Kapitel 23

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Das Klingeln meines Handys reißt mich aus dem Schlaf und verpasst mir beinahe einen Herzinfarkt. In einer halben Stunde pfeift der Schiedsrichter zum Spiel an und ich liege immer noch in meinem Bett.
Mein Bett - welches mich nun Tag ein Tag aus an das erinnert, was hier passiert ist.
Ob Alejandro mir nun jetzt endlich glaubt, dass er genauso empfindet wie ich und das es nichts schlimmes ist, wenn man auf jemanden steht, der dasselbe Geschlecht hat.
Ich bin in die Offensive gegangen und das was wir geteilt haben, dass kann nicht ohne Bedeutung gewesen sein. Ich habe zuvor noch nie mit einem anderen Mann geschlafen und ich bin auch nicht der Typ für One-Night-Stands.

Ich atme tief durch und sehe mich meinem Zimmer um. Seit unserer gemeinsamen Nacht sind ein paar Tage vergangen. Außerhalb unseres Zimmers haben wir uns versucht zu verhalten wie immer, wie ganz normale, männliche Studenten halt.
Aber sobald wir in den Schutz unserer vier Wänden eingedrungen sind, war es wieder an der Zeit zu erkunden, was das für Gefühle sind. Beim Gedanken an die Küsse, die Liebkosungen und Umarmungen, die wir in den letzten Tagen ausgetauscht haben, beginnt mein Herz schneller zu schlagen. Jede Liebkosung, jeder Kuss, der von Alejandro gekommen ist, hat in mir die Hoffnung geweckt, dass er es akzeptiert. Das er akzeptiert, dass er mich liebt und sich zu mir hingezogen fühlt.
Aber tief in mir gibt es diesen einen Punkt, der mir sagt, dass es noch eine ganze Weile an Zeit bedarf ehe er sich zu mir bekennt.

Ich schwinge meine Beine aus dem Bett und schlüpfe schnell in Kleidung, damit ich das Zimmer verlassen und in die Sporthalle zu den anderen gehen kann.
Auf dem Weg runter in die Sporthalle beginnt mein Herz zu schlagen. Alejandro wird dort sein. Es kostet mich viel Kraft mich von ihm fernzuhalten. Den Abstand, den wir zwischen uns aufrechterhalten nicht zu unterschreiten und der Josh zu sein, der nicht auf seinen Mitbewohner steht.

Einige Studenten wünschen mir auf dem Weg zur Sporthalle Glück und machen sich dann ebenfalls auf den Weg. Aus Erzählungen meiner Teamkameraden weiß ich, dass bei jedem Spiel die Anzahl der Basketballfans steigt. Immer mehr Studenten schauen zu und feuern uns beim Spiel an.
Lächelnd öffne ich die Tür zu Umkleide und halte inne, als ich sehe, dass nur Alejandro sich in der Umkleide befindet. Er sieht von seinem Schuh auf, lächelt und kommt auf mich zu.

"Ich hätte dich geweckt, aber ich hatte noch was zu erledigen. Tut mir leid", sagt Alejandro und kommt auf mich zu. Ich lasse meinen Tasche am Schrank liegen und sehe zu Alejandro, der vor mir stehen bleibt. Er trägt bereits unser schwarz-rotes Trikot und streckt sich, wobei sein Shirt ein Stück nach oben rutscht. Ich riskiere einen kuren Blick auf seinen trainierten, gut definierten Bauch, bevor ich mich lächelnd abwende und mein Sweatshirt über dem Kopf ausziehe.
Ich lasse das Shirt gerade vor mir fallen, als ich zwei Hände spüre, die über meine Bauchmuskeln streicht. Er rückt näher an mich und ich spüre seinen Körper an meinem Rücken. Mein Herz beginnt wieder schneller zu schlagen und ich lege den Kopf ein wenig in den Nacken, als ich seine Lippen an meinem Hals spüre.

"Alejandro?", keuche ich und zwinge mich meine Augen zu öffnen. Ich muss schlucken und drehe mich zu ihm um. Mein Herz rast und ich lege mir meine Worte zurecht, doch bevor ich etwas sagen kann umfasst er meinen Kopf mit seinen Händen und küsst mich.

Wie immer schmelze ich dahin und kann mich seinen Lippen nicht verweigern. Ich umfasse seine Taille und erwidere seinen Kuss.
Seine Lippen verweigern mir jeglichen klaren Gedanken. Er fährt mir mit seinen Händen durchs Haar. Seine Hände lassen mich erzittern und ich kann mir ein Seufzen nicht unterdrücken.
Ich erwidere Alejandros verlangende Lippen ein letztes Mal und drücke dann sachte gegen seine Brust.

"Alejandro? Josh? Was tut ihr da?!", ertönt es in diesem Moment hinter uns und wir fahren erschrocken auseinander. Adrino steht mit einigen anderen Jungs aus unserer Mannschaft in der Tür zu Sporthalle und sieht uns aus weitaufgerissenen Augen an. Adonis steht direkt neben ihm und beobachtet das Ganze mit einer hervorgehaltenen Hand vor dem Mund, der sich mehr als offensichtlich vor Belustigung zu einem Lächeln verformt hat.
Ich wende meinen Blick von Adrino ab und sehe zu Alejandro, der mehr als erschrocken darsteht. Ihm steht förmlich aufs Gesicht geschrieben, dass er nach einer Antwort sucht, wie er das ganze hier erklären kann, aber er kommt seinem Blick nach zum Urteil auf keine Lösung.

"Alejandro, du und Josh?", fragt nun Adrino und kommt auf uns zu. Ich weiß nicht so recht was ich sagen soll, also bin ich ruhig und betrachte das ganze erst einmal, bevor auch ich mich in dieses Gespräch einmische, was früher oder später der Fall sein wird.
Ich sehe zu den Jungs, die hinterhervorgehaltener Hand zu tuscheln bin und schlucke, als sich unsere Blicke kreuzen. Ich möchte nicht wirklich wissen, was genau sie da gerade sagen, aber ihrem Blick nach ist es bestimmt nichts gutes.

"Es ist einfach passiert. Josh hat mich überfallen", sagt Alejandro plötzlich und mein Blick schießt zu ihm rüber. Bitte was? Das muss wohl ein schlechter Scherz sein.

"Ich stand hier und hab mir meine Schuhe zugebunden, da kam er rein und hat mich einfach geküsst." Alejandro sieht mich keine Moment an, während er spricht, sondern versucht mit aller Kraft den anderen seine Geschichte einzureden. Fassungslos starre ich ihn an und kann nicht glauben, dass er wirklich so einen Schwachsinn erzählt.
Warum sagt er nicht einfach die Wahrheit? Gut, ich hab es meinen Freunden auch noch nicht erzählt, aber mit seinen Worten tritt er auf meinen Gefühlen rum. Waren die letzten Tage lediglich ein Test für ihn, wie das ist und nun lässt er mich fallen, nachdem er seinen Spaß hat und bemerkt hat, dass es doch nicht seine Welt ist?

"Ich denke nicht, dass ...", meldet sich Adrino wieder zu Wort, aber wird unterbrochen als Adonis ihm eine Hand auf die Schulter legt.

"Noch einen Schwulen brauchen wir nicht in unserer Mannschaft, oder Jungs?", mischt sich Adonis ein und ich kann nicht fassen, was sich hier gerade vor meinen Augen abspielt. Die Jungs nicken und sehen mich angewidert an.
Alejandro stellt sich zu ihnen und ich fühle mich plotzlich als hätte mir einer ein Messer in die Brust beziehungsweise ins Herz gerammt.

"Alejandro, haben dir die letzten Tage nichts bedeutet?", presse ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor, nachdem ich den Kloß in meinem Hals heruntergeschluckt habe. Ist das sein Ernst? Warum tut er mir das an?

"Jeder weiß, dass ich auf Frauen und nicht auf Männer stehe. Was soll in den letzten Tagen schon zwischen uns geschehen sein. Du fantasierst rum, Josh!", sagt er kühl, wobei er mich immer noch nicht ansieht. Ich atme tief durch und ignoriere den Stich, den seine Worte meinem Herz versetzen.

"Ich würde sagen, wir schmeißen ihn aus unserer Mannschaft! Einen weiteren Schwulen brauchen wir nicht. Wer weiß, was er alles so nach dem Training treibt mit dem Gedanken ans Training beziehungsweise was weiß ich", zischt ein blonder Typ und die anderen Jungs nicken.

"Josh, ich bitte dich deine Sachen zu packen und nicht wieder zurückzukommen", fordert mich Alejandro nun auf und ohne die Jungs eines weiteren Blickes zu würdigen, packe ich meine Sache und renne förmlich aus der Umkleide. Ich beiß mir auf die Lippe und versuche die Tränen zurückzuhalten, die sich in meinen Augen bilden. Warum tut er mir das an? Warum?!

My Bad Boy Neighbour *wird überarbeitet*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt