»Ich hasse Samstage«, verkündete Tony DiNozzo jammernd, als er durch die Tür in seine Wohnung trat. Erschöpft setzte er den Rucksack im Wohnzimmer hinter seinem Sofa ab, bevor er sich auf eben dieses fallen ließ.
»Das war wohl der längste Tag der Woche...« Er flüsterte die Worte still vor sich hin, während er seinen Kopf auf die Lehne sinken ließ, die Arme zur Seite legte und die Schuhe von seinen Füßen streifte.
Ziva David kam um die Ecke gelaufen, ein Wischtuch in den Händen, und lächelte warmherzig, als sie ihren Partner beinahe schlafend vorfand. Sie trocknete gerade ein Glas vom Abwasch, den sie erledigen wollte, bevor Tony nach Hause kommen sollte.
»Erzähl mir nicht, dass dich dieser Fall angestrengt hat«, sagte sie amüsiert, bevor sie Glas und Tuch zur Seite legte.
Tony sah nicht auf. »Nicht der Fall, sondern der Papierkram. Ich glaube, meine Finger sind vom ewigen Tippen auf die Tastatur«, und er tippte in die Luft, um es auch bildlich zu zeigen, »ganz dick geworden.«
Ziva musterte ihn mit einem skeptischen Blick, der alles andere als Mitleid in sich trug. Dennoch wusste sie, wie er sich fühlte, denn die Woche war auch an ihr nicht spurlos vorbei gegangen.
In den letzten Nächten hatten beide nur wenig Schlaf bekommen, waren dementsprechend, nicht immer, doch öfters, unkonzentriert zur Arbeit erschienen.
Gibbs hatte Ziva an diesem Tag früher nach Hause geschickt, da sie am Schreibtisch beinahe eingeschlafen war, und ihr Bettruhe verordnet. Er meinte, sie solle sich zunächst einmal eine ordentliche Mütze Schlaf holen, so wie Tony auch.
»Ich hab das Essen bereits vom Herd genommen, es müsste jeden Moment ausreichend abgekühlt sein.«
Sie setzte sich zu ihrem Partner auf das Sofa, welcher seinen Arm um ihre Schultern legte, sodass sie sich an ihn lehnen konnte.
»Es würde dir auch gut tun, heute Nacht mal nicht auf der Couch zu schlafen«, sagte sie mit einer kurzen Pause zwischen den Sätzen. »Es würde uns beiden gut tun.«
Tony bemerkte, wie still Ziva plötzlich wurde, rutschte in eine aufrechtere Sitzposition und nahm den Arm von ihren Schultern, um sie ansehen zu können.
»Was ist los, hm? Du wirkst sehr... bedrückt.«
Sie lächelte schwach. »Es ist nichts.«
Doch mit diesen Worten ließ er sich nicht abspeisen. Sanft nahm er ihre Hand in seine und sah ihr dabei tief in die Augen.
»Jetzt komm schon. Raus damit«, motivierte er sie, und lächelte aufmunternd.
Ziva war nie ein Mensch großer Worte gewesen, ebensowenig wie er. Wenn ihr etwas wirklich Wichtiges auf dem Herzen lag, etwas unumgängliches, etwas von Bedeutung, wusste er, dass sie nicht zögern würde, es ihm zu sagen.
»Na schön.« Sie wartete. »Ich mach mir nur... Sorgen. Du wirkst in letzter Zeit etwas... fern von mir; irgendwie abwesend«, sagte sie zögernd, sah in jedoch mit einem festen Blick an. Tony konnte in ihren Augen sehen, wie schwer es ihr viel, mit ihm zu sprechen. Es würde leichter sein, wenn sie wüsste, was sie sagen sollte und wenn er wüsste, worauf sie hinaus wollte.
Tony rutschte etwas an sie heran, um ihr näher zu sein, bevor er fragte: »Was willst du mir sagen, Ziva?«
Sie legte den Kopf schief, senkte den Blick, als sie damit begann mit ihren Fingern kleine Muster auf seinen Handrücken zu zeichnen. Aufmerksam beobachtete er sie, versuchte ihre Mimik zu lesen, sie zu verstehen. Doch sie war wie ein verschlossenes Buch, dessen Inhalt man nicht sehen konnte.
Selbst wenn er wusste, dass sie ihm nichts vormachen konnte. Selbst wenn er sich zu einhundert Prozent sicher war, dass sie ihm etwas verschwieg. Er würde es nicht heraus bekommen, solange sie es ihm nicht sagte.
»Nun ja, du hast dich irgendwie zurückgezogen, habe ich das Gefühl. Du entfernst dich von mir«, stellte sie fest und sah ihm fest in die Augen. »Ich habe nur angefangen mir Gedanken zu machen.«
Tony sah sichtlich verwirrt aus. »Und worum?«
Sie zuckte die Schultern und schaute zur Seite. »Um alles mögliche. An erster Stelle wohl um uns.«
Für einen Moment hingen beide ihren Gedanken nach. Sie dachten an das Selbe, nur in unterschiedlicher Art und Weise.
Schließlich war es Tony, der als Erster das Wort ergriff. »Ich weiß, ich war in den letzten Tagen sehr zurückhaltend.« Ziva nickte, ließ ihre Hand jedoch bei seiner. »Die vergangene Woche war ziemlich stressig und wir hatten kaum Zeit füreinander...«
»Zumal du beinahe jeden Abend auf der Couch eingeschlafen bist.« Es klang wie ein Vorwurf, und Tony wusste, dass es einer sein sollte. Doch Ziva ahnte gar nicht, wofür er die Einsamkeit genutzt hatte. Zumindest hoffte er, dass sie weder einen Verdacht, noch eine Befürchtung hatte. Er wollte nicht, dass sie von jemand anderem erfahren hatte, oder ihm vielleicht sogar selbstständig auf die Schliche gekommen war. Seit über einer Woche gab er sich die größte Mühe, sich und sein Plappermaul von seiner Partnerin fern zu halten, ohne sie dabei vor den Kopf zu stoßen. Und jeden Moment würde er sehen, ob es ihm etwas gebracht hatte.
»Ich hoffe, du bist keinem von uns böse, dass wir dir die ganze Woche aus dem Weg gegangen sind. Aber du kennst ja Abby, die noch weniger für sich behalten kann als ich.«
Er griff in seine Tasche und holte eine kleine Schachtel in dunklem Samt eingepackt heraus, die er in Zivas und seine Mitte hielt und lächelnd betrachtete. »Ich hatte zuerst daran gedacht mir einen Zettel zu schreiben, weil ich dachte, dass mir nichts einfallen würde, was ich sagen sollte.«
Wieder entstand eine keine Pause. Tony umklammerte die Schachtel fest mit seiner Hand, bevor er sie Ziva reichte. »Aber ich bin sicher, dass ich gar nicht so viel sagen muss.«
Irritiert nahm seine Partnerin ihm das Kästchen ab. Sie fragte nicht, was es war, wozu, oder warum. Ziva wartete jedoch kurz, sah Tony fest in die Augen, bevor sie den Deckel öffnete.
Rückblickend würde er diesen Moment immer als den schönsten in seinem ganzen Leben bezeichnen. Dass es nichts bedeutenderes jemals für ihn geben würde, als dabei zuzusehen, wie Ziva den Inhalt der Schachtel mit zitternden Fingern in die Höhe hielt.
»Was ist das?«, fragte sie mit schwacher Stimme.
Ihr Partner hatte begonnen nervös seine Hände zu kneten. »Siehst du etwas anderes als ich?«, lachte er. Ungläubig betrachtete Ziva den silbernen Ring. Glücklich stellte Tony fest, dass sie nichts geahnt hatte. Nicht einen einzigen Moment.
»Und dafür hast du auf der Couch geschlafen?«, fragte sie amüsiert, während sie den Ring mit leuchtenden Augen betrachtete.
Tony fuhr sich erleichtert durchs Haar. Er sagte, dass er sie hätte anlügen müssen, dass er ständig nichts gesagt hätte und ihr lieber aus dem Weg gegangen war, um keinen Verdacht zu erregen, und um sie nicht nervös zu machen.
Ziva hielt ihm den Ring hin, bevor sie sagte: »Ich küsse dich nicht, bevor sich der hier nicht an meinem Finger befindet.«
Beide begannen glücklich zu lächeln, bevor Ziva ihre Lippen auf seine legte. Dann löste sie sich von ihm, betrachtete den Ring an ihrem Finger, und legte die Hand schließlich an Tonys Wange, der sie anschaute, als gäbe es nur sie und ihn. Und für diesen Moment konnte man das wohl auch sagen.
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Navy CIS - Oneshots
FanfictionAufgrund meiner unbegrenzten Liebe für die Serie Navy CIS habe ich meine freien Fantasien zusammen genommen und ein paar Oneshots geschrieben. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Tiva. Alle Figuren gehören CBS und Gary Glasberg. #1 in Tiva - 24...