Als Lyra aus der Hütte trat, blendete sie das Sonnenlicht. Sie musste blinzeln, und so nahm sie Alistair gar nicht wahr, bis er ihr um den Hals fiel. Keuchend ging die Magierin in die Knie. Verwirrt brauchte sie einige Augenblicke, um zu begreifen, was gerade vor sich ging, dann klopfte sie dem Templer zögernd auf die Schultern. "Es geht mir gut, kleiner Templer. Aber nicht mehr lange, wenn du weiterhin mit deinem kompletten Gewicht und der Rüstung auf meinen Schultern liegst." Alistair versteifte sich kurz, dann räusperte er sich verlegen und löste sich von ihr. "Entschuldige. Ich... hatte einfach Angst, dass ich jetzt alleine bin." Die Elfin runzelte kurz die Stirn, dann grinste sie. "Ich habe dich immer noch nicht im rosa Spitzenkleidchen tanzen sehen, Al. Und bevor ich das nicht erlebt habe, werde ich dir am Allerwertesten kleben." Ein Grinsen huschte über die Lippen des Kriegers. "Nun, ich störe eure Wiedersehensfreude ja nur ungern, aber wie soll es nun weitergehen?" Die Stimme von Morrigans Mutter war leise, aber bestimmt, und sie trat an die beiden Wächter heran. Alistair senkte den Kopf. In seine braunen Augen schlich sich Trauer, und sein Blick wanderte über den Sumpf. Der See, der sich direkt neben der Hütte befand, glitzerte im Licht der Mittagssonne. Das Quaken der Frösche war wie eine beruhigende Melodie, in die sich das Surren der Mücken mischte. "Es ist vorbei. Wir sind alleine, Lyra. Alle sind..." Er stockte, seine Stimme versagte ihm. Lyra verspürte einen Stich. Ihre neue Familie war tot. Die Magier würden sie nicht mehr aufnehmen, und ihre Familie in Denerim... Sie wusste noch nicht einmal mehr ob sie noch lebten. "Ich... " Sie wusste nicht was sie sagen sollte.
Die alte Hexe ließ ein abfälliges Schnauben hören. "Wenn ihr so denkt, hätte ich euch gar nicht retten brauchen." Wütend fuhr der blonde Krieger zu ihr herum. "Ist es denn so schwer zu verstehen?" Er wollte weitersprechen, aber nun war es Lyra, die dazwischen ging. Beruhigend legte sie ihrem Kameraden die Hand auf den Arm. "Al, jeder versteht deine Trauer. Aber wir dürfen nicht vergessen, wofür die Wächter ihr Leben gegeben haben." Sofort verstummte der Templer. Eine einzelnde Träne rollte über seine Wange, doch dann wurde sein Blick ernst. "Ich... Du hast Recht. Aber was sollen wir machen? Kein Wächter hat eine Verderbnis ohne eine Armee besiegt." Hilflosigkeit machte sich in Lyra breit. Nachdenklich blickte sie in die Ferne, wünschte sich, sie wären nicht allein. "Meinst du, es gibt noch andere Wächter?" Ihre Stimme war leise. Alistair schüttelte den Kopf. "Die anderen Wächter sind in Orlais. Das ist viel zu weit weg. Bis wir dort sind und wieder zurück, könnte der Erzdämon ganz Ferelden verwüstet haben. Nein... Wir sind hier auf uns allein gestellt." Er raufte sich die Haare. "Zwei kleine Wächter gegen einen Erzdämon. Jawohl, das klingt nach Spaß." Ein leises Kichern war zu hören. Lyra und Alistair drehten sich zu der alten Frau um. "Es ist wie mit der Suche nach den Socken. Man sucht und sucht, aber man sieht nie das offensichtliche." Die junge Elfin runzelte die Stirn und dachte nach. Irgendwie war diese Frau seltsam, und ihr wurde bewusst, dass sie sich auch noch gar nicht bedankt hatten. "Ähm... Ich... Entschuldigt, wir haben uns noch gar nicht bedankt..." Alistair wurde rot, als ihm bewusst wurde, dass sie recht hatte. "Ja... Stimmt..." Der Blick der Magierin wurde neugierig. "Ich kenne mich recht gut mit Heilmagie aus, und ich habe auch Kräuterkunde sehr geliebt. Darf ich fragen... Wer ihr seid? Ihr müsst sehr mächtig sein, wenn ihr es geschafft habt uns beide zu retten." Nun ließ die Frau ein irres Kichern hören, und sie grinste. "Namen... was bedeuten schon Namen. Ich habe viele Namen. Manche nennen mich Hexe der Wildnis, Asha'bellanar oder aber auch ein Altes Weib das zu viel spricht." Wieder kicherte sie. "Aber für euch soll Flemeth genügen." Alistair wurde blass. "Ihr seid die Hexe der Wildnis!" Nachdenklich runzelte die junge Elfin die Stirn und durchforstete ihr Gedächtnis. "Ihr müsst sehr alt und mächtig sein..." murmelte sie gedankenverloren und biss sich direkt danach wieder auf die Zunge. "Entschuldigung." Flemeth lachte nur. "Also... Wie denkt ihr, geht es jetzt weiter?" Sie blickte mit ihren gespenstig gelben Augen von einem zum anderen. Lyra lächelte und klopfte Alistair auf die Brust. Der runzelte die Stirn, als er das wissende Grinsen der alten Frau sah, und dann hellte sich seine Miene auf. "Aber natürlich! Die Verträge!" Er hatte ganz vergessen, dass er nicht mehr dazu gekommen war, sie an Duncan weiter zu geben. Strahlend drehte sich der ehemalige Templer zu der Magierin um. "Wir haben Verträge, die uns die Möglichkeit geben, die Hilfe der Zwerge, Elfen und der Magier einzufordern." Dann schien ihm eine weitere Idee gekommen zu sein. "Wir könnten zudem nach Redcliff gehen. Ich kenne Arl Eamon. Er wird sicherlich auch wissen, was wir weiter tun können." Flemeth trat zwei Schritte näher an sie heran und grinste sie schief an. "Also für mich klingt das nach einer Armee. Und es klingt danach, dass ihr bereit seid, das zu sein was ihr seid. Graue Wächter." Lyra und Alistair drehten sich herum. "Seid ihr dazu bereit?" hakte die alte Frau nach. Die Elfin nickte. "Danke Flemeth... Wenn wir irgendetwas tun können..." Zum wiederholten Male lies die Magierin ein Kichern hören, wurde jedoch von ihrer Tochter unterbrochen, die aus der Hütte trat. "Der Eintopf kocht, Mutter." Die Stimme von Morrigan war kühl und distanziert. Ihre Mutter warf ihr einen wissenden Blick zu und lächelte die beiden Wächter dann an. "Nun, ihr könnt in der Tat etwas tun. Ich gebe euch das Liebste was ich habe." Sie drehte sich nun zu der Jüngeren um. "Morrigan, du wirst sie begleiten." Neben der Elfin erklang ein erschrockenes Aufkeuchen. "Was?" entfuhr es Alistair. Lyra wollte etwas sagen, doch Morrigan war schneller. "Habe ich kein Mitspracherecht?" Flemeth funkelte sie an, in ihren Augen lag etwas, was Lyra nicht deuten konnte. Es war, als würde diese alte Frau wesentlich mehr wissen als sie zu erkennen gab. "Du wolltest die Wildnis doch schon lange verlassen. Nun, hier ist deine Gelegenheit." Dann wandte sie sich erneut der Elfin zu. "Ich hoffe, ihr versteht?" Ein kleines Lächeln huschte über die Lippen der Angesprochenen. "Ich verstehe. Mit uns wird ihr nichts passieren." Sie grinste Morrigan an. "Willkommen an Bord des untergehenden Schiffes, das sich Ferelden nennt." Diese Begrüßung lies die andere Magierin auflachen. Dann jedoch mischte sich Alistair ein. "Brauchen wir sie wirklich?" raunte er Lyra zu, die ihn als Antwort leicht schubste. "Al. Kleiner Templer. Wir brauchen Hilfe. Und Morrigan scheint eine sehr fähige Magierin zu sein." Der Krieger rümpfte die Nase. "Ich fürchte, Lyra, du hast Recht." Mit einem spöttischen Grinsen verbeugte sich das neueste Mitglied der Gruppe. "Zu gütig, Herr Templer." Sie drehte sich zu ihrer Mutter um. "Ich hoffe die Hütte steht noch, wenn wir wiederkommen." Die nickte nur. "Mach dir keine Sorgen, Kind."
Lyra seufzte auf. "Also, was sollen wir als erstes machen?" Während Alistair ein wenig hilflos aussah, meldete sich Morrigan zu Wort. "Hier in der Nähe gibt es ein kleines Dorf. Wir sollten zunächst dort hin, unsere Vorräte auffrischen und eventuell nach einigen Informationen fragen." Zustimmendes Nicken, und so machte sich die seltsam anmutende Gruppe auf den Weg.
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Sie waren gerade drei Stunden unterwegs, als sie aus einiger Entfernung ein Bellen vernahmen. Wie angewurzelt blieben sie stehen, als sie einen Mabari sahen, der auf sie zu stob. Fröhlich hechelnd blieb er vor Lyra stehen und legte den Kopf schräg. Alistair trat neben sie und lächelte. "Das ist doch der Mabari, für den du in der Wildnis die Blume geholt hast, oder? Er scheint den Kampf überlebt zu haben." Lyra kratzte sich am Kopf und sah in die braunen Augen des schwarzen Hundes. "Und... dann kommt er zu mir?" Der Krieger lachte leise. "Lyra, er hat dich ausgewählt. Ich denke, du bist seine neue Herrin." Die Magierin ging in die Knie und kraulte den massigen Kopf des Kriegshundes. "Nun... Es kann ja nicht schaden. Mabari sollen hervorragende Kämpfer sein. Also, dann bleibst du. Hallo Baltasar." Morrigan trat vor. "Ihr wollt den Flohzirkus wirklich mitnehmen?" Die andere Magierin warf ihr einen bösen Blick zu, wurde jedoch ihrer Antwort enthoben, den Baltasar begann zu knurren und fletschte die Zähne.
Offenbar waren dem Mabari einige der dunklen Brut gefolgt, denn kurz darauf stieg der Elfin der ihr bekannte Gestank in die Nase. Sie griff nach ihrem Stab und seufzte. "Morrigan, ich hoffe ihr beherrscht die Angriffsmagie besser als ich..." Die Hexe lachte. "Ich habe einiges gelernt, sie sollen nur kommen." Eine kleine Geste, und Alistair spürte das typische Kribbeln, das er inzwischen schon gut kannte. Lyra hatte eine Barriere erschaffen, und gemeinsam mit dem Kriegshund stürmte er auf die Gegner zu.
Er legte seine ganze Wut in den Angriff. Sein Frust über den Verlust seines Mentors schlug sich in seinem Kampfstil nieder. Er war unkonzentriert und kämpfte nicht so taktisch wie sonst, sondern hakte mehr auf seine Gegner ein. Fokussiert darauf, seinen Gegnern möglichst viel Schaden zu zu fügen, nahm er die Flammen und Blitze gar nicht wahr, die Morrigan heraufbeschwor. Zwischendurch spürte er, wie eine auffrischende Energie ihn berührte und wusste, dass Lyra sich gerade ganz auf die Defensive konzentrierte. Baltasar zu seiner Linken hatten sie so die kleine Schar schnell besiegt.
Lyra trat besorgt an Alistair heran. Ihre Hände untersuchten ihn schnell und geschickt, und das charakteristische Blaue Leuchten breitete sich über seine Arme aus. "Al... Bitte, pass besser auf. Du hast deine Deckung total vernachlässigt..." flüsterte sie ihm besorgt zu. Der Krieger sah sie nachdenklich an. "Ich..." Er verstummte, als er die Tränen in den grünen Augen der Magierin sah. "Bitte Al. Ich möchte nicht die letzte Wächterin sein." Der Templer schluckte, dann rang er sich ein schiefes Lächeln ab. "Ich schulde dir noch einen Tanz, Lys. Ich werde besser aufpassen." Die Elfin runzelte die Stirn. "Lys?" Alistair zuckte mit den Schultern und grinste sie an. Sie seufzte, wandte sich Baltasar zu und heilte einige seiner Wunden. Dann erhob sie sich. "Wir sollten schauen, ob die Brut irgendwas dabei hat, was wir verkaufen könnten..." Morrigan verzog angewidert das Gesicht. "Reicht es nicht, dass wir gegen diese Monster kämpfen müssen?" Lyra grinste sie schief an. "Also, wenn ihr irgendwo Gold habt, bitte, ich verzichte gerne. Aber wir müssen die Vorräte doch irgendwie bezahlen, und ich habe meine letzten Ersparnisse für ein vernünftiges Paar Stiefel ausgeben müssen." Brummend gab die Magierin nach und half ihren neuen Gefährten, die Leichname zu durchsuchen. Sie fanden einige Schwerter, zudem noch ein Schild, den Alistair an sich nahm. "Er liegt gut in der Hand und ist etwas größer als der, den ich von den Wächtern hatte. Zudem ist der hier noch nicht ganz so... ramponiert." Zwei Helme zogen sie ebenfalls von den Köpfen ihrer erschlagenen Feinde, dann entschlossen sie sich, weiter zu ziehen. Sie hofften, damit zumindest einige Lebensmittel bezahlen zu können. "Eventuell haben einige Dorfbewohner ja ein paar bezahlte Aufgaben... Damit wir nicht anfangen müssen zu stehlen." murmelte Alistair, was von Morrigan mit einem missbilligendem Knurren kommentiert wurde. Jeden weiteren Kommentar verkniff sich die Hexe jedoch, und führte sie weiter.
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Hallo meine Schokohasen :)
So, nun habe ich es endlich geschafft, meine Schreibblockade ein wenig in den Griff zu bekommen und auch hier ein weiteres Kapitel hochzuladen.
Ich muss ehrlich sagen, ich habe keine Ahnung, ob es mir gelingt, Morrigan vernünftig dar zu stellen... Aber ich habe ja noch ein wenig Zeit, daran zu üben :)
Bis dahin gibt es Kekse und Cola,
Cat
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Ein Lied von Blut und Feuer
FanfictionLyra, elfische Magierin des Zirkels von Ferelden, wird durch eine Verkettung ungünstiger Umstände von Duncan, dem Kommandanten der grauen Wächter rekrutiert. Schnell wird ihr klar, dass es Schicksal gewesen sein muss, denn nachdem Ostagar fällt ist...