Lyra trat an den Hundepfleger heran und reichte ihm die Blume. "Ist diese hier richtig?" Das Gesicht des Älteren hellte sich auf. "Ja, wirklich, das ist sie! Wenn ihr nach der Schlacht möchtet... Ihr könntet vorbeikommen und wir versuchen ihn auf euch zu prägen." Irritiert blickte die Elfin ihn an. "Meint ihr denn, dass das möglich wäre?" Der Gedanke, dass sie ein ausgebildeter Kriegshund begleiten würde, gefiel ihr. "Nun, warum nicht? Er ist klug, und ich denke er weiß, dass er die Hilfe euch verdankt." Lyra senkte lächelnd den Kopf. "Ich werde mich bei euch melden." Ihr Blick wanderte zum Himmel, der sich langsam rosa verfärbte. Es wurde Zeit.
Nachdenklich schlenderte sie durch das Lager zu dem Plateau, auf dem Duncan die Vorbereitungen für das Beitrittsritual vollendet hatte. Er war noch einmal losgegangen, um etwas zu holen, und so standen dort Alistair, Jory und Daveth und warteten. Der Schurke schien ein wenig nervös, aber Jory war fast panisch. Er schritt in einer Tour auf und ab und fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. "Was sollen diese ganzen Prüfungen? Ich habe mich doch wirklich schon genug bewehrt!" Lyra stöhnte genervt auf. "Wisst ihr, zuschlagen zu können ist eben nicht alles was einen Wächter ausmacht." Der Krieger fuhr zu ihr herum. "Ach nun hört doch auf, Elfin! Ich wette, eure Magie schützt euch bei dem Beitritt! Ihr habt doch gehört, dass Alistair sagte..." Sie machte eine energische Geste, um den Mann zum Schweigen zu bringen. "Ja, mir ist bewusst, dass dieses Ritual mein Leben fordern kann. Aber wisst ihr was? Wenn Duncan mich nicht mitgenommen hätte, dann wäre ich vermutlich eh tot. Es macht also keinen Unterschied." Nun mischte sich Daveth ein. "Ser Ritter, ihr habt doch die Dunkle Brut gesehen. Selbst wenn ich nicht gezwungen wäre hier zu sein, würde ich freiwillig mehr als mein Leben geben, um diese Bedrohung aufzuhalten." Jory verstummte augenblicklich. Lyra nickte dem Schurken anerkennend zu. "Ich stimme dir zu, Daveth. Wenn mein Leben hilft, diese Bedrohung zu beenden, dann gebe ich es gerne." Beschämt blickte der Krieger zu Boden. "Ich denke doch nur an meine Frau, sie erwartet unser Kind." Lyra biss sich auf die Zunge, um die unangebrachte Bemerkung hinunterzuschlucken, und lächelte ihn an. "Wenn wir die Verderbnis nicht aufhalten, dann wird eure Frau sie nicht überleben. Keiner von uns wird das." Zustimmendes Nicken war die Antwort des Schurken, doch der Krieger wandte den Kopf ab. Lyra konnte nachvollziehen, was in ihm vorging, doch sie hatten keine Wahl. Und wenn sie ehrlich war, war sie auch froh, hier zu sein. Es war weitaus interessanter als das Leben im Zirkel, so sehr sie diesen auch vermisste.
Duncan unterbrach mit seinem Auftritt die Unterhaltung der drei. In der Hand hielt er einen großen Kelch, auf dem die Insignien der Wächter eingraviert waren. Er entkorkte vier Fläschchen und ließ die Flüssigkeiten hineinlaufen, bevor er das Gefäß an Alistair weiterreichte"Seid ihr bereit?" fragte der Kommandant nun und sah seine Rekruten fest an. Lyra erwiderte den Blick ohne Scheu, Jory hob seinen Kopf immer noch nicht und Daveth trat einen Schritt vor. "Also, dann lasst uns beginnen." Duncan senkte die Stimme ein wenig, und dunkel und ernst klang sie über das kleine Plateau. "Die grauen Wächter wurden während der ersten Verderbnis gegründet, als die erste Verderbnis drohte die ganze Welt zu verschlingen. Und es begab sich, dass die ersten der Wächter das Blut der dunklen Blut tranken und ihre Verderbtheit überwanden." Jory wich entsetzt einige Schritte zurück. "Wir sollen das Blut dieser Monster trinken?" Die Magierin schloss kurz die Augen und seufzte leise. "Und wieder geht es um Blut. Verkohlte Nug!" murmelte sie, was dem ehemaligen Templer ein kleines Lächeln entlockte. "So wie die ersten Grauen Wächter es vor uns getan haben und wir es vor euch getan haben. Das ist die Quelle unserer Kraft – und unser Weg zum Sieg." Alistair trat nun einen Schritt vor. "Diejenigen die den Beitritt überleben werden immun gegen die Verderbtheit. Wir können die dunkle Brut spüren und nutzen sie, um den Erzdämon zu vernichten." Lyra versuchte, die Unsicherheit in ihrer Stimme zu verbergen, als sie nun zustimmend nickte. "Bringen wir es hinter uns." Sie hatte keine Lust mehr hier herumzustehen. Wenn sie das Ritual überleben sollte, dann war dem so. Und wenn sie sterben würde – wollte sie es endlich hinter sich haben. Duncan ergriff erneut das Wort. "Vor dem Beitritt werden nur einige wenige Worte gesprochen. Alistair?" Ernst senkte dieser nun den Kopf und sprach leise jene Worte, die so viel bedeuteten. "Tretet uns bei, Brüder und Schwestern. Kommt zu uns in den Schatten, wo wir wachsam warten. Tretet uns bei und tragt mit uns die Bürde, die getragen werden muss. Und solltet ihr fallen, wisset, dass euer Opfer nicht vergessen wird, und dass wir eines Tages zu euch kommen werden." Duncan nahm den Kelch von Alistair entgegen und sah die drei Wartenden fest an. "Daveth. Tritt vor." Mit einem leichten Zögern trat der Schurke vor und griff dann jedoch entschlossen nach dem Kelch. Einen kleinen Schluck nahm er und reichte ihn wieder zurück an Duncan.
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Ein Lied von Blut und Feuer
FanfictionLyra, elfische Magierin des Zirkels von Ferelden, wird durch eine Verkettung ungünstiger Umstände von Duncan, dem Kommandanten der grauen Wächter rekrutiert. Schnell wird ihr klar, dass es Schicksal gewesen sein muss, denn nachdem Ostagar fällt ist...