Mehr als alles andere

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Ziva war erst spät am Abend nach Hause gekommen und saß nun auf ihrer Couch, eine Tasse mit wohltuendem Kräutertee in der Hand, träumend. Ihre Gedanken kreisten um ihren Partner Tony. Ein bedeutendes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen, als sie daran dachte, wie er sie am Morgen im Großraumbüro begrüßt hatte. Mit diesem unbezahlbaren Lachen auf den Lippen und diesen strahlenden Augen, die ihre ganze Haut zum Kribbeln brachten.

Im Fernsehen lief eine Serie aus den Achtzigern, von der Tony ihr schon einmal erzählt hatte. Sooft es sie auch in den Wahnsinn trieb, wenn er irgendwelche Filme mit Verbrechen mischte oder Zitate in den ungünstigsten Momenten zu Tage führte, sie würde es ebenso vermissen, würde er es nicht mehr tun.
Seufzend trank sie einen Schluck aus ihrer Tasse. Es war bereits die dritte an diesem Abend, und würde es so weitergehen, müsste sie noch am selben Abend neuen kaufen.

Vor knapp zwei Monaten hatte Ziva erfahren, dass ihr Vater sie beschatten ließ, dass er jemanden angeheuert hatte, der seine Tochter bei Nacht und Nebel beobachtete und jeden ihrer Schritte aufzeichnete und genauestens an Eli David weitergab.
Ziva war von dieser Nachricht keineswegs überrascht gewesen. Es war wohl etwas unerwartet gewesen, da sie mit keiner Silbe an irgendwelche Konsequenzen gedacht hatte, doch nun war der Gedanke daran, dass ihr Vater über sie und Tony Bescheid wusste, jeden Tag präsent. Daher hatte sie ihren Partner immer wieder mit diversen, unsinnigen Ausreden abwimmln müssen, um nicht nur sich, sondern auch ihn zu schützen.
Denn sie wollte nicht zum Mossad zurück, nicht nach diesem Jahr. Ihre Kollegen, Abby, McGee, selbst Gibbs, und Ducky waren ihr zu wichtig geworden, als dass sie von einem auf den anderen Tag einfach Lebe Wohl sagen könnte.
Sie würde auch Tony niemals den Rücken kehren können. Es war nicht nur sein gutes Aussehen, dass ihren Magen rebellieren ließ. Allein seine Stimme konnte ihre Stimmung verändern, auch wenn diese Wirkung nicht immer die selbe war.
Doch sie wusste, was er in ihr auslösen konnte, und er wusste es auch.
Vermutlich war er genau deswegen an diesem Abend zu ihr gefahren, ohne sich vorher anzukündigen, ohne ihr Bescheid zu geben, ohne sie vorzuwarnen.

Ziva schwelgte in Erinnerungen an vergangene Abende, in denen Tony sie besucht hatte.
Sie hatte ihn an der Tür erwartet und dann mit in ihre Wohnung genommen.
Sie hatte sich ungezwungen und wohl gefühlt, wenn er bei ihr war, wenn seine Hand ihre Hüfte griff, um sie nah an ihn zu ziehen. Wenn er sie mit diesem begehrenden Blick betrachtete, und seine Lippen schließlich verheißungsvoll auf ihre legte.
Wenn sein Geruch sie umhüllte, und seine Finger sanft über ihre Haut strichen, wusste Ziva, dass es das Richtige war. Dass dieser Moment richtig war; dass das, was sie Taten, richtig war.

Unwillkürlich begann sie zu lächeln, als der Mann in der Serie, seine Art zu sprechen und zu gestikulieren, sie an ihren Partner erinnerte.
Sie dachte daran, wie sie sich an seine warme Brust gelehnt hatte und wie sein Arm um ihre Schultern gelegen hatte, während im Fernsehen Magnum lief.
Tony liebte die Klassiker, und sie liebte ihn. Womöglich unbewusst, auch wenn sie sich ihrer Gefühle sicher war. Doch würde sie die Worte Ich liebe dich wohl niemals zu ihm sagen. Selbst wenn sie es tat.

Obwohl Ziva kein besonders schreckhafter Mensch war, hatte sie nicht damit gerechnet, das Läuten der Klingel an diesem Abend noch einmal zu hören.
Sie stellte die halb geleerte Tasse Tee auf den Tisch, legte die Decke zur Seite und lief zu ihrer Wohnungstür.
Als sie im Vorbeigehen einen Blick in den Spiegel warf, erkannte sie sich beinahe nicht wieder. Struppiges Haar, das ihr in wilden Locken über den Schultern hing und müde Augen. Sie fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und durch das dunkle Haar. Dann öffnete sie die Tür.

Tony stand in einem schicken, schwarzen Anzug vor ihr, ein umwerfendes Lächeln auf den Lippen und eine Pizzaschachtel in der Hand.
Er legte den Kopf etwas schief, ohne den Blick von Ziva abzuwenden oder das Lächeln von seinen Lippen verschwinden zu lassen.

Navy CIS - OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt