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>>Huch! << Gerade als das Schwindelgefühl nachließ und ich wieder im 21. Jahrhundert zu sein schien, verließ mich mein Gleichgewicht und ich fiel unsanft auf einen harten Steinboden. Ich konnte nichts sehen und hören und auch als ich Gideon nicht in meiner Nähe wahrnahm, machte sich Hysterie und Panik in mir breit.
>>Gideon? <<, wisperte ich in die Dunkelheit hinein.
Als an Stelle einer Antwort, ein Lichtblitz aufkam schrie ich panisch auf und taumelte nach hinten.

>>Ich bins doch nur. <<, sagte Gideon ruhig und küsste mich sanft auf den Kopf. >>Seit wann hast du denn Angst vor Zeitreisefreaks? <<
>>Das ist nicht witzig! <<, versuchte ich ihm ein schlechtes Gewissen zu machen, was natürlich nicht ging da ich schmunzeln musste, >>Außerdem finde ich angstmachende Zeitreisefreaks wahnsinnig heiß, Mr. DeVillers. <<
>>Ach, tatsächlich? Nun da muss ich sie enttäuschen Mrs. DeVillers, denn ängstliche, naive Tollpatsche sind leider unheimlich abturnend. <<
>>Blödmann. <<, flüsterte ich in den Kuss hinein, den er mir kurz danach gab. Ach warum könnte es nicht immer so sein?

Nach kurzer Zeit schob Gideon mich sanft weg und sah sich um. Als er meinen Schmollmund sah, musste er grinsen. >>Beleidigt Prinzessin? <<
>>Ganz und gar nicht, Mr. DeVillers, wie kommen die bloß darauf? <<
>> Oh pardon, eure Eisigkeit. Ich irrte mich wohl. <<

Wir mussten beide lachen, aber er hatte ja recht. Jetzt war keine Zeit für Knutschereien. Wir mussten dringend zurück zur Loge, jetzt wo wir in der Gegenwart angekommen waren.

>>Und wohin jetzt? Wo sind wir überhaupt? <<, fragte ich.
>>Mh, ich würde sagen in einem dunklen, dreckigen Raum mit ner Menge Spinnweben. <<
>>Ach wirklich Sherlock? <<
>>Jip, gut kombiniert was? Aber um dir weiter zu helfen, wir sind in einem Keller eines Hauses der -wahrscheinlich- Lombardstreet. <<
Wow sein Orientierungssinn funktionierte wohl auch unterirdisch? Immer diese DeVillers Streber!

Gerade als ich vorschlagen wollte wie wir jetzt weitermachen könnten, wurde eine große schwere Tür aufgeschoben und das Licht angeknipst.
Eine alte, dicke Frau in Morgenmantel stand vor uns und starrte (genau wie wir) komplett verdattert drein.
>>Ehm, wir... <<, begann ich einen Erklärungsversuch.
>>Keine Zeit für Erklärungen<<, fiel Gideon mir ins Wort und schob sich an der Dame vorbei, >>Nett sie kennengelernt zu haben und danke für den erholsamen Aufenthalt in ihrem Keller!<<
Die Frau ließ irgendwas fallen (wahrscheinlich einen Schlüssel oder so) und rief hysterisch >>Francis! Francis! <<, aber da waren wir auch schon aus dem Haus und in die nächste Straße verschwunden.

Keuchend kamen wir an irgendeiner (weis der Geier welche! ) Straße an.
>>Das war aber nicht sehr nett eben. <<, sagte ich zu Gideon.
>>Bin ich nett? <<
>>Nein. <<, sagte ich mehr zu mir selbst als zu irgendwem anders.
>>Du weißt aber schon, dass wir in den Klamotten nicht weit kommen oder? <<
Ich schaute an mir herunter und bemerkte mein ehemals wunderschönes Kleid, umringt mit einer dicken Staubschicht und Spinnweben. An manchen Stellen war es gerissen und verschlammt.
>>Baaah wir sehen aus wie Penner im 14. Jhd.!? <<
>>Und jetzt? <<, fragte Gideon.
>>Folg mir! <<

Zielstrebig steuerte ich den Zara an, der einige Häuser weiter dazu verlockte hineinzugehen.
>>Du willst jetzt shoppen gehen? <<
>>Warum denn nicht? Du hast Geld und ich den guten Geschmack. <<

Er lachte kurz, protestierte aber immerhin nicht mehr.

Im Zara angekommen schnappten wir uns ein par schicke Sachen und bezahlten schnell. Die Verkäuferin wunderte sich kurz als wir die Sachen zum bezahlen anbehielten, war aber immerhin so freundlich nicht nachzufragen. Und das musste man ihr hoch anrechnen, wenn man bedenkt wie eklig wir bis auf die sauberen Sachen aussehen mussten. Kein schöner Anblick. Wir gingen noch in ein par weitere Läden, für Schuhe und Accessoires.

Am Ende war ich mit Skinni jeans, schwarzem Spitzentop, weinroten Converse Sneakern und Jeansjacke begleitet und Gideon mit weißem T-Shirt, Lederjacke, Nike Schuhen und Jeans.

Ich zerrte ihn noch zum Rossman, für Haarbürste und Deo, damit wir wenigstens ein wenig ansehnlich waren.

>>Jetzt können wir nach Temple! <<, sagte ich bestimmt.
>>War das alles wirklich nötig? <<, fragte Gideon grinsend.
>>Merk dir eins, Gideon. Eine Frau lässt niemals eine Gelegenheit zum shoppen aus! <<

Um nach Temple zu gelangen, mieteten wir uns ein Taxi und fuhren Bus.

In Temple

Gideon und ich liefen aufs Gebäude zu und mein Unterbewusstsein sagte mir das irgendetwas anderes war. Das merkte ich schon, als kein besorgter, watschelnder Mr. George angehüpft kam um uns in Empfang zu nehmen. Und auch kein strenger Falk um uns eine Standpauke zu halten.

Drinnen war es nicht anders. Überall wuselten Leute in heller Aufruhr umher und würdigten uns keinen Blickes.

Nach gefühlten Stunden kam Ms. Jenkins an uns vorbei. Als sie uns bemerkte rief sie schnell: >>Ach wie schön ihr seit wieder da! Man erwartet euch im Chronographenraum, husch, husch!<<, gerade als sie gehen wollte, machte sie nochmal auf dem Absatz kehrt und setzte noch schnell hinzu>>Wundert euch nicht zusehr, es ist etwas sehr wunderliches passiert. Man wird euch allerdings alles berichten! <<
Mit diesen Worten verschwand sie ebenso wie sie gekommen war.

>>Ein einfaches "Guten Tag! Schön euch zu sehen! " wäre ja auch zu schwierig gewesen!<<, murmelte ich vor mich hin.

Gideon und ich wunderten uns über die Aufruhr, aber beeilten uns zum Chronografen Raum zu gelangen. Schließlich schien etwas sehr bedeutsames passiert zu sein. Aber was?

Im Chronographenraum angekommen, saß ein japanisches Mädchen festgehalten auf einem Stuhl. Sie sah merkwürdig, fast unmenschlich aus, mit merkwürdig gefärbter Haut und Klamotten aus Stoff der mir weitaus unbekannt war.
Sie schien so schlau und wissenschaftlich wie es mir selten begegnet ist.

Meine erste Frage richtete sich nicht an die Leute des Geheimbundes, sondern an das merkwürdige Mädchen auf dem Stuhl.
>> Wer bist du? <<, fragte ich perplex.
Das Mädchen antwortete selbstsicher und spitzbübig.
>> Mein Name ist Rose Merilin Jacobs... Ich bin die Zukunft. <<

ZIRKONBLAUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt