Langsam schlenderte ich von der Haustür, wo ich die vier verabschiedet hatte, zum Wohnzimmer. Bevor ich eintrat, atmete ich einmal ein und aus.
Clint und Devon sahen betreten auf den Boden. Scheinbar schämten sie sich wenigstens. Ich liebte die beiden von ganzen Herzen und es tat mir weh, sie so zu sehen. Klar war das nicht ganz so toll, was sie gemacht hatten, aber eigentlich waren sie nicht miteinander verwandt.
„Wie geht es dir, Prinzessin?", fragte Chad und setzte sich zu mir. Ich saß wie so oft vor dem großen Kamin in der großen Bibliothek.
„Ich habe Angst", gab ich zu. Vorsichtig legte er einen Arm um mich. Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter.
„Du brauchst keine Angst haben", versicherte er mir.
„Aber was ist, wenn etwas bei der Geburt passiert? Oder ich keine gute Mutter bin? Ich will nicht versagen", flüsterte ich. Chad legte seine Hand auf meinen Bauch und streichelte ihn. In letzter Zeit war Chad sehr liebevoll zu mir. Er freute sich auf das Kind. Selbst anfassen tat er mich nicht. Er war wieder der Mann, der einst mein Vater war.
„Bei der Geburt wird alles gut gehen. Wir haben hier die besten Ärzte. Außerdem sind es noch beinahe zwei Monate, bis es so weit ist. Und du wirst die beste Mutter, die es nur gibt. Und Kate wird dir auch jederzeit zur Seite stehen, das weißt du doch. Und ich natürlich auch. Aber jetzt geht es ab ins Bett, Kleine", befahl er, stand auf und zog mich gleich mit. Ich folgte ihm artig in mein Zimmer, wo ich ins Badezimmer ging und mich dann fertig machte und mich dann umzog. Als ich wieder in mein Zimmer kam, saß Chad mit einer heißen Schokolade auf der Bettkante. Ich schlüpfte schnell unter die Bettdecke und mein Vater reichte mir die Tasse. Ich nahm einen Schluck. Hm, war das schön warm.
„Erzählst du mir noch eine kleine Geschichte?", fragte ich ihn. Er lächelte und nickte. Ich kuschelte mich weiter in die Kissen.
„Es war einmal eine kleine Prinzessin, die in eine große Familie kam. Sie hatte zwei Brüder und eine Schwester. Aber der Vater und die Mutter waren nicht das gute Königspaar. Sie hatten viele Geheimnisse. Doch die kleine Prinzessin wusste von all dem nichts. Doch sie waren da. Das Königspaar hatte geheiratet, weil es deren Eltern so wollten. Der große Bruder der kleinen Prinzessin war sehr stark, aber er wusste, dass es nicht seine richtige Familie war. Er wusste, dass der König sein Vater war, aber die Königin nicht seine Mutter. Doch er liebte seine Familie sehr. Als er erkannte, dass das Königspaar böse war, forderte er ein Duell. Er verlor und das Königspaar verschwand mit der kleinen Prinzessin. Ende der Geschichte. Schlaf schön, kleine Prinzessin", flüsterte er, drückte mir ein Kuss auf die Stirn, nahm mir die leere Tasse aus der Hand und verschwand.
Ja, er konnte noch immer keine Geschichten erzählen. Aber er hatte etwas preisgegeben, was vermutlich nicht mal Clint wusste. Kate war nicht Clints Mutter. Damit wäre Devon wirklich Kates einziges Kind.
Mein Kopf war so voll und ich so müde, dass ich in einen unruhigen, traumlosen Schlaf fiel.
Ich schmiss mich zwischen meinen Geschwistern auf die Couch. Sie hatten nichts unrechtes getan. Sie waren nicht miteinander verwandt.
„Ich hab euch beide lieb. Ich hoffe, das wisst ihr?", fragte ich die beiden und legte je einen Arm um deren Schultern. Beide sahen mich so aus, als wäre ich ein Alien.
„Was ist zwischen eben und jetzt passiert", wollte Clint wissen.
„Ich weiß nicht, was du meinst?", grinste ich.
„Candice, was du vorhin gesehen hast, dass...", fing Davon an.
„Ihr habt euch geküsst. Passiert mal. Ist nur nicht ganz so schön, wenn man verheiratet ist", unterbrach ich meine kleine Schwester.
„Ich liebe Leo nicht. Ich habe ihn auch nie geliebt. Er hat mich genauso wenig geliebt. Aber ich brauchte jemanden, der mich heiratet. Ich wollte nicht, dass ich als allein erziehende Mutter da stehen", erzählte sie. Plötzlich weiteten sich meine Augen und ich sah zwischen den beiden hin und her.
„Nicolas ist dein....und Kaity...", stotterte ich und beide nickten.
„Ich war schon seid Jahren in Devon verliebt und sie in mich", erzählte Clint und lächelte die zuvor genannte an.
„Und da wir ja eigentlich Geschwister waren, war ich immer zickig und abweisend zu allen, weil ich über die Tatsache einfach wütend war", meinte sie.
„Als dann Chad und Kate vermeintlich aus dem Weg waren, hab ich Devon einfach geküsst", grinste er so bübisch, wie Hunter es so oft tat.
„Wir haben eine Affäre begonnen, auch wenn wir eigentlich Halbgeschwister sind", erklärte mir Devon die Geschichte weiter.
„Und als Chad dich dann holte, war ich noch mehr in Sorge um Devon. Kurz bevor wir dich holten, erzählte sie es mir dann", flüsterte Clint, ganz in seinen Erinnerungen vertieft.
„Ich habe ihm gesagt, dass ich schwanger bin. Damals war ich schon sehr gut mit Leo befreundet und wir beschlossen, zu heiraten", seufzte Devon.
„Ich habe es erst erfahren, als wir dich gerettet hatten. Wir alle waren ein Monat vom Radar verschwunden. Bis auf Hunter", brummte Clint miesepetrisch.
„Ich habe die Zeit ausgenutzt und einfach schnell geheiratet. Clint war sehr sauer, als er davon erfuhr", kicherte meine Schwester.
„Und ob ich das war. Ich versuche unsere Schwester zu retten und du heiratest einfach mal eben. Aber es war das Beste, was du tun konntest. Leo wollte eh nur Geld. Und so konnten wir uns heimlich immer weiter treffen", stimmte mein Bruder zu.
„Und dann kam auch schon bald Kaity. Wir sind so glücklich, dass Kaity und Nicolas gesund sind", lächelte Devon.
„Warum sollten sie krank sein?", fragte ich.
„Wir sind Halbgeschwister. Da ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass die Kinder irgendwelche Krankheiten kriegen", erörterte Devon.
„Ja, aber deswegen frage ich doch. Ihr seid keine Halbgeschwister. Kate ist nicht deine Mutter, Clint. Chad hat es mir erzählt", grinste ich beide an. Beide sahen mich aus großen Augen an. Damit hätten sie nicht gerechnet.
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Bedobedobedo. Wer hätte damit gerechnet? Mir ist gerade sehr langweilig und ich sollte lernen. Ich schätze also, heute wird noch ein Kapitel kommen.....
Hab euch alle lieb!
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Take me!
ChickLitFORTSETZUNG VON "HUNT ME" „Vertrauen, Liebe und Freundlichkeit sind gelb, rot und blau. Und ohne gelb, rot und blau gibt es keine Farben mehr auf der Welt. Und wer will schon eine schwarz weiße Welt?" Ihr Moto. Egal was passiert. Si...