichern war die Antwort. "Du hast Recht." Sie blieben vor eine Brücke stehen, die offenbar zum Hauptteil der Festung führte, und damit zum Militärlager. "Hier in der Festung gibt es zwei weitere Rekruten. Finde sie, und einen Grauen Wächter namens Alistair. Ich werde beim Lagerfeuer in der Mitte des Lagers auf euch warten. Du kannst dich umsehen, gerne etwas essen. Ich muss dich nur bitten das Lager im Moment nicht zu verlassen." Lyra nickte und blickte ihm nach. Nun begann es also, ihr Weg in ein neues Leben.

Ein Lied von Blut und FeuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt