"TELL"
Tweek wusste nicht, wie lange er auf seinem Bett saß und der Musik lauschte, die er laut aufgedreht hatte.
Er war kurz vorher einmal runter in die Küche gegangen um sich eine Kanne Kaffee zu holen, seitdem hatte er die Kopfhörer auf und bewegte sich kaum noch.
Musik hatte schon immer eine beruhigende Wirkung auf ihn gehabt, da sie ihn von der Außenwelt abschirmte. Dann waren die Stimmen in seinem Kopf still.
Tweek schloss kurz die Augen, während er zittrig an seinem Kaffee nippte, der in einer großen Tasse gefüllt war.
Obwohl er noch heiß war, trank der blonde den Inhalt aus.
Da er ADHS'ler war, hatte Koffein eine umgekehrte Wirkung für ihn. Während es andere aufkratze, beruhigte es Tweek ungemein, da sein Hirn auf irgendwas umgestellt war, wie der Arzt es ihm gesagt hat.
Ob das ADHS für seine Halluzinationen verantwortlich waren, oder Tweek einfach nur bescheuert war, wusste er nicht. Jedoch tippte er auf letzteres.
Tweek selbst wusste, dass er nicht normal war, auch, wenn seine Eltern ihm stets sagten, dass er ein "normaler Junge mit besonderen Bedürfnissen" war.
Klar, er könnte zum Schulpsychologen gehen, oder direkt zu nem Psychiater, aber er wollte es nicht.
Sie würden ihn einweisen und ihn unter Medikamente stellen, bis sie aus ihm nur eine leere Hülle gemacht hatten.
Dies würde die Stimmen in seinem Kopf auch nicht gerade zum Schweigen bringen. (Abgesehen davon hatten sie ihm verboten, irgendwem zu "Hilfe zu holen". Und, ganz ehrlich, niemand wollte sich die Stimmen in seinem Kopf zum Feind machen.)
Tweek atmete ruhig durch und stellte die Tasse wieder auf den kleinen Beistelltisch neben seinem Bett.
Er warf einen kurzen Blick auf sein Handy.
Es war bereits kurz nach sechs. Er sollte sich langsam für die Schule fertig machen.
Nervös wartete Tweek an der Bushaltestelle.
Das olivgrüne Hemd war nur halb zugeknöpft - und das sehr unordentlich.
Mit zuckenden Finger stellte er die Musik lauter und starrte auf den Boden.
Kurz darauf kam endlich der Bus und Tweek stolperte hektisch hinein, bis er sich in die Ecke der hintersten Reihe setzte und sich nervös zu allen Seiten hin umsah.
Er konnte durch seine Kopfhörer das Gebrüll und Geschrei seiner Klassenkameraden hören, was er geflissentlich ignorierte.
Wieder begann sein Kopf zu pochen und er krallte sich in seine Hose, versuchte sich irgendwie auf die Musik zu konzentrieren.
Zu seinem Glück ignorierte man ihn gerade, was nicht sehr oft vorkam.
Tweek schluckte leicht und lehnte sich etwas zurück, versuchte wenigstens etwas, sich zu entspannen.
Er sollte die Ruhe, die er im Moment hatte, ausnutzen. Immerhin würde es spätestens auf dem Schulgelände wieder anfangen.
Kurz sah Tweek aus dem Fenster.
SeIn Gesicht spiegelte sich in der Scheibe und seine Augen zuckten ein wenig, als er die vorbeiziehenden Landschaft sah.
Er konnte bereits die Schule sehen und sofort wurde ihm schlecht.
Am liebsten würde Tweek wieder nach hause und sich in seinem Zimmer einschließen, während er Musik hörte und Kaffee schlürfte.
Stattdessen musste er in eine seiner persönlichen Höllen gehen (die zweite waren seine Träume) und sich den Schikanen seiner Mitschüler stellen.
Oft schämte sich Tweek dafür, ein Mensch zu sein.
Zu einer Gesellschaft von Verrätern zu gehören.
'Du bist keiner von ihnen.', hörte er eine Stimme, die die Musik zu übertönen schien, 'Du gehörst nicht dazu.'
Die Stimme gehörte nicht zu den Dämonen in seinem Kopf. Sie klang ruhig und schien Mut zu machen.
Sie kam ihm irgendwie bekannt vor.
Tweek schüttelte schnell den Kopf, als würde er so die Stimme aus seinen Gedanken zu bekommen.
Ein Ruck ging durch den Bus und Tweek machte einen kleinen Satz nach vorne.
Vor seinen Augen war das gelb-Orangene Schulgebäude.
Hätte der Bus keinen Unfall machen können? In einen 7,5-Tonner fahren können, dessen Bremsen kaputt waren? Und Benzin auslief? Und es plötzlich ein Feuer gab und alles explodierte? Und alle starben?
Hätte das nicht einfach passieren können, damit er nicht mehr an diesen Ort musste?
Schwermütig erhob sich Tweek aus seinem Sitz und verließ den Bus mit seiner Schultasche.
Er konnte bereits Wendy und ihre Clique am Tor sehen. Sie warteten auf ihn. Mal wieder.
Hilfesuchend sah sich der blonde Kaffeejunkie um, als würde er erwarten, dass jemand zu ihm kommt und ihn vor diesen Mädchen beschützen würde, welche bedrohlich auf ihn zukamen.
Tweek schluckte, machte die Musik aus und ließ Kopfhörer und Handy in seiner Tasche verschwinden.
Schon armselig, dass er sich vor Mädchen fürchtete, die viel kleiner waren als er.
Er senkte den Blick.
Wie wäre es, wenn irgendein Auto in ihn reinfuhr? Oder irgendwas passierte, damit das alles aufhörte?
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Tell him what you see
FanfictionTweek leidet unter Paranoia und einer dissoziativen Identitätsstörung und wird in der Schule ausgegrenzt und verspottet aufgrund seiner Probleme. Craig, welcher in der Grundschule sein bester Freund war, hat sich immer mehr von ihm distanziert, bis...