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Heather's P.o.V.

Die Schulglocke erklang einmal. Zweimal. Dreimal. Jetzt sollten alle Schüler in ihrem Unterricht sein, doch ich blieb starr vor dem Haupteingang stehen. Ich ignorierte die Jugendlichen, die mich jedes Mal fast umwarfen, wenn sie an mir vorbei rempelten. Ich war es zwar gewohnt, Menschen zu 'riechen', aber so viele auf einem Fleck hatte ich noch nie erlebt. Als die Flure sich nach einigen Minuten vollständig geleert hatten, zwang ich mich dazu, die Schule zu betreten und unterschrieb damit praktisch schon, dass Beacon Hills mein neues Zuhause sein würde.

,,Wie lautete nochmal ihr vollständiger Name?", fragte mich die Dame im Sekretariat und ordnete einige Papiere. ,,Heather Alyssa Stilinski", meinte ich nur ruhig. Dass diese Frau nicht die hellste Kerze auf der Torte war, roch man 1km gegen den Wind...Auch, wenn sie eigentlich ganz nett schien. ,,In Ordnung, dann ist soweit alles parat. Hier sind ihr Unterrichtsplan, ihre Schließfachnummer und der Code und die Hausregeln und dann können sie eigentlich auch schon ihren ersten Kurs aufsuchen", meinte sie freundlich, aber ernst. Zögerlich nickte ich. Ich nahm die Papiere entgegen und verließ den Raum, jedoch dauerte es keine drei Sekunden, da kam ich schon wieder herein. ,,Entschuldigen sie noch einmal, wo finde ich denn Raum 134?", fragte ich höflich und sah nur halb durch die Tür hindurch. ,,Den Gang gerade herunter, die Treppen nach oben und dann die dritte Tür auf der rechten Seite", meinte sie und sah dabei unfreundlicher Weise noch nicht einmal von ihren Papieren auf. Ich folgte ihren Anweisungen und fand auf dem Weg zu meinem Raum auch mein Schließfach, in welches ich meine Jacke hängte und dann an der Tür zu Raum 134 klopfte. Ein lautes 'Herein' ertönte. Vor mir saß mein zukünftiger Erdkundelehrer. ,,Sie müssen die Neue sein, nicht?", meinte er und lächelte freundlich. ,,Ja, die muss ich wohl sein", meinte ich und erwiderte das Lächeln, ein leises Lachen ging durch die Reihen. Mein Erdkundelehrer, wie ich von meinem Plan erfahren hatte, räusperte sich. ,,Ruhe!" Dann wandte er sich leicht zu mir. ,,Ich bin Mr. Andrews, wären sie so freundlich und würden sich dem Kurs vorstellen?", fragte er und ich tat, wie er wünschte. ,,Ja, also ich bin Heather, 16 Jahre alt und gerade erst wieder hier her, nach Beacon Hills gezogen. Ich habe schon einmal hier gelebt, aber ich denke nicht, dass wir uns kennen", meinte ich mit einem kecken Lächeln und sah durch den Kurs. Mr. Andrews gestattete meinen Mitschülern, mir einige Fragen zu stellen. Einige meldeten sich und Mr. Andrews nahm sie dran. ,,Liam" Ein Junge ließ seine Hand wieder zurück auf seinen Tisch fallen. ,,Was machst du so in deiner Freizeit?", fragte dieser 'Liam' und grinste mich an. So, eine Grinsebacke also. ,,Ja, also ich mache Kickboxen, ich gehe regelmäßig laufen und ich tanze sehr gerne, wenn ich mich nicht mit Freunden treffe." Das mit den Freunden war natürlich gelogen. Ich hatte keine. Dort, wo ich gelebt hatte, bis ich von Marten abgehauen war, waren nur fünf andere Häuser und keines der Kinder war in meinem Alter. Einige zogen respektvoll die Augenbrauen zusammen. Liam inklusive. ,,Sportlich also", meinte er neckend. ,,Sportlicher als du", konterte ich. ,,Woher willst du das bitte wissen?", fragte er nun leicht angepisst und sah mich aus zwei funkelnden Augen an. Niemand anderes schien es zu bemerken und ich merkte, dass er es sofort wieder unter Kontrolle zu kriegen versuchte. Innerlich musste ich lachen. So ist das also, ein kleiner Werwolf in meinem Kurs. Das würde noch lustig werden, dieses Jahr. Mr. Andrews unterbrach die kleine Diskussion und bat mich, mich hinzusetzen, damit er den Unterricht fortsetzen konnte. Ich saß schräg links vor Liam und neben einem freundlichen Mädchen, welches sich als Sophia herausstellte. Während des weiteren Unterrichtes machte ich einigermaßen gut mit und redete unauffällig nebenbei mit Sophia. Sie tanzte ebenfalls, sie war Cheerleaderin, 16 Jahre alt und hatte dunkelblonde mittellange Haare, die ihr ungefähr bis zu den Schultern gingen. Sie hatte einen kleinen Bruder, der jetzt in der 7 Klasse ist und eine Schwester, die gerade ihren Abschluss gemacht hat. Der Unterricht war eigentlich relativ schnell vorbei, sodass ich den Raum verließ. Sophia musste blöderweise nochmal kurz nach Hause, weil sie ihre Mathe Sachen vergessen hatte, doch sie verriet mir, wo die Cafeteria war, sodass ich dort hingehen konnte. Als ich diese betrat, sah ich Liam an einem Tisch sitzen. Mit ihm zwei Mädchen, ein dunkelbraun-haariger mit einem leicht schiefem Kiefer, einem krass gutaussehendem Typen mit dunkelblonden Haaren und...nein, ich erkannte ihn von den Bildern. Mit meinem Bruder. Ich wusste nur, dass er Stiles genannt wurde und wie er aussah, sonst nichts. Doch für das, was ich jetzt erst mal vorhatte, musste ich Stiles ignorieren. Langsam ging ich auf Liams Tisch zu. Da er günstigerweise am Rand saß, konnte ich einfach an ihm vorbei gehen und ihm dabei etwas ins Ohr raunen, was ich auch tat. Ich war genau auf seiner Höhe, da flüsterte ich im vorbeigehen: ,,Na, Wolfi, wer ist wohl schneller?" Ich überlegte wahrhaftig, aus Spaß ein Wettrennen draußen zu 'veranstalten'. Endlich mal jemand, mit dem man sich wirklich messen konnte. Doch erst mal musste ich seine Reaktion auskosten. Die anderen hatten nichts mitbekommen, zumindest nicht, bevor er mich ziemlich geschockt und verwirrt ansah und mit seinem Bein angeblich 'unauffällig' ziemlich hart gegen das von dem dunkelbraun-haarigen stieß. ,,Man, Liam, was ist dein Proble..." Sein Blick folgte dem von Liam, der mich immer noch anstarrte. Ich grinste nur fies und verließ mit schnellen Schritten die Cafeteria. Die anderen Schüler hatten zum Glück nichts mitbekommen. Schnell rannte ich nach draußen und an einer Mauer nicht weit von der Cafeteria hielt ich an und versuchte, das Gespräch von Liam und dem Jungen mit zu bekommen, was mir auch wahrhaftig gelang. „Wer zur Hölle ist das, Liam? Und warum schaust du sie an, als hätte sie jemanden umgebracht?", fragte vermutlich der dunkelbraun-haarige. „Alter, ich hab keinen Plan, aber sie weiß, dass ich ein Werwolf bin", meinte er noch immer geschockt, wobei er den letzten Teil etwas leiser sagte. Nun mischte sich eine dritte Jungenstimme ein. Eine ziemlich heiße und ziemlich tiefe Stimme, falls es euch interessiert. "Was hast du jetzt schon wieder angerichtet, Gartenzwerg?", fragte die heiße Stimme und ich musste leise kichern. Der Typ war mir jetzt schon sympathisch. „Also erstens, Jackson, ich hab NICHTS angerichtet, verwechsel uns beide nicht immer, und zweitens, nenn mich noch einmal Zwerg und ich polier dir deine hässliche Fresse", sagte Liam angepisst. Uhhh, Bitchfight! „Jungs!", warf eine recht hohe, aber angenehme Mädchenstimme ein. ,,Ganz ehrlich, egal wer 'sie' auch immer ist, hört auf, euch hier gegenseitig total grundlos fertig zu machen, sonst versprech ich euch, ihr könnt die nächsten Wochen jeder bei sich zuhause bleiben und Scott, Malia, Stiles und ich machen etwas ohne euch. Da könnt ihr sehen, wie ihr ohne Freunde zurecht kommt." Auch sie kam mir sofort sehr sympathisch vor. Auf einmal juckte es mich in der Nase. Oh nein, nicht schon wieder... Ich musste plötzlich total laut viermal hintereinander niesen. Natürlich war das denen nicht entgangen, denn plötzlich waren sie alle ruhig. Shit, sie haben mich gehört... Ich versuchte so leise ich konnte zu verschwinden, doch als ich Richtung, Schulausgang rannte, prallte ich gegen einen Körper, trainiert wie eine Stahlwand. Oha, der Typ ist wirklich heiß. Die heiße Stimme aus der Cafeteria. Und hinter mir tauchten auf einmal Liam und der dunkelhaarige auf. Die Mädchen und Stiles zum Glück nicht. Ich versuchte, mich aus den Armen von dem angeblichen Jackson zu reißen, doch er hielt mich fest. Ein Mensch hätte das nicht gekonnt. Ich verbarg aber meine übermenschliche Stärke. Sie mussten ja nicht wissen, dass ich auch einer war. Jetzt roch ich es auch. Es roch angenehm, aber dennoch nach anderen Wölfen. Aussichtslos hörte ich auf, mich gegen Jackson zu wehren, dem das anscheinend eh nichts ausmachte und meinte 'unwissend': ,,Äh...hey, was läuft?", versuchte ich ablenkenden Smalltalk. ,,Hör auf, wir wissen, dass du über Liam Bescheid weißt, bist du ein Jäger?", versuchten sie gleichzeitig die Werwolf-Sache nur auf Liam zu beschränken, als auch zu erfahren, woher ich davon weiß. Tja, falsch gedacht. ,,Ach, bitte labert doch keinen Müll, ich weiß, dass du", ich zeigte auf den dunkelbraun-haarigen, „ und du!", ich zeigte auf Jackson, „auch Werwölfe seid. Als ich mich von dem anderen wegdrehte, und so nur Jackson sah, ließ ich meine Augen drohend kurz aufglühen. Als Jackson in meine Augen sah, ließ er mich vor Schock los und ging einen Schritt zurück. Wusste ich doch, dass ich meinen Respekt noch bekomme. Siegessicher lächelnd lief ich in Menschen-tempo aus der Schule und ließ zwei von Jackson verwirrte Jungs und einen geschockten Jackson zurück. Wo Stiles und diese Mädchen waren, wusste ich zwar nicht, aber mir liefen sie komischerweise nicht über den Weg. Ich lief an den Ort, wo ich entspannen konnte, der einzige Ort, der gerade mein Zuhause war. In den Wald.

Heather Stilinski - Im Schatten des MondesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt