Chapter 11

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Egal wie grob Chad schon zu mir war, an dem Tag hatte ich die stärksten Schmerzen der Welt. Doch es war gleichzeitig der Tag, an dem mein kleiner Engel entstanden war.

Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich schon angekommen war. Doch es war hier alles ganz anders als erwartet. Keine Ruine. Keine Asche. Kein verbranntes Haus.

Hier war ein Teich, ein großer Kinderspielplatz. Das meinte Clint also damit, dass er sich drum gekümmert hat. Ich sah mich um. Ich glaube ich träumte.

Ich rannte los, auf die Schaukel zu.

„Dawn!", schrie ich. Das Mädchen drehte sich um und grinste. Sie sprang von der Schaukel und rannte auf mich zu. Sie fiel mir in die Arme.

„Dawn", schlurzte ich. Ich drückte sie von mir weg und untersuchte sie provisorisch.

„Ist alles okay bei dir?", fragte ich sie.

„Ja, Mami, mir geht es gut. Ich war bei Daddy. Er war ganz lieb zu mir. Ich soll dir das hier geben", erklärte sie und überreichte mir ein Stück Papier. Ich faltete es auf.

Du wirst es noch bereuen, dass du mich verlassen hast. Ach und denk mal drüber nach, wer dich alles gefickt hat. Dawn ist übrigens ein toller Name für unsere Tochter.

Ich sah hoch in die Augen meiner Tochter. Nein, sie war nicht seine Tochter. Da war ich mir sicher. Sie durfte es doch einfach nicht sein!

Ich sprang aus der Hocke hoch und sah über den Platz.

„Chad! Komm raus du mieses Schwein! Ich weiß das du hier bist! Lass mein Kind in Ruhe! Sie gehört dir nicht! Sie ist Hunters und meine Tochter! Nimm mich, bevor du sie nimmst!", brüllte ich über den gesamten Platz, doch nichts tat sich.

„Candice, er ist weg", erklang es hinter mir. Ich drehte mich um und sah den Vater meiner Kinder. Dawn sah zwischen uns beiden hin du her. Obwohl sie so verdammt intelligent war, verstand sie die gesamte Situation nicht wirklich.

Ich lief auf die beiden wieder zu und bückte mich runter zu meiner Tochter.

„Dawn, der Mann, bei dem du warst, war er groß, blond und hatte blaue Augen? Haben die anderen ihn Chad genannt?", fragte ich sie. Sie überlegte kurz und nickte dann.

„Dawn, meine Prinzessin, er ist ein böser Mann. Er ist nicht dein Daddy. Ich habe dir doch ganz viele Fotos von deinem Daddy gezeigt", erklärte ich ihr. Tränen traten in ihre Augen.

„Es tut mir leid, Mommy", fing sie an zu weinen. Ich nahm sie auf den Arm und stand mit ihr auf.

„Es ist alles okay, Prinzessin. Wir fahren jetzt erstmal nach Hause. Wein nicht, bitte. Sonst muss Mummy auch weinen", flüsterte ich und sah mich um. Hunter war mit einem Wagen hier. Ich ging auf diesen zu. Meine große Liebe hielt uns die Beifahrertür auf. Ich setzte mich mit meiner Prinzessin auf den Schoss hin. Sie weinte immer noch herzzerreißend. Es tat mir so weh.

Hunter stieg ebenfalls ein und fuhr los. Ich fragte mich, wie er uns hier gefunden hatte. War es Zufall? Oder wusste er die gesamte Zeit, wo Dawn war? Mir wurde klar, dass ich so gut wie nichts über diesen Hunter wusste. Nichts, was er in den letzten Jahren erlebt hat. Vielleicht hat Chad es geschafft, ihn zu manipulieren und jetzt arbeitete er als Spion.

Man, Candice, das ist doch der Wahnsinn. Ich war eindeutig paranoid geworden. Wenn ich jetzt schon glaubte, dass Hunter böse war, musste ich eindeutig mehrere Schrauben locker haben. Aber war es nach all den Jahren nicht klar, dass ich überall Gefahr sah? Ich hatte beinahe sechs Jahre in Gefangenschaft verbracht. Hatte eines meiner Kinder unter Chads Kontrolle zur Welt gebracht.

„Mommy", murmelte jemand an meinem Ohr.

„Was ist meine Prinzessin", wollte ich wissen.

„Wer ist das?", fragte sie und deutete auf Hunter.

„Das, meine kleine Dawn, ist dein Daddy", lächelte ich sie an. Ihr Kopf hob sich von meiner Schulter und beobachtete Hunter ganz genau. Man merkte, wie nervös es ihn machte, aber er konzentrierte sich weiter auf die Straßen. So ging es noch eine halbe Stunde weiter, bis wir endlich zu Hause ankamen. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich beinahe vier Stunden joggen war. Aber so weit, wie der Spielplatz weg war, war es klar.

Als Hunter endlich anhielt, kletterte Dawn etwas ungeschickt rüber und drückte sich an ihren Vater. Dieser stieg mit ihr auf den Arm aus.

„Sei vorsichtig. Sie kann sich mit ihrem Arm nicht so gut festhalten", warnte ich ihn. Er nickte und drückte meine Kleine ganz eng an sich. Ich stieg ebenfalls aus dem Auto und zusammen liefen wir zur Haustür. Ich schloss sie auf und hörte schon von drinnen panisch, durcheinander redende Stimmen.

„Er darf nicht beide haben", hörte ich Clint.

„Warum ist der Arsch Hunter nicht da und passt auf beide auf", brüllte Shawn.

„Seid ruhig. Hier sind Kinder anwesend", meinte Devon und da hörte ich auch das leise Schlurzen von meinem Sohn. Sofort rannte ich in das Wohnzimmer, wo alle saßen.

„Mommy", rief mein Kleiner und rannte auf mich zu. Ich nahm ihn in den Arm.

„Es ist alles gut. Ich bin da, Süßer", meinte ich. Auch meine Geschwister und meine Mutter umarmten mich. Ich sah zu Hunter, der mit meiner kleinen Prinzessin an der Tür lehnte. Ich löste mich von den anderen und deutete auf Hunter. Alls sahen sofort da hin und rannten dann auf ihn zu. Hunter ließ Dawn runter, sodass sie ihrem großen Bruder in die Arme fiel. Clint lief zu Hunter und nahm ihn in den Arm. Er flüsterte irgendwas in sein Ohr, weshalb Hunter nickte. Was wussten die beiden, was ich nicht wusste. Ach, gerade war es doch unwichtig. Meine gesamte Familie war hier. Auch Devons Kinder kamen angelaufen und umarmten Dawn.

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Dawn war oben und spielte mit den anderen. Chad hatte ihr alle Medikamente gegeben, aber sie war noch schwach. Der Arzt war vorhin da und gab ihr noch eine Spritze. Nun saßen wir alle im Wohnzimmer. Ich kuschelte mich an Hunter, der seinen Arm um mich legte und mir eine Kuss auf die Stirn drückte. Wir alle saßen einfach beieinander und genossen, dass niemanden etwas passiert war. Ich wusste, es war noch längst nicht vorbei. Aber ich hatte eines gelernt, man sollte solche Momente genießen.

„Ich geh mir kurz was zu essen holen", erinnerte ich mich daran, dass ich seit Tagen nichts mehr gegessen hatte. Zu sehr hatte mir die Sorge um meine kleine Dawn auf den Magen geschlagen. Hunter nickte komplett in Gedanken. Ich stand auf und lief in die Küche.

„WAS ZUR HÖLLE MACHT IHR DA?", schrie ich, als ich Devin und Clint zusammen, Arm in Arm, knutschend in der Küche stehen sah.

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Oh eine neue Wendung. Ich hoffe ihr seid mir nicht zu böse, dass erst heute wieder eins kam. Ab Montag hab ich wieder Schule, dann wird wieder nur noch eins kommen. 

Spätestens Sonntag kommt das nächste. Ich hab euch alle lieb :*

Take me!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt